• In immer noch ungewohnter Tätigkeit sorgte ich heute – am Abend nach den Feierlichkeiten in Rom zu den Saturnalien – höchstselbst für mein Essen, denn die Sklaven waren ja vom Dienst befreit. Nicht alles war geglückt – woher sollte ich auch wissen, wie man Fleisch zubereitete? Brot konnte ich zum Glück fertig erstehen und auch die Getränke. Obst musste ich ebenfalls nicht „herstellen“ und das bisschen Gemüse zu garen, war kein Problem. Ab und zu fluchte ich leise vor mich hin, wenn ich schweres und heißes Geschirr bewegen musste. Hin und wieder seufzte ich – noch leiser, denn dies war mein erstes Saturnalienfest ohne meine gewohnt Familie. So richtig eingelebt hatte ich mich noch nicht, irgendwie fehlte mir der Bezug zu der neuen Verwandtschaft. Glücklicherweise umgaben mich die gewohnten Sklaven, was mir ein Gefühl von Sicherheit gab.


    Als das Essen soweit vorbereitet war, nahm ich mir meinen Teil auf einen Teller und begab mich ins Triclinium. Jemanden zu bedienen, nein, das lag mir dann doch zu fern. Aber die Bewohner des Hauses sollten wissen, dass Essenzeit war und auch noch ein Teil in der Küche ohne eigenes Zutun zu ergattern war. Daher schellte ich ein paar Mal, ehe ich mich setzte und die Probe aufs Exempel machte, ob auch alles essbar war, was ich zusammengeschustert hatte.

  • Bei den Göttern der Erde, der Berge und des Wassers, welche Mächte hatten sie zu dem unglückseligen Beschluss getrieben, die Tür zu öffnen, obwohl sie nicht im Dienst war? Aintzane hastete zu einem Cubiculum, von dem sie wusste, dass es Deandra beherbergte, und stieß die Tür auf. "Ein Mann ist im Atrium", keuchte sie, "Und er will den Quaestor Urbanus! Wo bekomme ich den jetzt her?"

  • Ich fuhr derart zusammen, als die Tür aufgestoßen wurde, dass ich gleich zweimal nachfassen musste, bis ich wieder Herrin meines Tellers war.


    "Bei den Göttern", murmelte ich und atmete erst einmal tief durch. Dann aber musste ich über Aintzane lachen, weil sie so aufgelöst war.


    "Also, wo du den Quaestor Urbanus herbekommst, weiß ich nicht. Im Hause der Claudier ist er jedenfalls nicht zu finden. Da muss dieser Herr schon zu den Octaviern gehen. Richte ihm das einfach so aus", erwiderte ich schmunzelnd. "Du weißt, dass du heute gar keinen Dienst hast? Ein Mann übrigens? Wer ist es?"

  • "Ich weiß, dass ich keinen Dienst habe!", verkündete Aintzane grimmig.
    "Der Mann heißt Sextus Pompeius Antipater. Also, ich gehe ihm dann ausrichten, dass er zu den Octaviern gehen muss. Ich werde dich dann in Ruhe lassen...", und sie ging ab.

  • „Im Gegenteil, heute speisen Sklaven und Herrschaften zusammen“, rief ich, als Aintzane bereits auf dem Absatz kehrt machte. „Und Pompeius Antipater? Kenne ich nicht, dann ist er definitiv auch kein wichtiger Mann.“ Aber ob Aintzane das noch gehört hatte, wusste ich nicht zu sagen. Ich zuckte mit den Schultern und beschäftigte mich wieder mit den Esswaren auf meinem Teller. Nebenbei stellte ich jedoch lobend fest, dass meine Sklavin die ihr angetragenen Aufgaben sehr gut erfüllte, mehr noch: Sie arbeitete sogar an Feiertagen.

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