Valeria fühlte sich nicht wie sie selbst, sondern wie eine außenstehende Person, die diese Handlungen betrachtete und die Worte vernahm. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr Tränen in die Augen traten, aber sie war zu stark und selbstbewusst, um dem nachzugeben und wirklich zu weinen. So stand sie nur da und lauschte seinen Worten, erinnerte sich an die zeit im Praetorium und wurde erst wieder lebendig, als er sie auf die Stirn küsste. Statt ihn gleich zu entlassen, schlang Valeria ein letztes Mal die Arme um seinen Hals und hielt ihn eine halbe Ewigkeit so fest, ohne etwas zu sagen, ohne sonst etwas zu tun. Eine Träne lief ihr an der Wange herunter, sie blinzelte sie fort und drehte dann den Kopf schräg nach oben, um Livianus einen Kuss auf die Wange zu geben.
"Das wünsche ich dir auch, Marcus", flüsterte sie. Dann ließ sie ihn los und ging zum Gasthaus zurück, ohne sich noch einmal umzusehen. Es wäre wohl zu schmerzlich gewesen, denn trotz allem verbanden sie noch ganz innige Gefühle mit Livianus.
Als sie das Gasthaus erreichte, ging sie sogleich auf ihr Zimmer, gab Anweisungen zum Packen und wies einen Sklaven an, den anderen ihr Unwohlsein auszurichten. Kaum zwei Stunden später reiste sie gen Heimat, nach Colonia.