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Weiße Tupfen am Horizont! Die Sonne strahlte gleißend hell auf die blaugraue Oberfläche des Mittelmeers herunter. Immer wieder hoben und senkten sich die unruhigen Wellen gepeinigt vom kühlen Herbstwind. Noch war es nicht so weit für die schlimmen Winterstürme des Jahres. Aber man konnte nie sicher sein. Der Bug der Harpyia hob und senkte sich. Immer wieder spritzte die Gischt auf die Holzplanken der Triere. Stetig klopfte ein großgewachsener, dunkelhäutiger Mann auf eine große Trommel. Im Takt bewegten sich die Ruder der Männer. Aber es waren keine ausgebeuteten Sklaven, die dort an den Ruderbänken im Bauche des Schiffes saßen. Keine mageren Gerippe, die nur ihrem Tod entgegen fieberten. Es waren muskulöse Männer mit dem Eifer der Gier in den Augen geschrieben. Am Himmel zeichnete sich Beute, reiche Beute ab. Ein Handelsschiff aus Ägypten. Und darauf hatten es die Männer abgesehen, denn sie waren Piraten. „Sie bewegen sich schnell fort. Sie scheinen uns gesichtet zu haben.“, stellte einer der Männer fest.
„Ja! Furrina möge uns beistehen. Den Brocken lassen wir nicht entkommen. Tabat, Schlag erhöhen. Antegos, dreh’ bei im Wind, luv an, aber zackig. Und setzt das Marssegel. Los, voll und bei! Wir holen das letzte aus der alten Harpyie heraus. Die entkommen uns nicht!“
Schwere Schritte eilten über das Deck des erbeuteten Kriegsschiffes. Quintus Tullius stand am Heck und spähte nach vorne. Ein breites und diabolisches Grinsen stand in seinem Gesicht geschrieben. Die Entfernung zwischen sich und das feindliche Schiff abschätzend knetete er langsam seine Unterlippe. Etwas, was er nicht lassen konnte. Mit Zufriedenheit beobachtete er seine Männer, die eilig seinen Befehlen nachkamen, wie sich schließlich die Segelfläche vergrößerte und aufblähte. Schon schien das Schiff mit einem Satz, wie eine junge Stute, nach vorne zu springen. Stolz über sein Schiff machte sich in seiner Brust breit. Dieses Handelsschiff würde er nicht entkommen lassen, diese Ägypter dort. Oder vielleicht waren es auch Römer? Noch konnte er es nicht ausmachen. Aber seitdem die Zeiten als Pirat nicht mehr rosig waren, Pompeius hatte schon dafür gesorgt, durfte man sich keine Beute entgehen lassen und musste mit allen Tricks arbeiten.
„Faustus, hol einen der römischen Banner hervor. Mal sehen, was sie von der Classis aus Misenum halten.“
Das Grinsen wurde noch etwas boshafter, als ein recht junger Mann unter Deck eilte und kurz danach mit einem Banner der römischen Flotte zurückkehrte. Schnell befestigte er es an einem Tau und zog es hoch. Der Wind erfasste es und ließ es wie einen Peitschehieb entrollen und im Wind flattern.