[Contubernia] Stubengemeinschaft- Essen fassen

  • Gerstenbrei, jeden Tag Gerstenbrei. Mißmutig starrte Marcus auf seinen Napf mit dem unappetitlichen braunen Etwas und seufzte schicksalsergeben. Aus unerfindlichem Grunde bekam er seit einigen Tagen die Rationen für diese Pampe vorgesetzt. Ob es mit der Nahrung knapp wurde? Im Herbst...? Da fiel man doch auf Dauer vom Fleisch. Marcus kam sich schon ganz mager vor und beschloß in dem Moment am Abend einen kleinen Ausflug in die Stadt zu machen, um noch etwas Ordentliches in den Magen und vielleicht auch unter sich zu bekommen. Ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht und er stützte sich auf seinem Ellbogen ab und sah über die Tischplatte hinweg zu den anderen Soldaten, die die zubereitete Ration doch eindeutig begeisterter löffelten. Seltsam, die aßen ja was ganz anderes? Marcus ließ seinen Löffel in dem Napf kreisen und stocherte lustlos darin herum. Zwischendrin spähte er in der Centurie herum, als er doch ein bekanntes Gesicht ausmachte.


    „Ah, Optio! Setz Dich doch hierher!“


    Er winkte mit dem Löffel zu Priscus und deutete auf dem freien Hocker ihm gegenüber.

  • "Salve, Kamerad", grüßte Priscus zurück und stellte seine Kasserolle mit seinem Getreidebrei auf den Tisch, bevor er sich setzte.


    "Wie läuft es mit den Jungs auf dem Exerzierplatz?" erkundigte er sich und schob einen Löffel Brei in den Mund.

  • Marcus musterte kurz den Brei von Priscus. Das war ja auch keine Gerste. Herrje, warum hatte er als einziger Gerstenbrei? Marcus zuckte mit der Schulter und grüßte Priscus mit einem gutmütigen, freundlichen Lächeln und einem leichten Kopfnicken. Als Priscus ihn jedoch auf die Ausbildung ansprach wurde das Lächeln etwas weniger breit. Marcus stocherte in dem Brei herum und zuckte mit der Schulter.


    „Salve! Die Probati? Die Meisten sind ganz brauchbar. Ahala zum Beispiel macht sich ganz gut. Ich denke, daß der Caecilier bestimmt ein guter Soldat werden wird. Bei dem, wo ich noch am verzweifeln bin, ist der Aurelier. Aber ich kenne ihn noch nicht sonderlich gut. Das wird sich zeigen. Hauptsache er legt mal seinen patrizischen Hochmut, der hier völlig fehl am Platz ist, ab.“


    Noch ein Löffel wurde gegessen und Marcus gab es endgültig auf. Zwar hatte er Hunger, ausbilden war nicht gerade unanstrengend, aber der Brei war unerträglich. Er schob ihn zur Seite und stützte sich mit seinen Ellbogen auf dem Holztisch ab.


    „Du hast ihn doch mit den anderen Probati in seiner Gruppe ausgebildet, nicht wahr? Was hältst Du von ihm? Und worin hast Du diese Probati schon trainiert?“

  • "Der Aurelier?", fragte Priscus zurück, nachdem er den Mund wieder leer hatte und blickte etwas ratlos. "Aurelius... Gallianus oder so? Galerinus? Ja, irgendsoeinen hatte ich mal. Der war ganz guter Durchschnitt und brauchbar, meine ich. Nicht gerade übereifrig und manchmal ein wenig träge. Wie du Jungs eben manchmal so sind. Allzu viel patrizischer Hochmut ist mir nicht in Erinnerung."


    Der Optio fand es witzig, dass sein Gegenüber als Flavier so kritisch über einen anderen Patrizier sprach. Während er auf eine Antwort wartete, schob er den nächsten Löffel in den Mund.

  • Grübelnd kratzte sich Marcus am Kinn und fing an etwas von dem Brot zu zerkrümeln und in seinen unbeachteten Brei fallen zu lassen. Seine Gedanken gingen zu dem Vormittag zurück, wo er angefangen hat, den Aurelier auszubilden. Was ihn da gefuchst hatte konnte Marcus nun nicht mehr wieder geben. Aber vielleicht lag es daran, daß er das typische Gehabe an den Tag legte, wie schon der andere Aurelier in der Legion. Der, der zu einer anderen Einheit gewechselt war. Marcus kam in eine richtig untypische, nachdenkliche Stimmung. Hatte er Vorurteile gegenüber dem Aurelier? Weil ein Verwandter ihn ziemlich beleidigt hatte? Marcus kratzte sich weiter am Kinn. Eine Rasur wäre mal wieder nicht schlecht. Aber das mit dem „ein Aurelier muss immer besser werden“ hatte ihm gereicht. Marcus seufzte kurz.


    „Nun, manchmal braucht ein Probatus vielleicht nur einen Anschub, um den Fleiß in sich zu entdecken. Er meinte, er wäre schon in der Formalausbildung und den Waffenkünsten trainiert worden. Dolch, Gladius, Pilum? Hat er das alles gelernt?“


    Daß Marcus selber eher zu den Männern gehörte, die den einfachsten Weg suchten oder die Arbeit auf faulster Weise erledigte- schon sein Ausbildungsstil bekundete dies- kam ihm dabei natürlich nicht in den Sinn.

  • Priscus schluckte erst wieder, bevor er antwortete. "Du bildest extra mit dem Dolch aus? Mache ich nie. Die Jungs sollen sich nicht angewöhnen, dass sie damit viel anfangen würden. Gladius am Pfahl hat er gemacht, Formalausbildung sowieso. Du weißt vielleicht, dass ich daran immer besonders viel Spass habe, die Jungs über den Platz zu hetzen. Pilum müsste er auch gehabt haben, aber das lernen die ja meistens nur langsam."


    Wieder füllt er seinen Löffel.


    "Schau' dir doch einfach an, was er schon kann."

  • Hunger! Hunger machte Marcus immer ein wenig schlecht gelaunt. Er starrte auf den Gerstenbrei und nahm doch einen Löffel, dessen Inhalt er aß und wieder lustlos in den Napf fallen ließ. Die Frage von Priscus überraschte Marcus schon. Lange über die Inhalte seiner Ausbildung hatte er nicht nachgedacht und somit auch nicht, was sinnvoll und was nicht war. Er machte das alles mehr oder minder intuitiv. Oder eher so, wie der Legionärveteran ihn in seiner Jugend ausgebildet hatte.


    „Ich denke, daß die Probati in allen Waffen, auch den pugio, geschult werden müssen. Manche von ihnen könnten noch nicht mal mit einem Löffel kämpfen. Und es kann immer eine Situation kommen, wo sie sich nur mit einem Dolch wehren können!“


    Marcus Gesicht verdüsterte sich. Er erinnerte sich selber all zu gut an eine solche Situation. In Germania als er von einigen Germanen angegriffen und kalt erwischt wurde. Da hatte er auch nur seinen Dolch parat gehabt. Und es war auch gründlich in die Hose gegangen. Doch er nickte nur leise seufzend und aß nun doch den Brei. Der Hunger war einfach stärker.


    „Ja, das werde ich machen. Aber zu den Anweisungen vom Präfekt. Was meinst Du? Wie sollen wir das am Besten machen?“

  • "Dann stell' ich mich demnächst mal dazu, wenn du den Pugio erklärst und schaue mir das an", beschloss Priscus. "Ich kann mir da gerade nicht so wahnsinnig viel drunter vorstellen, was es da groß beizubringen gibt."


    Einen Augenblick betrachtete er seinen Löffel und überlegte, wie er wohl damit jemanden erstechen würde. Bei dem spitzen Ende, was dieser hatte, wäre das nicht mal schwierig.


    "Die Aufteilung der Ausbildung, ja. Das einfachste wäre natürlich, wenn uns das Rekrutierungsbüro die Jungs direkt gleichmäßig verteilt in unsere Einheiten schickt. Dann brauchen wir die nicht auf dem Exerzierplatz zu sortieren, sondern jeder nimmt die, die sowieso bei ihm in der Centurie sind. Wenn die das nicht tun, müssen wir uns was anderes ausdenken."

  • „Beibringen? Na ja, es ist ja nicht nur das Beibringen, was auch nicht ganz ohne ist. Schließlich ist der Kampf mit dem Dolch auch eine ganz eigene Kampfdisziplin. Aber es geht mir eher darum, dass die Probati damit üben und auf eine Weise, die nicht nur von ihren früheren Messerstechereien kommen.“


    Sein Sklave war ziemlich gut im Dolchkampf, das wußte Marcus. Herrje, wo der wohl abgeblieben war? Langsam, aber sicher glaubte Marcus, daß er auf dem Weg nach Germania wohl umgekommen sein mußte. Was ihn schon traurig machte, hielt er ihn doch für einen Freund. Was bei Sklaven nicht oft vorkam. Schnell vertrieb er diese düsteren Gedanken wieder und aß noch einen Bissen.


    „Ähm...ja, Rekrutierungsbüro! Ich glaub, da könnte ich mal ein Wörtchen mit dem dort Verantwortlichen sprechen. Obwohl...ich komm nicht so sonderlich gut mit dem Kerl zurecht. Der scheint mir ein Stock im...ähm...ja, nach meinem Dienst dort scheint eher ein germanischer Winter zwischen uns zu herrschen. Weiß nicht, was er hat...!“


    Marcus zuckte mit der Schulter und dachte über diesen humorlosen Burschen dort nach. Wie er immer geguckt hatte, wenn er Marcus abgelöst hat. Irgendwas schien ihn zu stören. Vielleicht seine Nasenspitze? Natürlich kam Marcus nicht darauf, daß es sein Chaos und seine Unordnung war, mit der er Appius vergrätzt hatte.


    „Das klingt nach einem guten Plan. Wir könnten uns natürlich auch schwerpunktmäßig abwechseln. Formalausbildung ist Dein Lieblingsfeld? Ich meine, damit hab ich es nicht so sonderlich. Und gibt es sonst noch was, was Du gerne ausbilden würdest?“

  • "Ich kann auch zum Rekrutierungsbüro gehen. Ist ja Anweisung vom Praefectus, da ist mir ziemlich egal, ob die Kameraden dort das mögen oder nicht", bot sich Priscus an, nachdem sein Mund mal wieder leer war.


    "Abgesehen vom Exerzieren habe ich keine besonderen Vorlieben in der Grundausbildung. Ich bin Techniker und die wirklich spannenden Dinge kommen später, wenn ich mir die geeigneten Jungs raussuchen kann. Für Geschütze und so."


    Langsam wurde sein Essnapf immer leerer, nachdem er wieder einen vollen Löffel in den Mund schob.

  • Jetzt war der Napf tatsächlich doch noch leer geworden. Aber trotzdem würde Marcus heute Abend noch einen kleinen Ausflug in die Stadt machen, um ein bisschen was vernünftiges in den Magen zu bekommen. Ein wenig Ente, ein guter Wein...ein hübsche Frau, so konnte man wieder leben. Auch als Soldat musste man ab und an dem Genuß frönen. Marcus schob den leeren Napf zur Seite und verschränkte die Hände auf dem Holztisch.


    „Ja, wäre nicht schlecht, wenn Du ein Wörtchen mit Appius wechselst, Optio! Meine Anweisungen würde er mit Sicherheit sabotieren. Und zur Ausbildung, also, wie ist es Dir lieber? Wechseln wir uns bei einem Probatus ab, damit er in den Genuß von zwei Ausbildungsstilen kommt oder dann lieber doch einfach ein Probatus an Dich, einer an mich? Mir ist es ziemlich egal, wie wir es machen.“

  • Priscus ließ sich die beiden Alternativen noch einmal durch den Kopf gehen, während das Essen seine Speiseröhre hinunter ging. "Abwechslung mag zwar spannend sein, dürfte aber für die Probati zu konfus werden. Wir sind nicht mal in der selben Cohorte, das könnte sie sehr verwirren. Wir müssen den Jungs ja erstmal Disziplin beibringen, da ist ein fester Ansprechpartner besser.


    Was natürlich nicht dagegen spricht, mal die eine oder andere Aktion gemeinsam durchzuführen. Aber grundsätzlich sollen wir uns die Leute fest für die eine oder andere Einheit zuteilen lassen, denke ich."


    Er dachte einen Moment über die praktisch Umsetzung nach. "Das brauche ich dann wohl nur im Rekurtierungsbüro zu sagen und wenn die Kameraden dort mit dir nicht klarkommen, bräuchte ich dich dabei nicht mal erwähnen. Nachschicken sie noch die Deppen absichtlich zu dir und die anderen zu mir."

  • Marcus gähnte verstohlen und lehnte sich auf seinen rechten Ellbogen. Das Aufstehen vor Morgengrauen war immer noch eine Mühsal für ihn. Und da er jetzt sogar noch vor den probati auf den Beinen sein mußte, bekam er noch weniger Schlaf in der Nacht. Von den Nachtwachen mal abgesehen. Was für ein Hundeleben doch die Soldaten hatten. Na ja, Hunde hatten eigentlich meistens ein besseres Leben, dachte sich Marcus und seufzte leise. In Gedanken ging er die Ausbildungen durch, die er in letzter Zeit übernommen hatten. Es wurden immer mehr, von Tag zu Tag und seine Zeit dafür wuchs jedoch nicht. Eigentlich war schon jetzt Zeit zum Delegieren. Aber er wäre ja schon froh, wenn die nächsten probati von Priscus übernommen werden könnten.


    “Gut, das klingt vernünftig. Dann bekommst Du den nächsten Schwung junger probati zugeteilt und wenn ich mit meinen jetzigen fertig bin, kann ich wieder die anderen Neuen übernehmen.“


    Musternd sah Marcus noch den Brei seines Gegenüber an. Eine Frage stellte sich Marcus schon seit langer Zeit und eigentlich wollte er sie mal beantwortet finden.


    „Sag mal, von optio zu optio und Römer zu Römer. Glaubst Du auch, die legio prima ist besser als jede andere legio?“

  • "Sehr schön, dann machen wir das so", bestätigte Priscus, bevor er anfing, die letzten Löffel Brei aus seiner Patera zu kratzen.


    "Wie kommst du denn ausgerechnet jetzt auf die Frage?" fragte er dann. Einen Augenblick brauchte er da schon, bis er eine Antwort zusammen hatte. "Naja, Wir sind eine Legion von 30. Sind doch im Moment 30, oder? Die Offiziere sagen, dass wir die beste wären, und die werden es vom Kaiser wissen und der wird bei 30 Legionen bestimmt den Überblick haben, welche die beste ist, oder nicht? Oder meinst du, wir stehen hier in Italia, weil wir nicht gut genug sind für die Grenze?"

  • Herrje, Marcus hätte sich selbst eine runter hauen können. Wieder mal plump in ein Fettnäpfchen getreten, wenn er jenes Sprichwort schon gekannt hätte. Eigentlich hatte er nur etwas erfragen wollen, was ihn wurmte, aber nie und nimmer Priscus oder die anderen Soldaten der Prima beleidigen wollen. Und trotzdem hatte er das Gefühl es getan zu haben. Dabei schätzte er den Optio doch sehr, war er doch die erste freundliche Seele in der Legion gewesen, die sie aus Germania höflich und respektvoll in den eigenen Reihen aufgenommen hat. So hob er schnell und beschwichtigend die Hand und lächelte etwas verlegen, betreten und entschuldigend.


    „Verzeih, das wollte ich nie und nimmer sagen. Ich meine ja nicht, daß die Prima schlechter als eine andere Legion außerhalb Italias ist. Auf keinen Fall, aber die anderen Legionen sind doch auch sehr gut, das war nur etwas, worauf meine...Frage abzielte. Und ehrlich gesagt...“


    Marcus beugte sich etwas nach vorne, sah sich links und rechts um, ob ein anderer Soldat lauschte. Denn schließlich hatte er keine Lust, das jedem auf die Nase zu binden. Es galt schließlich den eigenen Ruf zu verteidigen.


    „...hab ich in Germania auch nie in einer Schlacht gestanden. Ein kleineres Scharmützel, aber nicht mehr. Also hab ich persönlich niemandem hier etwas voraus. Ganz bestimmt nicht, vielleicht sogar weniger Erfahrung als so manche Veteranen. Und manche anderen Offiziere, die mit Decimus Livianus gekommen sind, auch nicht. Unser Präfekt hat sicherlich anderes zu berichten...aber na ja...ich jedenfalls nicht, den Göttern sei Dank! Nicht, daß ich es scheuen würde, aber eine Schlacht hat immer ihre bitteren Seiten, wenn auch viele ehrenvolle...“


    Plaberte er? Marcus verstummte und schwieg. Mit Essen konnte er sich nicht ablenken. Er lehnte sich zurück.


    “Und? Wie lange bist Du schon dabei?“

  • Priscus verstand nicht ganz, wieso sich sein Kamerad von seiner unbeholfenen Antwort so überumpelt und zu einer Entschuldigung genötigt fühlte, nahm sie aber einfach mal an, da er keinen Grund hatte, beleidigt zu sein.


    "Ich war nie bei einer anderen Legion, ich weiß nicht wie gut sie sind. Ich muss mich an das halten, was man mir sagt."


    Das machte das Leben als Soldat ja manchmal so schön einfach. Die Plauderei aus Aristides Vergangneheit nahm er zur Kenntnis, sowas hörte man als Soldaten ja immer wieder. Jeder hatte seine Erfahrungen mit Schlachten oder eben nicht, und jeder kannte erfahrene und unerfahrene Soldaten und Offiziere.


    "Ich bin jetzt 14 Jahre dabei. Als sich die Legio I dem Usurpator Laeca entgegen stellte, war ich bei der Artillerie dabei. Mehr habe ich auch nicht erlebt."


    Priscus hatte in dieser Bürgerkriegsschlacht Soldaten fallen gesehen, die gerade erst ein Jahr dabei gewesen waren. Da war es ihm nicht schade drum, nur eine Schlacht erlebt zu haben.


    "Eure Standort war nicht direkt am Limes, oder? Hattet ihr viele Bauarbeiten zu erledigen?"

  • „14 Jahre? Ja, bei Mars langem Bart, das ist wahrlich eine ganz schön lange Zeit, Tallius. Respekt!“


    Was für eine lange Zeit!! Marcus hatte bei weitem nicht vor, so lange der Legion anzugehören. Diese ewige Schinderei, wenn es auch immer wieder recht befriedigend war, so hatte Marcus durchaus andere Vorstellungen von einem guten und erfüllten Leben. Leider waren es nicht die Vorstellungen, die seine Mutter von Marcus Leben hatte, denn Orgien, Wein, Weib und Gesang gehörte nicht auf die Liste seiner ewig ehrgeizigen Mutter, die ihren Sohn ganz oben in den Machtstrukturen sehen wollte. Und wie immer fühlte sich Marcus da ein wenig überfordert.


    „Laeca? Hm...ja, das war eine schlimme Zeit damals. Sehr unruhig...ja! Da hast Du doch einiges miterlebt, was unser Reich geprägt hat.“


    Auch die Flavier hatte die Zeit sehr beeinflusst, doch ganz genau wußte Marcus es im Detail auch wieder nicht. Damals hatte er wahrlich andere Sorgen- Frau und Kind. Über Priscus Frage grübelte Marcus und rief sich noch mal den Limes vor Augen. Patroullien am Limes hatte er nie durchgeführt, aber genug davon mitbekommen.


    „So weit war der Limes eigentlich nicht entfernt, aber die letzten Unruhen in der Gegend wo die Hispana war, liegen schon ein Weilchen zurück. Aber ich muss schon sagen, daß ich ganz froh bin wieder in Italia zu sein. Nirgends ist es so schön wie in der Heimat...obwohl...ja, Ägypten ist auch noch wundervoll. Sollten wir mal nach Ägypten versetzt werden, hätte ich wohl keine Einwände!“


    Selig lächelnd dachte Marcus an seine lange Reise von vor einigen Jahren zurück. Wie gerne würde er das noch mal wiederholen.


    „Hast Du heute Nachtdienst, Tallius? Oder heute vielleicht frei für einen Besuch in Mantua?“

  • Priscus zuckte mit den Schultern, er fand die 14 Jahre für sich selber weniger beachtlich. "Naja, 6 Jahre noch, dann habe ich die 20 Dienstjahre rum. Mal schauen, vielleicht verpflichte ich mich danach auch noch weiter, wenn man mich nimmt. Ich fühle mich wohl hier.


    Und Ägypten, da soll es doch so heiß sien, oder? Aber wenn wir dahin müssen, gehen wir dahin. Ein Soldat hat überall seine Heimat."


    Eigentlich war die Legion längst seine wirklich Heimat geworden und ein Leben außerhalb konnte er sich kaum vorstellen. Weshalb er das Lager auch nur selten verließ, um das Leben in Mantua zu genießen. Bei einem der letzten Ausflüge, die ihn an einem Feiertag nicht in die üblichen Soldatenkneipen geführt hatten, hatte er sich prompt in ein Mädel verknallt, die aber auch nur für den Feiertag in der Stadt war. Er wusste längst, dass sie nie wieder zusammen kommen würden und das er sie einfach vergessen sollte, aber ein wenig nagte es doch noch an ihm.


    "Nein, Nachtdienst habe ich heute nicht", antwortete er deshalb. "Mal schauen, ob ich mitkomme."

  • „Ägypten ist ein fantastisches Land! Ich würde es wahrlich nicht bereuen, wenn wir dort hinversetzt werden. Aber Du hast recht, wir gehen dort hin, wo wir gebraucht werden!“


    Ob das mal passieren würde in nächster Zeit? Marcus bezweifelte es, war darüber aber auch nicht schrecklich unglücklich. Seufzend schob er die Schüssel heran, legte den Löffel hinein und griff nach seinem Napf. Leider waren die Pausen immer viel zu kurz, die Arbeit viel zu lang. Marcus wäre es recht, wenn das Verhältnis eher anders herum wäre.


    „Also, wenn Du magst, dann laß es mich wissen. Ich muß mal wieder zum Wachdienst. Noch einen Guten, Optio und bis später!“


    Marcus stand auf, rückte den Hocker weg und nickte Priscus gutmütig und freundlich lächelnd zu, ehe er den Napf neben seinem Bett abstellte, abwaschen würde er ihn erst später. Das war zwar mühseliger, aber in dieser Hinsicht war Marcus sehr nachlässig. Nicht satt und etwas unzufrieden wegen dem Gerstenbrei verließ der die Stube wieder, um seinen Wachgang zu beginnen.

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