• Zitat

    Original von Nikophileaus Graecus
    "Die Freude ist auch auf meiner Seite. Hast du auch eine zeitlang in Athen gelebt?", antwortete Nikophileaus in Koine, davon ausgehend, dass Caius Ferrius diese Sprache verstehen würde. Nikophileaus blickte Caius Ferrius Minor an.


    Ich brauchte etwas länger, um den Satz des Nikophilaeus zu analysieren. ;) Ich konnte zwar ein Brocken griechisch, weswegen ich mir zusammenreimen konnte, was jener junge Mann zu mir sagte, aber zu wirklich viel mehr reichte es nicht, und so tat es mir leid, daß ich dem jungen Griechen nichts entgegnen konnte.


    "Es tut mir leid, doch mein Wortschatz ist sehr begrenzt. In Athen war ich noch nicht. Ich bin in zweiter Generation Römer, von meinen griechischen Wurzeln sind außer ein paar Bräuche nicht viel übriggeblieben."


    Dann sah ich zu Theodorus, der wie besessen auf die Papyrusrolle in meiner Hand stirrte.


    "Willst Du sie haben ? Mich interessiert es ohnehin nicht wirklich." ;)

  • Etwas verwirrt blickt Theodorus Ferrius Minor an, nachdem er dessen an seine Person gerichtete Stimme vernommen hat. "Hmm?-" Dann fängt er sich wieder. "Entschuldige, was hast du gemeint? Ich war grad in Gedanken versunken."


    Dann schaut er wieder, gleich einem Alkoholiker nach dem Krug Wein neben sich, auf das fein gepresste Papyrus, das in Ferrius Händen verlockend funkelt. Fragendem Blickes fixiert er Minor:


    "Sag, Ferrius Minor, macht es dir etwas aus, wenn ich mir kurz die Schrift in deiner Hand ansehen könnte?"

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

  • Theodorus versteht überhaupt nicht, warum Minor jetzt lacht, was seine Verwirrung nur noch steigert.


    "Hmm, öh, danke schön."


    Er nimmt die Rolle und zieht sie auf.


    Aha... Interessant... Da sind ja auch Bilder... So machen die das also, ob das auch für einheimische Käfer gilt... und das sind also die Larven... irgendwie eklig...


    Theodorus beschließt unbewusst, sich ein wenig aus dem Gespräch zurückzuziehen und später wieder dazu zu stoßen...

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

  • Nach einiger Zeit verschwindet die Papyrusrolle wie durch ein Wunder in Theodorus' Umhängebeutel.


    Das Dokument ist wirklich sehr interessant und macht den Eindruck, als wäre es keine Abschrift sondern ein Original. Und Theodorus ist sich ziemlich sicher, dass es auch noch keine Abschrift gibt, da das Datum des Dokumentes gerade erst einmal 2 Monate zurück liegt. Heißt: Das Dokument wird seine philoi in Alexandria, vor allem die Zoologen unter ihnen, äußerst interessieren.


    Auch moralische Bedenken kommen bei ihm nicht wirklich auf. Man hat ja schließlich Verpflichtungen und Bücherraub ist eine alte alexandrinische Tradition. So eine Bibliothek wie die in Alexandria wächst ja schließlich nicht von alleine.


    So als habe es die Schrift nie gegeben, klinkt sich Theodorus wieder in das Gespräch mit ein...


    "Verzeiht, worum ging es gerade...?"

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut


  • "Verzeih, ich werde versuchen, im Lateinischen zu bleiben. Erzähl mir, welche Bräuche hält deine Familie noch hoch? Ehrt ihr noch die griechischen Götter?", fragte Nikophileaus. Als Theodorus fragte, worum es gerade ginge, antwortete Nikophileaus: "Du hast nicht viel verpasst, Theodorus, der ehrenwerte Mann sagte mir nur, dass sein Wortschatz in Koine sehr begrenzt sei." Nikophileaus sah sich um. "Ich würde auch gerne die Schrift sehen, die Caius Ferrius Minor gefunden hatte. Worum geht es denn darin? Hast du sie noch hier irgendwo liegen oder hast du sie schon wieder einsortiert?"

  • "Ich danke dir." Nikophileaus vertiefte sich in die Rolle. Ein verzücktes Grinsen ging über sein Gesicht, als er die hübschen Illustrationen sah. Ihn interessierte dieses Insektenzeug eher wenig, doch er mochte schöne Bücher.

  • Theodorus schaut sich derweilen noch weiter um. Es scheint durchaus so, dass sich in der Bibliotheca hier das ein oder andere Kleinod zu befinden scheint. Aber irgendwie scheint er nichts rechtes zu finden. Deswegen spricht er Graecus, etwas ungeduldig vielleicht, an:


    "Und? Ist es interessant?"

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

  • "Ich interessiere mich ehrlich gestanden nicht besonders für Insektenkunde, doch dieses Buch ist schön gestaltet. Bei den Zeichnungen war offenbar jemand am Werke, der sich darauf versteht. Auch das Schriftbild ist klar und sauber." Nikophileaus legte das Buch auf einem Tisch ab. "Nun, ich denke, ich habe jetzt genug davon gesehen, ich werde mich wieder den Dichtern zuwenden. Ist übrigens der Aufenthalt in der Bibliothek durchgehend gestattet oder gibt es Zeiten, in denen sie geschlossen ist, zum Beispiel in der Nacht? Ich würde mich ansonsten gerne für einige Zeit hier einschließen und fleißig Kopierarbeit leisten, da ich gedenke, eine eigene Bibliothek aufzubauen und mir aber den Kauf von Büchern oder die Bezahlung eines Kopisten nicht leisten kann."

  • "Das Problem kenn ich allzu gut..." meint der Alexandriner seufzend, obwohl diese Probleme jetrzt glücklicherweise zu Theodorus Vergangenheit gehören... 8)


    "Klar. Da vorne gibt es eine Kopierstube aber ich glaube, das kostet."


    Dann kommt ihn ein guter Gedanke:


    "Sag einmal, bist du mit der Literatur gut bewandert oder hattest du irgendeine akademische Ausbildung?"

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

  • "Danke, falls es nicht zuviel kosten sollte, werde ich mich bei Gelegenheit dorthin zurückziehen.", antwortete Nikophileaus, erfreut, dass sich Theodorus offenbar hier auskannte und hilfsbereit war. "Ich habe zwar nie eine Ausbildung an einer Akademie erfahren, bin jedoch in Literatur einigermaßen bewandert, ich hatte bereits das Vergnügen, auch wenn es das nur in einigen der Fälle war, mich mit einigen berühmten griechischen und lateinischen Büchern zu beschäftigen."

  • Ah sieh an, ein Autodidakt! Die Augen des Philologen weiten sich vor Anerkennung. Autodidakten haben meistens sehr viel mehr drauf, sind viel freier und flexibler als die reichen Zöglinge der großen Akademien, die sich in das unerträgliche Apologetentum ihrer Lehrmeister einfügen, bis das Wissen in ihren Werken und Gedanken so verstaubt und vertrocknet, dass nur noch die geblidete Hülle des schöngeistigen Wortes übrigbleibt, während der kostbare Schatz, der Samen der Erkenntnis, erstickt. Nachwuchstalente kann man aber immer gebrauchen.


    "Sag einmal, könntest du dir ein Leben an so einer Akademie vorstellen?"


    Er macht eine kurze, erwartungsvolle Pause. Dann fügt er hinzu:


    "An einer Akademie mit einer richtigen Bibliothek?"

  • Ein freudiges Leuchten flackerte in Nikophileaus Augen auf. Theodorus schien gerade dabei zu sein, Nikophileaus ein Entkommen aus seinem derzeitig eher untätigen Leben anzubieten. "Ich könnte es mir gut vorstellen.", antwortete er langsam und betont und sah Theodorus an. Auch, wennauch weniger als die Möglichkeit, in naher Zukunft einer produktiven und hoffentlich anregenden Beschäftigung nachzugehen, reizte ihn die Option auf die Benutzung einer Bibliothek, die vielleicht größer und besser sortiert war, als dieser Lagerraum für Bücher im feuchten Dunst der Thermen, der den Papyri eher weniger gut tat. "Doch sag, was wäre die Essenz meiner Existenz an einer solchen Akademie, was wären meine Aufgaben?" Er hoffte, diese Frage nicht zu früh gestellt zu haben. Er wollte den offenbar feinsinnigen Menschen nicht überfallen.

  • Theodorus interessierter Gesichtsausdruck wechselt in ein Erstaunen über, das einerseits als Reaktion auf den unangemessen Vorstoß des Atheners auf die Frage des Alexandriners, die eigentlich eher ein typischer Fall von "zu laut gedacht" war, anderseits aber durchaus nicht negativ zu interpretieren ist. Vielleicht spiegelt sich in den Augen des Gelehrten sogar ein gewisses inneres Lächeln wieder. Nach einem kurzen Moment schaut er aber wieder ganz ernst und diplomatisch. Gelassen meint er:


    "Nana, nicht zu hastig, junger Freund. Versprechen kann ich gar nichts. Und zuerst muss man einmal schauen, was deine Fähigkeiten sind..."

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

  • "Verzeih mir meinen Ausbruch, ich war unangemessen ungeduldig.", sagte Nikophileaus und senkte etwas den Blick. Offenbar hatte er den Alexandriner durchaus etwas überfallen, auch wenn er ein leichtes kurzes Lächeln in dessen Gesicht bemerkt hatte. Er sah Theodorus an, in der Erwartung, dieser würde fortfahren.

  • Theodorus nickt nur leicht auf die Entschuldigung des Atheners hin. Das Ungestüm des Jungen ist ihm durchaus sympathisch, aber in seiner Rolle als Lehrmeister, in die er zu schnell hineinfällt, will er den jungen Mann natürlich auch Demut lehren.


    "Wenn du das wirklich willst, könnte ich sicher veranlassen, dir ein Stipendium zukommen zu lassen - Für Alexandria."

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

  • Nikophileaus war für einen Moment sprachlos. Ein freudiges Schaudern durchzog ihn. Er musste sich selbst stark disziplinieren, um nicht seine Freude und Aufregung aus dem Impuls heraus unangemessen zu äußern. "Das wäre mir - eine außerordentliche Freude.", sagte er, leise und etwas demütig und hielt den Kopf gesenkt. Auch wenn seine Tätigkeiten an der Akademie sich wohl auf Hilfsdienste beschränken würden, wessen er sich bewusst war, hatte das Wort Alexandria einen verlockenden Klang. Er musste sich zusammenreißen, um nicht vor Aufregung zu zittern. Er zwang seine Gesichtsmuskeln zu einem freudigen aber noch gemäßigten Ausdruck.

  • Theodorus lächelt väterlich. "Sei dir aber bewusst, dass so eine Lehre am Museion kein Zuckerschlecken ist. Du wirst ganz unten anfangen, deinen Lehrern in allen Dingen Folge leisten und vor allem lesen und lernen, bis dir der Kopf platzt. Eine solche Lehre erfordert viel Arbeit und Ausdauer. Und Niemand wird dich an etwas anderem messen als an deiner Leistung. Bist du dir dessen bewusst?"

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

  • "Dessen bin ich mir bewusst.", antwortete Nikophileaus. "Ich glaube jedoch, dass ich es schaffen werde. Ich halte meinen Kopf für belastbar und duldsam. Ich hege den Wunsch, ihn zu formen und formen zu lassen, da ich eingesehen habe, dass er im Laufe einiger Monate der Unordnung verstraucht ist. Nach wie vor hege ich den Wunsch, eines Tages frei zu sein, doch ich glaube, dass wer wirklich frei sein möchte, eine lange Zeit in freiwilliger demütiger Gefangenschaft verbringen sollte, um sich von aus der Knechtschaft seines Hochmuts zu befreien." Nikophileaus zwang sich, seine Aufregung nicht nach außen dringen zu lassen. Seine Stimme war ruhig und bescheiden.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!