Audienz für Lucius Flavius Furianus


  • Der Magister Domus Augusti kam in Begleitung eines weiteren Mannes in die Aula Regia. Zu einem der stets bereit stehenden Palastdiener sagte er:
    “Teile dem Kaiser mit, dass Flav... ähm, dass der Sohn von Senator Flavius Felix ihn um eine Audienz bittet.“

  • Furianus war dem Magister Domus Augusti bis zum Audienzsaal gefolgt und blieb am vorgesehenen Platz stehen.
    Schon wieder dieses Stottern des Senators und ein eindeutiges indiz dafür, dass sich Furianus nicht vorgestellt hatte. Den Ärger darüber unterdrückte er jedoch recht gut und würde sich gegenüber dem Senator für dies Missgeschick nochmal entschuldigen müssen.


    So harrte er den Dingen, die heute noch kommen sollten und hoffte - etwas anderes blieb ihm nicht übrig.

  • Kurze Zeit später betritt der Kaiser den Audienzsaal, sieht sich kurz um und geht dann auf die beiden Männer zu, die bereits auf ihn warteten. Mit einem knappen Kopfnicken begrüßt er Furianus, den er auch gleichzeitig direkt anspricht.


    "Flavius Furianus, was führt dich zu mir?"

  • "Salve, mein Kaiser."


    Sprach er in ruhigem Tone und verbeugte sich ein wenig.


    "Ich wollte Rechenschafft über meine Zeit in Hispania ablegen und euch bitten mich nach erfüllter Aufgabe aus dem Amte des Architectus Provincialis zu entlassen."


    Die dritte Bitte, um die es doch vordergründig ging, wollte er noch nicht äußern.

  • Der Kaiser sieht Furianus etwas verwundert an, geht einige Schritte zurück und setzt sich auf seinen Thron. Dann winkt er die beiden Männer zu sich.


    "Eines nach dem Anderen Architectus. Was gibt es über deine Arbeit in Hispania zu berichten?"

  • Furianus nickte.


    "Ich habe Euch die ausführlichen Informationen schriftlich zukommen lassen. Daran möchte ich nun anknüpfen und Euch mitteilen, dass die beiden Projekte der Militärareale nun abgeschlossen sind.
    Eure Statue steht und auch das andere Areal ist schon zu einem Teil verkauft, der andere Teil wird sicherlich ebenfalls in absehbarer Zeit Abnehmer finden.


    Desweiteren, und das habe ich in meinem Schreiben an Euch nicht erwähnt, da dies nicht zu meinem eigentlichen Auftrag gehörte, habe ich eine Wasserleitung nach Cathago Nova errichtet. Man hatte dies schon lange in Planung, doch niemals Gelegenheit das Projekt umzusetzen und der Bevölkerung zu helfen.
    Es ist eine schöne Wasserleitung geworden, eine Flussfassung versorgt diese und das lebensnotwendige Nass wird durch bodennahe Freispiegelkanäle, einen in Quanatbauweise errichteten Tunnel und einem Aquädukt geführt."


    Das Einweihungsfest konnte er zwar nicht miterleben, aber ihm reichte das Wissen etwas Gutes für die Menschen getan zu haben, um glücklich zu sein.


    "Außerdem war ich Beisitzer der Curia Provincialis Hispaniae und leitete die Schola Hispanias eine Zeit lang als Curator. Es blieb mir noch Zeit eine Dissertation zu der Thematik der Wasserversorgung zu schreiben, die ich auch bald dem Rector der Schola Atehniensis vorstellen möchte."


    Er avancierte zwar auch zum Princeps Factionis seiner Factio, doch das wollte er nicht erwähnen. Der Imperator konnte sich zwar denken warum ihm Furianus von diesen "Verdiensten" berichtete, doch er würde ihn sowieso später darauf aufmerksam machen müssen, wenn er zu seinem eigentlichen Anliegen kommen würde.


    "Mein Kaiser, ihr habt mich als Architectus Provincialis eingesetzt und ich habe zwei Jahre lang meine Arbeit verrichtet. Doch, mein Kaiser, ohne Rom und die Politik ist das Leben trister denn je. So bitte ich euch mich aus meinem Amte zu entlassen. Ich habe viele Erfahrungen sammeln können, alle durchwegs positiv und bereichernd. Es war eine schöne Zeit und Hispanias Reize sind atemberaubend, doch mein Platz ist hier, bei meiner Verlobten, meiner Familie und Rom."


    Eine Amtszeit hatte er zu pausieren, ein Jahr. Die zweite Amtszeit musste er aufgrund der Projekte aussetzen, wieder ein Jahr. Zwei Amtszeiten hatte er sich nun nicht mehr in Rom sehen lassen können, nicht mal zur Hochzeit seines Vetters konnte er kommen.
    Er hoffte nun wirklich die nötige Erfahrung gesammelt zu haben, um endlich in die ersehnten Hallen des Senates zu gelangen, seinen Weg im Cursus honorum fortführen zu können und sich der Politik zu widmen - etwas anderes gab es für einen Senatorensohn und Patrizier auch nicht.

  • Furianus wurde unsicher, denn die zeit verrann und der Imperator schien nachzudenken.
    Ob dies ein positives oder negatives zeichen war konnte er nicht wissen, so gut kannte er den Mann auf dem Thron nicht - er wollte ihn auch nicht kennen.
    Schließlich war der Mann nicht den Göttern ebenbürtig, auch wenn sehr viele daran glaubten. Dieser Mann nahm sich wohl nur die Weißheit eines weisen Griechen zu Herzen: Ich bin lieber König unter Königen, als einfacher Vasall.
    Der Imperator war nur Kaiser unter den Göttern, die Vasallen waren da doch mehr die Priester und der Höchste hieß damals noch Pontifex Maximus.
    Doch da entdeckte er Widersprüche, denn der Pontifex Maximus regierte auch wie ein König, zumindest in der Priesterschaft.
    Er war nun wirklich scharf in den Überlegungen wer denn eigentlich, außer den Bürgern Roms, noch Vasall der Götter war.


    Doch die Zeit ging unerbittlich gegen ihn, denn die Kandidaturen würden bald ihr Ende finden und er wäre wieder einer Amtszeit beraubt.

  • Der Kaiser wiegt längere Zeit die Vor- und Nachteile ab, Furianus von seinem Amt zu entbinden.


    "Ich bin mit deiner Arbeit in Hispania äußerst zufrieden Flavius Furianus, deshalb werde ich deiner Bitte nachgehen und dich von deinem Amt als Architectus Provincialis entbinden. Da du von Politik gesprochen hast, nehme ich an, dass du über eine Rückkehr in den Cursus Honorum nachdenkst?"

  • "Ich danke euch, mein Kaiser."


    Sagte er leise und verbeugte sich kurz. Dies Kompliment kam überraschend und Furianus fühlte sich natürlich geschmeichelt. Doch sogleich antwortete er wieder auf des Kaisers Vermutung.


    "Ja, mein Kaiser. Zwei Amtszeiten sind nun nach meinem Aedilat verstrichen und ich würde gerne das ehrenvolle Amt des Praetors bekleiden. Doch mein Stand und meine Pflichten haben mir dies bisher verwehrt, ich hoffe, dass es diese Wahlperiode anders sein wird und ich kandidieren darf."

  • "Über die Prätur habe ich mit ihm leider nicht sprechen können, denn er lebt auf seiner Residenz auf Sardinia und ich konnte bisher nicht die Zeit finden ihn diesbezüglich aufzusuchen.
    Doch er hat mich immer unterstützt, besonders mein politisches Engagement, es würde meinen Vater ehren, so wie es mich ehren würde, wenn mein Sohn sich der Politik verschreibt und Rom auf diese Weise dient."


    Die Zeit der Kandidaturen war kurz und der Zwischenstop auf Sardinia hätte viel zeit gekostet, alleine schon aufgrund der Höflichkeit, schließlich konnte er nicht bloß einen Tag des Vaters Gastfreundschaft genießen und sogleich abreisen, es hätte seinen Vater sicherlich verletzt. Auch er würde sich verletzt fühlen und denken seine Kinder hätten Wichtigeres, als eine Weile beim eigenen Vater zu verweilen.
    Außerdem konnte er sich nicht vorstellen, dass sein Vater ihn behindern würde, denn es ehrte ihn als Vater sicherlich und Streitereien gab es sowieso keine, mit dem Vater stritt man nie, es wäre Frevel.

  • "Ich verstehe das. Doch du kennst die Gründe, die dir bisher die Aufnahme verwehrt haben. Dein politisches Engagement wird immer jenes deines Vaters sein, solange du nicht emanzipiert bist. So nimmst du deine Rolle bei den Arvales wahr, so wirst du sie im Senat wahrnehmen müssen.


    Ich erinnere mich, dass du in Verbindung mit deiner Verlobung emanzipiert werden solltest, nicht wahr? Für wann ist diese vorgesehen?"

  • Die Häsitation war für ihn nicht überraschend, auch wenn er mit positiveren Gedanken den Raum betrat.
    Seine Frustration legte er dennoch nicht frei, überspielte es mit einem kurzen Nicken.


    "Ja, mein Kaiser, ich werde bei meiner Hochzeit emanzipiert. Diese soll in etwa einem Monat stattfinden.
    Doch ich stehe vor Euch um eine Genehmigung zu erbitten kandidieren zu dürfen. Ihr habt die Macht einem Mann, einem Mann der die Voraussetzungen noch nicht zu erfüllen sich im Stande sieht, durch Eure Güte eine besondere Erlaubnis zu erteilen - Ihr seid Kaiser und das Recht, meine Hoffnung nicht vor der dritten Kandidatur in Folge standesbedingt scheitern zu müssen."


    Furianus hielt inne und hegte die Hoffnung durch eine Sondererlaubnis noch kandidieren zu dürfen, denn es wäre unmöglich die Hochzeit binnen einiger Stunden zu organisieren oder zu seinem Vater zu reisen.

  • Der Kaiser kann den Ergeiz und die Motivation des jungen Patriziers durchaus verstehen und nachvollziehen, doch in diesem Fall musste er eine klare Linie vertreten.


    "Wie stellst du dir das vor? Es reicht in diesem Fall keine einfache Sondererlaubnis für deine Kandidatur. Ich müsste dich zuvor in den Senat berufen wo du auch deinen Amtseid ablegen musst. Zum einen ist dies mit deiner noch ausstehenden Emanzipation nicht vereinbar und zum anderen würde es auch kein gutes Licht auf dich als zukünftigen Praetor werfen, wenn du durch ein solches Vorgehen zu deiner Kandidatur kämst. Ich denke nicht, dass die Wähler einen Kandidaten wählen, der einige Tage zuvor erst in den Senat berufen wurde und dann auch noch unter solchen Umständen. Ich denke, dass ich dir in diesem Fall nicht helfen kann."

  • Der Frust und Ärger stieg währenddessen ins Unermessliche. Furianus war gekränkt, seine schon fertig verfasste Rede würde er mit dem Schwamm aus seiner Erinnerung tilgen müssen, um nicht noch mehr zu leiden.
    Gefasst blickte er zum Kaiser.


    "Ich verstehe, mein Kaiser - Ihr habt vollkommen Recht."


    Die Hände zur Faust geballt nickte er erneut.
    Furianus konnte nicht verstehen weshalb, er konnte den Weg seines Lebens nicht nachvollziehen, das Spiel der Götter und des Kaisers sowieso nicht. Der Ärger, das wusste er schon jetzt, würde mit viel Wein runtergespült werden müssen - wenn er Glück hatte würde er diese Zurückweisung schnell vergessen, er musste nur genug trinken.
    Doch als zukünftiger Ehemann musste er lernen, als Vater und Patrizier in unvorhersehbaren Fällen stets auf die Zukunft bedacht sein und dementsprechend reagieren - zum Wohle der Lieben und seiner selbst.


    "Mein Kaiser, so werde ich ein weiteres Jahr pausieren müssen, um endlich dem Weg der Ahnen, dem Weg der Politik, folgen zu können.
    Auch während diesem Jahr stehe ich euch und Rom zur Verfügung.
    Ich hörte von dem vakanten Amte des Praefectus Annonae, welches ich gerne annehmen würde, wenn ihr mir Euer Vertrauen schenkt, mein Kaiser."


    Diese Chance wollte Furianus nicht ungenutzt wissen und das Politikum der Getreideversorgung war allgemein bekannt, auch die Gefahren eines Mißstandes.

  • Der Kaiser nickt.


    "Eine Entscheidung die ich sehr begrüßen würde Flavius Furianus. In diesen Jahr solltest du und dein Vater dann auch genügend Zeit finden, um die Emanzipation durchzuführen. Durch deine bisherigen Erfahrungen denke ich, dass du für den Posten des Praefectus Annonae durchaus geeignet bist. Gehe zum Praefectus Urbi und überbringe ihm meine Empfehlung dich zu ernennen."

  • "Gut! Dann wäre wohl alles besprochen. Du kannst nun gehen! Ich wünsche dir alles Gute Flavius Furianus.“


    Mit diesen Worten erhebt sich der Kaiser aus seinem Thron und verlässt den Audienzsaal durch eine Nebentüre, die von zwei Prätorianerwachen flankiert wird.

  • "Mögen die Götter Euch schützen, mein Kaiser. Auch ich wünsche Euch alles Gute, vale."


    Sagte Furianus brav auf und verneigte sich ein weiteres Mal, bis er sich dann nach des Kaisers Weggang auch zurückziehen wollte, jedoch den Senator Quarto erblickte, welcher sich im Hintergrund aufhielt.


    "Senator, könnte ich dich sprechen?"

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