Nachdenkliches Schweigen breitete sich einen langen Moment aus und er wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Deshalb widmete er sich nur dem Essen fürs Erste und meinte dann, nach einer kleinen Weile zu Commodu. "Sag, Du lebst ja nun schon eine lange Weile in Germanien und kennst auch einiges der germanischen Küche. Aber kennst Du auch eingelegte Äpfel? Gerade jetzt im Herbst eine herrliche Spezialität."
Das Essen mit Prudentius Commodus
- Valentin Duccius Germanicus
- Geschlossen
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Auch Commodus widmete sich eine Weile schweigend dem Essen und schluckte einen Bissen runter, bevor er die Frage beantwortete.
"Eingelegte Äpfel? Nein, um ehrlich zu sein bin ich diesen noch nicht begegnet. Mein Koch stammt aus Gallia und weigert sich an manchen Tagen sogar römische Speisen zuzubereiten. Für Germanisches kann er sich leider nur sehr selten begeistern."
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Er musste leicht schmunzeln. "Nun, nicht jedem liegt diese Küche, aber bei den Äpfeln hast Du definitiv etwas verpasst. Wenn Du Interesse hättest, würde ich dafür sorgen, dass uns welche gebracht werden. Doch sollte ich Dich vorwarnen, ein großer BEstandteil sie herzustellen ist Met." Damit spielte er auf die Ablehnung des Weines hin an und wollte nur sicher gehen, ob er es dann auch probieren wollte oder durfte.
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"Ich würde sie gerne probieren. Und ein wenig Met wird mich schon nicht umbringen." sagte er und musste schmunzeln. "Auch wenn mein Medicus sicherlich etwas anderes sagen würde."
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Er nickte ebenfalls schmunzelnd und winkte Lanthilta, die in einer Ecke stand. "Geh und sage Diantha und Marga, dass wir gerne auch noch eingelegte Äpfel hätten," meinte er freundlich. "Und dann geh nach Hause, es ist spät, Diantha kann uns hier aufwarten." Sie nickte erfreut und verschwand leise, während er sich an Commodus wandte. "Darf ich Dir nachschenken?"
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"Sehr gern." sagte er nickend und wunderte sich ein weiteres Mal über die Strukturen in diesem Haus.
"Darf ich dir eine Frage stellen?"
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Er schenkte ihm nach und lehnte sich zurück. "Selbstverständlich," meinte er lächelnd und sah ihn an. "Frag ruhig!"
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"Du und deine Familie, ihr seid doch germanischer Abstammung?" fragte er, wobei es eher eine Feststellung war.
"Ich hoffe ich trete dir nicht zu nahe.. Aber wie fühlt ihr euch hier zwischen all den Römern? Umgeben von Menschen, die Germanen als Sklaven halten?"
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"Sind wir," antwortete er und war auf die Frage gespannt, die ihn dann erst einmal dazu brachte, dass er nachdenken musste. "Wie wir uns fühlen," meinte er nachdenklich. "Das ist eine gute Frage. Ich kann nicht für alle sprechen, nur für uns. Wenn ich die Gegenwart von germanischen Sklaven weiss, dann kann ich nicht behaupten, dass ich mich damit wohl fühle, denn nur zu schnell hätte mein Schicksal und das meiner Familie eben in diese Richtung schlagen können. Als meine Schwester geraubt wurde damals, geschah ihr ähnliches, auch wenn sie nie in den Status einer Sklavin geriet, wenn man sie auch als solche behandelte." Er dachte an die wenigen Erzählungen zurück und erinnerte sich zu gut an ihre Narben. "Allerdings gab und gibt es auch in der germanischen Gesellschaft den Status des Unfreien."
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Er hörte seinem Gegenüber aufmerksam zu und nickte an ein oder zwei Stellen leicht.
"Ihr hattet sicherlich Glück, dass es euch nicht in die Sklaverei verschlagen hat." sagte er.
"Sind Unfreie in der germanischen Gesellschaft denn eins zu eins als Gegenstück zu unseren Sklaven anzusehen?"
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"Nun," meinte er nachdenklich. "Nicht unbedingt. Ich will dazu einen Römer zitieren, nämlich Tacitus, der es in einem relativ weiten Rahmen auch entsprechend erfasst hat: Die Sklaven gebrauchen sie nicht nach unserer Art, indem die einzelnen Arbeiten unter die ganze Dienerschaft verteilt werden. Jeder Sklave waltet und schaltet in eigener Wohnung am eigenen Herde. Er hat, wie ein Pächter oder Lehnsmann, seinem Herrn eine von diesem bestimmte Menge Getreide, Vieh oder Gewänder zu liefern, und insoweit ist er dienstbar. Die sonstigen Hausdienste werden von den Frauen und Kindern besorgt. Daß ein Sklave gepeitscht, in Ketten geworfen oder mit Zwangsarbeit bestraft wird, kommt selten vor. Häufiger wird einer getötet, nicht zur Strafe oder aus Strenge, sondern aus Ungestüm oder im Jähzorn, wie man einen Feind erschlägt; nur daß keine Buße darauf besteht. Die Freigelassenen stehen nicht viel höher als die Sklaven; selten haben sie einige Geltung im Hause, niemals in der Gemeinde." Er machte eine kurze Pause. "Es gibt auch Sklaven im Haushalt, musst Du wissen, doch jene sind immer ein Teil der Familie. Sie kümmern sich mit um die Kinder, um das Haus, sind integriert."
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Commodus nickte. "Ich verstehe. Demnach sind 'Unfreie' im weitesten Sinne eher vergleichbar mit Klienten statt mit unseren Sklaven?"
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Er musste einen Moment über diesen Vergleich nachdenken und wusste nicht so recht, ob er ihm zustimmen sollte, wobei er auch nicht ganz untreffend war und so nickte er schliesslich. "Ich denke, so in etwa könnte man es sehen, ja."
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"Interessant." sagte er und nahm noch einen Schluck.
"Wie sieht es denn mit dem Besitz aus? Gehören Unfreie ihrem Herren wie ihm auch ein Pferd gehört, oder gibt es doch noch einen Unterschied in der Hinsicht?"
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"Nun, sie gehören dem Dorfältesten, oder der Gemeinschaft oder auch einem verdienten Krieger, der diesen als Belohnung oder als Ersatzleistung erhalten hat. Das sind so die Standardverteilungen kann man sagen."
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Commodus nickte. "Also sind sie eher so etwas wie ein Gemeingut als Privatbesitz," sagte er.
"Ein durchaus interessantes Konzept."
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"Je nach Dorf und Entscheidung des Richs oder Furisto ist es genau das, ja," antwortete er und wartete gespannt, ob Commodus noch weitere Fragen hatte zu diesem oder einem andersartigem Thema. Einmal sah er kurz zur Tür, nahm aber an, dass die Äpfel noch warm gemacht werden mussten und sie deshalb noch etwas warten mussten, wobei sie hier noch genügend zu Essen hatten, an dem sie sich labten, er zumindest. Womit er auch gleich sich eine Olive nahm und ein Stück Käse.
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Auch Commodus hatte sich zwischenzeitlich wieder dem Essen zugewandt und nickte auf die Antwort verstehend.
"Ich danke dir für deine erklärenden Worte."
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"Dafür musst Du nicht danken," antwortete er freundlich. "Wenn Du noch mehr wissen möchtest, nur zu. Solange ich die Fragen beantworten kann, will ich es gerne tun."
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"Das werde ich mir merken. Derzeit habe ich keine weiteren Fragen, aber ich bin mir sicher, dass einmal wieder einige haben werde." sagte er.
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