Atrium | Flavia Minervina

  • Minervina betrat das Atrium. Der Sklave, der ihr die Türe geöffnet hatte war sehr freundlich gewesen, nicht wie so manche Flegel in der Stadt, die sich nicht zu benehmen wissen.
    Sie sah sich um und durch das compluvium in den Himmel- wolkenlos.
    Es gefiel ihr hier... aber war sie auch willkommen?

  • Schritte waren zu hören und eine kräftige Männerstimme durchbrach die Stille vollends.
    Zu dieser Zeit hatte Furianus ein wenig Freiraum für Nebensächlichkeiten, Nebensächlichkeiten wie seine bevorstehende Hochzeit zu planen.
    Geschäftig ging er also durch die Gänge des Hauses und pflegte das zu tun, was er schon die letzten Tage tat - er diktierte einem Sklaven, der ihm wie sein Schatten folgte, was man tun solle, was zu erledigen war.
    So kam es auch, dass die Beiden ins Atrium traten und Furianus, in den wirren Planungen versunken, der Frau nicht gewahr wurde.
    Der raum war schon fast durchschritten, als er einen Seitenblick auf die Frau warf, die ihn doch sehr verwunderte. Seine Augen blieben an ihr haften, denn wie eine Sklavin sah sie ganz und gar nicht aus. Das Gewand verriet eine andere Herkunft und höchstwahrscheinlich eine interessante Begegnung. In der Villa gab es faktisch keine Frauen, nur Claudia Antonia seit kurzem. Aber diese sah nicht so aus, hielt sich auch sicherlich nicht hier auf.


    Verwundert riskierte er es, nachdem er seinen Sklaven anschaute und dieser nur kurz mit den Schultern zuckte, sie anzusprechen.


    "Salve, wer bist du?"


    Vorstellen brauchte er sich nicht, schließlich war er hier einer der Herren, DER Herr, wenn sein Vater nicht in Rom weilte. Außerdem erstattete man ihm keinen Bericht über eine fremde Frau in den Räumlichkeiten, da durfte er sich erdreisten solch Benehmen an den Tag zu legen.

  • Minervina schreckte auf...
    "Oh entschuldigt... Mein Name ist Flavia Minervina. Ich weile erst seit kurzem in Rom und wollte zum Hausherren."


    Sie versuchte lächelnd irgenteine Verbindung zwischen sich und diesem Mann aufzubauen... aber er sah nur sehr sehr sektpisch, was Minverina einschüchterte...


    Sie blickte zum Skalven..
    " Eure Sklave lies mich eintreten.."

  • Sehr erschöpft vom Tageswerk hatte ich mich in die Villa tragen lassen. Schon auf dem Weg durchfuhren mich Schauer von Müdigkeit und nur schwer konnte ich meine Augen offen halten. Erst am Mercatus angekommen, drängte der Lärm, das bewegte Leben meine Schläfrigkeit zurück, hier in der Villa würde sie wie weggeblasen werden. Doch das wußte ich natürlich noch nicht.


    So trugen mich die Sklaven stehtig voran und setzten die Sänfte vor der Türe sanft ab. Ein Sklave bildete eine Fußtreppe, was mir das Entgleiten deutlich erleichterte. Zwei bewaffnete Diener schirmten dann den Weg bis zum Haus ab und öffneten schließlich die große Tür.


    Ich bewegte mich eher langsam auf das Atrium zu und legte meine Augen auf einen ansehnlichen Körper. Deren Konturen mir etwas, wenn auch wenig vertraut schienen. Gerade zum Zeitpunkt, als gesprochenes Wort den Raum drchfloss war ich in Reichweite und konnte es nicht glauben. Doch ich sah sie...


    "Schwester!" ertönte meine Stimme. Ohne auf Furianus Rücksicht zu nehmen, eilte ich auf sie zu, nahm sie in den Arm und setzte sie wieder auf dem edlen Boden ab. "Du hier? Wo kommst du her?" In jenem Moment fiel mir auf, das Furianus neben uns stand und ich trat einen Schritt zurück, nicht ohne die Hände von Minervina zu greifen. "Du bist eine wunderschöne Frau geworden. Ich hoffe du wirst länger bleiben?"


    Natürlich mußte sie das, was für eine Frage. Ich sah mich zu Furianus um und nickte ihm zu. Wahrscheinlich brauchte er eine Bestätigung, das sie, das Minervina keine Hochstablerin war.

  • Überrascht von der schönen überschweniglichen Begrüßung, die Minervina hier in Rom schon sehr vermisst hatte, lachte sie ihren Bruder an.


    "Danke für dein Kompliment, mein Bruder. Natürlch werde ich länger hier bleiben. Mein Wunsch ist es hier etwas für meine Bildung zu tun... in Ägypten ist es zwar wunderbar, aber die besten Schulen gibt es meiner Ansicht immernoch in Rom.


    Wie geht es dir? Du musst mir so viel erzählen... ich war schon ewig nicht mehr hier bei euch!"

  • Ein leicht gereizter Blick zu seinem Sklaven und schon tauchte plötzlich einer der vielen Mitbewohner auf.
    So schwieg er erst einmal und beobachtete, mit vor der Brust verschränkten Armen, die Begrüßung des Lucullus und die Freude.
    Ein kleines Lächeln konnte er dennoch nicht vermeiden, auch wenn er anfangs erbost war nicht benachrichtigt worden zu sein.


    "Nun, wenn mein Vater nicht hier in Rom weilt bin ich hier der Hausherr. Lucius Flavius Furianus ist mein Name, Sohn des Senators Flavius Felix."


    Fügte er ein und bedeutete seinem Sklaven schonmal voraus zu gehen. Danach blickte er wieder zu den Beiden und nickte leicht.


    "Aber ich will euch auch nicht weiter stören. Ihr werdet euch sicherlich noch viel zu erzählen haben, da ist ein dritter Beobachter nicht angebracht. So heiße ich dich willkommen, Flavia Minervina."


    Ein Lächeln zum Abschied verschenkte er noch und folgte seinem Sklaven, der in einiger Entfernung auf ihn wartete und schon das Schreibgerät zuckte, um sich alles Mögliche zu notieren.

  • Minervina hielt inne und beobachtete Furianus...zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder Lucullus zu.


    "vielleicht kann ich ja später mit ihm reden.. er scheint mir nicht sehr gesprächig zu sein"

  • Zitat

    Original von Flavia Minervina
    Überrascht von der schönen überschweniglichen Begrüßung, die Minervina hier in Rom schon sehr vermisst hatte, lachte sie ihren Bruder an.


    "Danke für dein Kompliment, mein Bruder. Natürlch werde ich länger hier bleiben. Mein Wunsch ist es hier etwas für meine Bildung zu tun... in Ägypten ist es zwar wunderbar, aber die besten Schulen gibt es meiner Ansicht immernoch in Rom.


    Wie geht es dir? Du musst mir so viel erzählen... ich war schon ewig nicht mehr hier bei euch!"


    Eine ganze Weile beobachtete ich die Züge jener Frau, die vor vielen Jahren als meine Schwester das Licht der Welt erblickt hatte und nun zurück in Rom war. Wenn Vater noch leben würde, so dachte ich, würde er eine angemessene Beschäftigung für sie finden. Immer im Hintergrund zu stehen und zu agieren war für die meisten Frauen nicht leicht. Doch unser Stand legte es ihnen auf und so nickte ich bei ihren Worten über die Bildung.


    "Es gibt sie nur in Rom da hast du Recht, auch wenn es viele Fremde anders sehen und mit ihren Zungen verbreiten. Du solltest vorallem den Cursus Res Vulgares an der Schola Atheniensis belegen. Deine Stimme bei den Wahlen zum Cursus Honorum könnte irgendwann das Zünglein an der Waage für oder gegen einen von den Flavern bedeuten."


    Da sie immernoch im Atrium verweilten, blickte ich mich nach einer Sitzgelegenheit um und zeigte schließlich auf eine Korbstuhlgruppe vor dem Brunneneinlass in der Mitte des Raumes.


    "Setzen wir uns doch!"


    Ein Sklave erschien und wartete auf Arbeit.


    "Minervina ich muß sagen, das es mir recht gut geht. Die Arbeit in den Tempeln geht mir sehr leicht von der Hand, auch wenn sie manchertags recht öde scheint. Trotzdem habe ich begriffen, das es in Rom sehr anders ist, als am Lago Larius. Ich möchte meine Kindheit dort oben nicht missen, aber ich sehe auch eine prächtige Zukunft in Rom. Die Türen sind geöffnet und wir Flavier brauchen nur die richtige betreten, um an alte Interessen anzuknüpfen und Werte zu schaffen, die auch in tausend Jahren noch die Geschichtsbücher füllen."


    Ich ließ sich einen stark verdünnten Falerner einschenken und wartete, ob seine Schwester ebenfalls etwas mochte.

  • Minervina nickte zustimmend, als ihr Bruder ihr das Getränk anbot und setzte sich gegenüber.


    "Das ist schön, dass du etwas gefuden hast worin du aufblühst. Erzähle mir mehr von den Tempeln, vielleicht nimmst du mich ja einmal in einen mit... leider hatte ich noch keine Gelegenheit auch nur einen zu besuchen, auch wenn es ein Frevel ist. Ich hoffe du verzeihst."


    Sie nahm einen kleinen Schluck des Falerner.


    "Ausserdem war mir schon klar, welchen Kurs ich besuchen musste, und deshalb habe ich mich schon lange dafür eingetragen und nun warte ich nur noch auf die Ergebnisse! Ich bin gespannt ob ich bestanden habe...
    es ist schließlich meine erste richtige Prüfunng in Rom.


    Und denke ja nicht dass ich nunr diese Prüfung mache um wählen zu können, die Bildung steht mir an erster Stelle... "


    Sie lächelte, denn es sollte natürlich nicht bedeuten, dass sie ihre Familie nicht unterstützen wird.

  • Nicht in den Becher blickte ich, sondern in ihr strahlend schönes Gesicht. Doch meine Augen wurden von ihren Worten trüblich und so mußte ich mich erklären.


    "Nicht ich kann dir verzeihen, denn es steht mir nicht zu. Die Gabe hast du genommen, als du das Meer überquert hast. Sicher bist du im Hafen eingelaufen und trotzdem fandest du keine Zeit den Göttern dafür zu danken. Ich werde in meinem nächsten rituellen Dienst ein gutes Wort für dich einlegen und eine Opfergabe in deinem Namen überreichen."


    Irgendwie hatte ich das Gefühl, das meine Schwester auch demnächst keine Zeit oder Lust finden würde und so wollte ich ihr einen Dienst erweisen. Zu selten belohnten jene die Götter, welche sie ignorierten und ich wußte nur zu gut, wie schwer ein Versäumnis wog.


    "Schon bald werden die Saturnalien gefeiert. Ich denke da bekommst du einen gewissen Einblick in die Tempel. Du wirst doch daran teilnehmen?"


    Es gab ja die Sitte, das die Herren dabei ihren Sklaven dienten, doch in einer flavischen Villa sollte es beim besten Willen nicht soweit kommen. Vielleicht konnten sie am Mahl teilnehmen. Zumindest einige höhergestellte von ihnen.


    "Wenn du etwas länger in Rom bist, wirst du auch meine Worte verstehen lernen. Wir alle bilden uns aus Respekt vor den Tugenden, den Ahnen und dem Romanum. Trotzdem ändern sich die Zeiten sehr rasch und es wird wichtig ein Gleichgewicht zurückzuholen. Aber es ist müßig von Politik zu sprechen... wie ist es dir in Alexandria ergangen. Erzähle mir mehr von dieser sagenumworbenen Stadt."

  • Ein wenig beschämt war Minervina jetzt schon. Doch irgentwie wagte sie es nicht in die Tempel zu gehen... Vielleicht war es die große Ehrfurcht... vielleicht auch die Angst etwas falsch zu machen im ach so großen Rom.


    Ich danke dir... und natürlich werde ich in den nächsten Tagen den Tempel besuchen, eben spätestens an den Saturnalien. Es ist alles nicht so einfach... vor allem da es in Rom ein sehr viel ausgeprägteren Cultus gibt als in Alexandria.


    Wieder nahm sie einen kleinen Schluck


    ja... Alexandria...


    Ihre Augen begannen zu strahlen


    Die Bibliothek... Der Leuchtturm... Die vielen Sphinx... der ganze orientalische Flair... Die Wärme der Sonne und der Menschen... auch das Serapeum...


    Es ist eine ganz andere Stadt als Rom... Rom kommt mir machnmal sehr kalt vor... so unnahbar und auch die Menschen hier sind sehr distanziert...


    In Alexandria ist es einfach anderst, ich weiss nicht wie ich dir das erklären kann... Aber vielleicht denke ich auch nur so, weil ich dort aufgewachsen bin... ich schätze du musst einfach einmal dorthin, wenn du nicht schon dort warst.

  • "Du magst dich vielleicht wundern, aber ich fühle mich in der Heimat ganz gut. Natürlich sind Reisen auch wichtig, aber ich sehe sie eher als Nebensächlichkeit. Vorerst ist es meine Pflicht den Riten unserer Vorfahren zu dienen und die Tugenden zu verteidigen, die uns groß gemacht haben. Da ich damit mehrere Jahrhunderte zu tun haben werde, wenn ich mir den allgemeinen Verfall betrachte, wird Alexandria wohl noch etwas warten müssen."


    Ich leerte den Becher und stellte ihn schließlich ab. Beunruhigt ruhten meine Augen auf ihr.

  • Nun ja, meines Erachtens weile ich erst zu kurz hier in Rom um dich bestätigen zu können...


    Wieder wollte sie einen Schluck nehmen, doch sie bemerkte, dass ihr Becher schon leer war. Der Sklave wollte ihr sogleich einschenken, sie winkte jedoch ab.


    Mein liebster Bruder, Alexandria kann warten, da hast du wohl Recht, und du hast auch Recht wenn du dich sorgst, aber denke auch ein wenig an dich und an deine Familie, schließlich war deine Mutter eine Römerin mit sehr starken Wurzeln in Ägypten.


    Und noch einmal bitte ich dich: Bitte zeige mir die Tempel und führe mich umher. Ich möchte lernen, ich möchte sehen und ich möchte unsere Götter ehren. Deine Hilfe wäre wunderbar.


    Fragend blickte sie zu ihm.

  • Wo meine Gedanken zur Zeit weilten, mochte kaum jemand zu sagen. Doch hier im Raume waren sie nicht. Trotzdem nahm ich Minervinas Worte wahr und nickte sowohl bei meiner Mutter, als auch bei den Tempeln.


    "Ich habe zur Zeit nicht den Drang Rom zu verlassen. Wenn sich das ändert, wird Aegyptus sicher auf meinem Plan stehen. Bis dato aber versuche ich das zu tun, was der Familie die meiste Ehre bringen wird und zusätzlich wird man mich so oft als möglich in den Tempeln der Stadt antreffen. Zu solch einem Tage werde ich dir gerne alles zeigen, was du wissen möchtest und soweit es uns die Riten erlauben. Doch nicht heute..."


    Ein Zwinkern unterstützte meine Aussage. Die Zeit war heran und so erhob ich mich von der Liege.


    "Wenn du mich entschuldigen würdest? Wir können gerne später weiter reden, doch nun muß ich meinen Verpflichtungen nachkommen... Schwesterherz."

  • Meine Verabschiedung fiel herzlicher aus, als von ihr vielleicht erwartet...


    Wenig später begab ich mich im langen Gang durch die Gemächer der Villa. Meins war recht weit am Ende jener Ansammlungen von Räumen, Gästezimmern, Gängen und Fluren. Dort angekommen, sollte sich meine Gestalt den Göttern angemessen wandeln und wenig später würde man mich zum Quirintal tragen...

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