Einen kühlen Kopf bewahren

  • Kühl war eigentlich alles an diesem frühen Morgen, an dem Epicharis die Märkte besuchen wollte. Zumindest war das der Plan gewesen. Jetzt allerdings stellte sich heraus, dass die Sache einen gewaltigen Haken hatte, oder genauer gesagt die Sänfte. Eigentlich war es auch kein Haken, sondern ein Riss im Holz. Sie waren beinahe bei dem Schneider angekommen, bei dem sich die Claudierin einige maßgeschneiderte Tuniken zulegen wollte, da holperte die Sänfte ein letztes Mal und tat danach einen finalen Sprung, denn eine der Halterungen für emsige Sklavenhände war zerbrochen. Epicharis rutschte mit schreckgeweiteten Augen rückwärts und klammerte sich geistesgegenwärtig irgendwo fest, um nicht vollends aus der Sänfte herauszurutschen.


    Dass es nicht das gewohnte Holz war, sondern eine helfende Hand, bemerkte sie erst gar nicht....


    Sim-Off:

    Hat jemand Interesse?

  • Als sich die patrizische Sänfte entropierte konnte sich Antipater ein Lächeln nicht verkneifen und betrachtete den entstehenden Tumult. Er gönnte es niemandem, war somit frei der Schadenfreude und wandte sich an den gallischen Tuchhändler Slapstix an dessen Stand er sich befand. Was er dort wollte ist eine andere Geschichte die noch erfunden werden muss.

  • Titus war nun schon einige Tage nicht mehr in der Villa Tiberia erschienen, er hatte sich quasi unerlaubt von der Truppe entfernt. Doch sowohl Titus als auch Tiberius Vitamalacus waren zur Zeit nicht mehr im Militär und ausserdem bestand zwischen den beiden Männern eine Freundschaft. Die ersten Tage hatte er ein paar Sklaven losgeschickt sich um zu hören, ob der Hüne irgendwo gesehen worden war, aber sie hatten nicht viel heraus gefunden.
    So hatte er sich an diesem Tag entschieden, sich selbst hinaus in die Stadt zu begeben, hatte sich eine schlichte Toga anlegen lassen, kurz überlegt, ob er einen Sklaven mitnehmen wollte, hatte sich aber dagegen entschieden. Der erste Wef hatte ihn zum Forum geführt, vor die Basilica Iulia, wo er bis vor kurzem seine Amtsgeschäften nachgegangen, hatte sich vergeblich bei einigen Strassenhändler umgehört und war dann dem Weh geführt, der ihn als Aedil fast täglich über die Märkte geführt hatte. Er hatte die Hoffung, das hier die Händler am besten den Hünen erkannt hätten, der den vorherigen Aedil stets begleitet hatte.


    Vielleicht lag es daran, das er diesmal ohne seinen Schatten unterwegs war, das seine Sinne hellwach waren. Doch es war nicht das Geräusch eines Dolches das leise an sein Ohrdrang, sondern das leise Reissen von Holz, das, kaum das er es war genommen hatte, sich zu einem lauten Krachen steigerte. Es war ein kleiner Schritt zur Seite, welche ihn davor bewahrte, das einer der Tragesklaven in ihn hinein fiel.
    Intutiv legte sich seine Hände an das Gehäuse der Sänfte, um zu verhindern das die Sänfte um stürtze. Plötzlich bemerkte er, das sich eine Frauenhand auf seine linke Hand legte.
    Als die Sänfte sicher stand, zog er seine Hand weg.


    "Verzeiht, Gnädigste," entschuldigte er sich gewohnt militärisch Steif.

  • Erst als die Sänfte sicher stand und das Holz sich bewegte, an dem sie sich festgehalten hatte, bemerkte Epicharis, dass es eben kein Holz war, sondern die Hand eines zuvorkommenden Mannes. Ein überraschtes, aber durchaus aufrichtig dankbares Lächeln zeigte sich auf ihren Zügen, als der Fremde sie direkt ansah und ansprach. Als sie Anstalten machte, aus der Sänfte zu steigen, sprang ein Sklave ihr sogleich zur Hand und half ihr, bis sie schließlich in kostbare Stoffe gehüllt und mit angelegtem, verzierten Perlenschmuck vor ihm stand. Er war wahrhaftig groß, beinahe zwei Köpfe größer als sie selbst, aber eben nur beinahe. Eine Hand hielt die strahlend weiße Palla zusammen, die sich über die Schultern schmiegte, die in eine geschmackvolle Tunika aus Seide gekleidet waren. Beim Lächeln glänzten ihre Augen und das dunkle Haar, das in einer kunstvollen Frisur gesteckt worden und mit zwei Blüten verziert worden war. Ihre weißen Zähne und die zwei kleinen Grübchen, die sich beim Lächeln zeigten, rundeten das Bild Epicharis' ab.


    "Ich danke dir. Wärst du nicht so rasch eingeschritten, wäre vermutlich ein Malheur sondergleichen passiert. Ich stehe in deiner Schuld."

  • Hatte er bislang der Sänfte selbst nicht so viel beachtung geschenkt, wie er den meisten Sänften kaum beachtung schenkte, genauso, wie er selbst eigentlich nie eine Sänfte benutzte, schenkte er ihr jedenfalls in diesem Moment aus dem Augenwinkel etwas beachtung. Neben dem Zustand der Sänfte, festzustellen das keiner der Tragesklaven verletzt war, registrierte er natürlich auch die Farben der Sänfte, die ihm halfen, die Frau, welche in der Sänfte reiste einer Familie zuzuordnen. Natürlich war es keine Garantie, das die Frau, welche in der Sänfte reiste auch dieser Gens angehörte, schliesslich könnte es auch ein Gast der Familie sein, oder gar nur eine Leibsklavin, welche die Sänfte ihrer Domina benutzte.
    Doch egal wer es war, unvermittelt trat Tiberius Vitalamacus einen Schritt zurück, damit ein angemessener Abstand bestand, wenn die Frau der Sänfte entstieg. Und als sie es tat, war er ihm klar, das diese junge Frau sicher keine der Sklavinen der Gens war.


    "Du brauchst dich nicht zu bedanken. Ich war einfach zu zur rechten Zeit am rechten Ort und tat nur, was jeder Mann von Ehre getan hätte."


    Er blickte leicht zu ihr herunter, seine Haltung gewohnt militärisch gerade und steif. Doch bei aller Förmlichkeit des hochgewachsenen Tiberiers, zeigte sich in seinem Gesicht ein leichtes, freundliches Lächeln.


    "Verzeih," ergänzte er noch fast entschuldigend," ich habe mich noch nicht vorgestellt : Tiberius Vitamalacus."

  • Sie sah zu ihm auf und war sogleich angetan von seinen aufrechten Worten, ließ es sich aber nicht anmerken, sondern rettete sich in ein verlegenes Lächeln, wobei sie die Sänfte seitlich einer Musterung unterzog und zu dem Schluss kam, dass der Patrizier vor ihr, der sich mit seinem Namen vorstellte, wohl wirklich die Rettung in letzter Sekunde gewesen war. Die Sänftenträger standen etwas verwirrt herum und schienen nicht ganz zu wissen, was sie nun tun sollten. Epicharis runzelte die Stirn und beschloss, vorerst noch keine Anweisungen zu geben. Dennoch, irgendwie musste die Sänfte wieder zurückgelangen in die Villa. Wenn sie darin saß, würde das vermutlich nicht gut klappen. Und das widerum bedeutete, dass sie würde laufen müssen. Diese Aussicht machte ihr nichts aus. Und da sie nun recht schnell zu dem Schluss gekommen war, erteilte sie zweien der vier Träger die Anweisung, die beschädigte Sänfte schon einmal nach Hause zu schaffen, die anderen beiden sollten als Begleitung bleiben. Schließlich wandte sie sich wieder Vitamalacus zu.


    "Es muss dir nicht leid tun, Tiberius Vitamalacus. Ich sehe es als eine glückliche Fügung der Götter, dass du mich vor einem Sturz bewahrt hast. Mein Name ist Claudia Epicharis und ich möchte dir aufrichtig dafür danken. Auch ein Mann von Ehre hätte nicht rechtzeitig an Ort und Stelle sein können", sagte sie und schmunzelte am Ende.

  • Seine Vermutung war also richtig gewesen, die junge Frau war also eine Claudierin. Das sie einer ehrwürdigen Familien angehörte, zu diesem Schluss wäre er auch gekommen, hätte sie sich nicht vorstellt. allein die Art wie sie Auftrat und das Kommando über ihre Sänftenträger führte. Was ihn allerdings auffiel war, das sie scheinbar keine Anstalten machte, eine Ersatzsänfte heranschaffen zu lassen und so wohl ihren weiteren Weg zu Fuss fortsetzen wollte.
    Als Soldat war es für Tiberius Vitamalacus natürlich das üblichste, jeden weg in der Stadt zu Fuss zurück zulegen, doch zu seinem Bedauern scheuten viele andere Patrizier diese kleinen Anstrengungen. Und von den Damen erwahrtete man es gerade zu, das sie diese mieden. Dies alles war etwas, das den Ansichten des Tiberiers, der viel Wert auf die wehrhaften Traditionen Roms legte, störte und das für ihn ein positives Licht auf die junge Frau warf.


    "So danke ich den Göttern, das sie meine Schritte so lenkten, wie sie es denn taten und ich so die Ehre hatte, dir behilflich zu sein, werter Claudia Epicharis."


    Und auch auf dem Gesicht des Tiberiers zeigte sich ein leicht schmunzelndes Lächeln, denn er fragte sich, welcher Sinn für Humor die Götter denn hatten, schliesslich hatte ihn die Suche nach Titus hier her gelenkt. Und irgendwie tat er sich schwer mit dem Gedanken, das der riessige, versoffene, liebeskranke Hüne ein Mittel der Götter sein sollte.


    "Darf ich dir, da du nun deiner Sänfte beraubt bist, meine Begleitung als schutz anbieten ?" fragte er freundlich, aber in einem äusserst respektvollem Ton.

  • Seine Wortwahl war ebenso beeindruckend wie sein Auftreten. Epicharis lächelte höflich und vermerkte die große Sympathie, die sie empfand, auf dem noch unbeschriebenen Blatt des Tiberiers. Sie neigte den Kopf und entgegnete:


    "Ich würde mich glücklich schätzen, dich als meinen vorübergehenden Beschützer zu betrachten. Wenn du mich also wirklich zu einem Schneider begleiten möchtest? Ich war nämlich auf dem Weg zu jenem, der sein Geschäft nicht unweit von hier hat."


    Sie musterte den Tiberier erneut und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.


    "Noch hast du die Möglichkeit, dich herauszureden", neckte sie ihn, denn der Kauf von Tuniken war wohl nicht gerade das, was sich ein Mann wie er als Nachmittagsbeschäftigung vorstellte. Wer wusste schon, ob er nicht vielleicht ganz andere Pläne hatte? Abgesehen von diesen Gedanken fragte sich Epicharis zudem, woher sie den Namen des Tiberiers kannte. Abwartend blickte sie ihn an, überlegte weiter und versuchte sich daran zu erinnern, wo sie den Namen schon einmal gelesen hatte. War es die Acta gewesen? Vermutlich. Dieser Mann hatte Schlagzeilen gemacht. Nur in Spanien war Rom eine halbe Weltreise entfernt und sie hatte sich nicht gemerkt, worum es in der Acta gegangen war.


    "Kommst du direkt aus Rom oder nutzt du den Tag nur, um dir die Stadt anzusehen?" fragte sie, um Aufschluss darüber zu erlangen, wer der Tiberier war und woher sie ihn kannte.

  • Vielleicht hätte ein andere Mann diese letzte Möglichkeit genutzt, sich von seinem ausgesprochenen Angebot zu distanzieren, doch lag ein solches Verhalten dem Tiberier fern. Stattdessen erwiederte er ihr schmunzeln mit einen freundlichen Lächeln.


    "Ein Wort ist ein Wort und wie könnte ich es einfach so zurücknehmen ? Verfüge über mich wie es dir beliebt, werte Claudia."


    Die Worte waren ernst gewählt und betont, doch das leichte Lächeln auf seinem Gesicht zeugte davon, das so auf ihr Necken einging. Und auch wenn er es nicht erwähnte, so weit davon enternt von seinem eigentlichem vorhaben war es nicht, jetzt einen Schneider aufzusuchen. Auch diesen könnte er nach Titus fragen, ein Händler war da genauso gut wie der andere. Er blickte ein Stück die Strasse herunter, natürlich kannte er die meisten Geschäfte hier in der Nähe, hatte ihn sein Amt doch oft genug hierher geführt.


    "Zu welchem der Schneider möchtest du denn ? Ein Stück die Strasse herunter gibt zwei, wenn ich mich nicht irre. Der eine von ihnen hat wohl ausgezeichnete Kontakte nach Lutetia. Damit hat er zumindest immer argumentiert, warum seine Preise so hoch sind...."


    Während er sprach, lenkte er schon langsam seine Schritte in die Richtung in welche die Sänfte ursprünglich unterwegs gewesen war, nicht ohne sicher zu gehen, das seine Begleiterin es ihm gleich tat.


    "Und bevor du einen falschen Eindruck von mir bekommst, wenn ich mein Wissen über die römischen Modehändler offenbare. Ich hatte in der letzten Legislatur das Amt des Aedilis Curulis inne, daher war führte mich mein Weg öfter hierher und ich kam nicht umhin einige Geschäfte und Händler aufzusuchen, welche ein alter Soldat sonst nicht aufsucht."


    Nur kurz wandte sich sein Blick zur Seite, doch dieses kiurze Blick reichte auch schon aus, einer kleinen Gruppe von Jungen klar zu machen, das es besser wäre, nicht unnötig sich in den Weg der beiden Patrizier zu stellen.
    Dann wandte er sich wieder der Claudierin zu.


    "Was wohl auch deine Frage beantwortet. Zur Zeit residiere ich in der Villa Tiberia hier in Rom, harre der Dinge die da kommen und warte ab, an welcher Stelle des Imperiums ich als nächstes als nützlich erachtet werde."

  • Epicharis nickte wohlwollend, das war eine Antwort ganz nach ihrem Geschmack: aufrichtig, aber mit einem Hauch Humor. Sie begann, den Tiberier zu mögen, zumal er sogar ihre Gedanken zu erraten schien. Mit einem überraschten Lächeln nickte sie.
    "Ja, dieser Schneider ist genau der, den ich aufsuchen wollte. Auch ich hörte von den guten Kontakten, die er pflegt, und wollte mir nun ein eigenes Bild von der Qualität seiner Ware machen, ehe ich ihn um einige Tuniken erleichtere."


    Sie mochte eine Frau sein, aber sie verstand durchaus etwas vom Geschäft. So mancher Händler war unwissentlich mit weniger als zuvor in der Hand aus einem Handel herausgegangen. Epicharis hatte einiges an Verhandlungsgeschick und sie zögerte nicht, es einzusetzen. Wohl hätte sie auch eine Sklavin nach neuer Kleidung schicken können, doch abgesehen von der Freude des Einkaufes, die sie so nicht haben würde, würde sie zudem auch mehr Geld als nötig ausgeben, schickte sie eine Sklavin.
    Kaum erwähnte der Tiberier sein Aedilat, wusste Epicharis, woher sie den Namen kennengelernt hatte. Sie setzte sich nur den Bruchteil einer Sekunde später als er und ihre Palla zurechtzupfend in Bewegung.


    "Ah, daher kenne ich deinen Namen", entfuhr es ihr und sogleich sah sie ihn entschuldigend an.
    "Verzeih. Aber ich habe schon die ganze Zeit überlegt, woher ich deinen Namen kenne. Ich war während des letzten Jahres nicht in Rom, musst du wissen, sondern wegen...Familienangelegenheiten in Hispanien."


    Epicharis hob die Hand und drehte eine der losen Haarsträhnen Gedankenverloren zwischen den Fingern, während sie sprach und an die verstorbene Tante dachte, die sie während des letzten Jahres gepflegt hatte. Sie musste es schließlich nicht jedem auf die Nase binden.


    "Man hörte nur gutes von den letzten Aedilen. Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass unser geschätzter Imperator dich für die weiteren Ämter des Cursus Honorum nicht als würdig erachtet. Schon gar nicht, wenn du einst Soldat warst. Sicherlich wird man dir bald eine Aufgabe zuweisen, in der du aufgehen wirst", sagte sie und lächelte den Tiberier an.
    "Junge Frauen aus kaputten Sänften retten ist sicher nicht das, was du tagtäglich tun möchtest."


    Sie schmunzelte und sah schnell fort. Wieder ihr Mundwerk, das ab und an erfrischend, manchmal aber auch hinderlich war. Hoffentlich nahm der Mann es mit Hunmor.

  • Ob nun der Tiberier zufrieden darüber war, das er den richtigen Schneider vorgeschlagen hatte oder nicht, das zeigte sich nicht auf seinem Gesicht. Doch wärte er wohl sehr erstaunt gewesen, hätte sie den anderen Schneider gemeint, schliesslich kannte er auch dessen Angebot. Und das passte so gar nicht zu einer jungen Patrizierin.
    So lenkte er die Schritte unweigerlich in Richtung des Schneiders. Und genauso wie er als Soldat in den Wäldern Germaniens verrausschauend auf den Weg vor sich geachtet hatte, verhielt er sich auch hier in den Strassen der Stadt. Unweigerlich erfassten seine Sinne jede mögliche Störung, ohne dabei aber seine Begleiterin zu vernachlässigen.


    "Viele seiner Konkurenten beschuldigen ihn, das er einfache Wolle in Subura färben und bearbeiten lässt, um so recht geschickt edlere Ware vorzutäuschen, doch wie ich erfahren konnte bezieht er seine Ware in der Tat direkt aus Lutetia, direkt von seinem Schwager."


    Und wieder lächelte er, sich dabei fragend, was einer seiner Kameraden aus der Legion davon halten würde, wie er so Wissen über die Modewelt Roms preisgab. Doch eigentlich war es für ihn nur ein Zeugnis, wie ernst er seine Amtszeitgenommen hatte. Und auch das es ihm nicht wirklich recht war, das er zumindest dem Namen nach bekannt war, lies er sich nicht anmerken, denn er hatte sich auch damit abgefunden, auch wenn er lieber immer noch im Hintergrund agierte.


    "Es freut mich zu hören, das die Arbeit von meiner Kollegin und mir auch in den Provinzen positiv auffiel, auch wenn manch Bürger des Imperiums
    sich wohl nicht über unsere Arbeit gefreut haben mochte. aber auch das..."
    Und hier lächelte er noch etwas deutlicher. "...wird sicher nicht dein Schaden sein, wenn ich dich zum Schneider begleite."


    Während sie von Hispania sprach, liess er sie nicht wirklich aus den Augen und er fragte sich kurz, was sie in diese Proovinz verschlagen hatte und was sie zurück in die ewige Stadt geholt hatte. Doch da es eine Sache ihrer ihrer Familie war, ging es ihn nicht wirklich an. Aber trotzdem konnte er das Thema Hispania etwas weiter zu verfolgen.


    "Du warst in Hispania ? Ich selbst trat in vor allen Jahren in Tarraco in den Dienst der Legionen ein, bevor meine Einheit nach Germania verlegt wurde. Hispania ist eine schöne, angenehme Provinz in der man doch das Gefühl hat, in einer römischen Provinz zu sein, ganz anders als zum Beispiel in Germania. Dort hat man ausserhalb der Städte kaum das Gefühl in einer römischen Provinz zu sein."


    Er passte, während er ging, ganz automatisch seine Schritte den ihren an, so das er stets auf der gleichen Höhe mit ihr ging. Um sie herum herrschte der übliche Trubel der Stadt, unzähligen Passanten unterschiedlichster Herkunft und Stände gingen ihrem Tagwerk nach. Und zwischebn den Geschäften und Passanten tummelten sich noch zahlreiche Strassenverkäufer, welche sich bemühten ihre Ware an den Mann oder die Frau zu bringen. Tiberius Vitamalacus fiel wieder einmal auf, wie sehr er sich darabn gewöhnt hatte, das Titus sein Schatten war, der in einer solchen Lage ihm den weg freihielt.
    Doch nur kurz ärgerte er sich über das Fehlhalten des Ex-Legionärs, zu sehr genuss er gerade die Gesellschaft und Gespräch mit der jungen Claudierin. Und bei ihrer letzten Bemerkung musste er leise lachen.


    "Nun, ich denke, es gibt wesentliche unangenehmere Aufgaben, welche einem Mann übertragen werden kann, doch fürchtete ich, das es sich dabei um kein offizieles Amt handelt. Und selbst wenn, würde man doch wohl eher dann von mir erwarten, das in Zukunft verhindert wird, das junge Damen überhaupt in kaputte Sänften steigen."


    Das Gespräch gefiel ihm wirklich, denn die junge Frau zeigte einen pragmatischen Humor den er schätzte. Und denoch hatte das Gespräch auch seine ernsten anteile. Nicht das er nach dem Aedilat nicht unglücklich darüber gewesen wäre, etwas Ruihe zu haben, doch mittlerrweile dürstet ihm nach einer neuen herausforderung.


    "Doch du hast recht, ich denke, es wird sich doch demnächst eine neue Herausforderung für einen alten Soldaten wie mich geben. Es muss ja nicht gleich ein Posten z.B. in Syrien geben."


    Genau das war mit seine einzige Sorge und sein Zwiespalt, gab es doch in Rom jemand, den er nicht gerne zurücklassen mochte. Aber auch da war er sich sicher, würde sich ein Weg finden.


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    Edit : Letzten Satz hinzugefügt.

  • "Wunderbar, dann werde ich dort guten Gewissens ein kleines Vermögen lassen können", entgegnete Epicharis und zwinkerte dem Mann zu. Er behielt sowohl die Umgebung im Auge als auch Epicharis selbst, was ihr keinesfalls entging. Vielmehr nahm sie es mit einem Gefühl der Zufriedenheit wahr und schlussfolgerte daraus, dass er entweder aufgrund seiner Art ein fähiger Soldat geworden war, oder aber die Umstände eines Soldatenlebens ihn zu jenem gemacht hatten, der er nun war. Die Worte über seine Arbeit kommentierte sie lediglich mit einem Nicken, denn da sie kaum etwas von Politik verstand, einfach weil es sie nicht interessierte, maßte sie sich nicht an, über die Arbeit des Tiberiers zu richten. Was sie allerdings wusste war, dass man inzwischen eine hohe Meinung von den vergangenen Aedilen hatte. Sie glaubte, dass sogar ihr Vater insgeheim Anerkennung zollte, auch wenn es der konservative Kandidat damals nicht geschafft hatte, die Frau aus dem Amt zu verdrängen.


    "Du hast also in Hispania und Germania gedient und lebst nun hier? Da bist du weit herumgekommen. Hispania ist erfrischend und anders, da hast du recht, aber ich hatte immer das Gefühl, dass die Zeit dort viel langsamer vergeht als in Rom. Es ist wie eine eigene kleine Welt, die nur an wenigen Stellen mit dem wirklichen Leben verknüpft ist", erzählte Epicharis und sann eine Weile über ihre Worte nach.


    "Vielleicht liegt es auch an der Wärme, die dort im Sommer vorherrscht. Ich habe beinahe ein ganzes Jahr in einem kleinen Dorf nahe Tarraco verbracht, von da her kann ich gut nachvollziehen, was du meinst. Es ist wirklich nicht wie in einer römischen Provinz."


    Täuschte sie sich oder suchte er etwas? Sie meinte zu erkennen, dass seine Agen einmal zu oft über die Menge huschten. Vielleicht eine Liebschaft? Doch sie hütete sich, nach dem Grund zu fragen, zumal sie sich nicht einmal sicher war, ob er nun wirklich jemanden suchte oder nur interessiert am Trubel war. Sein lachen klang ehrlich und maskulin, als er auf Epicharis' Worte hin lachte und ihr loses Mundwerk somit mit Humor ertrug. Sie fand den Tiberier nett und höflich, ganz anders als so manch andere Männer, die sie in ihrem bisherigen leben kennen gelernt hatte.


    "Ich glaube, es hat niemand darauf geachtet, dass die Sänfte einen Knacks hatte" sagte sie. Nicht nur den Sklaven, auch ihr selbst war es schließlich entgangen. Wo der Tiberier nun von sich als altem Soldaten sprach, musste sie schmunzeln und widersprach sogleich, einerseits wegen des Protokolls, andererseits, weil sie es wirklich nicht so empfand.


    "Aber du bist doch kein alter Soldat - oder doch? Verzeih meine direkte Frage, aber hast du Frau und Kinder oder erlaubt dir das dein militärischer Rang nicht, Tiberius Vitamalacus?"

  • Sie näherten langsam aber sicher dem Geschäft des Schneiders, ein Schild über der Tür warb für die exquisite Qualität der Waren des Geschäftes und wie um das zu bestätigen, hatte der Schneider einige Ständer mit Stoffbahnen und Kleidungsstücke vor dem Geschäft aufgestellt. Er ertappte sich dabei, das er schon von weitem registrierte, das die Stände eigentlich zu weit auf die Strasse reichten. Aber er war schon einige Zeit nicht mehr im Amt, so musste ihn das nicht stören.


    "Als Soldat habe ich eigentlich immer im Castellum gelebt und da merkt man nur am Wetter, das man sich in einer anderen Provinz befindet. Obwohl das auch nicht zu unterschätzen ist. So dürfen die Rekruten in Germania oft genug im Winter den Exzierplatz erst einmal vom Schnee befreien, und man muss auf passen, das sich nicht zu viele in der Kälte erkranken. In Hispania hingegen muss amn im Sommer darauf achten, das die Miles stets genug gelegenheit haben zu trinken. Aber sonst ist das Leben im Castellum doch das Gleiche, verläuft in geordneten Bahnen"


    Irgendwie sehnte er sich auch wieder in dieses Leben zurück, das Militär war schliesslich seine zweite Familie und über lange Jahre seine wichtigste Familie. Während sie gingen hörte er auf nach Titus zu suchen. Hier in dieser Gegend würde er ihn überhaupt nicht finden, wahrscheinlich war der Hüne in irgendeiner Taberna oder irgendeinen Lupanar.
    Stattdesssem widmete er seine Aufmerksamkeit seiner Begleiterin und erläuterte mit einem leichten


    Schmunzeln von sich aus, was ihn denn gerade in die wirren dieser Gassen geführt hatte.


    "Rom ist eine schöne Stadt, doch selbst wenn man glaubt sich hier gut auszukennen, dann irrt man doch. Zu leicht verliert man sichj oder etwas in die tausenden Gassen der stadt, die sich doch auch täglich verändern. Ich habe vor einiger Zeit einen alten Freund auf einen Botengang geschickt und ihn seitter nicht wiedergesehen. Wahrscheinlich hat er sich in den unzähligen Tabernen Subura verirrt. Und das obwohl er da eigentlich die meiste Zeit seiner Freizeit aufhält."


    Er schmunzelte leicht, nahm so der ganzen Sache den ernst, den sie denn hatte, obwohl er sich auch sicher war, das Titus nicht wirklich in Gefahr war, schliesslich war Titus stark und kampferfahren genug, sich durch das Dickicht der Unterwelt der Stadt zu schlagen. Das er sioch natürlich sorgen um seinen alten Waffengefährten machte, das zeigte er nicht, das war nicht seine Art. Und auch bei ihrer direkten Frage verschwand diese freundliche Lächeln nicht aus seinem Gesicht.


    "Eine in der Art sehr direkte, junge Claudia," antwortet er ihr, nur gespielt empört, das Lächeln blitzt leicht schelmisch in seinen Augen auf, "aber ich will sie dir gerne beantworten."


    Und da war wieder ein Indiz dafür, wie sich der Tiberier in den letzten Monaten verändert hatte. In den folgenden Worten fehlte die Bitterkeit, welche noch vor einiger Zeit inweigerlich darin gelegen hätte. Seit jenem Abend amn Ianusbogen hatte sich sein Leben in der Tat verändert und das allein zum guten.


    "Ich war vor langen Jahren verheiratet, noch bevor in in den Dienst in den Legionen trat. Mein Grossvater hatte meine Gemahlin erwählt, doch war unsere Ehe nicht von langer Dauer, sie starb bei der Geburt unseres Sohnes. Und das ich ein alter Soldat bin, das wirde klar, als mein Sohn seinen Dienst in der Legion antrat. Obwohl,..." Und hier machte er eine kleine Pause, bevor er dann fortfuhr. "...ich mich jung genug fühle, erneut meine Pflicht zur Ehe zu erfüllen und ich beabsichtige mich recht bald zu verloben."


    Zwei Dinge gingen ihm durch den Kopf, zum einen fragte er sich, warum sein Sohn so lange nichts mehr von sich hatte hören lassen und zu anderen warum Helenas Vater so weit entfernt seinen Dienst tun musste, hätte er sich in Rom befunden, dann wären er und Helena sicher schon längst verlobt.

  • Epicharis bemerkte nichts davon, dass die Stände zu weit auf der Straße standen, aber das war vermutlich auch nicht verwunderlich, denn sie war niemals Aedil gewesen und würde es auch niemals sein, also richtete sie ihr Augenmerk auf andere Dinge.


    "Schnee....ich habe noch nie welchen gesehen, aber er mein Vater hat mir erzählt, dass er weiß und kalt ist, dass er wie Regen vom Himmel fällt und dass man ihn geschmolzen als Wasser verwenden kann", sagte sie.
    "Eigentlich bedauerlich, dass es hier niemals schneit, ich hätte das gern einmal mit eigenen Augen gesehen."


    Das war für Epicharis eine Art Eingeständnis, denn es klang nicht nur naiv, sondern sie sprach auch von einem ihrer geheimen Wünsche. Nach Germanien hätte Vesuvianus sie niemals allein reisen lassen, immerhin war das die Provinz, die am nächsten am Land der Barbaren lag.


    "Oh ja, das kann ich nur zu gut nachvollziehen. Ich muss mich auch erst wieder zurechtfinden, und um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, wie genau ich von hier wieder nach Hause finden werde. Aber ich habe ja Begleitung", sagte sie und lächelte amüsiert über diese Zweideutigkeit, denn dem aufmerksamen Tiberier waren sicherlich die zwei claudischen Sklaven nicht entgangen, die hinter ihnen einherschritten. So war es ihm überlassen, ob er sich selbst oder die Sklaven als ihre Heimwegbegleitung ansah, obwohl natürlich beides der Fall hätte sein können.


    "Dann wünsche ich dir viel Glück, dass du deinen Freund bald finden magst und er noch in der Lage ist, auf eigenen Beinen sein Heim zu erreichen..."


    Epicharis schmunzelte und vermied es, Vitamalacus bei diesen Worten anzusehen. Einzig die zwei Grübchen rechts und links auf ihrem Gesicht kündeten davon, dass sie diese Worte natürlich nicht so meinte, wie sie sie ausgesprochen hatte. Im nächsten Moment aber waren die Grübchen verschwunden und Epicharis sah den Tiberier bestürzt an.


    "Oh, das tut mir leid. Verzeih mir meine Frage. Ich hätte dich das gar nicht fragen dürfen..."
    Epicharis schwieg eine ganze Weile betreten und schritt so mit gesenktem Kopf und über ihre große Klappe nachdenkend neben dem Soldaten einher. Sie überlegte, wie sie da nun am besten das Thema wechselte, aber dann fiel ihr ein, dass sie noch gar nicht die letzten Worte des Mannes bedacht hatte. So sah sie ihn erneut an.


    "Du wirst dich verloben? Deine Braut wird sicher glücklich sein mit dir. Allein nach dieser kurzen zeit bist du auch mir sympathisch geworden. Ich wünsche ihr und dir alles Gute. Darf ich fragen, wer sie ist? Wenn nicht, übergehe diese Frage einfach."

  • Als Soldat der die Schneemassen Germaniens erlebt hatte und durch diese nassen, kalten Massen marschiert war, konnte er Schnee nicht so viel abgewinnen, wie die junge Patrizierin an seiner Seite, vielleicht auch weil Schnee Erinnerungen an jene Zeiten seine Jugendjahre in Gallien weckte, die ihm nicht besonders positiv im Gedächnis geblieben waren
    Aber die Neugier konnte er gut verstehen und gefiel ihm. So war seine Erwiederung kombiniert mit einem leichten, freundlichen Lächeln.


    "Schnee mag schön anzusehen sein, er gbt dem Land ein ganz anderes Aussehen, nicht nur bei Tag. In einer hellen Mondnacht hat man einen besonders guten Blick vom Lagerwall." Hier musste er leicht grinsen. "Wie du siehst, zeigt sich hier wieder, das ich eben ein alter Soldat bin, meine Erinnerungen drehen sich fast nur um das Castelllum. Wirklich schön ist Schnee aber nur, wenn man nicht hindurchgehen muss, denn dann erpuppt er sich als nass und kalt. Ein solches Missgeschick, wie es dir mit der Sänfte heute passiert ist, wäre mitten im Schnne äusserst unangenehm."


    Gerne wäre Tiberius Vitamalacus in seine bevorzugte Art zu gehen gewechselt, hätte gerne seine Arme auf dem Rücken verschränkt, wie er .es im Castellum überlicherweise meist getan hatte, doch wenn man eine Toga trug, dann verbot sich diese Haltung von allein.
    Vielleicht war eine Art von Überheblichkeit, mit der er stillschweigend beschlossen hatte, das er die junge Frau natürlich sicher selbst nachhause bringen würde, doch ganz sicher würde er nicht nur in der Obhut einiger Sklaven irgendwo in den wirren der Stadt zurücklassen.


    "Titus, so heisst mein Freund, ist alt genug auf sich selbst zu achten und wenn ich ehrlich bin, sollte ich mehr Angst um all jene Gauner haben, welche ihm zu nahe kommen könnten." meinte er leise lachend und das nicht um die Sorge um seinen Freund zu überspielen. Auch ihre Bestürzung über den Tot seiner Frau konnte er mit einem Lächeln beschwichtigen.


    "Es muss dir nicht leid tun und du brauchst dich auch nicht für deine Frage zu entschuldigen, schliesslich habe ich sie bereitwillig beantwortet. Es ist sehr lange her, über 20 Jahre, da ist die Trauer so langsam verflogen." Das es nicht ganz so stimmte, das zeigte er nicht, das er eigentlich nicht über den Tod seiner Frau getrauert hatte, sondern über den Tod seiner liebsten Nova und diese Trauer erst vor kurzem bewältigt hatte. Und das dank jener Frau, nach der seine Begleiterin in ihrer charmanten Neugier nun fragte.


    "Es ehrt mich wenn du so über mich denkst und natürlich werde dir deine frage beantworten, wobei es leider noch noch nicht offiziel ist, da uns noch das Einverständniss ihres Vaters fehlt, da dieser im fernen Germanien in der Verwaltung dient." Kurz machte er eine Pause, scheuchte mit einem kurzem Blick einen Strassenjungen weg, der sich erdreisten wollte sich ihnen in den Weg zu stellen.
    "Ich weiss nicht, ob du sie kennst, aber sie hat in ihrer Jugend in Tarraco gelebt. Es ist Helena von den Iuliern und ich denke, sie ist die richtige Frau, um es einem alten Soldaten wie mir auszuhalten."

  • Wieder einmal verband er die Erinnerung an etwas mit dem Militär. Epicharis musste an ihren Vater denken. Vermutlich war die bestimmung beider Männer, dereinst zwischen ihren Kollegen in einem Krieg gegen die Barbaren zu fallen. Eine traurige Zukunft, doch sie wusste, das der Tod für einen wahren Soldaten nur in dieser Weise akzeptiert werden würde. Vermutlich würden solch treue Männer noch mit einem Lächeln auf den Lippen ihr Leben aushauchen, doch den Tod auf dem Schlachtfeld würden sie ganz bestimmt einem langsamen Dahinsiechen auf dem Krankenbett vorziehen. Epicharis behielt ihre trüben Gedanken für sich, doch das Lächeln wich einen Moment von ihren Gesichtszügen und machte angestrengter Trübsal Platz, die sich jedoch schnell wieder fortschob, als Vitamalacus das Malheur mit der Sänfte ansprach.


    "Wenn Schnee wirklich so kalt und nass ist, dann will ich froh sein, dass es hier nicht schneit", sagte sie verschmitzt und blickte zum wolkenverhangenen Himmel. In Germanien schneite es in diesem Moment.


    Wenige Schritte später, Vitamalacus sprach gerade von seinem Freund Titus, gelangten sie am Laden des gut betuchten Schneiders an und Epicharis blieb stehen. Eine der zu weit auf die Straße ragenden Ständer pries eine Tunika an, die sie sogleich in Bann geschlagen hatte, und das so sehr, dass sie die weiteren Worte über Titus schlichtweg überhörte. Die Tunika war lindgrün und wurde unter den Brüsten mit einer kleinen Schließe gerafft, die man nicht sah, wenn man das Kleidungsstück richtig trug. Auf den Schultern lagen zwei filigrane, goldene Spangen in Form von Blättern, die hervorragend mit dem Lindgrün des Stoffes harmonierten. Ehrfürchtig fuhr Epicharis mit den Fingern über den hauchzarten Stoff, der vermutlich mehr entblößte, als er verdeckte. Der Tiberier sprach von seiner Frau und Epicharis nahm sich zusammen und sah ihn leicht zerstreut lächelnd an.


    "Zwanzig Jahre...das ist in der Tat eine lange Zeit. Dennoch wirst du sie stets in deinem Herzen tragen und niemals vergessen, auch wenn du nun dein Glück in der Liebe zu einer anderen Frau gefunden hast."


    Sie meinte durchaus ernst, was sie da sagte. Epicharis hatte selbst weder jemanden lieben verloren, noch sich jemals verliebt, sah man von der Schwärmerei für einen Patrizierjungen aus Hispania einmal ab. Vermutlich war das auch gut so, denn sonst hätten vermutlich die Pläne ihres Vaters sich mit ihren eigenen gekreuzt und somit böses Blut erzeugt.


    "Iulia Helena also", stellte sie fest und strengte ihren Kopf an.
    "Lebt sie nicht in Ostia? Mir war, als verbände ich diesen Namen mit der Hafenstadt, aber ich kann mich auch irren... Nun ja, dann wünsche ich euch, dass die Götter und auch ihr Vater ihren Segen für eure Bindung geben mögen. Vielleicht habe ich ja die Gelegenheit, persönlich zu gratulieren, sollte es soweit sein."


    Epicharis lächelte herzlich und war sich durchaus bewusst, dass sie sich damit beinahe selbst zu einer Feier einlud, zumindest dann, wenn man ihre Worte so auslegen wollte. Wieder strich sie über die Tunika und sah sich verstohlen nach dem Händler um, der jedoch weit und breit nicht zu erblicken war.


    "Ist es nicht leichtsinnig, ein solches Kunstwerk mitten auf der Straße zur Schau zu stellen, wo es jeder einfach einstecken und forttragen kann?" fragte sie Vitamalacus verwundert.

  • Kaum hatten sie das Geschäft des Händlers erreicht, da galt natürlich die volle Aufmerksamkeit seiner Begleiterin der ausgestellten Waren. Und auch Tiberius Vitamalacus betrachtet die Tunika, welche sie so sehr in ihren Bann gezogen hatte, das sie kaum noch dem Gespräch zu folgen schien. Es war bestimmt ein sehr schönes Klleidungsstück, auch wenn ihm selbst die Fähigkeit fehlte, genau ein zu schätzen, wie die Tunika denn aussehen würde, wenn sie denn von einer Frau getragen wurde.


    "Ja, ich werde sie nie vergessen," sagte er nachdenklich, während er mit seiner rechten Hand über den Stoff der Tunika vor. Das er damit nicht seine damaiige Frau meinte, sondern Nova, das erwähnte er natürlich nicht. Bei dieser Gelegenheit fiel ihm wiedereinmal auf, wie leicht es ihm mittlerweile fiel, darüber zu sprechen und daran zu denken. "Genauso wenig wie Helena ihren verstorbenen Ehemann vergessen wird. Vielleicht verstehen wir deshalb uns so gut, weil wir beide einen solchen Verlust erlebt haben."


    Wie alt war seine Begleiterin wohl, fragte er sich. Wahrscheinlich war sie etwa in dem Alter, in dem er und Nova sich kennen gelernt hatten, sie hatte eine eben so leicht naive Art Ehe und Liebe miteinander zu verknüpfen. Er hoffte für sie, das ihr das erspart blieb, was er und Nova hatten erleben müssen.
    Aber er wollte diesen Tag und ihre erfrischende Gesellschaft nicht mit solchen Tristengedanken vermiesen, daher schon er diese Gedanken erst mal beiseite.


    "Du hast recht, sie war bis vor kurzem duumvir von Ostia und hat die Stadt auch in der Curia vertreten. Aber ihre Familie hat eine Casa hier in Roma, so das sie mittlerweile wieder ganz dort wohnt. Ich danke dir aufjedenfall für deine Glückwünsche und natürlich würde ich mich freuen wenn du uns noch einmal auf einer Verlobungsfeier gratulierst."


    Er schmunzelte leicht, ihm gefiel die Art wie diese junge Frau sie selbst zu seiner Verlobung eingeladen hatte. Natürlich hätte sie, wie andere Patrizier und Honorationen auch, sowieso eijne Einladung erhalten. Und jetzt bei dem Gedanken an eine mögliche Gästeliste musste er leise Lachen.


    "Ich fürchte aber, das Helena und ich bei der Erstellung der Gästeliste unseren ersten Disput haben könnten, besonders wenn ich auf der Idee beharre, die halbe Legion einzuladen, in der ich gedient habe," sagte er leise lachend, während er er auf den Laden zu ging, um in Inneren nach dem Händler ausschau zu halten. Ihr Einwand war in der Tat bererchtigt und es war ihm auch auch rätselhaft, warum der Händler nicht sofort erschienen war.


    "Livius Caldus, hast du dein Geschäft aufgeben und verschenkst du deine Waren ?" rief er in das Innere des Geschäfts hinein, drehte sich dann wieder seiner Begleiterin zu. "Es ist in der Tat etwas seltsam, eigentlich kommt der gute Mann oder aber sein Gehilfe sofort heraus. Den augen der beiden entgeht meist nichts."
    Aus dem Augenwinkel nahm Tiberius Vitramalacus wahr, das sich im Geschäftetwas regte und der Händler erschien hinter einem Vorhang. Er eilte durch das Geschäft, auf die Kunden zu. Während er ging, rückte der rundliche Mann den Gürtel seiner Tunika zurecht und fuhrr sich noch einmal ordnend durchs Haar. Zusammen mit dem Schattenriss einer Frau im Hinterzimmer war dies für Tiberius Vitamalacus erklärung genug.


    "Salve, Aed,... verzeiht, Senator Tiberius," begrüsste der Händler den Tiberier, blickte sich suchend nach seinem Gehilfen um. "Wo steckt dieser Bengel bloss ? Verzeih, ich hatte noch einige Abrechnungen zu machen und eigentlich sollte Dominus die Kundschaft betreuen..." Erst da bemerkte er, das der Tiberier nicht allein anwesend war. "Oh, verzeiht, werte Dame, seit in meinem bescheiden Geschäft willkomen geheissen..."
    Natürlich witterte er ein gutes Geschäft, ein wesentlich besseres als wenn sein Kunde allein der Tiberier gewesen wäre. "Bitte, werte Dame, tretet doch ein, erlaubt mir euch die besten Waren aus Lutetia zu zeigen."

  • Kurz dachte Epicharis daran, wie sich manch eine alleingelassene Ehefrau trotz einer bestehenden Ehe mit anwesendem Ehemann über einen plötzlichen Tod desselbigen freuen würde, zumindest insgeheim, wenn schon nicht offen zur Schau getragen. Aber sie sagte nichts dazu, dass sowohl die Iulierin als auch der Tiberier ihren einstigen Gegenpart verloren hatten.


    "Oh, sie war Duumvir?" rutschte es ihr beinahe empört, aber ganz gewiss überrascht heraus. Sie war jemand, die mit der Mentalität erzogen wurde, dass anständige Frauen nicht arbeiteten, sondern ihre Männer nach Kräften unterstützten. Eigentlich hatte sie von den Iuliern, die ja nun doch den Patriziern irgendwie nahe standen, gedacht, dass auch sie etwas darauf achteten, dass man das Äußere wahrte, indem man als Frau keine Verwaltungsämter bekleidete. Vermutlich, nein, augenscheinlich hatte sie sich hier getäuscht und verstummte mit einem Lächeln. Die Worte bezüglich der Sponsalia erfreuten sie nämlich, auch wenn sie es nach wie vor nicht verstand, dass sich ein Patrizier mit einer Plebejerin vermählen wollte. Wo die Liebe eben hin fiel, wenn sie denn überhaupt fiel, hieß das.


    "Dann werdet ihr vornehmlich auf einem Landgut feiern müssen, welches groß genug für das halbe Exercitus Romanus ist", entgegnete sie keck und schenkte ihm ein belustigtes Lächeln. Dass der Tiberier nun den Verkäufer arrangierte, vermerkte sie als Pluspunkt, während ihre Finger wieder einmal fasziniert über das zarte Grün der Tunika glitten. Kurz nach Vitamalacus' Bemühungen erschien der Händler, der Epicharis vermutlich einzig aus dem Grund nicht sah, dass sie dicht an der Tunika stand. Schließlich schien er sie doch zu bemerken und machte mit höflichen Anpreisungen auf seine Waren aufmerksam. Epicharis warf dem Tiberier einen vielsagenden Blcik zu und sagte zu dem Händler:


    "Gern, doch zuvor erlaube mir die Frage nach dem Preis für dieses Kunstwerk."
    Dabei deutete sie auf die Tunika hinter ihr.

  • Ihre Überraschung und Empörung bemerkte er natürlich, aber das erstaunte ihn auch nicht besonders, war er sich der Haltung ihrer Familie zu diesem Thema doch durchaus bewusst. Und genauso wenig wie es ihn störte, das Helena keine Patrizierin war, störte es ihn, das sich einige Leute daran störten das seine Zukünftige durchaus in der Lage war, die Verwaltung einer Stadt zu führen, wusste er doch, das sie so in der Lage war, ihm stets den Rücken zu stärken.
    Aber hier wollte er nicht weiter darauf eingehen, er hatte eionfsch nicht das Bedürfnis eine gesellschaftspolitische Grundsatzdebatte zuführen. Irgendwie fand er, das dies kein Thema war, das hier in diesen Rahmen gehörte.


    "Vielleicht sollten wir die Sponsalia in einem Castellum," meinte er scherzend, "dann brauch keiner Angst haben, das die unzähligen Calligae den Marmorfussboden schaden"


    Dann aber schenkte seine Aufmerksamkeit jenem Kleidungsstück, welche ihre besondere Beachtung geweckt hatte. Er nickte zustimmend, es war wirklich ein schöne Tunika. Allerdings kannte er die Händler auch nur zu gut, wenn man zu begeistert von ihren Produkten war, scheuten sie sich nicht die Preise in die Höhe zu treiben.


    "Es ist in der Tat eine wunderschöne Tunika und ich denke, sie würde dich ausgezeichnet kleiden," sagt er und streift noch einmal über den Stoff, der in der Tat recht dünn war. "Allerdings scheint mir der Stoff nicht besonders Stabil zu sein, er würde leicht zum reissen neigen."
    Während er das sagte, blickte er Claudia Epicharis an und sein Ausdruck zeugte davon, das dieser pragmatische Eindruck eigentlich nur zu einem dienen sollte, nämlich dem Schneider etwas zu dämpfen und dessen Preisvorstellung nicht ins unermesssliche Wachsen lassen.


    Und natürlich war Livius Caldus auch sofort zur Stelle, eifrig, leicht unterwürfig, aber immer bereit seinen Vorteil zu ziehen. "Werte Dame, ein ausgezeichneter Geschmack. Ein absolut neuer Entwurf aus Lutetia," kommentierte er die Auswahl seiner potentielle Kundin. "Der Stoff stammt aus dem fernen Cappadokien, doch wurde er von galischen Färbern veredelt." Leicht empört wendet er sich nochj einmal an den Tiberier. "Er mag dünn und leicht wirken, aber ist dennoch äusserst robust, werter Senator."
    Dann mit Blick auf seine Kundin fügt er die entscheidenden Informationen. "Ein Stoff dieser Qualität und dieser Verarbeitung hat natürlich seinen Preis, und eigentlich müsste ich 450 Sesterzen dafür verlangen, aber euch bin ich bereit, diese Tunika für nur 320 Sesterzen zu verkaufen."

  • Unterdrückt musste sie kichern, als sie an eine Sponsalia im Castellum dachte, dann schüttelte sie belustigt den Kopf und formte lautlos mit den Lippen die Worte "Na ob das gut gehen wird?". Erneut kicherte sie, schenkte aber bald dem Händler ihre volle Aufmerksamkeit. Epicharis besaß zwar kein übermäßig großes Verhandlungsgeschick, aber es reichte durchaus für die meisten ihrer Ansprüche aus. So war es auch kein Wunder, dass sie die Absicht des Tiberius Vitamalacus hinter seinen Worten beinahe eugenblicklich erkannte und nun, scheinbar mit anderen Augen, erneut die Qualität in Augenschein nahm.


    "Hmmm. In der Tat. Und einige der Nähte scheinen mir nicht fest genug zusammengeknüpft. Dreihundertundzwanzig Sesterzen sagst du? Nun, das ist ein stolzer Preis für eine Tunika dieser Qualität. Vielleicht sollte ich dein Angebot noch einmal überdenken, denn so kostbar die Fibeln und die Stickerei auch sein mögen, so nützt es nichts, wenn der schicke Stoff beim Platznehmen reißt oder die Nähte bei einer unbedachten Bewegung aufspringen, nicht?" fragte sie den Mann zuckersüß und lächelte kokett.


    Epicharis war plötzlich eine annähernd perfekte Schauspielerin, die darauf abzielte, den Händler nachgiebiger werden zu lassen. 320 Sesterzen für dieses hübsche Teil überstiegen ihr Budget, beziehungsweise das ihres Vaters. Ein kritische Blick ging in Richtung des Tiberiers, als einen nachdenklichen Vorschlag äußerte.
    "Vielleicht sollten wir eher bei dem anderen Schneider vorbeisehen, den du erwähnt hast."

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