Glücksspielverbot

Claudius blickte durchaus verwundert in die Runde der Männer, die mehr und mehr ihre Aktivität zurückgenommen hatten. Er schüttelte den Kopf, nahm sich aber noch zurück. Ein Räuspern zeigte jedoch sein Unverständnis an. Zwar waren andere dafür vorgesehen, die Diskussionen zu eröffnen, aber der Offizier verabscheute Müßiggang und würde sich bei anhaltender Stummheit über diese Regel der Curie hinwegsetzen. Er hatte schließlich auch nicht bis in alle Ewigkeit Zeit.

Da der Princeps und der Vicarius anscheinend besseres zu tun hatten und sich sonst auch niemand dazu berufen fühlte, erhob sich Corvinus und neigte sein Haupt vor dem Vinicer.

"Fühle dich frei zu sprechen, Vinicus Hungaricus."

Dann setzte er sich wieder und wartete ab. Vielleicht würde ein Donnerwetter über ihn ergehen, aber er war ja ohnehin "der Neue", also was solls.

Mich hatten einige Fuhrwerke aufgehalten, die wohl in eine Kontrolle der Stadtwache gekommen waren und so den ganzen Verkehr aufgehalten hatten. Mit wehender Toga betrat ich die Curie und erteilte dem Vinicier dann Redeerlaubnis.

Ich nickte leicht zu den Worten, Mantua zählte zu jenen Städten, die er angesprochen hatte. Meine Besorgnis das Dekret betreffend, hatte ich bereits gegenüber des Volkstribunen ausgesproche, und so kam mir diese Empfehlung des Senates gerade recht. Selbst war ich nicht anwesend gewesen, als man über den von Dio verfassten Vorschlag abgestimmt hatte. Schlussendlich nickte ich richtig und sprach:

"Werter Senator, ich teile diese Bedenken, würde aber vor einer eventuellen Neuabstimmung durch die Curie gern Meinungen der sodales hören."

Zunächst hörte Claudius den Ausführungen des Senator Vinicius Hungaricus zu, allerdings nicht ohne ein Zeichen von Amüsement zu zeigen. Schließlich erwartete der Vicarius Meinungen der Mitglieder.

"Ich habe von Anbeginn gegen dieses Dekret gestimmt."

Mehr gab es für den Claudier nicht zum Thema zu sagen.

Schon wieder ging es um dieses vermaledeite Glücksspielverbot. Wieder eine der Missetaten von Octavius Dio, soweit er wusste - und langsam fragte er sich, ob dieser Mann eigentlich in seinem langen Leben irgendetwas produktives hervorgebracht hatte.

"Mir sagte dieses Dekret von Anfang an auch nicht zu."

Vesuvianus blickte zum Vicarius.

"Aurelius, ich gebe zu bedenken, dass nur drei Mitglieder der Curie für das Dekret gestimmt haben und es sind ausgerechnet diese Mitglieder, die sich in den vergangen Wochen - ich möchte nicht sagen Monaten - mehr als rar gemacht haben. Wenn du tatsächlich auf deren Erscheinen warten willst, wäre vielleicht eine Vorladung oder zumindest eine Termingebung ratsam. Die Arbeit in diesen Hallen war lange nicht so zäh wie sie derzeit ist."

Callidus traute seinen Ohren nicht, als ausgerechnet Senator Hungaricus, ein ehrenwertes Mitglied der Nobilität Forderungen zum Sittenverfall vorbrachte. War die Republik auch vergessen, so konnte doch nicht die Elite, der Senat tatsächlich in seinen Ansichten verkommener als das einfache Volk sein...

> Senator, ich befürwortete das Dekret der Kurie und stehe auch weiterhin dazu. Die Verantwortung gegenüber den Bürgern, die zu Senatoren und Magistraten aufschauen, sollte ernst genommen werden, und so ist es seit Anbeginn der Stadt unsere höchste Pflicht, dem Volk als Vorbild zu dienen, und unser Bestreben, als die Besten dem Volk die Grenzen zu ziehen. <

oh, wie sallustianisch. Es lohnte sich doch, die Stunden der Muße in der Bibliothek zu verbringen.

Zitat

Original von Marcus Aelius Callidus

Sim-Off:

Ist das so schwer? Natürlich haben nicht 3 Mitglieder dafür gestimmt, denn dann bestünde die Kurie aus 5 Leuten!!! So was lese ich ständig...kann man denn nicht die Vorstellungskraft aufbringen, dass führende Personen der Kurie Wahlvieh und Anhang haben, dass andere Städte auch Stimmen abgegeben haben und dass meinetwegen 300 dafür waren, während 200 dagegen stimmten?

Ich räusperte mich und wandte mich an die Anwesenden.
"Ich sehe das ähnlich wie der geschätzte Senator Vinicius Hungaricus. Ein paar Würfelspiele sind kein Grund für den Sittenverfall. Jeder hat schon einmal Würfel in der Hand gehabt, auch du, Aelius, darauf wette ich, auch wenn das wohl unter Strafe steht. Mantua hat, nicht zuletzt als eine Stadt, in der viele Soladten leben, dieses decretum niemals unterstützt und wird das auch weiterhin nicht tun. Ich schlage eine erneute Abstimmung vor, denn damals waren nicht alle sodales anwesend, was ein verfälschtes Abstimmungsergebnis geliefert haben könnte."

> Ehrenwerter Senator, ich beharre bei den Sitten unserer Vorfahren! Doch was hätten wir, würden wir nun unser eigenes Dekret einfach zurücknehmen? Würde sich eine solche Kurie nicht allzu schnell der Lächerlichkeit preisgeben, wie es so voreilig auch gerade noch von einem Vorsitzenden gefordert wurde? Wäre das nicht unglaubwürdig in den Augen des Volkes, das bisher nicht gegen Gesetz und Umsetzung protestierte? Mir scheint, dass ein Römer vielmehr um seine Stellung weiß, als man es ihm hier allgemein zutraut. Wäre nicht eine Abänderung mit der klaren Ausnahme von Wagen- und Pferderennen ein besserer Weg und Kompromiss? <

"Nun ja, der Lächerlichkeit würden sich sehrwohl diejenigen preisgeben, die vormals dieses Dekret unterstützt haben", warf Claudius gerne bestätigend ein.

"Mit dem von dir vorgeschlagenen Kompromiss ergeht der Versuch, das eigene Gesicht zu retten. Dieses Dekret gehört abgeschafft, ich jedenfalls setze mich dafür ein. Über die Thematik "Betrug beim Glücksspiel" kann selbstverständlich neu debattiert werden, aber nicht im Rahmen dieses bereits verabschiedeten Beschlusses."

"Eine Abänderung, die Wagen- und Pferderennen außen vor lässt, wäre sicherlich eine Verbesserung, doch trägt diese Verbesserung nicht dazu bei, dass ehrenwerte Männer künftig ohne Sorge dem verknügten Klappern von Würfeln lauschen, geschweige denn diesem Spiel nachgehen können. Ich sage ganz klar heraus, dass ich weder als sodalis dieser curia, noch als einer der duumviri Mantuas dieses decretum je unterstütz habe. Deswegen fordere ich nich voreilig, sondern a) ausgegebenem Anlass und b) in eigenem Interesse, Aelius."
Ich blickte den comes ernst an und fasste zusammen.
"Bisher sind also mehr Stimmen pro Auflösung des decretum denn wider die Abschaffung. Ich bitte die Anwesenden sodales nun um eine erneute Abstimmung. Aufhebung des decretum oder Beibehaltung?"

Es war nichts Ungewöhnliches, dass Claudius den Vorreiter spielte, so auch hier. Vielleicht lag es an der mangelnden Zeit des Tribunen, vielleicht aber auch an der Klarheit seiner bereits getroffenen Entscheidung, die keiner längeren Betrachtung bedurfte.

"Der Ordnung halber wiederhole ich mich: Ich stimme für die Auflösung und damit gegen das Fortbestehen dieses Dekretes."

"Ich bitte die anwesenden sodales, ihre Meinung in einer erneuten Abstimmung kund zu tun", wiederholte ich erneut.
"Ich selbst schließe mich Vesuvianus an."