An die Faunalia fügt sich das Tiberinalia an

  • Wenn sich die Römer im Feste üben, stehen sie meist in Heerschaaren an den Straßen und jubeln dekorativen Wägen zu. Sie eilen die Straßen entlang und hoffen die besten Augenblicke nicht zu verpassen. Mit Freude und Ehrbietung nehmen sie an den Ritualen vor den Opferplätzen teil und erhoffen sich nicht zuletzt einen Bissen vom Braten abzubekommen. Doch bis es soweit ist, vollführen die Kultgemeinschaften einen langen und beschwerlichen Alltag, der nur eins zum Ziele hat, nämlich mit den Festlichkeiten den Göttern gerecht zu werden.


    Vor vier Tagen begannen vor den Toren der Stadt die Faunalia. Für jene die es nicht wissen, sei geschrieben, das es sich um eine Art Erntedankfest handelt. Faunus wird gedankt, bekannt auch als der Wolfsgott. Beschützer der Äcker, der Saat, der reichlichen Ernte, des Viehs und natürlich jener Männer und Frauen, die die Böden bestellen und das liebe Vieh weiden.


    Wie kann man jenem Gott nun am besten Dank sagen? Ein Opfer sollte es sein und seine Lieblingsspeise, nämlich ein kräftiger Ziegenbock aufgetischt werden. Da jenes Festmahl am Besten auf einer naturellen Grundlage zelebriert werden sollte, wählte man wie jedes Jahr eine Lichtung vor der Stadt.


    Die Bürger tanzten den rituellen Tanz, jeder bekam die Möglichkeit seine Gaben dem Faunus zu widmen und nachdem es ein dickes Mahl, nämlich jenen Ziegenbock für den Gott gegeben hatte, waren die drei Tage Festlichkeit dahin gerauscht wie der Tiber durch Rom.


    Alle Jahre wieder zog dann ein zünftig geschmückter Zug aus Ochsenkarren und Eselkutschen. Dekoriert mit Blütenkränzen und Weihrauchzweigchen in die Stadt ein, um am Ufer des Tibers die abschließende Tiberinalia zu feiern.
    Denn was ist ein Acker ohne Wasser, die Saat ohne Regen, der Bauer ohne Quell?


    Der Tag des Flussgottes Tiberinus und der Erdgöttin Gaia trat nun auch ich in Erscheinung. In bester Kleidung mit angemessener Kappe und geduldigen Schritt folgte ich dem Flamen in einer Reihe, die aus mehreren Priestern bestand. Die Köpfe gesenkt, näherten wir uns dem Ort, wo das Opfer dargebracht werden sollte.

  • Durus wohnte auch den Opferhandlungen zu den Tiberinalia an - den Familiensagen nach stand seine Gens diesem Gott ebenfalls nahe. Man vermutete sogar, dass der Name Tiberius von diesem Flussgott stammte.
    So stand er in der ersten Reihe, um gut beobachten zu können, ob das Opfer auch ordnungsgemäß ausgeführt wurde.

  • Ein Fest der Ernte, der Bauern und Hirten fand sein Ende am Fluss Tiber. Ein Opferplatz war in direkter Nachbarschaft zu diesem eingerichtet worden und die Priesterschaften gingen ihren Handlungen nach.


    Es wurde geopfert. Ich selbst erfüllte die Wünsche der Bürger, ihr Gut den Opfergaben beizumengen. Es gab Brot, Gerste, Weizen, Hafer, verschiedenste Kuchen und Plätzchen. Heute würde es ein naturelles Opfer geben. Sie zogen es zu diesem Fest jenem blutigen mit Opfertieren vor und trotzdem wurde es als ein großes Ereignis zelebriert. So stellte man die Statue des Tiberius an den Opfertisch, gab die verschiedensten Kreationen auf jenen und versalbte jene Gaben mit gewichtigen und ehrbaren Worten, die den Gott in seiner Güte bestätigen sollten, ihn ehrten und Dank für die stille Season des dahin rauschenden Flusses aussprachen. Sie erhofften sich natürlich auch im Frühjahr eine gemilderte Flut. Wenn es in den Bergen taute und der Tiber oft das vierfache seiner Größe erreichte.


    Ich war in Reichweite der Fackeln, denn es würde mir heute die Ehre zu teil werden. Das Opfermahl zu entzünden und damit in die Bahnen des Tiberius zu leiten. Doch zuvor trug man den schon reichlich gedeckten Tisch noch edle Spezialitäten aus dem weit entfernten Osten auf und sparte auch mit Opferweihrauch nicht.


    In der Zwischenzeit holte man vier gut gefüllte Holzeimer voll Flusswasser, es würde später das Opfermahl durch lautes Zischen beenden.


    Als endlich die Zeit gekommen, die Gesänge verstummt und die Worte verhallt waren, zündelte die Fackel in meiner Hand das Mahl an. Nicht nur das trockene Korn, sondern auch das reichlich aufgetragene Olivenöl trugen zu einer raschen Ausbreitung der Flammen bei. Wenig später erklang das feine Zupfen intrumentaler Köstlichkeiten, die dem Mahl den gewünschten Rahmen gaben. Die Menge hindes hüllte sich in Schweigen und auch die Priester, die Flames und all jene die dem Opfer von Seiten des Cultus beiwohnten bewahrten eine drückende Ruhe.


    Als das Zeichen erhoben wurde: die Hand des Flamen schnellte in die Lüfte und ein Schrei der Befreiung wisch ihm aus der Seele, löschten die Wasserschwelle das brotelnde Mahl mit einem lauten unverkennbaren Zischen. Das Mahl war beendet und die Reste würden schon bald den Tiber hinab schwimmen, bis in den Schoß der Gottheit.


    Noch einmal wurde der Platz on Gesängen erhellt, bevor ein letzter Tanz der Teilnehmer im Dreivierteltakt das Opferessen beschloss.

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