Zwei Nasen schnuppen Schneeluft

  • Es war der erste richtige Ausflug, den Valeria unternehmen durfte, seitdem sie krank geworden war. Inzwischen war sie hinlänglich genesen und durfte mit Mattiacus' Erlaubnis und eingepackt in ein dutzend Schichten warmer Kleidung einen längeren Ausflug machen. Zur Sicherheit hatte man sie noch in einen fellbesetzten Mantel gepackt, sodass sich Valeria selbst wie ein Schneemann fühlte. Noch lag nicht sehr viel der sonderlichen weißen Substanz, die auf der Haut schmolz und nach nichts schmeckte. Aber der Boden und die Dächer der Stadt waren gänzlich damit bedeckt und der Himmel war verhangen mit schneeschweren Wolken, die eine baldige Mehrung der weißen Flocken versprachen. Valerias Atem bildete kleine Dampfwolken, ihre Wangen waren gerötet und sie war voller Elan. Zum ersten Mal seit über einem Jahr würde sie gleich wieder auf dem Rücken eines Pferdes sitzen. Meridius hatte es zwar nicht gern gesehen, aber Valeria in ihrer Starrköpfigkeit und Überredungsgabe hatte ihn schließlich erweichen können, irgendwie, sodass er ein freidliches Pferd zur Verfügung gestellt hatte, neben dem sie nun stand und auf Maximian wartete, der sie begleiten würde.


    Ihre erneute Bindung war für die meisten Familienmitglieder keine angenehme Sache oder eine, auf die man stolz war und über die man sich freute, aber sie wurde respektiert und akzeptiert. Zwar nicht ganz ohne murren, aber das hatten weder Valeria noch Maximian wohl erwartet. Dick eingemummelt stand Valeria also neben der schlankenfessligen schwarzen Stute, die den Namen Cosma trug, und wartete darauf, dass Maximian aus dem Stall kam, damit sie endlich losmarschieren und vor den Stadttoren aufsitzen konnten. Geplant war eine kleine Führung durch Valerias Betriebe, die mit einem entspannenden Ritt durch den Wald verknüpft werden sollte. Als Maximian endlich in Sicht kam, lächelte Valeria erfreut.


    "Da bist du ja endlich! Also, kalt wird mir nicht. Ich fühle mich jetzt schon wie ein zotteliger Braunbär."

  • Mit klingenden Hufen auf dem steinigen, von einer dünnen Schicht Schnee belegten Weg, führte Maximian sein Pferd von den Stallungen heraus vor die Regia, wo Valeria auf ihn wartete. In Gedanken ging er die Liste durch, die er sich vor diesem Ausflug im Kopf erstellt hatte, damit er auch ja nichts vergaß. Er hatte alle informiert, dass sie bald zurück sein würden. Sie wussten, wo es hin ging und welche Wege sie nehmen würden, damit im Notfall alles schnell gehen konnte. Mit Mattiacus hatte er ebenfalls gesprochen, Anweisungen bekommen, Tipps erhalten.
    Es konnte also gar nichts schief gehen. Maximian nickte zufrieden, als gerade Valeria in Sicht kam, die neben der schwarzen, schlanken Stute ungelogen wie ein Ball wirkte. Er lächelte, als er sie erreichte und den Schimmel an seiner Seite anhalten ließ.


    "So siehst du auch aus", meinte er und sah an ihr herunter, dabei kurz die Stirn runzelnd. Als er sie wieder ansah, grinste er schelmisch."Naja, wohl eher wie eine zottelige Braunbärin. Kannst du dich überhauot noch bewegen? Na los, gib mir eine Vorführung, Zottelchen."


    Er lachte fröhlich, dann gab Valeria ihm die Anweisung ihr zu folgen, wenn er den Ausblick auf ihr bäriges Hinterteil nicht in der Ferne verlieren wollte. Natürlich hatte der junge Mann da nichts anderes eiliger, als an ihr dran zu bleiben und so verließen die den Schutz der Mauern Mogontiacums - hintereinander. ;)

  • Von der Notfall-Liste wusste Valerie nichts und das war wahrscheinlich auch gut so, sonst hätte sie sich nur wieder brüskiert, dass das alles doch gar nicht nötig war und derlei Dinge. So aber grinste sie nur, gab einen grunzenden, undamenhaften Laut von sich, als Maximian sie 'Zottelchen' nannte, und drehte sich dann einmal mit ausgebreiteten Armen im Kreis, um ihre unförmige Bewegungseinschränkung zu präsentieren. Kaum hatte sie die Drehung vollendet, deutete sie auch schon nach vorn und marschierte mit Cosma am Zügel voraus. Maximian hatte einen uneingeschränkten Blcik auf ihr Hinterteil, das mehr als breit war, aber zu beinahe siebzig Prozent aus Fell und Kleidung im Zwiebel-Look bestand. Kaum hatten sie das Stadttor passiert, was um einiges schneller ging als ohne Begleitung des Sohnes des Legaten, saß der Ball, äh, Valeria auf und strahlte wie eine zweite Sonne vom Pferderücken auf Maximian herunter.


    "Was für ein herrlicher Tag!" rief sie begeistert aus und erstrahlte in einem inneren Licht, voller Vorfreude auf den schon fortgeschrittenen Tag. Die Stute tänzelte leicht, denn Valerias Aufregung ging auf sie über, und so war es beinahe ein Wunder, das Valeria noch immer an Ort und Stelle war, als Maximian endlich aufgesessen hatte.

  • Sein Gesicht war bekannt wie das eines bunten Hundes, obwohl er nichts dazu getan hatte. Naja, es hatte auch so seine Vorteile, wie eben jetzt, wenn andere Leute lange warten mussten, um aus Mogontiaum heraus zu kommen. Valeria und Maximian wurden von den Wachen beinahe sofort durchgeschleust; etwas, das er mittlerweile mit einer Selvstverständlichkeit hinnahm, die zu seinem restlichen Lebensstandart passte.
    Er nickte den Soldaten zu und führte sein Pferd hinter Valeria hinaus, wo sie gleich an die Seite der Via trat, um sich auf den Rücken des Reittieres zu schwingen. Maximian hatte ihr helfend zur Hand gehen wollen und war überrascht, mit welcher Leichtigkeit sie aufgesessen hatte. Erfreut darüber überprüfte er noch einmal die Gurte der Pferde und sah gerade zu Valeria auf, als sie frohen Mutes und voller Tatendrang den Tag pries. Er schmunzelte und trat zur Seite, damit er ebenfalls aufsitzen konnte.


    "Dann sorg auch dafür, dass er schön bleib und reite vorsichtig. Wir haben Zeit und müssen uns nicht hetzen, hörst du?" mahnte Maximian seine kugelige Bärenzottel mit liebevollem sorgendem Blick, denn dass, was zu vermeiden galt, war ein Unfall, der Valeria dorthin zurück brachte, woraus sie sich gerade erst befreien konnte: Das Krankenlager. Er nickte aufmunternd und hoffte, dass Valeria nicht übermütig wurde bei all der Freude.
    "Also gut, los geht's."


    Kaum hatte er es ausgesprochen, machte Valerias Stute einen Satz, der Maximian die Luft anhalten ließ. Aber Valeria schien alles unter Kontrolle zu haben, also schüttelte er nur den Kopf und gab dem Schimmel ein Zeichen, woraufhin dieser sich würdevoll und mit bemerkenswerter Beherrschung neben Valerias Stute setzte.

  • Der Blick, den Valeria Maximian zuwarf, musste ihm genügen. Sie gab sich nicht die Blöße, um mit den Augen zu rollen oder gar ein entnervtes 'Jaah' von sich zu geben, sondern sah ihn nur in einer Weise an, die zu ihrer Einstellung passte, Bedrohungen, Wagnisse und Gefahren sie selbst betreffend nicht allzu ernst zu nehmen.


    Endlich gab er das Signal zum Aufbruch und Valeria war so tatenfroh, dass sie der Stute ein wenig zu deutlich die Fersen gab, sodass diese einen Satz machte. Entschuldigend lächelnd sah sie zu Maximian und zuckte verlegen mit dem Bärenfell, unter dem irgendwo ihre Schultern verborgen lagen.


    "Ach wie schön! Ich bin schon so lange nicht mehr ausgeritten... Ich weiß ja, es gehört sich nicht unbedingt. Und in der Schwangerschaft durfte ich nicht. Danach fand sich nie die Zeit dazu."


    Sie ließen die Pferde in gemächlichem Tempo einherschreiten und Valeria sann wieder über eine Frage nach, die sie derzeit oft beschäftigte.


    "Sag mal", fragte sie Maximian schließlich.
    "Was hältst du davon, wenn ich Meridius darum bitte, ein Schreiben nach Rom zu verfassen, an den Cultus Deorum. Vielleicht geben sie einer Bitte des Legaten statt, mich nach Mogontiacum versetzen zu lassen? Andererseits müsste ich bald wieder nach Colonia."

  • Auf seinem Schimmel schmunzelte Maximian milde vor sich hin, schwenkte den Blick über die Felder und fragte sich, was sich denn schon gehörte, was Valeria so machte. Oder er. Im ersten Moment fielen ihm nur Dinge ein, die definitiv nicht in diese Kategorie passten, erst dann auch das ein oder andere, das versuchte die Waage wieder herzustellen.
    Er antwortete ihr nichts, wie er es sich angewöhnt hatte, wenn es keiner Antwort bedurfte. Erst der fragende Tonfall ihrer Stimme ließ seinen Blick über die rechte Schulter hinweg zu ihr wandern.


    "Colonia, stimmt ja. Das hatte ich schon ganz vergessen" gab er offen zu. Valeria hatte ihrem Amt nachzukommen und da es ihr stetig besser ging, würde sie irgendwann auch wieder stark genug sein, um die Reise nach Colonia und die Arbeit wieder aufzunehmen. Er runzelte die Stirn.


    "Ja, bitte ihn darum. Wenn sie seinem Gesuch nicht nachkommen, dann wohl auch keinem anderen. Ich verstehe ohnehin nicht, warum sie einer Dienerin der Götter nicht den Gefallen tun, bei ihrer Familie leben zu können."
    Hätte Valeria einen Ehemann, wäre das Ganze sicherlich kein Ding großer Überlegungen gewesen. Maximian senkte den Blick und sah also jetzt auf Valerias Oberschenkel, der beinahe den Umfang eines stattlichen Stammes angenommen hatte.

  • Valeria lächelte milde. Sie würde niemals die Götter vergessen, dazu war sie viel zu sehr und auch viel zu gern eine Priesterin, eine Dienerin der Götter. Sie sann eine Weile über seine Worte nach und auch über die Antwort, die der ehemalige Pontifex Imperiosus darauf gehabt hatte. Sie stellte ihn sich vor, wie er mit seiner seltsamen Stimme sagte, dass man den Göttern diente oder nicht und dass man die Familie niemals sie vor die Götter stellen durfte. Valeria schüttelte den Kopf, genau wie damals, denn wie konnte man den Göttern mit Kummer im Herzen dienen? Wäre es nicht viel besser, ihnen mit Freude zu dienen? Sie war glücklich, wenn sie bei Maximian war, so einfach war das. Aber entscheiden würden immer noch die Pontifices in Rom, also würde sie Meridius um einen solchen Brief bitten.


    Wie sie aus ihrer Erstarrung aufsah, fing sie Maximians Blick ein und grinste.
    "He, du ungehobelter Decimus! Man schaut einer Dame nicht mit einem solchen Blick auf die Beine!" tadelte sie ihn breit grinsend und erwartete eine neckende Antwort.

  • Zuerst sah er ertappt auf, aber dann grinste er breit und sah demonstrativ wieder auf Valerias stämmigen Schenkel.
    "Eine Ausnahme von dieser Regel stellen Söhne von Statthaltern, Senatoren und Legaten dar. Wusstest du das noch nicht, Pelzkügelchen?", lautete seine freche Antwort, mit der er gleich wieder aufsah und zwar direkt in Valerias Augen. Amüsiert gluckste er leise, dann richtete er den Blick wieder nach vorn, wo sich eine weiße Decke über den Feldern vor ihnen ausbreitete. Maximian atmete die kalte, frische Luft tief ein und sah seinem Atem nach, der in kleinen Wolken gen Himmel stieg.

  • "Na wenn das so ist..." sagte Valeria und ließ das Pferd schneller laufen, ohne mehr dazu zu sagen. Den neuen Spitznamen hatte sie einfach überhört, was vermutlich auch besser war für Maximian...


    Eine Weile trabten sie so nebeneinander her, die frische Kühle des germanischen Winters und das verschneite Bild genießend, das sich zu ihren Füßen bis zum Horizont ausbreitete. Valeria verglich die Landschaft mit einer süßen Nachspeise, die man man reichlich verziert hatte und die man mit Freuden verzehrte, so wie man sie mit Freuden durchritt. Sie hielten stetig auf das kleine abgezäunte Anwesen zu, auf dem vereinzelt schmutzigweiße Punkte im hellen Schnee zu erkennen waren. Auch befand sich eine Art kleiner Hütte auf dem Stück Land, vor dem eine kleine Rauchsäule empor stieg und ein junger Mann mit Decke stand und in einem Topf herumrührte. Valeria und Maximian kamen bald am äußeren Rand der Einfriedung an, wo die junge Frau absaß und auf Maximian wartete, aber nichts zu Einführung oder Erklärung sagte. Dass die gelblichweißen Flecken inzwischen zu Schafen angewachsen waren, deren Blöken und Mähen man nun auch deutlich vernahm, musste sie vermutlich auch nicht erklären.

  • Maximian gluckste vergnügt und leise, dann ritt er auch schweigsam.


    Nach Valeria glitt er vom Rücken seines Pferdes und behielt die Zügel in der Hand, während er sich umsah. Er sah eine Schafherde, einen Mann an einem Feuer und eine Hütte. Spannend. Mit gerunzelter Stirn wandte der junge Mann sich der jungen Frau zu und nickte dabei leicht.
    "Beeinruckend" sagte er dann in viel zu ernstem Ton und mit viel zu übertrieben beindruckter Miene, um Valeria zu ärgern. "Was macht er da?" Als er sich dem Mann am Feuer zuwandte, grinste er einen kleinen Moment vor sich hin, dann ging er an das Feuer und den Topf heran.
    "Salve. Was kochst du da?" fragte er diesen und linste in das Gefäß hinein, das warmen, weißen Dampf in den Himmel spieh. Unvermittelt hielt er seine Hände darüber.

  • Valeria sah Maximian an, als wartete sie mit Spannung auf einen Interesse bezeugenden oder gar lobenden Kommentar seinerseits. Als er jedoch nur ein einziges Wort verlor, das noch dazu mehr ironisch denn ernst klang, runzelte sie skeptisch die Stirn und machte dann mit dem Wust eines Armes eine wegwerfende Geste.


    "Ach Lucius, wenn du doch wenigstens so tun würdest, als interessierte dich das, was du hier siehst", seufzte sie theatralisch und wandte sich ebenso gespielt verletzt und verstimmt und ihren blonden Lockenschopf schüttelnd von ihm ab, um das gatter zu passieren, das sich nicht unweit der Pferde befand. Maximian folgte ihr zu dem Mann, wobei sich drei Schafe geschickt in seinen Weg stellten, wie Valeria mit einiger Schadenfreude bemerkte. Irgendwie allerdings schaffte er es doch, das Feuerchen und den Mann zu erreichen. Diesmal, um eine herrlich geistreiche Frage zu stellen, die nicht nur die Augenbraue des jungen Mannes nach oben wandern ließ, sondern auch einen verdutzten Ausdruck auf Valerias Züge zauberte.


    "Salve Sacerdos, salve....Wieauchimmer. Äh...Suppe?!" sprach der Mann mit rauhem germanischen Akzent in seinem Latein und blinzelte durch sein blondgelocktes Haar zu Maximian hinauf. Valeria kicherte.


    "Salve Ermanagelt. Das ist Maximian, ein..guter Freund von mir", stellte sie ih schließlich vor.
    "Ähä", machte Ermanagelt nur.

  • Nachdem er also die dummen Schafe zur Seite gedrängt und den Topf erreicht hatte, wurde er aufgeklärt, dass es sich bei dem Inhalt um Suppe handelte. Maximian nickte, grinste und räusperte sich dann. Suppe - natürlich. Was auch sonst?


    Erstaunt war Maximian, als Valeria den Namen des Germanen ausgesprochen hatte. Jede Wette: Würde er es auch nur versuchen wollen, würde seine Zunge sich dabei verknoten. Bereits jetzt war er sich nicht mehr sicher, ob er ihn überhaupt richtig in Erinnerung hatte. Machte aber nichts, dachte sich Maximian, und sah den anderen mit leicht gerunzelter Stirn an, wobei die Mundwinkel unentwegt in einem kleinen Grinsen lustig nach oben deuteten. Das aber nicht wegen dem Namen, sondern wegen Valeria, die sich tatsächlich geärgert gefühlt hatte, ihm war es nicht entgangen. Er verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und sah sich dann um.


    "Und.... Erma.... Schäfer, wie benehmen sich die Schafe heute? Sehen ein bisschen verfroren aus. Obwohl... bei solch einem dicken Fell dürfte es ihnen ja nicht mehr allzu kalt sein." Er sah Valeria an. Ihm saß der Schalk im Nacken, das war nicht zu übersehen.
    "Hm, gute Freundin?"

  • Na das war ja mal ein komischer Kauz, den die Sacerdos da mitgebracht hatte! Erst stellte er unnütze Fragen und dann grinste er die ganze Zeit so albern herum wie die alte Svenja daheim. Ermanagelt schüttelte den Kopf und stand auf, nur um seinerseits zu grinsen, denn er überragte den jungen Burschen um beinahe zwei Köpfe. Die Frage, die Maximian dann allerdings stellte, vertrieb das Grinsen und ließ den 'Schäfer' nun ehrlich verwirrt aussehen. Doch rasch hatte Schlagfertigkeit seine Verwunderung über die komischen Fragen des Jungen abgelöst, sodass er nun mit in die Hüften gestemmten Armen entgegen konnte:


    "Och naja, sie lauern gern Reisenden am Wegrand auf, um ihnen Decken und Proviant zu entwenden. Leider haben sie noch nicht ganz raus, dass das hier nur ein Trampelpfad auf einer Weide ist, auf dem neben mir nur die Sacerdos und ein seltsamer junger Bursche wandeln, daher war die Ausbeute bisher wohl gering und sie müssen mit ihren Fellen vorlieb nehmen."


    Ermanagelts Gesicht teilte sich irgendwie und hervor kamen große, weiße Zähne, die in einem noch größeren, weißen Mund saßen und irgendwie furchteinflößend aussahen. Valeria konnte ein Lachen gerade noch so unterdrücken. Als sie Maximians Gesicht allerdings sah, prustete sie vor Lachen laut heraus und kicherte anschließend albern herum. Ermanagelts Gesicht näherte sich wieder dem Originalzustand und er deutete auf die Schafe.


    "Im Frühjahr dürfte es viele Lämmer geben. Die zwei Böcke sind ganz wild nach den Damen."

  • Mit dieser Antwort verwirrte Ermanagelt nun seinerseits den Decimus, er mit solch einer Antwort gar nicht gerechnet hatte. Doch auch diese Verwirrung löste sich schnell in Luft auf, sodass Maximian irgendwann nur noch um einiges Schlauer und ziemlich lustig dreinschauend nickte, bis er Zeuge dieser Verwandlung eines Menschen in ein Monster wure. Mit großen Augen sah er in den beängstigend großen Mund und hinterher geradezu verstört zu Valeria, die sich da scheinbar vor Lachen gar nicht mehr einkriegen konnte. Maximian schüttelte grinsend den Kopf und sah das schlimmste erwartend zu Ermanangelt zurück, doch dessen Gesicht hatte sich wieder zusammen gefunden. Besser war es so.


    Sein Blick folgte dem Schäfer zu den Schafen zurück, die seinen Worten zur Folge ganz genau wussten, wie sie der Kälte strotzen konnten. Mit gerunzelter Stirn sah Maximian Valeria an und dann zurück zum Hühnen neben ihm. Man, da musste er doch tatsächlich zu ihm aufsehen.


    "Sind sie das?" fragte Maximian amüsiert nach, erwartete aber keine Antwort. "Dabei sieht doch das eine Schaf wie das nächste aus." Er schürzte die Oberlippe, ließ einen Moment Ruhe walten und zuckte dann mit dem Kopf. Seine Miene war herrlich, er musste sich das Grinsen schwerstens verkneifen. Er ließ den Blick in Richtung Valeria über die Herde schweifen, die blökend zu ihnen sah.
    "Bis auf das eine Schaf. Es ist ein wenig größer, hab ich recht? Und es ist dunkler. Hm, also das könnte sicher für ein wenig Abwechslung sorgen."


    Jetzt sah er Valeria an und grinste beinahe, zuckte, weil er glucksen musste, tat das aber lautlos und war darauf vorbereitet in Windeseile in Deckung springen zu müssen.

  • Herrlich. Köstlich. Valeria lachte lauthals in die kalte Winterluft und das war besser als jegliche Medizin, auch wenn die kalte Luft im Hals etwas stach. Ermanagelt allerdings sah nun aus wie ein personifiziertes Fragezeichen und deutete auf das Wollding rechts hinter Maximian.


    "Böcke haben Hörner. Wie der da zum Beispiel."
    Schadenfroh grinste er, als der Bock gemächlich auf Maximian zuschritt. Mit einer Würde, die unter den Schafen ihresgleichen suchte, aber wohl nicht fand, zumindest nicht in dieser Herde. Valeria gluckste inzwischen nur noch und ging mit einigen Schritten einfach auf die Herde zu, von der sich der eine Bock mit seinen beeindruckend gedrehten Hörnern nun gelöst hatte und weiterhin königlich auf sein Ziel zuschritt. Der andere graste irgendwo weiter hinten friedlich an einer freigescharrten Stelle im Schnee. Valeria verstand nicht viel von Schafen, weswegen sie sich jemanden gesucht hatte, der es tat. Aber sie sah, wenn es den Tieren gut oder schlecht ging. Diese Schafe hier wiesen allesamt ein zotteliges Fell und einen rundlichen Bauch auf.


    "Milchertrag?" fragte sie mit dem Rücken zu Ermanagelt, während sie ein Schaf streichelte.


    "In dieser Woche zwei Cullei und fünf Amphorae, Sacerdos", kam es wie mit dem Pilum gefeuert. Valeria wandte sich erstaunt in ihren Fellmassen um und musterte den Schäfer.


    "So viel? Ich dachte, im Winter gibt es nicht so viel Milch. Hattest du das nicht gesagt, Ermanagelt?"


    "Doch", verkündete der Germane stolz.
    "Aber das ist ja auch wenig für diese Herde. Es sind germanische Schafe, Sacerdos, vergiss das nicht. Im Frühjahr wird es noch etwas weniger werden, wenn die Weibchen ihre Jungen ernähren müssen, aber die Monate darauf wirst du den besten Schafskäse auf dieser Seite des Limes produzieren!"

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