[Schola] Unterrichts- und Schulungsraum

  • Nein, unschlüssig war Cunctator nicht!


    Er war nur vorsichtig ... und das mit gutem Grund!


    Er dankte dem Wachsoldaten und betrat den Schulungsraum. Der centurio beachtete ich nicht ... Glück gehabt!


    Cunctator nahm nicht in der letzten, sondern in der allerletzten Reihe Platz und machte sich so klein wie möglich, frei nach einer alten taktischen Regel, die er sehr früh gelernt hat und die nach wie vor ihre Gültigkeit nicht verloren hatte: Viel sehen ohne gesehen zu werden!


    In dieser Stellung wartete er auf das, was noch kommen sollte.

  • Schwer atmend und mit schnellen Schritten war Marcus zu den Räumlichkeiten für die Schulung geeilt. Gerade noch rechtzeitig war er an jenem Morgen aus Rom eingetroffen und hatte die Reise von Rom nach Mantua doch in recht schneller Zeit hinter sich gebracht, nicht sehr zum Vergnügen seines Rosses, daß er dafür arg angetrieben hatte. An der Tür angelangt sah Marcus einen Moment befremdet auf das Schreibzeug. Herrje, Schulung...Schule...Schreiben!!! Daran hätte er auch früher denken können.


    „Optio Flavius Aristides! Ja, danke für das Schreibzeug...“


    Die Worte waren noch vom Schock des Schreibzeuges geprägt und er hoffte inständig, daß er nicht ein Protokoll oder ähnliches verfassen mußte. Das von der kleinen Stabsbesprechung harrte auch immer noch seiner Fertigstellung. Marcus ergriff schicksalsergeben die Sachen und betrat den Raum. Er nickte Avitus zu und suchte sich einen freien Platz in der hinteren Reihe, landete prompt neben dem anderen Claudier in der Legio Prima- Claudius Cunctator. Seufzend legte Marcus die Tabulae vor sich auf den Tisch und den Griffel daneben, ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. War noch nicht allzu sehr besetzt, drum war ein kleines Schwätzchen wohl nicht sehr daneben. So wandte er sich an Cunctator, hoffte dabei, daß dies ein ganz cleverer war, schließlich gedachte Marcus zur Not- wenn geprüft wurde- bei ihm abzuschreiben- ein Grund, warum sich Marcus nicht neben Avitus gesetzt hatte, da würde er nur in arge Nöte kommen.


    „Na, Kamerad, aus welcher Kohorte kommst Du denn? Hab Dich noch nie gesehen. Ich bin Optio Flavius Aristides aus der Ersten.“


    Marcus nickte ihm freundlich und gutmütig lächelnd zu.

  • Nicht ganz so pünktlich wie sonst, aber offenbar immernoch rechtzeitig, betrat Priscus den Schulungsraum. Einige bekannte Gesichter aus der letzten Stabsbesprechung entdeckte er sowie einige Soldaten, mit denen er bisher oder zumindest in der letzten zeit weniger zu tun gehabt hatte. Schweigend suchte er sich einen Platz, holte eine Wachstafel aus seiner Gürteltasche und war gespannt, was nun passieren sollte.

  • Cunctator war damit beschäftigt, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Unwillkürlich dachte an zuhause, als ih eine sympatische Stimme aus seinen Träumen riß.


    Er sah seinen Nachbarn an, der auf ihn einen vertrauenserweckenden Einddruck machte; und ein optio war es auch noch! Mit einem Mal fühlte er sich sicherer.


    Salve, optio Aristides! Mein Name ist Caius Claudius Cunctator, ich bin seit kurzem legionarius in der COH II und komme aus Confluentes, wo ich eine zeitlang in der ALA II NVMIDIA diente.


    Zu dieser Schulung wurde ich beordert; um was es geht, kann ich Dir nicht sagen. Du wirst verstehen, daß ich mit einem militärischen Wissen nicht gerade brillieren werde. Doch mit einem optio an der Seite ... wie heißt es so schön: nur gemeinsam sind wir stark!


    Aber vielleicht, optio, Aristides, kannst Du mir sagen, was für ein Thema hier behandelt wird?


    Cunctator sah seinen Nachbarn an. Er hoffte, daß er sich vor Beginn der Schulung noch ein wenig dem optio unterhalten konnte.

  • Avitus nahm Platz, wie ihm angeraten. Er schaute den schweigend anderen zu, nickte den beiden Optiones, die hinzugetreten waren, zur Begrüßung zu und wartete ab, bis alle anderen ebenfalls erschienen waren und der Vortrag ihres 'Dozenten' beginnen mochte.

  • Sim-Off:

    Die noch Fehlenden schreiben sich einfach im Nachhinein dazu. Ich fange jetzt schon mal an.



    Mit einigen Wachstafeln in der Hand betrat der Tribun zur angesetzten Stunde den Schulungsraum. Sein Blick schweifte über die anwesenden Soldaten - einige Offiziere konnte er auch ausmachen - und freute sich über die rege Teilnahme. Möglicherweise war der Schritt zu einer legionsinternen Fortbildung ein Volltreffer gewesen, aber wie sich das Projekt letztlich entwickeln würde, wusste nicht einmal Claudius zu sagen. Er wollte flexibel sein.


    Mit sicheren Schritten legte er den Weg bis zum Rednerpult zurück, packte die mitgebrachten Unterlagen zunächst dorthin und trat vor die Soldaten.


    "Milites" … Sein Blick ging durch viele Reihen, in denen Legionäre und Optiones saßen. "Offiziere" … Er begrüßte die vereinzelt anwesenden höheren Offiziere mit Blickkontakt. "Ich begrüße euch zur ersten Lehrveranstaltung im Rahmen unseres neuen Lehrprojektes in dieser Schola. Das Angebot richtet sich vornehmlich an unsere Unteroffiziere - solche, die bereits die praktische Ausbildung unterstützen und solche, die erst den Rang eines Unteroffiziers anstreben. Mit dem hier vermittelten Wissen lässt sich sowohl die Ausbildung der Probati und Legionarii vereinheitlichen und verbessern, als auch eine gute Grundlage schaffen, um als späterer Centurio an der Academia Militaris in Roma mit einem 'hervorragend' bestehen zu können. Nichts anderes soll unser Ansporn sein."


    Wieder ließ Claudius den Blick schweifen. Er bemühte sich, jeden Teilnehmer anzusehen, damit sich jeder persönlich angesprochen fühlen konnte. Den Ergeiz zu wecken, die Motivation hoch zu halten, die Verbundenheit zur Einheit zu wecken, lag stets im Bestreben des Offiziers.


    "Was die Modalitäten dieser Schulungen betrifft, habe ich zunächst vor, einen geschichtlichen Abriss zu geben. Daran wird sich eine interaktive Erarbeitung der Bauweise, Benutzung und Einweisung von Belagerungsgerät, anschließen. Je nach dem wie die Mitarbeit ist, behalte ich mir vor, einen schriftlichen Test zu machen oder mich mit mündlichen Befragungen während des Seminars zufrieden zu geben. Ein praktischer Teil auf dem Exerzierplatz wird den Lehrgang abschließen. Gibt es trotz dieser noch offenen Abfolge, die sich auch für mich zunächst bewähren muss, noch grundlegende Fragen?"


    Der Tribun wartete kurz, schob aber alsbald weitere Informationen nach, falls sich daraus noch Fragen ergeben sollten.


    "Das erste Themengebiet, was die Schola anbietet, wird sich rund um die Artillerie drehen. Dabei wird sowohl die Feld- als auch die Belagerungsartillerie behandelt. Jedem von euch ist sicherlich klar, dass die Legionen das Kernstück unserer Armee darstellt, in der Feldschlacht und bei der Belagerung wird das große Potential der schweren Infanterie bestmöglich genutzt. Eine Belagerung ist für Legionstruppen sogar ohne zwingende Unterstützung von Hilfstruppen durchführbar. Beginnen werden wir - wie bereits angekündigt - mit dem Thema 'Türme'."


    Wieder wartete er auf mögliche Wortmeldungen.

  • Plautius betrat mit einem seiner Scriba den Schulungsraum. Offensichtlich ging es gerade erst los. Er nickte dem Tribunus zu, ging mit dem Scriba in die letzte Reihe und nahm Platz.


    „Du solltest den Tribunus später nach den weiteren Lehrveranstaltungen fragen. Und dann müssen wir zusehen, daß wir meine Termine so schieben, daß die Schulungen rein passen und ich etwas Luft vor den Veranstaltungen habe, damit ich rechtzeitig komme.“ sagte er leise zu dem Scriba.


    „Das wird sehr schwer, zumal wir ja etwas Zeit für Artoria Medeia frei halten wollen. Das war zumindest dein Wunsch. Du liegst im Moment total zu und da sind noch keine außerordentlichen Gespräche mit dem Legatus oder Besuchern vorgesehen. Aber in etwa 10-12 Tagen wird es erfahrungsgemäß besser, denn dann sind viele Arbeiten abgeschlossen und wir können in die Winterpause gehen. Du wirst feststellen, Praefectus, daß die Termine dann schlagartig abnehmen. Erst im Frühjahr steigt die Arbeit für uns dann wieder schlagartig an.“ entgegnete dieser.


    „Oh ihr Götter, wo bin ich nur gelandet, daß ich jetzt schon meine Termine planen muß wie ein Politiker ...“ stöhnte Plautius.


    Dann folgte er aufmerksam dem Unterricht und entspannte sich dabei.

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Cunctator hatte den Ausführungen des tribunus aufmerksam zugehört. Um was ging es in dieser Lehrveranstaltung? Um Belagerungsgeräte, um Artillerie, um Türme? Vom Sehen kannte er Türme, aber das war`s auch schon!


    Er, der legionarius, der gerade mal in den Startlöchern saß, war von Dienstgraden umgeben, deren Legionärsdasein längere Zeit zurücklag und die ein Wissen mitbrachten, das sie nicht nur in Unterrichten, sondern hauptsächlich in der Praxis erworben hatten.


    So wie es aussah, befand er sich in einer nicht gerade günstigen Situation: Auf der einen Seite gab es für ihn bestimmt genügend Fragen, die einer Antwort bedurften, auf der anderen Seite sah er schon die mitleidig belustigten Gesichter der höheren Dienstgrade, für die derartige Fragen zur Belustigung animierten und für die diese Lehrveranstaltung womöglich nur eine Auffrischung ihres Wissens und Könnens war.


    Aber klein beigeben wollte Cunctator nicht!


    Also: Nach vorne gerichteter interessierter Blick und warten auf das, was kommt!

  • „Ah, ein weiterer Claudier. Nun, es freut mich sehr Dich kennen zu lernen, Claudius. Die Numida in Germania, Du Armer. Mußtet ihr Straßen bauen?“


    Aus unerfindlichem Grunde war es der größte Alptraum von Marcus als Soldat eine Straße bauen zu müssen, mit Schaufel und Hacke im Schlamm zu wühlen. Marcus schauderte, lächelte jedoch breit. Daß er sich wohl doch einen Falschen zum Abschreiben gesucht hatte, befand Marcus nicht für sonderlich schlimm. Jede Gelegenheit für solche Verbrüderung natürlich nutzend und daß er nicht der Einzige, scheinbar, war, der mit solch einem Stoff sich überfordert fühlte, darum war Marcus doch recht froh. Vorsichtig spähte Marcus in Richtung von Avitus- vielleicht würde er dann von hinten seine Schrift entziffern können? Marcus lächelte zu Cunctator und nickte bestätigend.


    „Da hast Du Recht, Claudius. Das schaffen wir schon...irgendwie!“


    Marcus schmunzelte und grübelte. Welches Thema? Hm...welches Thema war es gleich noch mal? Er hatte zwar den Anschlag gelesen, es hatte ein Weilchen gedauert, aber mittlerweile wieder vergessen, was überhaupt darauf stand. Grübelnd kratzte sich Marcus am Kinn.


    „Irgendwas mit Wurfmaschinen? Oder der Balliste? Ah je, das fängt ja schon gut an!“


    Marcus lachte leise über sich selber und zwinkerte Cunctator gutmütig lächelnd zu. Aber schon ging es los, Marcus nickte dem Präfekten freundlich zu und versuchte seine lässige Haltung auf dem Stuhl zu unterbinden, griff nach der Tabula und dem Griffel und hielt sich bereit. Marcus lauschte, blinzelte als er das Wort Academia vernahm, verdrängte den Stress in dieser Hinsicht sofort und hörte weiter zu. Sein Griffel ging über seine Tabula und ab und an nickte Marcus. Schriftlicher Test? Der Schock ließ Marcus erstarren. Aus, finis! Sollte das kommen, wäre Marcus völlig aufgeschmissen, das wußte er jetzt schon. Ein kaltes Schaudern ging über seinen Rücken und er schickte ein Stoßgebet zu den Göttern, daß sie solchigen doch bitte verhindern mochten. Wieder ein Nicken, wieder hinterließ sein Griffel eine Spur auf der Wachstafel. Am Ende beugte er sich zu Cunctator und flüsterte leise.


    „Ah, Türme...das war es!“


    Dann lehnte sich Marcus zurück. Noch hatte er keine Fragen, aber während der Lehrveranstaltung würde sicherlich eine Frage nach der Anderen bei Marcus auftauchen. Marcus sah auf seine Notizen herunter und blinzelte einige Male, eine Blume...oder war es doch mehr ein Schaf? Unschlüssig sah er auf seine Zeichnung herunter, blickte gleich wieder auf.

  • Cunctator blickte kurz zu Aristides und flüsterte:


    Du hast recht! Irgendwie packen wir das schon! Soll uns der tribunus erst einmal etwas erzählen. Wir können schließlich nur das schriftlich oder mündlich von uns geben, was er uns gelernt hat! Letzten Endes wissen wir, die jetzt nichts wissen, hinterher mehr als die, die von vorneherein alles zu wissen glaubten!


    Cunctator blinzelte Aristides zu und:
    ...nach vorne gerichteter interessierter Blick und weiteres Warten ...

  • "Gut, beginnen wir, wenn keine Fragen anliegen. Allerdings können jederzeit Zwischenfragen gestellt werden und ich nehme mir heraus, auch ab und an Fragen zu stellen."


    Der Tribun kehrte schmunzelnd hinter das Pult zurück, denn für den geschichtlichen Abriss hatte er sich ein paar stichpunktartige Notizen gemacht, um einen logischen Faden beizubehalten.


    "Türme gehören zu den am längsten bekannten Belagerungsgerätschaften, ihr Einsatz reicht länger als zwei Jahrtausende vor der Gründung Roms zurück. In diesem Zusammenhang sind auch Rammböcke überliefert, wohingegen die Feldartillerie offensichtlich noch unbekannt war.
    Selbst zur Zeit der Gründung Roms bestand kaum Bedarf an solchem Kriegsgerät, denn die Befestigungsanlagen waren zumeist nicht aus massiven Mauern, sondern aus Lehm und Holz gefertigt. Das Aushungern oder Massenangriffe waren probate Mittel zum Zweck. Man kannte den Rammbock und den Mauerbohrer oder setzte Taktiken wie das Unterhöhlen von Befestigungsanlagen ein, sollte diese doch aus Steinen gefertigt sein.


    Zwei Entwicklungen verliefen etwa 350 Jahre nach der Gründung Roms parallel: Entsprechend große Siedlungen waren am Entstehen, der Ziegelbau erlebte einen Aufschwung, mittels Mehrschichtbauweise entstanden regelrechte Festungen. Gleichzeitig brachte der Aufschwung an wissenschaftlichen Erkenntnissen die Entwicklung von neuartigen Kriegsmaschinen mit sich. Hier liegt die Geburtsstunde der echten Artillerie, der Torsionsgeschütze und der mobilen Türme.


    Am Rande sei erwähnt, dass die Griechen den Grundstein gelegt haben, aber erst wir Römer haben diese Kunst zur Vollendung gebracht."


    Claudius schmunzelte. Es lag ihm zu fern, den Anteil der Griechen über Gebühr zu erwähnen. Er verzichtete mit Absicht, irgendwelche Kriegszüge oder Kommandeure zu erwähnen.


    "Unseren Konstrukteuren ist es gelungen, die unnütz großen Belagerungsmaschinen in effektive Gerätschaften zu wandeln, die sich nun auch für ausgedehnte Kriegszüge eigneten. Außerdem merzten sie zunächst einmal alle Kinderkrankheiten aus. Was nützt uns ein mobiler Turm, wenn er im durch die Verteidiger aufgeweichten Boden stecken bleibt? Nichts!
    Und nun kommt meine erste Frage: Was könnten sich unsere Militäringenieure einfallen lassen haben, um den Gegenmaßnahmen der Verteidiger im wahrsten Sinne des Wortes den Boden zu entziehen?"

  • Staunend sah Marcus seinen Kameraden an. Der war ja ein richtiger Philosoph. Letzten Endes wissen wir, die jetzt nichts wissen, hinterher mehr als die, die von vorneherein alles zu wissen glaubten! Ein paar Mal ging Marcus den Satz durch, er verstand ihn nicht so ganz. Würde er dann mehr wissen als die, die am Anfang mehr wußten als er? Ja, das mußte so sein. Und wenn ein Philosoph wie Cunctator das sagte, dann mußte wohl was daran sein. Vergnüglich lächelte Marcus und befand, daß er wohl doch von seinem Kameraden abschreiben konnte. Der würde mit Sicherheit gute Antworten abgeben. Einigermaßen beruhigt konnte Marcus so den Erläuterungen des tribun folgen. Es war wohl mehr so, daß Marcus die Worte hörte, kaum davon jedoch einordnen konnte.


    Türme waren Belagerungsmaschinen, soviel war klar, das leuchtete auch Marcus ein. Was hatte das mit Rammböcken zu tun? Waren die an den Türmen dran? Natürlich kannte Marcus den Widderrammbock nicht, es hätte ihn vielleicht dann etwas mehr in seinen Geist erhellt. Vielleicht jedoch nur! Sein Sklave, der hatte schließlich auch damals gut studiert, hätte ihm wohl mit Leichtigkeit aus Vitruv zitieren, den Namen Diades nennen können. Marcus sah sich um, alle schienen gut folgen zu können. Schnell nickte Marcus, man wollte ja nicht als dumm gelten- ein Makel, den er schon seit langer Zeit versuchte nicht an sich heran zu lassen. Sein griechischer Lehrer hatte ihn als Kind einmal faul und dumm beschimpft, es hatte Marcus hart getroffen- das mit dem dumm, nicht mit dem faul. Aber noch härter hatte es seinen Lehrer getroffen. Marcus lächelte zufrieden als er daran zurückdachte, hatte dann leider jedoch einen Teil der Vorlesung nicht mitbekommen. Aufgeweichter Boden? Gegenmaßnahmen? Ja, das war in der Tat eine gute Frage. Marcus hatte nicht den blassesten Schimmer. Grübelnd sah er auf das Schaf herunter, das jetzt einige Blumen um sich herum hatte. Eine Straße bauen? Das wäre wohl zu langwierig. Eine Strasse aus Holz mit sich schleppen?


    „Eine Holzrampe vielleicht?“


    Oh, hatte er das gerade laut gesagt? Herrje, manchmal sprach er einfach zu schnell als daß er über seine Worte nachdachte, denn schon kam die nächste Idee. Außerdem passte es nicht zu der Frage. Wie sollte man mit einer Holzrampe den Feinden den Boden entziehen? Herrje! Schweigen war Gold, dachte Marcus und grübelte schon über die nächsten Möglichkeiten. Vielleicht Schotter und Kies ausstreuen oder sich einen anderen Weg suchen? Oder die Türme aufgeben und etwas ganz anderes wagen? Aber Marcus hielt den Mund und sah in Richtung Avitus. Der würde bestimmt noch was Schlaues sagen können, der hatte Ahnung. Oder der Präfekt.

  • "Hmhm, da haben wir schon mal einen Vorschlag. Sehen wir uns diesen gemeinsam an. Der Gedanke an eine Rampe ist schon einmal sehr gut. Mit einem Agger lässt sich nicht nur auf instabilem Terrain sicher vorrücken, sondern auch erhebliche Höhen überbrücken. Holz ist zumeist als Rohstoff leicht zu beschaffen, aber eignet sich Holz allein bei den durchaus erheblich ansteigenden Anfahrtsrampen? Die Türme weisen mitunter ein erhebliches Gewicht und nicht zu unterschätzende Ausmaße auf. Zudem könnte der Feldherr auf die Idee kommen, die Rampe zu mehr als nur einer Turmanfahrt benutzen zu wollen, was ihr Ausmaß beeinflussen würde. Gibt es Ideen, wie die erforderliche Stabilität bestmöglich zu erreichen ist?"


    Der Tribun sah in die Runde.

  • Ein Satz würde das wunderliche, vorrige Geschehnis treffend beschreiben, ein Satz, den schon so manch ein Römer in den Mund genommen hat: „Auch ein kleiner Hund findet mal einen Eber!“ Tiefe Erleichterung durchströmte Marcus, daß er wohl doch nicht völligen Unsinn von sich gegeben hat. Es war aber mehr oder minder wahrlich ein Glückstreffer gewesen, trotzdem munterte es Marcus auf. Ging doch, vielleicht würde er sogar die Antworten selber und ganz alleine schaffen. Frohen Mutes lehnte sich Marcus zurück, seine Schultern entspannten sich ein wenig. Doch die nächste Frage machte ihm wieder zu schaffen. Schließlich grübelte er noch über das Wort „agger“ nach, er hatte es noch nie gehört und konnte gar nichts damit anfangen. So bekam er die Frage nur halb mit, sein Verstand suchte und suchte nach diesem vermaledeiten Wort, was Vesuvianus hatte fallen lassen. Adder? Aber? agere? Hatte er sich nur verhört? Oder war es ein griechisches Wort, was er einfach wieder nicht kannte? Wie man eine Holzrampe stabilisieren konnte? Auch das wußte Marcus nicht. Aggau? ager, Acker? Das mußte es sein. Oder doch eher der Damm? Schnell beugte sich Marcus zu seinem Philosophen neben sich und flüsterte sehr leise, den Blick halb nach vorne gewandt.


    “Was hat der tribun gesagt, Acker oder Damm eben?“

  • Ohne die Richtung seines nach vorne gerichteten Blicks zu verändern
    flüsterte Cunctator zurück:


    Der tribunus spricht von einem agger, Du weißt schon, das sind diese Holzterrassen, die mit Flechtwerk, Faschinen, Schutt und Rasenziegeln verkleidet sind.

  • Avitus musste sich eingestehen, dass ihm bis dato die Ideen irgendwie ... irgendwie ausblieben. Er fuhr sich mit der Hand übers Kinn, um möglichst wissend auszusehen, aber es sah eher nach 'nachdenklich' bzw. 'wat is los?' aus. Zum Glück saß er ganz hinten, so blieb der Tribun der einzige, der erkennen konnte, dass er irgendwie festgefahren war. Doch da diesem der Mangel an Kenntnis des Artoriers zu diesem Thema aus dem Gespräch vorhin nicht unbekannt war, konnte er damit leben.

  • Sim-Off:

    Agger: herbeigeschaffte Erde, Schutt (Schanz- und Planierungsmaterial)


    Claudius registrierte, wie sich die Soldaten bemühten, eine Lösung zu finden. Es war aber klug, rechtzeitig Überlegungen, die nicht weiterkamen, abzubrechen.


    "Es ist kein Problem, wenn ihr hier nicht alleine weiterkommt, dafür gibt es ja diese Schulung. Wir sprechen also von Anfahrtsrampen, die speziell für das Vorrücken von Türmen auf instabilem Terrain angedacht sind. Wie wichtig eine solche Rampe ist, stellte unsere Armee vor der griechischen Stadt Atrax fest, als man gänzlich auf eine Rampe verzichtet hatte und ein Rad in einer Bodenfurche hängen blieb. Der Turm neigte sich gefährliche und der Einsatz musste abgebrochen werden. Daran seht ihr, dass eine qualitätvolle Ausführung der Agger absolut notwendig ist, denn unter Feindeinwirkung ist eine nachträgliche Reparatur sehr schwierig, wenn nicht gar ausgeschlossen.


    So, für kleinere Rampen genügte es, in erster Linie Schutt, aber auch Erde in einer ansteigenden Bahn festzustampfen. Hatte der Agger größer auszufallen, waren die Seiten mit Holz befestigt.
    Als geschichtliches Beispiel für eine extrem große Rampe möchte ich die vor Avaricum nennen, bei der Caesar 23,7 m hoch aufschütten ließ, da die Stadt auf einer von sumpfigem Boden umgebenen kleinen Anhöhe lag. Auch in der Breite war diese Rampe extrem, weil Caesar einen massiven Infanterieangriff plante. 97,6 m breit wurde hier aufgeschüttet und verdichtet.


    Sicherlich fragt ihr euch, wie so eine Rampe und das auch noch im Wirkungsbereich des Feindes erstellt werden kann. Auch darauf möchte ich kurz eingehen, denn Türme ohne Rampen sind annähernd undenkbar und was nützt uns eine Schulung, die nur in Teilen Wissen vermittelt.
    Alle Arbeiten werden von Hand erledigt, was im Einzelnen bedeutet, dass Legionäre unter der Aufsicht von Ingenieuren das Baumaterial mit Körben heranschleppen. Maßnahmen zum Schutz der arbeitenden Soldaten müssen getroffen werden, was beispielsweise gedeckte Laufhallen sein können. Nun aber zurück zu den Türmen."


    Claudius trat ein paar Schritte vom Rednerpult weg. Nun hatte er weitere Soldaten im Blick, er setzte seinen Vortrag fort.


    "Welche Vorteile bietet nun solch ein Turm? Diesbezüglich gibt es mehrere Möglichkeiten und dementsprechend muss dann die Ausführung bzw. Bestückung des Turmes variieren. Es können Mannschaften abgesetzt werden oder diese agieren von dem erhöhten Terrain herab - eine ausgezeichnete Position übrigens für Bogenschützen. Es lassen sich sogar Mauern einreißen, Geschütze können positioniert werden usw.


    Unter Betrachtung dieser Funktionsweisen … Welches Baumaterial würdet ihr für einen Turm verwenden?"

  • Avitus verfolgte die Ausführungen des Tribuns. Hatte Caesar tatsächlich solch eine gewaltige Rampe bauen lassen? Er konnte sich nicht erinnern, das in seinem Buch gelesen zu haben. Allerdings lag die Zeit, zu der er das Werk Caesars gelesen hatte, schon lang zurück. Damals war er noch Legionarius in Germania... oder bereits Optio? Zu lang her, als dass er sich genau erinnerte.


    Avitus wusste nicht, ob die Frage nach den Vorteilen eines Turmes Teil der Ausführungen war oder an die Zuhörer gerichtet wurde. Aber da der Tribun ununterbrochen fortfuhr, muss wohl das Erstere der Fall gewesen sein. Die Frage nach den Baumaterialien für einen Turm schien dann aber an sie gerichtet worden zu sein. Bevor er jedoch etwas sagte, schaute sich Avitus um, ob nicht ein anderer eine Antwort parat hielt.

  • Priscus meldete sich zu Wort und schlug Holz als Hauptbaumaterial für Türme vor. Er nahm an, dass das erstmal reichen müsste und der Tribun gegebenfalls später noch weitere verarbeitete Materialien wie Metall, Seile, Tierhäute oder ähnliches einging. Irgendwie unterschieden sich Türme vom Material her nicht sonderlich von den anderen technischen Dingen, mit denen Priscus so gerne umging.

  • Ich hatte von der Schulung erfahren und war bei dem Hundwetter, das zur Zeit seinen Spaß trieb, recht dankbar für eine theoretische Abwechslung. Also kam ich rechtzeitig in dem Gebäude der Principa an und suchte den Raum in dem die Ausbildung stattfinden sollte. Schließlich hatte ich -wie alle anderen auch- Vesuvianus' Ausschweifungen und Erklärungen mit angehört. Da ich, die selbe Antwort wie Priscus gegeben hätte, schwieg ich vorerst.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!