Prologus - Auf den Märkten des Traian

  • Ein recht kalter Wind hatte Rom an diesem Tag heimgesucht - verbunden mit Regen - und ich war froh, als ich die Märkte des Traian endlich erreichte. Die verwinkelten und überdachten Geschäfte und großzügigen Markthallen hatten zumindest den Vorzug, dass man trocken blieb, während man einkaufte, auch wenn man bei diesem Wetter natürlich damit rechnen musste, dass der Andrang noch einmal größer sein würde. Instinktiv kontrollierte ich, ob meine Börse sich noch an ihrem Platz befand und stellte zufrieden fest, dass es so war.


    Seit einigen Jahren stand ich nun schon im Dienst des Senators Decimus Meridius. Geboren in Alexandria, schon damals unfrei, verschlug es mich mit meiner Mutter zuerst nach Antiochia, dann nach Pergamun, ohne meine Mutter im jugendlichen Alter nach Ephessos, ehe ich schließlich als junger Mann in Tarentum landete und nach zweijährigem Aufenthalt dort auf den Sklavenmärkten von Rom von Decimus Meridius ersteigert wurde.


    Ein wechselhaftes Leben für einen Sklaven, wenn man davon absah, dass ich jederzeit unfrei gewesen war, nicht selbst bestimmte, wohin ich ging, und meine Mutter in Pergamum zurück lassen musste. Wer mein Vater war, wusste ich nicht, wieviele Geschwister ich hatte, war unklar. Die Frau, welche mich zur Welt brachte, hatte - auf dieses Thema angesprochen - Zuflucht in einem Schwächeanfall gesucht, das Thema war tabu.


    Sklaverei hingegen war in der Gesellschaft in der ich lebte absolut normal. In allen Gesellschaften waren Sklaven vertreten, nicht nur bei den Römern. Die Griechen kannten Sklaven ebenso lange wie Seleukiden, Ptolemäer, Juden, Tylusier, Parther, Skythen, Germanen, Kelten, Numider ... Bei Iupiter, Sklaverei war etwas total normales, eine Welt ohne Sklaven war nicht denkbar, nicht einmal die Christianer verzichteten auf Sklaven und selbst Sklaven besassen Sklaven, kauften und verkauften Sklaven. Kurz: Es war keine Schande Sklave zu sein, es war keine Schande Sklaven zu besitzen. Einzig wer einmal frei gewesen war, trauerte dieser Freiheit einige Jahre nach, befand er sich zudem vormals in angesehener Stellung war das ganze natürlich ein Weltuntergang und der Tod war besser als das Leben. Die meisten Sklaven jedoch nahmen ihr Schicksal an, wie es war. Die Götter hatten es so bestimmt, folglich hatte auch ich mir nie einen Gedanken darüber gemacht, warum ich als Sohn einer Sklavin zur Welt gekommen war.

  • An diesem recht kalten Tag schlenderte ich über den Markt und überlegte wo ich anfangen sollte. Ich hatte ein Schreiben meines Herrn bekommen, in welchem dieser mit mitteilte, dass seine junge Schwester, eine Vestalin Namens Tertia unerwarteterweise verstorben war. Genaueres wusste er selbst nicht. Einen Libertus, welchen er nach Rom hatte schicken wollen, war erkrankt und fiel aus, ansonsten - so schrieb er - befände sich noch seine Nichte Valeria in der ewigen Stadt. Diese habe - davon gehe er aus - vermutlich schon die eine oder andere Information einholen können.


    In der Tat, dass die Vestalin Decima verstorben war, hatte sich in der Stadt herumgesprochen gehabt. Ich ereichte einen Stand, überblickte die ausgelegten Waren und kauften dann nach einem prüfenden Biss in einen Apfel eine handvoll der Früchte und verstaute sie in dem Netz, welches ich mit mir zu führen pflegte.


    Nur aus welchem Grund und wieso, weshalb warum, das wusste auch das Volk auf der Strasse nicht. Und im Grunde kümmerte es dieses auch nicht wirklich. Nicht, dass die Vestalinnen nicht interessierten, ganz im Gegenteil, das Volk liebte seine Vestalinnen und sie waren immer und überall gerne gesehen, doch auch wenn man Anteil nahm an deren Schicksal kamen sie und gingen sie eben, unablässig. Die nette junge Frua welche man gestern noch bewundert hatte, war heute schon vergessen und morgen erinnerten sich nur noch wenige Alte an die ganzen Reihen von Priesterinnen, welche in Rom gelebt, gedient, gelitten hatten und gestorben waren. Ich beschloss, der Sache nachzugehen.

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