• Nach dem Genuss eines ausgiebigen Bad sitzt Theodorus noch in der für seine Verhältnisse nicht allzu üppig ausgestatteten Bibliothek der Therme und sucht nach einer Schriftrolle. Eine widerspenstige Bibliothek und für die überschaubare Dimension des Raumes erstaunlich ungeordnet. So blättert er und blättert. Alles nur Schund! Aber halt! Heureka! Tatsächlich, da ist ja, wonach er sucht: Antigone von Sophokles! Sehr schön! Jetzt nur noch mitnehmen und kopieren.


    Aber Moment mal: Mitnehmen und kopieren? Geht das überhaupt? Kann man das so machen, ohne dass es als Diebstahl gewertet wird? Beklauen will er eigentlich niemand. Zu blöd, wen spricht man denn da an? Leise beginnt er, auf diese unsärgliche Stadt und die seltsamen Sitten und Bräuche der Römer zu fluchen, die er immer noch nicht so ganz versteht.


    Verwirrt steht er in der Bibliothek...


    Sim-Off:

    Wer helfen will, ist herzlich eingeladen :)

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  • Normalerweise verließ sich Macer auf seine bescheidene Büchersammlung zu Hause oder er kaufte ein Buch, wenn er eines benötigte. Beim Händler seines Vertrauen konnte er Bücher auch erstmal vor Ort einsehen und sich später entscheiden, ob er sie kaufen wollte. Deshalb war er nur selten in der großen öffentlichen Bibliothek in den Thermen. Aber diesmal war ihm während des Bades eine interessante Idee gekommen, die er weiterverfolgen wollte und für die er Literatur benötigte.


    Als er den Hauptsaal betrat, musste er sich selber erst einmal orientieren, in welche Richtung er sich wenden musste. In der Mitte des Raumes stand ein Mann und blickte ebenfalls leicht suchend. Dem Äußeren nach ein Grieche, so dass Macer vermutete, dass es sich um einen Schreiber oder Kopisten handelte, oder einen neuen Bibliotheksangestellten, der gerade hier begonnen hatte und zuweilen noch mit der Orientierung kämpfte. Jedenfalls nickte er dem Mann freundlich zu und bog dann nach links ab, weil er meinte, dort die gesuchten Bücher zu finden.

  • Kurz schaut Theodorus den Herren verwirrt an. Dann versteht er und lächelt ihm zu. Als nächstes schaut er auf die Schriftrolle. Liegen lassen oder lieber mitnehmen? Die Entscheidung ist wirklich nicht einfach...


    Das ganze dauert eine kleinere Ewigkeit, dann entschließt er sich, die Rolle kurzerhand einzupacken und dem Fremden zu folgen. Schüchtern spricht er ihn an:


    "Verzeiht, mein Herr. Ich bin nicht von hier und würde gerne das Buch kopieren. Könnt ihr mir meine Fragen beantworten? Wisst ihr, ob es hier irgendwo ein Schreibpult gibt? Oder kann man die Rolle vielleicht ausleihen?..."


    Wenn man den Gedanken nicht von vornherein als absurd abtun und vergessen würde, man könnte glauben, aus dem Blick des Alexandriners spricht ernsthafte Verzweiflung.

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  • Etwas überrascht stellte Macer fest, dass der Grieche offenbar doch kein Bibliotheksangestellter war und sich hier scheinbar noch weniger auskannte als er selbst. Dabei sollten Griechen sich doch angeblich zwischen Büchern besonders wohl fühlen.


    "Ein Schreibpult, um ein Buch zu kopieren? Vorne am Eingang ist der Raum der Bibliothekare, dort kann man Kopien von Büchern bestellen."


    Macer deutete in die Richtung, aus der er eben gekommen war. Dass es dort auch noch einen zweiten Raum gab, in dem man sich selber zum eigenhändigen Kopieren von Büchern niederlassen konnte, wusste er nicht.


    "Ausleihen kannst du Bücher hier nicht, soweit ich weiss."

  • Theodorus lächelt ironisch, als er die Antwort des Mannes hört:


    "Ah, hier gibts sogar Bibliothekare? Die werden aber offensichtlich nicht dafür bezahlt, Ordnung in der Bibliothek zu schaffen..."


    Dann schaut er sich den Mann genauer an und stellt anhand der Kleidung und des Auftretens fest, dass es sich um eine wichtige Person handeln muss. Sind diese Purpurstreifen am römischen Chiton nicht Abzeichen eines Senators? Zweifellos jemand, der sich mit den Bräuchen und Gepflogenheiten der hohen Gesellschaft der Stadt besser auskennt als er.


    "Aber verzeiht nochmal, mein Herr, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, mein Name ist Theodoros, Sohn des Iosephos..." dann fügt er lächelnd hinzu: "...ich bin eigentlich selbst Bibliothekar- allerdings normalerweise in Alexandria..."


    Dann stockt er kurz. Er weiß nicht genau, wie er die Überleitung machen soll.


    "... und ihr seht aus wie ein wichtiger Mann. Wenn dem so ist, darf ich noch einmal um eure Hilfe bitten...?"

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  • Nun legte Macer bei der Büchersuche endgültig eine Pause ein und wandte sich vollständig dem Griechen zu. Keineswegs genervt, denn die Bibliothek von Alexandria war ihm selbstverständlich ein Begriff und der Bibliothekar von dort müsste dann zweifellos ein sehr gebildeter Mann sein.


    "Ah, dann bist du wohl zum ersten Mal in dieser Bibliothek hier? Ich wunderte mich schon ein wenig, denn normalerweise kennen sich alle anderen Leute hier besser aus als ich.


    Ist die Bibliothek von Alexandria noch auf der Suche nach Büchern, die sie noch nicht gesehen hat?" fragte er schmunzelnd und vermutete eher, dass der Grieche für einen privaten Auftraggeber unterwegs war.


    "Ich bin übrigens Senator Purgitius Macer. Ob ich ein wichtiger Mann bin, das entscheiden andere. Aber wenn ich kann, werde ich dir helfen."


    Wobei er hier in der Bibliothek nun wirklich nicht viel mehr kannte, als er bisher schon erklärt hatte.

  • Als Theodorus endlich registriert, dass er Macer gerade bei der Suche eines Schriftstückes stört, wird ihn die Situation ein wenig peinlich. Allerdings beruhigt er sich aufgrund der freundlichen Antwort sehr schnell.


    "Da haben sich also zwei getroffen." meint er auflachend bezüglich der Nichtkenntnis des Senators. "Allerdings bedarf diese Bibliothek unbedingt einer Generalüberholung. Ein furchtbares Chaos, was hier herrscht, und dazu noch bei so wenig Werken..."


    Dann will er ein Kompliment machen, ihm kommt aber rechtzeitig der Gedanke, dass es vielleicht nicht so eine gute Idee ist, einen römischen Senator vorzuhalten, dass ihre Bibliotheken genau den Stand der römischen Kultur widerspiegeln. (barbarisch, aber bemüht ;)


    Die Scherzhaftigkeit der zweiten Frage nicht beachtend meinte er: "Die Bibliothek von Alexandria ist IMMER auf der Suche nach Büchern, die sie noch nicht gelesen hat. Allerdings bin ich nicht deswegen hier. Eigentlich soll ich im Auftrag meines Gastgebers die Antigone des Sophokles als Geschenk erwerben. Und genau an diesem Punkt verzweifle ich wiederum an meiner Unkenntnis der hiesigen Sitten. Meint ihr, es ist besser, eine selbst kopierte Ausgabe zu überreichen oder ein hübsches gekauftes Exemplar? Und wenn letzteres: Wo gibt es gute Händler hier in der Stadt?"


    Wäre Theodorus nicht so bescheiden, besser: würde er seine Tätigkeit am Museion wie jeder andere normale Mensch nicht als Selbstverständlichkeit werten, hätte er wohl hinzugefügt: Eine Schriftrolle, von einem Bibliothekar an der Großen Bibliothek kopiert. Seine letzte Frage interessiert ihn auch persönlich.


    "Auf jeden Fall ist es eine große Freude und Ehre für mich, mit euch, Senator Purgitius Macer, die Bekanntschaft zu machen."

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  • Mangels Vergleich mit der Großen Bibliothek konnte Macer die Einschätzung zur Zahl der Werke nicht ganz teilen. Verglichen mit dem, was er aus seinem Haus und den Häusern von Freunden kannte, war dies eine enorme Sammlung.


    "Ich habe mich noch nicht genauer damit befasst, wie und wonach die Werke hier geordnet sind. Auf den ersten Blick erscheint mir die Anordnung der Regale nicht unsinnig. Aber zweifellos hast du das die bessere Erfahrung."


    Die angesprochene Antigone des Sophokles sagte Macer nur insofern etwas, als dass er dazu häufiger ein Theater hätte besuchen müssen, um sie zu kennen.


    "Das kommt wohl darauf an, zu welchem Zweck der Empfänger das Geschenk verwenden wird", vermutete Macer, der selber selten Bücher verschenkte. "Einem Liebhaber der Künste dürfte wohl vor allem der Inhalt wichtig sein, weniger die Rolle oder die Hand des Schreibers. Ich persönlich schenke dagegen gerne auch Rollen, die auch in geschlossenem Zustand gut aussehen."


    Dass es Rollen mit Stäben aus Ebenholz und Scheiben aus Elfenbein gab, würde er einem Bibliothekar ja kaum erklären müssen.

  • Macer wundert sich über Theodorus Fragen, Theodorus wundert sich selbst ebenso. Einfach so jemandem, den man gar nicht kennt so vertraulich zu fragen, das macht schon einen seltsamen Eindruck, denkt er sich.


    "Dann wäre es vielleicht eine gute Idee, wenn ich die Schrift selbt kopieren und dann von jemandem schön einfassen lassen würde. Ich werde mich dann sogleich an die Arbeit machen. Vielen Dank, Senator! Und selbst viel Vergnügen mit dem, was ihr hier sucht!"

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  • "Für einen Bibliothekar wie dich wird dass Kopieren sicher keine Schwierigkeit darstellen", gab Macer als möglichst freundliche und neutrale Antwort zurück, da er weder die Handschrift des Mannes kannte noch etwas zur Länge des zu kopierenden Werkes und damit zum möglichen Zeitaufwand sagen konnte.


    "Aber wie ich eben sagte, kenne ich vorne nur den Raum der Bibliothekare, wo man Kopien in Auftrag geben kann. Ich denke nicht, dass du die Rolle zum Anfertigen einer Kopie mit nach Hause nehmen kannst."


    Dann erwiderte er mit einem Nicken die Grüße des Mannes und blickte kurz wieder zu den Regalen. "Ich wünsche viel Erfolg, und dass das Geschenk dem Empfänger Freude macht. Und ich selbst suche weniger etwas Vergnügliches, als etwas Nützliches zum Wasserbau. Mal sehen, ob ich fündig werde."

  • Theodorus betrachtet das Schriftstück in seinen Händen genauer. Sein Vorhaben erscheint ihm mit einem Mal recht zweifelhaft.
    "Ihr habt recht. Vielleicht wäre es echt klüger, ich würde es kopieren lassen. Allerdings: Wenn ich es nicht selbst kopiere, dann kann ich genauso gut ein teureres kaufen."


    "Was zum Wasserbau sucht ihr? Sucht mal nach griechischen Lösungen! Alexandria hat zum Beispiel schon seit 400 Frischwasser und eine gute Kanalisation, ohne dass es jemals groß ausgebessert werden musste, und das Wasserproblem dort dürfte ohne Zweifel größer sein als hier in Rom. Und bedenkt immer: Nutzen kann auch Vergnügen und Vergnügen von großem Nutzen sein."


    Dann will er sich schon auf dem Weg machen, um den guten Herren nicht länger von der Arbeit abzuhalten, aber ihm fällt noch was ein:


    "Äh... Wisst ihr einen guten Laden für Papyri in der Stadt?"

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  • "Auf den Traiansmärkten solltest du fündig werden. Nicht unten, wo alle herlaufen, aber etwas weiter oben sind zwei gute Buchläden."


    Zumindest fand Macer sie gut und er hatte schonmal dort gekauft, aber da der Bibliothekar ja auch mit der Bibliothek nicht zufrieden war, war sich Macer nicht sicher. Bessere Läden kannte er allerdings auch nicht.


    "Ja, ich werde nach griechischen Lösungen suchen, sobald ich mein Problem genau kenne", gab Macer schmunzelnd auf den Rat hin zurück und verzichtete darauf, den Mann mit der Schilderung seiner spontanen Gedanken länger von der Arbeit abzuhalten.

  • Theodorus, der eigentlich genügend Zeit hat, meint: "Vielen dank, da werde ich mal nachschauen. Was für ein Problem hat die Wasserversorgung denn?"

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  • Macer hatte schon nicht mehr mit einer Rückfrage gerechnet und bereits begonnen, die kleinen Schildchen an den Schriftrollen zu studieren. Die meisten passten aber überhaupt nicht zu seinen Gedanken.


    "Die Wasserversorgung selber hat überhaupt kein Problem, hoffe ich zumindest", antwortete er, diesmal ohne den Griechen wieder anzublicken. "Ich dachte im Bad nur gerade zufällig über verschiedene Arten von Ventilen nach. Nicht Wasserhähne, sondern diese Dinger, die sich durch einen Schwimmer selbst regulieren."


    Das erklärte zwar immer noch nicht, was genau er eigentlich suchte, aber Macer konnte ja schlecht erklären, dass ihm die Idee gekommen war, als er einen etwas beleibteren Badegast auf dem Wasser treiben sah.

  • Theodorus grinst kurz und meint dann ohne lang nachzudenken: "Probiert mal die "Pneumatica"von Heron Mechanikos." und zieht sie mit einen geübten Griff aus dem Regal, welches Macer gerade durchforstet. "Hierin beschreibt Heron einige Apparate, die mit Schwimmventilen funktionieren, neben einigen anderen wundersamen mechanischen Konstruktionen. Vielleicht hilft euch das weiter."


    Dann übergibt der Macer die Rolle wie beiläufig und muss sich das Lachen verkneifen. Der Senator kann ja schwerlich wissen, dass er sich zufällig gerade selbst mit diesem Thema beschäftigt.

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  • Jetzt war Macer doch einigermaßen beeindruckt, wie ein Mann, der eben noch völlig orientierungslos in der Bibliothek gestanden hat, nun eine Rolle aus dem Regal ziehen konnte, ohne vorher auch nur ein Schildchen gelesen zu haben.


    "Die Ordnung dieser Bibliothek kann nicht so schlecht sein, wenn du die jetzt so problemlos finden konntest", sagte er, um gleichzeitig dem Mann zu danken und die Bibliothek ein wenig in Schutz zu nehmen.


    Dann blickte er erst auf die Rolle in seiner Hand und schaute sich dann nach einem ungestörten Leseplatz um.

  • "Wahrlich, so schlecht scheint es um die Bibliothek vielleicht doch nicht bestellt zu sein." meint er mit einen leichten Augenzwinkern. "Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Vergnügen mit dem Werk. Es war eine Freude für mich, mit euch die Bekanntschaft zu schließen, Senator Purgitius Macer!"


    Mit diesen Worten entfernt er sich in Richtung des Regals, wo er herkam, um das Stück wieder zurückzulegen, nicht ohne sich ab und an noch einmal umzudrehen und Worte des Dankes auszustoßen.


    Dann fängt er leicht an, zu kichern. Wenn der Senator wüsste, dass er die Schriftrolle noch vor ein paar Minuten selbst in der Hand gehalten hatte...

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  • "Ich danke für deine Hilfe", antwortete Macer, blickte dem Mann noch einmal nach und zog sich dann zu einem Leseplatz zurück.


    Wenig später war er in Texte über Bogenheber, Kapselheber, Klappventile, Weihwasserautomaten, Zauberkrüge und sich selbst regulierende Lampen vertieft, die zwar alle äußerst interessant, aber doch leider nicht das Gesuchte waren.

  • Zufriedenen Gesichtes verlässt Theodorus die Therme in Richtung Trajansmärkte. Hach, was für ein schöner Tag! Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern!
    Sicherlich wird der gute Herr Senator gerade in der Schreibstube sitzen und genau das gewünschte finden, in einen Werk, das auch noch ein Grieche verfasst hat. Er wird überglücklich sein und sich noch lange an diesen fähigen Bibliothekar aus Alexandria erinnern.
    Es gibt nichts besseres auf der Welt, als einen anderen Menschen eine Freude zu machen.


    Sim-Off:

    :D

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  • Nikophileaus kam mit Theodorus in die Bibliothek. Er war positiv überrascht. Zwar schienen die vielen Schriftrollen fern jedes Systems hier in Schränke gelegt, doch zumindest schien der Bestand an Büchern größer zu sein, als er von einer Bibliothek in einer römischen Therme erwartet hätte, wenngleich selbst die Privatbibliothek seines Vaters in Athen reicher ausgestattet war. Doch er wollte nutzen, was er bekommen konnte. "Kannst du mir den Weg zu einigen Schätzen in diesem unüberschaubaren Wald von Büchern zeigen? Ich würde gerne etwas von Homer lesen oder auch für den Gebrauch außerhalb dieser Räume kopieren. Außerdem würde ich mich über die Liebeskunst von Ovid und über Gedichte von Catullus freuen, auch wenn diese wohl nicht deinen Erwartungen an gute Literatur erfüllen dürften." Er sah sich um und dann Theodorus in die Augen.

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