Vorbei an den Apennins und die erste Etappe der Reise
Beruhigend und stetig prasselten die Regentropfen auf das Dach der Sänfte herunter, die keltischen Sklaven trugen sie sanft schaukelnd die Via Roma entlang und in Richtung Mantua. Medeia lag mit halbgeschlossenen Augen auf den weichen Stoffen des Polsters und ließ sich vom trägen Schaukeln einlullen. Es war zwar etwas kühl, doch war sie vor dem prasselnden Regen geschützt. Im Gegensatz zu den Sklaven, die auf dem, mit einer Plane geschützten, Wagen fuhren oder die die Sänfte trugen. Wenn sie sich etwas bewegte, rutschte ab und an mal ihre Palla höher, so dass die leinenweißen Verbände um ihre Arme sichtbar wurden, die sie wegen den Wunden im Magna Mater Tempel trug. Ihre Gedanken schweiften wieder zu jenem Opfer zurück, zum Sühneopfer. Habe ich geträumt, habe ich mir das alles eingebildet? Es muss so sein...wie das mit Quintus! Ein schweres Seufzen löste sich von ihren Lippen und ihre Augen schlossen sich gänzlich. Da sie schon viele, viele Stunden unterwegs waren, schlief sie sogar fast ein, doch ein Ruckeln ließ sie wiederaufschrecken. Sie öffnete die Augen und schob die Vorhänge zur Seite. Prüfend sah sie auf die grauen Regenschlieren, die die Berge nördlich von Rom in einen undeutlichen Dunst hüllten.
Es dämmerte schon leicht, der Regen verstärkte das Begehren der Nacht schon früh das Land in seinen dunklen Umhang zu schlingen. Immer mal wieder strichen in der Ferne kleinere Häuser, Dörfer oder große bewirtschaftete Felder vorbei. Dort standen nur noch die Reste des Weizens, Stoppeln auf brauner kahler Erde und am Rande bewachsen mit alten und knorrigen Bäumen. Doch auch all dies war nur schwer durch den Schleier zu erkennen. Ein einzelner Baum, der wohl schon vor einigen Jahren von einem Blitz getroffen worden war, stand am Wegesrand. Ein schwarzer Rabe saß auf einem toten Ast, sein Kopf war eingezogen und sein Federkleid hing im Regen niedergeschlagen herunter. Medeia schloss wieder die Vorhänge der Sänfte, es zog auch mittlerweile unangenehm dadurch hinein. Mit kalten Fingerspitzen zog sie wieder die Palla weiter um sich herum und griff auch nach einer der Decken, die dort lagen. „Hoffen wir, dass bald eine Taberna kommt. Es wird schon dunkel draußen!“