Ein kleines Dorf im Gebirge

  • Gabor hatte das Schauspiel ruhig mit angesehen, doch er hatte sich schon gefragt, warum sein liebster Kumpane so ein wütendes Temperament haben musste. Es war schon eine Strafe.


    "Ja, sie ist nicht schlecht. Aber vielleicht sollten wir nicht soo rüde mit ihr umgehen. Und außerdem sollten wir sie und auch diese Matinierin so schnell wie möglich wieder loswerden. Du magst Optimist sein, doch ganz so sicher, wie du es dir vielleicht vorstellst, sind wir hier auch wieder nicht."

  • Longinus, der sich wieder komplett beruhigt hatte, grinste Gabor breit an.
    "Wieso net? Sie hot mi' beleidigt! Sie hot mi' provoziert! Sie hot mi' ang'logen! Naaa, der will i' des Leben bei uns net einfach mochen. Und du host Recht, mir sollten die Matinierin amoi loswerden. Waaßt wos? I schick' Baza. Er is' verlässlich und a' guater Kundschafter. Wos meinst du?"

  • Minervina, am Boden festgebunden, kam endlich langsam zur Ruhe. Von wegen edler Herr. Wenn in den Augen der Räuber dies edle Herren sind... nun ja.. Sie starrte an die Decke der Scheune und dachte nach. Schließlich war ihr schon klar in welcher Lage sie sich befand, und dass ihr Verhalten äußerst kontraproduktiv war... aber was solls. Diese Rüpel würden schon noch die starke Hand des Imperiums kennenlernen. Und das bald, so hoffte sie zumindest. Irgentwann würde man auch das leere Schiff finden an dem sie an Bord sein sollte, und spätestens dann wird Crassus alle Hebel in Bewegung setzen.
    Das Mondlicht schien durch die hölzernen Wände. Heute Nacht würde sie kein Auge zutun.

  • Zitat

    Original von Longinus
    Trotzdem brüllte er in ihre Richtung ein: "Kusch!"


    Sie warf ihm nur einne wütenden Blick zu, drehte sich weg, soweit es ging und wartete ab. Sie würde schon noch eine Gelegenheit finden.

  • Zitat

    Original von Titus Helvetius Gabor
    "Wenn du ihm vertraust, schicken wir ihn. Ich hoffe, wir werden ihn lebend wiedersehen. Soll er gleich beide Nachrichten auf einem Weg überbringen? Die eine an Agrippa, die andere an Crassus?"


    "Genau!", antwortete Longinus knapp. "Wieviel verlang' ma fiar diese Minervina?"

  • Longinus schickte Baza los, einen vertrauenswürdigen Mann, der gut mit Waffen umgehen konnte und eine große Portion Selbstbewusstsein hatte. Er erhielt auch zwei Ringe, einen von Minervina, und einen von Fausta, um zu beweisen, dass die beiden in ihrem Gewahrsam waren.

  • Als man sie allein lies versuchte sie erneut die Fesseln zu lösen, geduldig und manchmal auch unter Schmerzen lockerte sich das Seil. Stunden vergingen und Fausta war erschöpft. Sie würde aber nicht aufgeben und wenn sie dabei sterben würde.
    Immer wieder sah sie sich um ob auch niemand etwas bemerkte von ihren Befreiungsversuchen.

  • Minervina, immernoch am Boden gefesselt starrte weiterhin gedankenveloren auf die Decke. Immer wieder rieselte Staub herab und direkt in ihr Auge... deshalb schloss sie sie. Ihr schon geschwollener Arm war dermaßen dumm angebunden, dass sie Mühe hatte das schmerzhafte Pochen zu unterdrücken und auch der Schmutz in den Wunden an den Beinen machte es nicht erträglicher. Ihre Kehle war trocken, sie war erschöpft und unendlich müde. Langsam glitt sie hinüber in den Schlaf, der ihr vielleicht ein wenig Erholung bringen würde...

  • Als Fausta sich vergeblich in ihren Fesseln wand, stand plötzlich Longinus von ihr. Er hatte alles genau gesehen, sich von hinten angeschlichen und dann in ihr Blickfeld gesprungen. Er lächelte sie milde an.
    "Nutzt doch eh nix, Madl. Gib's auf." Dann zog er ein großes Stück Käse aus seiner Tasche, brach etwas ab und stopfte es Faust mehr oder minder behutsam in den Mund. "Guten Appetit!", wünschte er ihr lakonisch.
    Dann rief er zu einer Wache hinüber: "Bind' Minervina vom Bod'n los... sie wor' do lang' gnua!"
    Der Mann nickte, ging hinüber in den Stall,s stellte sich über die Patizierin auf und löste die Fesseln an ihren Beinen und Oberkörper. Jetzt waren nur noch ihre Arme gefesselt, allerdings nicht zu fest, und diese Fesseln waren mit einem langen Seil an einer Querlatte verbunden.
    Longnus selbst hatte keine Ahnung, wieso er heute so freimütig war.

  • Sie öffnete langsam die Augen als der Mann ihre Beine losband. Unter anderen Umständen hätte sie nach ihm getreten, aber man sollte sein Glück nicht derart auf die Probe stellen. Sie setzte sich ein wenig auf. Langsam kehrte wieder Leben in ihre Körper, und as obowl sie schon seit Stunden nichts gegessen und getrunken hatte...
    Aber der Glaube an Crassus lies sie diese Umstände ertragen... er würde kommen, das wusste sie.

  • Ein neuer Tag brach an, sie konnte es durch die Ritzen in der Scheune erkennen. Die Sonnenstrahlen blendeten Minervina und sie kniff ihre Augen zusammen. Wieviele Tage sie schon hier war, wusste sie nicht. Die Stunden hatte sie aufgehört zu zählen. Seit Tagen bekam sie keinen mehr zu Gesicht. Lediglich wenn ihr etwas Wasser und Essen gebracht wurde hatte sie für ein paar Sekunden Gesellschaft. Ihr Arm war zwar blau grün violett, hatte aber aufgehört zu schmerzen, wobei ihr Auge noch ein wenig geschwollen war. Doch das störte sie wenig. Das pompöse Leben, die Sänften, die Thermen, das Essen... Sie schwelgte in Erinnerungen, träumte in den Tag hinein.
    Sie fühlte sich sicher besser als sie aussah... das dachte sie zumindest...


    Wie lange noch?

  • Es war Nacht. Minervina erwachte schreiend aus einem Alptraum. Schweißgebadet drehte sie ich zu Seite. Sie fühlte sich elend. Ihre Glieder schmerzten, ihr war heiss doch gleichzeitig kalt, ihr Mund war trocken und der Magen knurrte und die Mühen die ihr das Aufrichten machte waren unendlich.
    Sie schloss die augen und versuchte sich wegzuträumen. Schon seit Wochen war sie nun hier und niemand sprach mit ihr, informierte sie wie lange noch oder irgentwas. Selbst Schimpfworte wären ihr recht gewesen. Aber diese Abkapslung war die Hölle... und zudem noch die karge Kost und das bisschen Wasser. Hatte Crassus sie etwa schon vergessen? War Gracchus so mit seiner zerütteten Ehe beschäftigt, dass er seine Schwester vergaß? Oder Leontia? Konnte sie sich überhaupt an Minervina erinnern? Langsam versuchte sie sich mit dem Gedanken anzufreunden, Rom und ihre Familie niemals wieder zu sehen.
    Sie hätte Ägyptus nie verlassen sollen.

  • Gabor hatte nicht gut und auch nicht tief geschlafen. Auch ihn plagten wilde Fragen und Ängste, die er davonzudrücken versuchte. Er vermisste seine Freunde. Natürlich er hatte neue gefunden, doch es war doch etwas Anderes.


    Schließlich weckte ihn der Schrei der Gefangenen, die nur ein oder zwei Wände von ihm getrennt war, auf. Er schlich sich zu ihr und fragte in der Dunkelheit ganz ruhig und sogar freundlich: "Was ist mit dir? Schläfst du schlecht, oder hast du Durst? Hat dich jemand geschlagen. Er sah sie nicht genau, da es sehr dunkel war, nur ihre Konturen konnte er erkennen.

  • Minervina blickte den Mann voller Hass an. Leise flüsterte sie Du fragst mich ob ich schlecht schlafe oder Durst habe? Sie versucht sich ein wenig aufzurichten, was ihr sehr viel Kraft raubte Seit Tagen bin ich hier. Seit Tagen bekomme ich Wasser und ein wenig Brot. Seit Tagen behandeln mich deine Männer wie Dreck... Sie schluckte den Rest hinunter. Ihre Kräfte zu sparen fand sie wichtiger als diese schrecklichen Menschen zu beschimpfen. Du kommst zu spät um solche dinge zu fragen Sie drehte sich wieder weg, der Mann sollte ihr blaues Auge nicht sehen.

  • "Ich kann verstehen, dass du sehr wütend auf mich bist. Doch ich möchte dir trotzdem sagen, dass es mir Leid tut. Ich möchte nicht, dass du leidest. Unser Ziel ist nicht, Menschen umzubringen oder zu quälen, sondern Geld zu erpressen und eigentlich nur Druck auf die Regierung zu machen. Ich kann und will dir nicht bieten, was du als verwöhnte Patrizierin wahrscheinlich gewohnt bist, doch wenn du willst, kann ich dir etwas Wein und auch abwechslungsreicheres Essen bringen lassen. Es tut mir Leid für jedes Mal, als du leiden musstest. Und mich grämt ehrlich, wie du mich verabscheust, doch ich kann es nicht ändern, oder doch?"

  • Sie blickte ihn an. Nein Er hatte sie entführt, sie wurde geschlagen und gedemütigt. Minervina als arrogannte Patrizierin hinzustellen war das Letzte was sie nun brauchte. Eine Träne rann ihr über die Wange. Diese Einsicht kommt Tage zu spät...

  • Minervina sah ihm nach als er wieder die Scheune verlies. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Kleinbeigeben war nicht ihre Sache.
    Sie wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht und ertastete dabei auch ihr Auge. Anscheinend war es immernoch geschwollen... aber zumindest tat es nicht mehr weh.
    Mit jeder Sekunde wuchs ihr Hass. Und dieser Hass überschattete auch die Angst, den Hunger und de Rest was sie sonst noch fühlen konnte.

  • Am nächsten Morgen kam Baza zurück und erzählte Longinus und Gabor das Erreichte. Diese berieten sich wiederum und entschlossen sich schließlich zu einem gefährlichen Schritt. So kam es, dass zehn Männer am vierten Tage zu Minervina kamen, sie ohne ein Wort knebelten und ihr die Augen verbanden. Dann wurde sie zwischen die Stärksten genommen, die alle gut bewaffnet waren, mit römischen Waffen. Nun ging es los. Gabor ging an der Spitze des Zuges und führte die anderen an. Nur zwei Späher auf Pferden gingen vor ihm her. Zwanzig Männer, die als Bauern getarnt waren, hatten sich schon vorher auf den Feldern des Übergabeortes verteilt und arbeiteten dort nun. Gleichzeitig hielten sie aber Ausschau nach Spähern. Am frühen Morgen nun zogen auch Gabor, die Eskorte und Minervina los.

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