- Officium XIII (Staatskasse)

  • Da ja Titus sehr besorgt war, dass noch weniger Geld im Staatssäckel vorhanden war als angenommen. Und dies unter anderem auf ihm zurückzuführen wäre. Immerhin hatte er sich genug Verantwortung angeeignet. Denn er hielt sich für den besten Erbsenzähler überhaupt und wer könnte sonst die Arbeit bestens erfüllen als er selbst. Nicht einmal der fleißige Iulius.


    Also klopfte er an und warte um Einlass.

  • Hatte Titus wohl seinem Vorgesetzten bei dessen Mittagsschläfchen gestört. Er trat ein und blieb vor dem sehr großen Schreibtisch stehen, blickte sich geschwind um, um vielleicht etwas zu registrieren, was er selbst verwerten könnte, doch leider ohne Erfolg. "Salve Plennius. Ich bin erschienen, um zu erfahren wie die Staatskasse sich in Zahlen niederschlägt. Es kommen täglich Berichte herein, dass sie dermaßen ins Minus gerutscht sei, dass man meinen könnte, dass Lucrii gar Mercurius Rom den Rücken zugekehrt haben. Des Weiteren erhalten wir immer noch Massen an Rechnungen von allerhand Handwerker die beim Umbau des Domus Aeliana beteiligt waren, die bezahlt werden wollen und müssen. Und nun auch weiter daran arbeiten den Domus von der Salinator-Herrschaft zu befreien." Eine Herrschaft die Titus weiterhin eher zusagte, als diese unter dem neuen Augustus. Doch musste das niemand so offiziell erfahren, nicht dass irgendwann sein Kopf den Palatin herunterrollte. Zum anderen war Titus daran beteiligt, sogar in Funktion des Leiters, den Umbau schnellstmöglich umzusetzen. Hoffentlich hatte dass der Procurator verschlafen.


  • Potitus Plennius Flamininus


    Plennius zog die Stirn in Falten. “Ach ja? Ich hoffe doch, du leistest solchen 'Berichten' keinen Vorschub? Nicht auszudenken, wenn sich das Gerücht herumspricht, der Staat wäre zahlungsunfähig. Allerdings...“, es kamen noch ein paar Falten hinzu: “...ist die Situation tatsächlich recht angespannt.“


    Gewöhnlich behandelte Plennius den Kassenstand als großes Staatsgeheimnis und gewährte nicht einmal dem Primicerius a rationibus Einsicht in die wahren Zahlen. Aber jetzt, dachte er sich, könnte es vielleicht von Nutzen sein. Sollte man ihm – natürlich zu Unrecht – Vorhaltungen machen und Decimus Varenus kannte die echte Zahl ebenfalls, dann konnte er dem Primicerius eventuell einen Teil der Schuld zuschieben.


    Also stand er etwas umständlich auf, fischte eine Papyrusrolle aus dem Regal, rollte sie auf und las ab: “I))) CCI)) CCI)) CCI)) I)) CI) I) CCL*


    Er sah auf.
    “Du siehst, es ist noch Geld da. Allerdings bin ich schon lange hier und kann mich nicht erinnern, dass die Staatskasse jemals so geringe Reserven aufwies. Und dabei ist darin bereits die Summe enthalten, die Senator Octavius Victor dem Staat dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat. Ich will gar nicht daran denken, was passiert, wenn all diese Gläubiger noch kommen. Was ist denn da zu erwarten? Ich halte mich vom nördlichen Palatinus fern. Wurde die domus Aeliana überhaupt schon abgerissen?“


    Sim-Off:

    * die ) bitte als römisches Apostrophus lesen, in arabischen Ziffern: 86750




  • Dass man daraus ein Staatsgeheimnis machte, konnte auch eine Titus gut verstehen, hatte das Imperium gerade erst einen Bürgerkrieg hinter sich gebracht. "Natürlich, Procurator. Meine Lippen sind versiegelt. Der einzige der davon Kenntnis hat ist mein Notarius Iulius. Die anderen Abteilungen haben definitiv von mir keine Auskunft erhalten." Erinnerte er sich doch an den einem unbekannten Beamten der mit neugierigen Augen auf Titus Liste linste.


    Ein Senator der freiwillig spendete? Wo leben wir? Moment! Rom, oder? Freiwillige Spende? Unglaublich! Gab es also doch Ausnahmen, namentlich Senator Octavius, von der Regel. "Der Domus Aeliana wurde in seiner Substanz nicht verändert, vielmehr die Innenarchitektur. Salinator hatte sich selbst um den Umbau überhaupt nicht gekümmert, dass ihm nicht einmal auffiel, dass der Domus Aeliana weiterhin stand. Die Kosten belaufen sich aktuell auf über 300 Aurei, die genaue Summe ist jedoch nicht absehbar.


    Um auf das Problem zurückzukommen, ich habe zwei Vorschläge, zum einen sollten wir einige Staatsbetriebe veräußern. Einige dieser laufen sowieso mehr als schlecht. Des Weiteren mit deiner Erlaubnis würde ich mir einen Überblick über alle Kassen der militärischen Einheiten, der städtischen, der regionalen, die von den Provinzen und sonst der öffentlichen verschaffen. Notfalls Konfiszierung eines Teilbetrages. Was meinst du?"


  • Potitus Plennius Flamininus


    “Dann hoffe ich, man kann deinem Notarius auch vertrauen. Sicherheitshalber solltest du ihn dahingehend auch anweisen.“ So hatte er jetzt schon zwei Leute, denen er notfalls die Schuld zuschieben konnte. Allerdings sollten es ganz sicher nicht mehr werden, sonst fiel es am Ende doch noch auf ihn zurück. Ab einer gewissen Zahl an Beteiligten rollte immer der Kopf, der am höchsten herausragte.


    “Weitere Umbaumaßnahmen am Domus Aeliana sind bis auf Weiteres unverzüglich einzustellen. Immerhin wissen wir noch nicht, was unser neuer Kaiser damit anzustellen gedenkt, und ob er gewillt ist, Altlasten seiner Vorgänger zu begleichen. Außerdem sparen wir so Geld, das dringend benötigt wird für weitaus wichtigere Dinge.“


    Plennius trommelte kurz mit den Fingern auf seinem Tisch, als er sich die Vorschläge durch den Kopf gehen ließ. “Bei den Legionen sollten wir lieber vorsichtig sein, es wäre ein falsches Zeichen, ihnen nun den Sold zu nehmen, nachdem sie gerade erst für Imperator Cornelius gekämpft haben. Und noch so zahlreich in der Stadt sind...
    Aber die ganzen ausgegliederten Teile der Staatskasse, also Acta Diurna, Cursus Publicus und dergleichen, da könntest du Erkundigungen einholen. Und natürlich die Städte und Provinzen, da hast du recht. Die im Osten zuallererst. Bist du im Bilde, ob jemand schon Syria, Ägypten, Cyprus und Cyrene Bescheid gegeben hat, dass sie den Handel wieder aufnehmen sollen? Je schneller Zölle bei uns wieder ankommen, umso besser.“


  • "Keine Sorge! Der Iulius hält dicht. Ich kümmere mich persönlich darum." Wäre doch gelacht, wenn Titus nicht einen kleinen Jungen zum Schweigen brächte. Außerdem wollte auch ein Iulius befördert werden, sodass ein gutes Wort von ihm und dem Procurator sicher nützlich wäre. Wer schneidet sich selbst gern ins eigene Fleisch, abgesehen von Titus, der ja oft ohne großes Überlegen Dinge von sich gab. "Die Baumaßnahmen werden sofort gestoppt! Wenn du wünschst werde ich dir einen Bericht zukommen lassen. Kostenaufstellung und so, du weißt schon." Doch dann, als der Procurator über Titus Vorschläge urteilte war er zum ersten Mal am heutigen Tage nicht der gleichen Meinung. Nicht den Sold, sondern die Kassen! Außerdem müssen die Schadensverursacher dafür aufkommen! Sie hätte nicht Häuser stürmen müssen, um dann die Einrichtung kurz und klein zu schlagen. "Bezüglich den militärischen Einheiten möchte ich jedoch anmerken, dass diese in Rom zum Teil ohne Grund Verwüstungen angerichtet haben." So... aber das interessierte bestimmt niemanden, denn wie jeder Kaiser, waren diese ziemlich empfindlich, wenn es um ihre Legionäre ging. "Aber Dank, dass ich die anderen Erkundigungen einholen darf."


    Er schwieg kurz, um die Aussagen vom Procurator noch einmal zu überprüfen, ob dieser ein Vorschlag ausgelassen hatte. Oh ja! "Was ist mit den Staatsbetrieben, also die Betriebe die wir durch Mangel eines Erbannehmer an uns zugewiesen bekommen haben? Und was den Zöllen angeht, nun ja, ich gehe davon aus, dass die Abteilung a libellis die jeweiligen Provinzen informiert hat, dass Palma neuer Augustus ist und somit logisch die Zölle wieder an uns weitergeleitet werden. Den Präfekten von Ägypten werde ich persönlich anschreiben, um zu erfahren, ob Getreidelieferungen unterwegs sind. Dann kann ich gleich wegen den Zöllen fragen." Was er auch später tat, nur ohne nach den Zöllen direkt zu fragen, weil er immer noch der Meinung war, dass es eine logische Schlussfolgerung war.


  • Potitus Plennius Flamininus


    Plennius nickte zu den ersten beiden Punkten. “Ich verlasse mich bezüglich des Iulius auf dich. Und ja, ich hätte sehr gerne eine genaue Aufstellung über die Kosten und dergleichen.“
    Zu dem Kommentar bezüglich der Legionen sagte er an dieser Stelle nichts. Es war besser für seine weitere Karriere, sich nicht zu kritischen Kommentaren über die Legionen seines neuen Arbeitgebers hinreißen zu lassen, auch oder erst recht nicht gegenüber seinen Primicerii.


    Die Staatsbetriebe hatte er indes tatsächlich vergessen gehabt, obwohl diese Idee durchaus intelligent war.
    “Ja, die Staatsbetriebe sind in der Tat ein Punkt. Wenn du dich darum kümmern würdest, dass diese versteigert werden und gegebenenfalls vorhandene Restbestände an Waren ebenfalls mit veräußert werden... Ich hätte hierüber dann ebenfalls gerne einen Bericht.


    Du könntest die hierdurch aufgetriebenen Geldmittel am besten in einem Bericht mit weiteren möglichen Geldmitteln aus besagten öffentlichen Kassen zusammenfassen, so dass wir einen genaueren Überblick über unsere tatsächlichen kurzfristigen Mittel haben.“


  • Titus nickte seinem Vorgesetzten zurück. In der Tat war er sehr überrascht vom Auftreten des Procurators. Hatte er ihn nämlich noch anders in Erinnerung. Vielleicht haben die aktuellen Umstände ihn dazu geführt mehr auf seine Untergebenen einzugehen.


    "Gut. Doch dafür müsste ich Zugang zu den jeweiligen Staatsbetrieben erhalten. Ebenso brauche ich so um die zwanzig staatseigene Sklaven, wenn möglich kräftig gebaut." Diese sollen die Restbestände inventarisieren. "Von meiner Seite her wäre es alles. Hast du noch Anweisung." Sollte der Procurator keine weiteren Aufgabe an Titus übertragen, ebenso nichts anderes wünschen. Dann würde Titus das Büro verlassen und in sein eigenes gehen.


  • Potitus Plennius Flamininus


    “Ja, natürlich. Such dir die Männer aus, die du brauchst. Sklaven haben wir zum Glück genug. Und natürlich erhältst du den Zugang zu besagten Betrieben. Die genauen Adressen müsstest du aus den Akten ersehen.“ Wenn der Decimus dort dann mit einigen Sklaven der Kanzlei auftauchen würde, würde ihm auch sicher niemand den Zugang verwehren.


    Plennius überlegte noch ein wenig, ob es weitere Dinge gab, die zu berücksichtigen waren, schüttelte dann aber zunächst den Kopf. “Nein, vorerst habe ich keine weiteren Anweisungen.“


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