Officium Praefectus Classis

"Nein, Präfekt, es gibt nichts mehr"

antwortete er.

"Vale, Präfekt und danke!"

Nachdem er diese Worte gesagt hatte, salutierte er erneut und verließ das Officium des Präfekten wieder. Er hatte sein Anliegen durchgesetzt und war, logischerweise, froh darüber. Hoffentlich würde das mit dem Brief nur nicht allzu lange dauern.

Mit einer Wachstafel in der Hand suchte Anchisothep die Arbeitsräume des Praefekten auf. Er hatte inzwischen erfahren, dass der verletzte Nauta Caius Livianus Aper hieß und der Sohn des Freigelassenen Lupus Livianus war. Er klopfte an der Tür.

"Salve Praefecte!", grüßte Anchisothep miltärisch, als er eingetreten war. "Ich habe eine Meldung zu machen. Der Nauta Caius Livianus Aper, Angehöriger des seemännischen Dienstes, Sohn des Freigelassenen Lupus Livianus, Inhaber des römischen Bürgerrechts wurde eben von einem Haufen Geröll verschüttet. Seine Kameraden konnten sein verschüttetes Bein freilegen, der Mann hat einen offenen Bruch erlitten. Leider hat ein Probatus das Bein bewegt, da er es, in der guten Absicht, die Blutung zum Versiegen zu bringen, hochlegte. Dieser Probatus heißt Labeo und ist Marineinfanterist. Ob dadurch ein Schaden zustande gekommen ist, konnte mir der Medicus noch nicht sagen. Der Verletzte war außer Lebensgefahr, als ich ihn zum letzten Mal sah. Er befindet sich in der Behandlung des Medicus Classis Chrysogonos. Ob und falls zutreffend wann er wieder für den Dienst tauglich ist, ist abzuwarten."

"Jawohl, Praefecte.", antwortete Anchisothep, ohne seine Habacht-Haltung aufzugeben. "Der Probatus, der das Bein bewegte, gehört hingegen zur Marineinfanterie und befand sich auch im Steinbruch nicht unter meinem direkten Befehl."

"Zu Befehl, Praefecte.", antwortete Anchisothep. "Wenn du erlaubst, werde ich gleich zu ihm gehen."

"Zu Befehl, Praefecte.", sagte Anchisothep und machte Anstalten, das Bureau wieder zu verlassen. "Hast du noch ein Anliegen oder kann ich sofort hinübergehen?"

Geführt von dem jungen Soldaten, der ihn schon vom Tor bis zur Principia begleitet hatte, erreichte Macer nun auch die Tür zum Büro des Praefecten. "Um die Zeit ist er noch im Büro?", fragte er im Plauderton, denn schließlich kannte er die Gewohnheiten von Annaeus Florus nicht. Manche Menschen pflegten morgens früh zu arbeiten und den Nachmittag und Abend zur Entspannung zu nutzen, andere starteten langsam in den Tag und Arbeiteten dann bis in die Nacht hinein. Aber wenn man ihn hier hin führte, würde der Praefectus wohl auch hier anzutreffen sein.

Probatus Pulpo:
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"Ähm ja mein Senator, die Frage ist ob sein Scriba der Probatus Verus noch arbeitet, aber der Praefectus ist eigentlich fast immer hier zu finden. Aber auch das werden wir gleich sehen."

Und da bogen sie auch schon um die letzte Ecke und kamen zu der Stelle wo der Decimer zumeist saß, um die Besucher des Praefectus vorzulassen oder auch nicht. Wobei letzteres bei einem Senator natürlich keine Option war.

Natürlich arbeitete Verus noch, denn er war ja früher Beamter und dies steckte ihm noch im Blut und so saß er immer noch im Vorzimmer des Präfekten an seinem großen und massiven Schreibtisch.

"Ist da draußen jemand," fragte er sich murmelnd als er Draußen vor der verzierten Holztür Stimmen hörte.

Er überlegte nicht lange und rief mit seiner edlen Stimme:

"Herein!"

Probatus Pulpo:
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"Anscheinend. Ist er noch da, mein Senator. Wenn Ihr mich entschuldigt, ich muss auf meinen Posten zurück"

Flugs grüßte Pulpo und verschwand in Richtung Wache, es war ihm nämlich etwas mulmig geworden in der Gegenwart des Senators.

Leicht irritiert blickte Macer dem jungen Soldaten nach, der so plötzlich verschwand, ohne ihn überhaupt richtig am Büro abgeliefert zu haben. Aufs Protokoll wurden die Männer der Classis offenbar nicht gedrillt.

"Salve, ich bin Senator Purgitius Macer", stellte er sich dann mangels anderer Alternative selber dem Scriba vor. "Sofern mein Brief nicht verloren gegangen ist, sollte der Praefectus Classis meine Ankunft für heute bereits erwarten." Ein Grund mehr, über die Reaktion des Wachsoldaten verwundert zu sein, der mit der Situation ganz offenbar unvorbereitet konfrontiert war. Vielleicht war der Brief also tatsächlich nie angekommen.

"Salve..."

War ein Brief eingetroffen? Verus überlegte scharf, sein Vorgänger hatte ein richtiges Chaos hinterlassen und so schaute er mehr symbolisch unter den Stapel vor ihm. Schließlich antwortete er:

"Ich finde den Brief nicht, Senator. Aber ich denke er wird sicher noch auftauchen. Ich werde dich natürlich trotzdem anmelden, einen Moment bitte."

Er stand auf und ging dezent höflich in das Büro des Präfekten:

"Mein Präfekt, der Senator Purgitius Macer, bittet darum dich zu sprechen, soll ich ihn einlassen?"

Sobald Macer den Praefectus an der Tür erblickte, der ihm selbige offen hielt, beachtete er auch den Scriba nicht weiter, sondern wandte sich direkt seinem Gastgeber zu.

"Salve, Annaeus Florus, es freut mich, dein Gast hier im Lager der Classis Misenensis sein zu dürfen. Ich hoffe, mein Eintreffen unterbricht dich nicht bei wichtigen Arbeiten, die zu dieser späten Stunde noch deine Anwesenheit im Officium nötig machen?"