[Subura] Eine heruntergekommene Insula | Ein Hauptquartier


  • Die schwarzen und leeren Fensterhöhlen der heruntergekommenen Insula, mitten in der Subura, starrten jeden vorbeikommenden Passanten wie mit finsteren Augen an. Gedrungen und geduckt wirkte das baufällige Gebäude wie eine Raubkatze. Doch die Blumentöpfe auf einem der oberen Fensterbretter durchbrach diese bedrohliche Stimmung wieder. Auch die buntgefärbten Gewänder, die daneben leicht im lauen Wind flatterten und von der Sonne langsam getrocknet wurden, verrieten die Insula nicht als ein kleines Verbrecherhauptquartier. Doch das war es! Hier traf sich so manch eine zwielichtige Gestalt, Hochstapler, Mörder und Halunke. Um genau zu sein, eigentlich trafen sich hier nur eine kleine Gruppe, die schon den ein oder anderen Clou zusammen getätigt hatten, den ein oder anderen Römer hereingelegt oder die Freiheiten des Gesetzes sehr stark gebogen und oftmals gebrochen hatten.


    Es war ein später Nachmittag, die Sonne stand schon sehr schräg und das Treiben um die Insula ebbte langsam ab. Eine Gestalt kam heimlich auf die Tür zugelaufen. Eine Kapuze tief übers Gesicht gezogen sah er immer mal wieder nach links und nach recht, als ob er die Praetorianer an der nächsten Ecke erwarten würde. Vor der Insulatür angekommen, klopfte er schnell. Dabei mit einem Muster. Tock, tooock, Tock, toock, toock! Erst passierte nichts, doch dann öffnete sich die Tür. „Wenn der Mond die Katze streift...“ flüsterte der unter der Kapuze heiser. „Ah, Fabus, was faselst Du da? Komm doch rein, meine Frau hat den Kuchen sicherlich auch gleich fertig. Und hast Du einen Sonnestich bekommen oder warum rennst Du mit 'ner Kapuze bei Sonnenschein herum?“ Fabus Schultern sackten herunter. Da die „Tarnung“ sinnlos war, zog er die Kapuze herunter und sah Decius, den dicklichen Hochstapler, verärgert an. „Apfelkuchen?“ Decius nickte gutmütig. „Ja, komm rein. Du bist der Erste!“ Fabius Gesicht erhellte sich wieder bei der Aussicht auf den Apfelkuchen und er entschwand mit Decius in der Insula.

  • Der Ort:
    Ein düsterer Keller, dunkelrote Backsteine bilden die Wände und das gemauerte Dachwerk, die von hölzernen Dachbalken gestützt wurden, eine ganze Insula ruhte immerhin auf diesen Balken. Tönerne Öllampen waren auf die Balken gestellt und flackerten immer wieder leicht, wenn ein leichter Windzug aus dem schmalen Fenster an der Seite mit den gelben Flammen spielten. Ansonsten beleuchteten sie einen Holztisch und mehrere kleine Holzstühle. Der Boden bestand auf festgestampfter Erde und war vom Regen der letzten Tage an manchen Stellen ein klein wenig feucht.


    Die auftretenden Akteure:
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    Decius
    ~Gestatten? Hochstapler von Beruf, treusorgender Ehemann und früher mal ein leidenschaftlicher Koch. In der Subura hat er gelernt sich mit allerlei Tricks durchzuschlagen und den einen oder anderen Clou erfolgreich über die Bühne zu bringen. Doch ein wirklicher Schwerverbrecher ist er nicht! ~


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    Fabus
    ~Der Jüngste in der Truppe und begierig alles von den älteren und erfahrenen Halunken und Gesetzesuntreuen zu lernen. Noch ist er ein unbeschriebenes Blatt, doch wo liegen seine Stärken? Wir werden es erfahren. Bestimmt hat er ein düsteres Geheimnis in seinem Lebenslauf! Oder ist er doch nur der einfache Junge von neben an? ~


    Fortsetzung der Personen folgt...


    Die Handlung:
    „Der Kuchen ist...hmpf..wieder mal...mjam...himmlisch!“ Fabus stopfte sich ein großes Stück Apfelkuchen hinein, der noch leicht von der Hitze des Ofens dampfte. Decius Frau ging jede Woche am 9. Tag, wo auch der Wochenmarkt war, zu dem Bäcker am Ende der Via, um sich einige Brote und auch Kuchen backen zu lassen. Wer hatte schon in seiner Insula selber einen Ofen? Doch wir schweifen ab. Fabus war zwar ein begeisterter Anhänger von Lenias Kochkünsten - sie war Decius Frau-, doch hier war das Hauptquartier und keine Teestube der kleinen Suburabande, wie sie es in dem Viertel zu Hauf gab. Darum widmen wir uns lieber der Zusammenkunft der kleinen Bande. Die Tür zum Keller öffnete sich knarrend und die Öllampen flackerten leicht als Hannibal hineintrat. Er sah von Fabus zu Decius und dann auf den Tisch. Seine Augenbrauen wanderten hoch, doch Decius deutete auf einen tönernen Teller. „Salve Hannibal, komm, bedien' Dich. Lenia wäre sonst zutiefst beleidigt.“


    Hannibal lächelte, trat zu den beiden Anderen und nahm ebenfalls am Tisch Platz. „Was ist mit den Anderen?“ fragte er, während er das Stück Kuchen vor sich betrachtete. "Waren sie schon da?“ Decius schüttelte den Kopf. „Nein! Flora kommt doch immer viel zu spät...und Scintilla? Frag mich nicht...vielleicht hat sie ja eine neue Flamme gefunden, der sie aushält. Bei so einem Prachtweib, kein Wunder! Wenn ich Geld hätte, würde ich das sicherlich auch machen...und ähm...hust...natürlich nicht verheiratet wäre. Lenia ist ja viel zu eifersüchtig.“ Hannibal nickte, wenn er auch Decius schon nicht mehr zu hörte. Seine Gedanken schweiften schon wieder ab. Vielleicht war es keine gute Idee, die beiden Frauen mit einzubinden? Aber Frauen wirkten nun mal harmlos und die meisten Männer fielen auf sie herein. Gedankenverloren drehte er den Teller vor sich hin und her, der Tonrand schabte leise über den Tisch.

  • "Hmm, das riecht gut! Grüß euch!" Ein Weilchen später kam auch Scintilla hereingeschneit. Sie sah etwas übernächtigt aus und begrüßte Hannibal, Decius und Fabus alle ganz überschwenglich mit Küßchen auf die Wange. Links, rechts, links. Sie warf sich auf einen Stuhl, und bedankte sich mit innigem Lächeln bei Decius, als der ihr auch ein Stück Kuchen hinschob.
    "Das war was, oder?" kicherte sie dann zu Hannibal. "Nur schade, daß wir kein Geld mehr einsammeln konnten, nicht? Ich strebe ZU HÖHEREM! Herrlich!" Sie grinste breit. "Ach, auch wenns nur mieser Schund ist, irgendwie macht es doch Spaß. Vor allem das Publikum war ganz wunderbar, richtig toll haben die mitgemacht, nicht?" Hier zeigt es sich mal wieder: der Schlüssel zu Scintillas oberflächlichem Herz ist ... Applaus."Aber, ach, wir müssen das Geld an viel zu viele verteilen! Meinst du die werden jetzt nach uns suchen? Hoffentlich nicht... aber ich war ja verkleidet."
    Sie unterbrach ihr Geplauder nur kurz um einen Bissen Apfelkuchen zu verspeisen. "Phantastisch! Übrigens, Pictor ist gerade im Umland unterwegs, ich will gar nicht wissen warum, aber danach hat er schon Interesse. Es war nur etwas schwierig, weil ich ihm nichts genaues sagen konnte. Aber vielleicht klärst du uns mal auf, Hannibal?" Neugierig und erwartungsvoll sah sie ihn an.

  • Scintillas Auftritt- Grund für einen kleinen Einblick in Fabus Psyche und innere Welt:


    Schon seit Wochen himmelte Fabus Scintilla an. Schon das erste Mal als er sie gesehen hatte, es war bei der ersten Besprechung in Decius’ Insula gewesen, hatte er sich verliebt. Er erinnerte sich noch sehr gut an den Augenblick. Nichtsahnend saß er über einem Stück Nusskuchen als SIE hereinkam. Rote wallende Haare, diese anmutige Gestalt einer Venus gleichend. Gerade als ob sie aus dem Meer entstiegen war, um alle Männerherzen zu betören. Ihre Sinnlichkeit, die jeder Schritt ausdrückte und ihre großen...Augen waren einfach zu viel für den jungen Fabus gewesen. Er war sofort in diese Frau verliebt gewesen. Was würde er nicht alles geben, für ein Zeichen ihrer Gunst oder eher für einen leidenschaftlichen Kuss. Es schauderte ihn als er Scintillas Lippen auf seiner Wange spürte, aber wie der Hauch der Venus war sie auch schon wieder von dannen. Es war ein Wechselbad der Gefühle in die Fabus getaucht wurde, abgrundtiefe Liebe (zumindest hielt er sie in dafür), Sehnsucht (wie sehr er sie gerne küssen würde), lodernde Eifersucht (irgendwie hatte er sich in den Kopf gesetzt, dass auch Hannibal wohl hinter Scintilla her war) und tiefe Melancholie (er würde sie nie erringen können). Schwermütig starrte er sie an.


    Genug der Verliebtheit, kommen wir wieder zurück zur Besprechung:


    Mit weitaus weniger emotionaler Beteiligung hatte Hannibal Scintilla begrüßt. „Ah, Feuerblume! Ja...na ja! Ist ganz gut gelaufen, ja!“ Mehr wollte Hannibal nicht zu den Theaterstücken an Worten verlieren. Decius war jedoch nicht so einsilbig darüber. Schließlich hatte er auch mit Wache stehen müssen und den Einzug der vielen verdächtigen Togaträger (wer trug denn auch bitte normal eine Toga ohne ein Amtsinhaber zu sein?) beobachten können. „Wisst ihr inzwischen wer dahinter steckt? Also, ich hab da einen ganz heißen Tipp bekommen...der...“ Er verstummte kurz und grinste breit um die Spannung zu steigern. „...deeeer....Proconsul soll es angeblich gewesen sein. Er soll wohl mit einigen von den Leuten da oben Ärger haben. Und genug Geld hat der ja auch!“


    Finsterer Miene drehte Hannibal den Teller mit dem Apfelkuchen vor sich hin und her. Eigentlich hatte er nichts mehr sagen wollen, doch dann kam ihm wieder das letzte Stück in den Sinn. Er sah auf und zu Scintilla. „Wer hat das letzte Stück geschrieben? Das war nicht abgesprochen gewesen.“ Ärger und Vorwurf lag in Hannibals Stimme, vielleicht auch etwas wie kalter Zorn? Hannibal gehörte schließlich auch zu den Actalesern und ahnte, auf wen das letzte Stück abzielte. Das ging selbst für ihn zu weit oder gerade für ihn. War er doch seiner Familie immer noch loyal ergeben. Und seinem Freund sowieso!

  • "Der Prokonsul?! Dieser Krösus? Nein wirklich!" Scintilla biss herzhaft in den Kuchen. "Vorzüglich. In Accusium haben wir auch eine Spezialität, die ist mit ganz viel Äpfeln, hauchdünn geschnitten und geschichtet mit Honig, Eischnee und gemahlenen Kastanien…" Sie fasste ihren Zuhörern, von lebhaften Gesten untermalt, das Rezept zusammen("ex-qui-sit! ") und worauf es beim Backen ankam ("die Kruste muß SCHMELZEN, darf auf keinen Fall bröckeln…"), und schloß mit der Feststellung, dass sie auch dringend mal wieder was backen musste. Ohne Punkt und Komma schwenkte sie wieder zum vorherigen Thema, und spekulierte fröhlich weiter: "Ich glaube aber, das hinter dem Vorhang, als es um die Details ging, und dann ums Geld, das war eine Frau. Sie hat zwar ihre Stimme gut verstellt, aber ich bin mir ziemlich sicher… vielleicht arbeitet sie ja für ihn. Könnte natürlich auch ein Eunuch sein…"
    Hannibals plötzlicher Ernst, oder gar Zorn, unterbrach ihre Mutmaßungen, und sie wendete sich ihm irritiert zu. "Was ist das Problem? Ich hab das geschrieben! Hats dir nicht gefallen? " Sie schniefte gekränkt. "Naja, gut ich gebe zu, es war vielleicht zu schwer zu deuten. Aber der, oder die, wollte das wohl so haben. Ich frage mich ja selbst, wen das eigentlich treffen sollte… außer dem Prätorianerpräfekten natürlich!" Sie grinste wissend, und teilte Decius und Fabus betont beiläufig mit: "Der ist nämlich wirklich ein bisschen schüchtern. Ich traf ihn mal auf so einem Weinfest wo ich ein Engagement hatte. Vielleicht ist er aber nur bei Frauen so? Hach, er hätte das gar nicht nötig, der muß sich wirklich nicht verstecken der Mann! " Sie seufzte und schwärmte mit leuchtenden Augen: "So charmant, und mit einem ganz wundervollen Kinn…", und geriet übergangslos ins Schimpfen: "Dummerweise hat ihn so eine räudige aufgetakelte Schlampe die ganze Zeit über wirklich penetrant bedrängt! Eine ganz niveaulose Person. Vielleicht war er deshalb etwas verschreckt.“
    Aber dann wurde sie nachdenklich. "Moment… stand nicht vor einiger Zeit in der Acta was über den Präfekten und irgendeine junge Frau? Das muß in der Klatschkolumne gewesen sein..." (Scintilla las meistens nur diese. Und die Kleinanzeigen.) "Vielleicht ist der Spötter ein eifersüchtiger Rivale? Das wäre ja köstlich! Ich muß mal ein altes Exemplar suchen. Ein Jammer übrigens, daß es die Kolumne nicht mehr gibt, findet ihr nicht auch? Die Zeitung hat damit viel an, ähm, Qualität verloren. Aber wie auch immer. Wofür hast du uns denn nun versammelt, Hannibal? Wieder ein Bruch? "

  • Was die drei Männer so dachten, während Scintilla in aller Ausführlichkeit ein Backrezept vorstellte, war nicht so schwer zu erkennen. Machen wir doch einen kleinen Ausflug. Schwupp, schon sind wir in Decius Geist.


    ~Hm...Äpfel, Honig...Kruste! Ob meine Frau das auch bereiten kann? Ich könnte ihr doch das Rezept mal vorschlagen. Oder besser nicht. Sonst fragt sie mich noch, wo es herkommt und wenn ich Feli ins Spiel bringe, gibt’s gleich wieder Mord und Todschlag...zumindest für das Geschirr. Warum muss sie immer nur so eifersüchtig sein? Schließlich kann ich mit so einer Bohnenstange wie Feli nicht viel anfangen! Honigguss...hmmm!~


    Fabus Geist war weit fern von solchen trivialen Genüssen, wenn er sich auch ganz der weltlichen Seite von Scintillas hingab.


    ~Wie schön sie ist! Wie schön sie doch spricht...ihre zarten Lippen. Wie sehr ich sie doch mal küssen würde. Ob sie auf jüngere Männer steht? Auf meinen Adoniskörper bestimmt. Und was für ein Busen, wie er bei jeder Bewegung hin und her wogt! Bei Venus, vielleicht lockt sie ein wenig Schmuck? Schmuck...nein, kein Geld dafür. Ach, ich würde alles für einen Kuss von diesen zarten Lippen geben.~


    Hannibal war jedoch im ersten Moment noch mit seinem Ärger beschäftigt, doch der Redefluss hielt ihn zurück. Er tat, was die meisten Männer in einer solchen Situation taten. Sie schwiegen und dachten sich ihren Teil.


    ~Marcus bringt mich um! Obwohl, wahrscheinlich bekommt er es nicht mit. Er liest weder die Acta, noch ist er über das Geschehen in Rom informiert. Schließlich ist er noch in Germania. Vielleicht ist es doch nicht so schlimm? Oh weh, Backrezept? Ob dieser Tacitus leicht zu erwischen ist? So schwer kann es nicht sein. Was Nadia wohl gerade macht? Cato...dieser Cato...Scintilla redet immer noch? Ah ja...! Dem sollte ich mal auf den Zahn fühlen. Ob Scintilla mir dabei behilflich sein kann, fast blond...schön...vielleicht fällt er ja auf sie herein? Immer noch nicht fertig...warum müssen Frauen, egal welchen Standes, auch immer so viel quatschen? Tacitus...Tacitus...was weiß ich eigentlich über ihn? Ah endlich, sie ist fertig! War auch an der Zeit...Kuchen?~


    Natürlich hatte Hannibal Scintilla nicht wirklich zugehört. Das Meiste rauschte an ihm vorbei, da er es für sehr bedeutungslos hielt. In den meisten Fällen war es das auch. „Isst Du Deinen Kuchen noch?“ Hannibal wurde aus seinen Gedanken rausgerissen. Ohne ein Wort zu verlieren schob er seinen Teller mit dem Apfelkuchen zu Decius, der angeregt von Scintillas Erzählungen, sich über die Süßspeise hermachte. Hannibal verschränkte seine Hände auf dem Tisch und musterte ernst einen nach den Anderen ehe er sprach. „Es geht um eine ernstere Sache heute. Es ist einer bei mir aufgetaucht, der eine gewisse und recht begründete Aversion gegen einen Römer hegt. Und diese Aversion ist groß genug, um diesem schaden zu wollen. Er bietet uns eine große Menge Geld, wenn wir einen Anschlag auf den besagten Römer verüben. Am Besten wäre es, wenn der Mann seinen letzten Weg zum Fährmann antritt. Das ist eine etwas härtere Angelegenheit als bisher. Seid ihr dazu bereit? Wir werden 3000 Sesterzen dafür bekommen. Die Hälfte hab ich bereits.“


    Decius hatte seinen Holzlöffel sinken lassen und sah Hannibal etwas blasser an. „Ein Mord?“ Decius schluckte heftig, schließlich war er ein Trickbetrüger und hatte noch nie einem Menschen sein Leben genommen. Auf jeden Fall noch nicht auf eine direkte Art und Weise. Fabus hatte kein Wort vernommen, er war immer noch in der versonnenen Betrachtung von Scintilla versunken. Hannibal nickte langsam und lehnte sich zurück. „Ja, in der Tat. Aber in einer Sache kann ich euch gleich schon beruhigen. Töten würde ich ihn! Ihr habt damit nichts zu tun. Aber ich brauche eure Hilfe für die ganze Angelegenheit. Schließlich muss ich nahe genug an ihn herankommen, er darf nicht misstrauisch werden und die Flucht sollte möglich sein.“ Hannibal sah von Decius zu Fabus und dann zu Scintilla. Sein Holzstuhl knarrte leise als sich sein Gewicht nach hinten verlagerte und seine Augen zeigten keinerlei Bedenken oder Zögern als er von dem Mord sprach.

  • 3000. Drei-tau-send Sesterzen. Scintilla wurde ganz schwindlig von dieser Zahl. Aber... sie hatte im Laufe ihrer Karriere gestohlen, betrogen, verleumdet, auch schon mal eine Konkurrentin vergiftet (es ging um die Rolle der Iphigenie, und das Gift hatte ihr, wider Erwarten nur eine leichte Übelkeit beschert, alles in allem war es ein Fehlschlag gewesen), sie hatte fiese Schläger auf ihre Ex-Freunde gehetzt, das ein oder andere Herz gebrochen und was man eben sonst noch so tun mußte, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Aber getötet... jemanden getötet hatte sie noch nie.
    Scintilla lehnte sich zurück, und horchte tief in sich hinein. Jemanden umbringen. Irgendeinen Fremden. Sich nicht mal selbst die Hände schmutzig machen. Das würde ja Hannibal übernehmen. 3000 Sesterzen. Durch vier machte das...ähm, machte das auf jeden Fall sehr viel Geld. In Saus und Braus würde sie leben. 3000 Sesterzen. Aber... ein Mord? Sie rieb sich die Nase, und lauschte noch tiefer in sich. Waren da Skrupel? Hmm.... falls da welche gewesen waren, hatten sie sich gerade, als sie die Zahl mit den drei Nullen gehört hatte, restlos verflüchtigt
    "Ich bin dabei." verkündete sie fest entschlossen. Ihre rauchige Stimme hallte in dem Keller wieder, lauter als erwartet. Scintilla war sich bewußt, eine Grenze überschritten zu haben, spürte das belebende Prickeln des Neuen, und lächelte gespannt. "Und ihr doch auch, oder?" wandte sie sich an die beiden anderen. "Denkt mal, dreit-tau-send Sesterzen, das ist doch der Wahnsinn, das macht uns alle reich!"
    "Um wen geht es denn?"
    fragte sie Hannibal voller Tatendrang. "Und hast du schon einen Plan?"

  • „Natürlich bin ich dabei!“ Fabus sah Scintilla an. Worum es eigentlich ging? Fabus wusste es nicht, es interessierte ihn nicht. Scintilla, die schöne Scintilla faszinierte ihn mit ihrer ‚Ausstrahlung’ so sehr, dass jegliche Aufmerksamkeit passé war. Ein schwermütiges Seufzen kam von ihm und er sah sie versunken an. Decius musste jedoch länger kämpfen. Es gab noch ein kleineres Hin und Her zwischen Hannibal und ihm, bis er einigermaßen zufrieden war. Denn direkt beim Mord würde er nicht dabei sein. „Plan? Nein, eigentlich hab ich noch keinen. Ich dachte, vielleicht könntet ihr da mithelfen.“ Schon wurden die Köpfe zusammen gesteckt und Pläne geschmiedet. Einbruch bei Nacht, Auflauern in der Gosse, der Sklaventrick oder der Klientenclou? Alles wurde verworfen und für untauglich befunden. Entweder war es zu auffällig oder einfach zu plump. „Wie wäre es mit der Acta...?“ „Nein...“ „Doch!“ „Magst Du vielleicht mit mir essen...?“ „Doch, das mit der Acta ist gut. Die Reihe über die Magistrate...“ Wortfetzen aus einer komplizierten Planung, die wir dem Zuschauer dieser Szene doch ersparen wollen. Außerdem soll ja nicht die Spannung genommen werden. „Was? Eine Frau? Nie und nimmer!“ drang plötzlich Hannibals Stimme hervor. „Doch, es muss sein...“ Immer weiter schritt die Planung und nach einer langen Stunde, mehrere Kuchenstücken, einigen warmen Weinbechern und viel Nervennahrung stand der Plan fest. Nun wussten alle, was ihr Part war und wer, welche Aufgabe zu übernehmen hatte. Der Actaclou konnte beginnen. So verabschiedeten sie sich. Erst in einigen Tagen sollte das Attentat in Angriff genommen werden.

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