[Schola] Unterrichts- und Schulungsraum

  • Vesuvianus nickte bei der Antwort seines ehemaligen Optios.


    "Ich erwarte ungefragt, dass du Bescheid weißt, Priscus. Erstens bist du ein erfahrener Optio und zweitens hast du eine Prima-Ausbildung vorzuweisen. Jeder andere in diesem Raum wird und soll auch noch dahin kommen. Natürlich ist deine Antwort richtig. Holz ist das Baumaterial schlechthin - zumeist gut verfügbar, leicht zu verarbeiten, dabei stabil bei nicht zu hohem Eigengewicht, aber auch anfällig für Gegenmaßnahmen. Als Schutz bei Feuereinwirkung dient Rohleder, mit dem das Holz verkleidet wird. Es ist übrigens neben dem Feuer die erste Maßnahme von Gegnern, diesen Schutz herunterzureißen. Wenn Brandartillerie zum Einsatz kommt, reicht aber auch diese Maßnahme nicht. Es hat sich bewährt, stets Wasser in Ochsengedärm zu bunkern, um es im Notfall zum Löschen parat zu haben. Tierhäute haben noch ein weiteres Einsatzgebiet: Sie werden frei hängend zur Abwehr oder auch Abmilderung von Pfeilen eingesetzt.


    Ich möchte aber noch einmal in die Vergangenheit schweifen, weil wir aus den Fehlern alter Kriegseinsätze lernen können.


    Im Jüdischen Krieg, also nur dreißig/vierzig Jahre zurück, versuchte man der Brandgefahr mittels Eisenplatten begegnen zu können. Vor Jerusalem brach dann einer dieser gepanzerten Türme unter seinem Gewicht zusammen. Aber die Probleme fingen viel früher, nämlich bei den hohen Anforderungen an die Rampe und der schlechten Mobilität an. Womit wir beim nächsten Thema wären: Wie bewegen wir so einen Turm?


    Türme können bis zu 20 Meter hoch sein und sogar noch darüber. Bei Caesar gab es welche mit bis zu zehn Etagen, der von Jerusalem war 22,2 m hoch und der absolut größte, den eine römische Armee jemals einsetzte, war vor dreißig Jahren der Turm vor Massada mit 26,6 m Höhe. Aber auch Zehn-Meter-Türme wollen bewegt sein. Welche Ideen habt ihr dazu?"

  • Auch er hatte von der Schulung erfahren und war anwesend. Aufmerksam hörte er zu, versuchte es zumindest. Als die Frage kam, hob er seinen Arm um zu zeigen, dass er eine Antwort hatte. Er war zwar vor der CU nie im Militär gewesen, aber in der Schule in Achaia hatte man so gewisse elementare Lehren der Mathematik und diverser anderer Fächer durchgenommen. Auch wenn diese von der Grundsystematik nichts mit dem Militär zu tun haben mochten, lehrten sie einen dennoch etwas darüber, wie er soeben feststellen durfte.
    "Frühere Belagerungstürme wurden durch Treträder fortbewegt, also durch schiere Muskelkraft. In manchen Türmen werden im Unterbau Winden eingesetzt, durch die man dann die Türme mit menschlicher oder tierischer Muskelkraft auf Rädern vorwärtsbewegt. Manche haben auch außen sogenannte Schiebrammen, an die die Männer gestellt werden um die Türme vorwärts zu schieben."
    Schiebrammen war nicht das geeignete Wort, aber ihm fiel das Richtige gerade nicht mehr ein.

  • „Danke!“


    Schnell raunte Marcus das Wort seinem Tischnachbarn zu und lehnte sich erleichtert zurück. Ja, von dem Legionär neben ihm konnte man mit Sicherheit abschreiben während einer schriftlichen Prüfung. Die Zuversicht den Kurs doch zu bestehen, wuchs damit enorm. So verfolgte Marcus weiter den Vortrag des tribun. Es erstaunte Marcus, der sich bis dahin nie über solche Materie den Kopf zerbrochen hatte, doch durchaus, an welchen Kleinigkeiten ein Angriff scheitern konnte. Eine Bodenfurche? Feldherr zu sein erschien immer komplexer- oder man hatte die richtigen Berater an seiner Seite. Aber da Marcus immer noch die passenden Ambitionen in dieser Hinsicht fehlte, machte er sich erst mal keine Sorgen über eine solche Verantwortung.


    -Sicherlich fragt ihr euch, wie so eine Rampe und das auch noch im Wirkungsbereich des Feindes erstellt werden kann.-Nein, eigentlich hätte sich Marcus das nie gefragt, aber nachdem der Tribun es vorschlug, dachte Marcus für den Bruchteil eines Herzschlages darüber nach. Oh je, per Hand von den Soldaten? Vielleicht war das ja noch schlimmer als Straßen bauen zu müßen? Da hieß es schnell aufsteigen ehe es zum besagten Fall kommen würde. Aber es schwante Marcus, daß sie das nach der Theorie noch in Angriff nehmen würde. Und da er, der Claudier neben ihm mit Priscus und dem Germanicus zu den rangniedrigen Offizieren oder Soldaten gehörten, hatte er auch schon eihne ungute Ahnung, wer die Sachen schleppen mußte. Fast hätte Marcus geseufzt, fast nur. Schon kam die nächste Frage...Baumaterialien? Ja, das war eine gute Frage. Marcus war noch am Grübeln als schon Priscus den ersten Einwurf wagte. Die 14 Jahre Erfahrung hatten wohl doch einiges an Vorwissen zu bieten. Da die Frage beantwortet war, konnte Marcus weiter auf seiner Wachstafel kleine Wolken malen.


    Dann traf es Marcus jedoch wieder wie ein Schlag. Prima-Ausbildung? Jeder andere wird noch dahinkommen? Bei Mars, immer diese hochmütigen Reden. Eine Falte erschien zwischen Marcus Augenbrauen, er unterließ das Zeichnen auf der Wachstafel und sein Blick verwandelte sich von dem etwas Ratlosen und Überforderten, zum Unterkühlten und Verschloßenen. Na warte! Marcus hatte fest vor dem tribun zu beweisen, daß man auch ohne Prima-Ausbildung sehr gut abschneiden konnte. Immerhin legte Marcus fest sein Vertrauen in seinen Kameraden neben sich, und der kam sogar von der Ala. Hah! Da war schon der halbe Vortrag an ihm vorbeigerauscht und die Frage der Beweglichkeit tauchte auf.


    Marcus spähte zu Cunctator, nein, der schien sich nichts notiert zu haben. So unterdrückte Marcus den würdelosen Impuls sich ratlos am Nacken zu kratzen. Er schloß halb die Augen und grübelte und grübelte. Ein Schiff? Ja, warum kam ihm denn jetzt ein Schiff vor Augen. Er erinnerte sich noch gut an seine Jugend, wo er oftmals bei Baiae am Strand war. Wie hatten die Fischer noch mal ihre Schiffe ins Wasser gezogen. Auf Rädern? Nein, das war ja ein Wagen dann. Auf Holzstämmen...ja, so war das. Aber ob man damit einen Turm bewegen konnte? Marcus öffnete die Augen und spähte nach links und nach rechts. Na ja, schon beim letzten Mal wurde er nicht wirklich gerügt- noch nicht mal versteckt- für seine doch eher geratene Antwort. Vielleicht wenn man sie über Holzstämme zieht? Wie bei Schiffen? Oder auf Rädern, wie bei Wägen? Doch ehe er die Worte formulieren konnte, war der ExCuler schneller und das klang auch weit kompetenter. So schwieg Marcus erneut und malte eine Sonne hinter die Wolken.

  • Cunctator schielte zu Aristides. Der schien mit dem gleichen Problem wie er beschäftigt zu sein.


    Das Beantworten der Fragen des tribunus war so eine Sache!


    In Gedanken rekapitulierte Cunctator:


    Baumaterial für einen Turm ... natürlich Holz; Steine wären vielleicht besser, aber viel zu schwer;


    Bewegung eines Turmes ... natürlich auf Rädern; vielleicht auch auf Holzrollen, doch die sind - wenn überhaupt - schwer zu kontrollieren.


    Cunctator beschloß mit seinen Antworten noch ein wenig zurückhaltend zu sein. Er wollte erst einmal hören, wie sich die höheren Chargen zu den Fragen des tribunus äußerten.

  • "Absolut richtig, sehr gut." Vesuvianus nickte anerkennend. "Zumeist kommen sechs oder acht Räder im Durchmesser von 2,8 m zum Einsatz, wobei diese Größe nicht streng festgelegt ist. Ich habe sie als Beispiel genannt, damit sich diejenigen, die noch keinerlei Vorstellung haben, eine machen können. Gleich noch ein paar Zahlen hinterher: Damit die Konstruktion Stabilität erlangt, werden vornehmlich Balken in einer Länge von maximal 4,7 Metern, 37 cm Breite und etwa 22 cm Dicke verarbeitet. Es gibt einen Unterbau, an dem die Räder und teilweise auch feste Stangen für die Fortbewegung angebracht sind.


    Worauf noch aufmerksam zu machen ist, was du allerdings auch schon angerissen hast, ist die Richtung der Kraftanwendung während der Bewegung: Türme werden, wenn sich nicht gänzlich durch Winden bedient wurden, geschoben, nicht gezogen. Man will damit verhindern, dass Mensch und Ochse, vornehmlich werden Zugtiere eingesetzt, treffliche Zielscheiben abgeben.


    Gut, kommen wir zum Aufbau. Ich habe bereits erwähnt, dass ein Turm aus mehreren Etagen besteht, die mittels Treppeneinheiten verbunden sind. Dabei sind zwei getrennte von Vorteil, weil die zurückkehrenden Soldaten die nachströmenden nicht behindern. In den unteren Etagen befinden sich die größeren Geschütze für Steinkugeln um die 80 kg. Gefeuert wird durch Schießscharten, weil der Turm nur nach hinten hin offen ist. Schutz und Lichtzufuhr sind somit bestens kombiniert.


    In früherer Zeit wurden Fallbrücken benutzt, die an Ketten oder Seilen herabkippten, oder aber auch eine Variante, wo die Plattform aus dem Turm herausgerollt wurde. Eingezogen lag sie dann horizontal im Turm. Späterhin wurde ein gedeckter drehbarer Laufgang entwickelt, Sambuca genannt. Am hinteren Ende klettern nun die Soldaten an Leitern nach oben. Mit diesem Drehmechanismus ist man in der Absetzung der Männer variabel, wobei die Fallbrücken noch immer eine weit verbreitete Methode für die Absetzung der Infanteristen darstellt.


    Damit wäre alles zum theoretischen Aufbau gesagt. Wir haben nicht nur erfahrene Techniker unter uns, sondern auch Fertigteile wie Räder und Balken in der Fabrica, weswegen ich nun vorschlage, an die praktische Umsetzung zu gehen, damit der Zeitaufwand für eine Turmerrichtung von euch abgeschätzt werden kann.
    Bei Fragen stehe ich jederzeit zur Verfügung."


    Sim-Off:

    Normalerweise hätte Claudius eine Zeichnung im Kurs angeboten und falls jemand eine hat, wäre das hilfreich, ich habe leider keine. Die praktische Umsetzung ist folgerichtig und logisch, auch wenn sie nicht sonderlich anspruchsvoll ist. Ein bisschen RPG in diesem Thread wäre nicht übel.

  • Mit gesenkten Augen lauschte Marcus dem tribunus im höchsten Maße konzentriert, so sehr es Marcus konnte. Denn Marcus war durchaus daran gelegen, etwas zu lernen und seinen schmalen Horizont in Militärdingen zu erweitern. So versuchte er sich das mit den Zahlen bildlich vorzustellen, scheiterte jedoch ein wenig daran. Doch das mit den Ochsen und Menschen leuchtete ihm auf Anhieb ein, als er sich so ein Schlachtgetümmel vor Augen führte- beziehungsweise sich ausmalte, wie es sein könnte, er hatte dieses selbst noch nie hautnah erlebt- und nickte langsam. Geschoben und nicht gezogen? Ob das das nicht schwieriger machte, besonders, wenn es einen Hügel hinauf ging? Nachdenklich kratzte Marcus mit dem Griffel im Wachs herum, lauschte weiter und runzelte unwillkürlich die Stirn bei der ganzen Konzentration. Mehrere Etagen...Steingeschoße um die 3 talentum? Bei Mars heiligem Schild, das waren große Brocken. Marcus lächelte und war dann doch recht gespannt auf den praktischen Teil und wie ein solcher Turm in der Schlacht zum Einsatz kommen würde, aber das würde er wohl nicht im Rahmen der Übung stattfinden. Marcus sammelte seine tabulae zusammen, mehr als seine Bilderkritzeleien hatte er auch nicht notiert gehabt und folgte dem tribunus hinaus und zu der praktischen Übung.

  • Aufmerksam hörte Priscus zu, was der Tribun alles zu erklären hatte. Türme der beschriebenen Größenordnung kannte Priscus auch nur aus der Theorie und in Form der gestapelten Teile aus der Fabrica, denn für ihren praktischen Einsatz bot sich in Italia einfach keine Gelegenheit. Die Teile mussten wohl von einer älteren Übung stammen, dachte er sich, denn gewöhnlich nahm man sie seines Wissens nach nicht mit, sondern schlug zumindest das Holz vor Ort. Er war gespannt, die Teile einmal in zusammengesetztem Zustand zu sehen.


    Mit den anderen verließ er den Schulungsraum, um sich zur praktischen Übung zu begeben.

  • Benommen von dem, was der tribunus expliziert hatte, stand Cunctator auf. Viele Aufzeichnungen hatte er nicht gemacht, denn alles war neu für ihn und irgendwann gab er das viele Schreiben auf. Das meiste konnte er in dem schnellen Geschreibsel sowieso nicht mehr entziffern.


    Er schloß sich seinem Nachbarn an und als er neben ihm war, meinte er:


    Sag` mal ganz ehrlich, Aristides, Du bist schließlich schon optio, wieviel hast Du von dem verstanden, was uns der tribunus vortrug?

  • Nachdem auch der letzte Schüler den Saal verlassen hatte, setzte sich Vesuvianus auf einen Platz in der ersten Reihe und ließ die Veranstaltung Revue passieren. Einige Soldaten hatten sich hervorgetan, andere waren still geblieben. Der Tribun entschied, keinen Test bezüglich der erlangten Kenntnisse zu machen - gleich ob mündlich oder schriftlich. Er notierte sich die Namen derer, die er bei nächsten Beförderungsbesprechungen positiv erwähnen wollte. Möglicherweise wandelte sich noch einmal das Bild, wenn die Praxisübung nach der verdienten Pause begann.


    Zur Einnahme einer Mahlzeit kehrte Claudius zunächst in seine Räumlichkeiten zurück. Im Anschluss daran traf er sich wieder mit den Schülern, um dem Exerzierplatz zuzustreben.


    Sim-Off:

    Ein Dank an die Teilnehmer. Die Beiträge waren vor allem amüsant, ich habe lange nicht mehr so reichlich gelacht. :dafuer: Nicht falsch verstehen, das war ein Lob. ;)



    Edit: Titelzeile korrigiert.

  • Zitat

    Original von Caius Claudius Cunctator
    Er schloß sich seinem Nachbarn an und als er neben ihm war, meinte er:


    Sag` mal ganz ehrlich, Aristides, Du bist schließlich schon optio, wieviel hast Du von dem verstanden, was uns der tribunus vortrug?


    Marcus war gerade noch bemüht, die Zeichnung von seiner Wachstafel wieder zu entfernen. Wäre doch nicht auszudenken, wenn am Eingang nach den Notizen gefragt wurde oder dem tribunus würden seine künstlerischen Aktivitäten während des Unterrichts auffallen. Marcus war sich sicher, dann wäre er gleich ganz unten durch. Mit seinem Handballen über das Wachs reibend, es würde dann schon unkenntlich werden, wandte er sich Cunctator zu und zuckte ratlos mit der Schulter. Schnell spähte er nach vorne zum tribunus, da genügend Abstand herrschte, flüsterte Marcus dann doch noch einige Worte ehe sie den Raum verließen.


    „Ein bisschen habe ich schon verstanden. Aber vieles ging für mich auch zu schnell. Das liegt aber wohl leider an mir. Ich hab auch nicht so ein Faible fürs Lernen. Das war schon immer so! Früher habe ich regelmäßig den Unterricht bei dem griechischen Sklaven bei meiner Familie geschwänzt. Hier geht das leider schlecht!“


    Marcus verstummte schnell als er den Präfekten vor sich ausmachen konnte. Seine Schreibunlust und seine Lernfaulheit wollte er nicht gerade vor jedem verkünden, zumal das Protokoll von der letzten Stabsbesprechung immer noch auf die Fertigstellung harrte. Erst als da auch ein sicherer Abstand bestand, setzte Marcus seine Antwort fort.


    „Aber vielleicht lernen wir jetzt auf dem Exzerzierplatz, wie man das mit den Türmen zu handhaben hat und wie sie aussehen. Die Theorie ist ja immer schwerer als die Praxis...obwohl...hast Du schon mal einen Hammer geschwungen? Na ja, folgen wir schnell. Sonst haben die Anderen schon den Turm aufgebaut und wir stehen noch hier!“


    Marcus grinste breit und deutete mit seinem Kinn auf die Tür.


    “Übrigens, nenn mich doch Marcus...“


    Das waren die letzten Worte ehe er mit seinem Soldatenkollegen den Raum verließ und sich zum Platz, wo die Türme aufgebaut werden sollten, aufmachte.

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