Römische Vertretung in Tylus

  • Ein neuer Tagesordnungspunkt stand an und nach einer kleinen Pause zur vorhergegangen Diskussion hob ich erneut die Hand, bis Ruhe einkehrte....


    "Senatores! Als nächster Tagesordnungspunkt steht ein Thema zur Diskussion, welches schon lange in Vergessenheit geraten ist.


    Jeder von euch weiss um unsere Handelpartnerschaft und Bündnis mit Tylus. Nun stellt sich die Frage, ob es für Rom nützlich wäre einen römischen Vertreter nach Tylus zu entsenden und wenn ja, welche Personen dafür geeigenet wären!"

  • Hungi verdrehte die Augen. Tylus... ein kleiner, aber zugegebenermaßen recht reicher Landstrich. Seiner Meinung nach sollte es eingenommen werden, ein Bündnis war nicht nur fehl am Platz, sondern absolut widersinnig. In dieser Beziehung verstand er den Kaiser überhaupt nicht.


    Daher lehnte Hungi sich zurück und sagte vorerst nichts dazu.

  • Für den Senator Hungaricus wäre es wahrscheinlich erschreckend gewesen, hätte er gewußt, daß der Volkstribun seine Gedanken teilte 8o :D
    Als er das Wort "Tylus" gehört hatte mußte er erstmal darum beten aufgeklärt zu werden was und wo Tyus war.
    Anscheinend es ein Land wo Handel herrschte und die Armee faktisch nicht existent war. Warum man dieses komische Land nicht eroberte und man seine Schätze ohne Gegenwehr nicht einfach in einem Triumphzug durch Rom dem Volk zeigte war ihm ein Rätsel.

  • Zitat

    Original von Lucius Aelius Quarto
    “Sinnvoll wäre es gewiss und ein Name würde mir auch einfallen: Publius Decimus Lucidus! Weilt er dort nicht ohnehin aus freien Stücken?“, meldete sich Aelius Quarto umgehend zu Wort.


    "Senator Quarto! Meine letzten Informationen besagen, dass Deciums Lucidus als Privatperson in Tylus verweilt und nicht als offizieller Vertreter Roms!"

  • “Ja, wie ich schon sagte, er ist aus freien Stücken dort und nicht im Dienste des Imperiums. Zumindest nicht offiziell. Mir persönlich ist es zwar unbegreiflich, wieso ein überaus angesehner Consular sei Leben freiwillig fernab Roms und sogar weit außerhalb des Römischen Imperiums fristen will, aber er wird seine Gründe haben. Doch wenn er ohnehin in Tylus ist, dann könnte das Amt eines Botschafters seinem Aufenthalt einen begreifbaren Sinn verleihen. Geeignet wäre er zweifellos.“

  • "Das ist er zweifellos!" bestätigte ich "Allerdings....vielleicht habe ich mich auch falsch ausgedrückt vorher..... Decimus Lucidus steht uns für die Aufgabe leider nicht zur Verfügung!"


    Eine kurze Pause folgte....


    "Denn ansonsten hätte ich diese Sitzung nicht eröffnen müssen.....mit ihm hätten wir einen guten Mann in Tylus!"


    So war es nunmal, Lucidus wollte diese Aufgabe nicht übernehmen, also galt es zu diskutieren, ob wir überhaupt eine solche Vertretung brauchen würden....


    "Prinzipiell wäre einmal die Frage zu klären, ob Rom überhaupt einen Vertreter in Tylus braucht. Jemand der die Handelsbeziehungen vertieft und vor Ort diverse organisatorische und gesellschaftliche Aufgaben übernimmt!"

  • Das nächste, was Hungi nicht verstand und nicht begreifen wollte.


    Wie bitte? Was soll das heißen, er steht uns nicht zur Verfügung? entfuhr es Hungi. Der alte Sumpfdackler hat schon lange genug Urlaub gemacht! Er soll sich wieder seiner Pflichten bewusst werden dem Reich gegenüber.


    Ja wo kommen wir denn dahin, wenn jeder sich einfach so aus dem Staub macht? Er soll gefälligst seine Orgien mit halbnackten Weibern einschränken und weniger dem Wein zusprechen. Und sollte das nicht der Grund für sein Aufenthalt in Tylus sein, sondern irgendwelche poetischen Anwandlungen, ja dann ist ihm eh fad genug im Hirn und er soll wieder was produktives leisten.

  • Fasziniert verfolgte Macer den emotionalen Ausbruch von Hungaricus, dem die Freizeitaktivitäten des Lucidus ganz offensichtlich missfielen.


    "Wir können ihm immerhin anrechnen, dass er so ehrlich war, seinen Sitz im Senat aufzugeben, um nun in Tylus seinen Ruhestand zu genießen", warf Macer mit Blick auf eine anderen Debatte ein. "Was auch immer er dort tut, so steht es uns nicht an, angesehen darüber zu urteilen.


    Grundsätzlich stehe ich der Entsendung eines Handeslbotschafters offen gegenüber."


    Macer hätte auch sagen können, dass ihm die Sache völlig egal wäre, aber das hätte es auch wieder nicht genau getroffen.


    "Consul, was stellst du dir unter den von dir genannten 'diversen organisatorischen und gesellschaftlichen Aufgaben' vor?"

  • “Es heißt, er habe einer unglücklichen Liebe wegen Rom verlassen.“, tuschelte Aelius Quarto mit seinem Sitznachbarn leise.
    “Oder waren es derer nicht sogar mehrere? Er gilt schließlich als großer Frauenschwarm, dass ist allgemein bekannt.“

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    ....


    "Consul, was stellst du dir unter den von dir genannten 'diversen organisatorischen und gesellschaftlichen Aufgaben' vor?"


    "Nun, Senator Macer, genau um dies zu erörtern habe ich diese Sitzung eröffnet!"


    Und nocheinmal war ich die Frage in den Raum....


    "Um zu klären, ob Rom in Tylus eine offiziellen Vertreter haben will und welche Aufgaben er übernehmen soll!"

  • Müssen wir das genau ausdiskutieren, was ein Vertreter so machen soll? Ich denke, daß derjenige - wer auch immer das dann sein wird - hoffentlich selber wissen wird, was er tun sollte und was nicht. warf Hungi in die Diskussion ein. Er war zwar eigentlich noch immer gegen eine Vertretung, aber anscheinend fand seine Meinung keine Mehrheit im Senat.

  • "Ich halte das keineswegs für müssig", warf Macer ein, der die Diskussion in diese Richtung gebracht hatte. "Einem vom Senat geschickten Vertreter mit Generalvollmacht und ohne konkrete Aufgaben und Ziele könnte ich nicht zustimmen. Einem Gesandten, mit festgelegten Aufgaben dagegen schon.


    Es ist schließlich nicht Sache des Senates, Korrespondez mit fremden Herrschern zu führen. Wir haben über das zu entscheiden, was Rom konkret nützt."

  • Macer fragte sich zwar, wieso ihm diese Frage gestellt wurde, wo es doch der Consul gewesen war, der das Thema vorschlug, aber höflich wie er war, hatte er nach einer erfreulich kurzen Denkpause mehrere Vorschläge zur Hand.


    "Nun, der Consul sprach eingangs unsere Handelspartnerschaft an. Eine AUfgabe des Gesandten könnte es sein, für uns genauere Daten über Produkte, Qualitäten und Mengen der verfügbaren Handelswaren aus Tylus zu sammeln und umgekehrt den tylusischen Händlern Informationen über die Nachfrage in Rom zukommen zu lassen. Tylus würde davon profitieren, indem es keine Waren schickt, die nicht benötigt werden und Rom würde davon profitieren, indem Tylus die besonders nachgefragten Waren liefert, bevor unsere Lager endgültig leer sind.


    Man könnte aber auch in eine ganz andere Richtung denken und einen Gelehrten schicken, der sich mit dem tylusischen Schiffbau befasst und somit unseren Handelsschiffern Vorteile bringt. Im Gegenzug könnte Tylus von unseren weit entwickelten Produktionsmethoden für Baumaterialien oder ähnliches profitieren.


    Oder man schickt einen vertrauenswürdigen Mann, der sich um Finanzen kümmert. Der Einfluss darauf nehmen kann, welche Zölle an den Häfen erhoben werden, welche Gebühren die Geldwechsler nehmen, der den Wert fremden Geldes kennt und so weiter."


    Macer blickte umher und schaute nach Reaktionen.


    "Die Möglichkeiten einer konkreten Aufgabe sind vielfältig."

  • Hungi war drauf und dran, den Kopf zu schütteln, einzig und allein seine Höflichkeit verbot es ihm.


    Aber Senator Macer, das sind doch keine Aufgaben für einen politischen Vertreter des Imperium Romanum. warf er ein. Sondern wohl eher welche für seinen Stab, den er dann zweifelsohne mitnimmt. Sicher soll er die Handelsbeziehungen unterstützen, aber doch nicht, indem er selber mit Zahlenkolonnen hantiert wie ein gewöhnlicher Kaufmann.


    Dunkel konnte er sich erinnern, daß ihm irgendwer mal gesagt hätte, daß der Senator wohl eine gewisse Affinität zu Bauwesen und Ingenieurstechniken haben mochte. Wenn das wahr war, dann verstand Hungi sehr wohl den Vorschlag seines Gegenübers, dennoch war er der festen Meinung, daß ein Senator, ein politischer Gesandter, sich nicht mit solchen Kleinigkeiten wie Wechselgebühren aufhalten sollte.


    Ein Gesandter sollte wohl eher eine Anlaufstelle für die dortige politische Elite sein und natürlich für römische Bürger, die sich dort aufhalten. Er soll unsere römische Lebensart und Kultur vertreten und die Schnittstelle zwischen dem Imperium und unseres Bündnispartners.

  • Macer schüttelte den Kopf, hatte er doch solche Ideen tatsächlich erwartet, wenn auch nicht aus dem Mund von Senator Hungaricus.


    "Schnittstelle zwischen dem Imperium und unserem Bündnispartner? Verzeihung, aber allgemeine Außenpolitik ist meines Wissens Sache des Kaisers. Unsere Staatsverträge sind von ihm unterzeichnet, nicht vom Senat.


    Und davon, dass ein Gesandter in Tylus römische Lebensart vertritt und Kultur verbreitet, haben wir hier in Rom herzlich wenig. Dafür können wir tatsächlich den ehemaligen Senator Decimus Lucidus zum Gesandten erklären, ob er will oder nicht, denn ich nehme an, dass er auch in Tylus römische Lebensart pflegen wird und für römische Bürger ansprechbar ist."

  • Und Hungi fühlte sich wieder absolut mißverstanden...


    Wer redet denn von allgemeiner Außenpolitik und Staatsvertragsunterzeichnung? Also Senator Macer, ich muß doch jetzt wirklich bitten. Politik bietet ein weit größeres Spektrum an Betätigungsfeldern an.


    Es war schon wieder soweit, er fühlte ein gewisses Hämmern in seiner rechten Schläfe...


    Aber bitte, wenn es dir genehm ist, einen Senator, einen Legatus Augusti, die Wechselkurse überwachen zu lassen, indem er jeden Tag die Krämer befragt oder irgendwelche Schiffszeichnungen zu tätigen, bitte, nur zu. Ich hingegen finde so etwas einem Senator unwürdig.


    Und ja, der ehemalige Senator Decimus Lucidus ist sicher ein wahrer Vertreter der römischen Lebensart. fügte er sarkastisch hinzu. Denn ein Römer macht immer Urlaub und übernimmt keine politische Verantwortung. Pah!

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