[Officium] Curator Aquarum

  • War saß in seinem Büro wie so häufig über einigen Akten, denn wenn er keine Akten zulesen hatte, mied er das Büro soweit es ging. Draußen fühlte er sich einfach wohler und vieles konnte man auch von Zuhause aus machen.


    "Herein", rief er, als es klopfte, und lehnte sich etwas entspannter zurück.

  • Als er den Ruf des Curator Aquarum vernahm, eintreten zu dürfen, öffnete Tiberius langsam die Tür und postierte sich mit aufrechter Haltung inmitten des Raumes.


    "Salve Curator!", grüßte er Macer.


    Wie es sich bei einem Vorstellungsgespräch gehörte hatte sich der junge Decimus heute besonders herausgeputzt. Er trug ein sauberes, neues Gewandt, dass ihn zwar nicht adelig erschienen ließ, aber dennoch gesittet und kulturbewusst.


    "Mein Name ist Tiberius Decimus Crassus, Sohn des Titus Decimus Verus und ich bin hier, Curator, um mich für das Amt des Aquarius hier in Rom zu bewerben. Senator Decimus Meridius schlug mir diesen Posten vor und ich denke dies wäre ein guter Einstieg ins öffentliche Leben Rom's."

  • "Salve, Decimus Crassus" grüßte Macer zurück und nahm sich einen Moment Zeit, die Vorstellung zu verarbeiten und alle wichtigen Informationen zu erfassen und zu verinnerlichen. "Ah, auf Empfehlung von Meridius? Du bist einer seiner Klienten?" Macer hatte schon länger nicht mehr ausfühlich mit Meridius gesprochen und war daher nicht vorgewarnt, dass er ihm einen Bewerber schicken würde. Aber das störte ja nicht.

  • "Senator Meridius schlug mir diesen Posten lediglich vor, er erzählte auch er kenne euch. Einer seiner Klienten bin ich nicht, ich bin erst kürzlich in Rom angekommen und habe mir deshalb darüber noch keinen Kopf gemacht."


    Dies war wohl die Wahrheit. Ein Empfehlungsschreiben oder dergleichen hatte Crassus nicht dabei. Nachdem der Senator ihm einige Vorschläge unterbreitet hatte, entschied sich Tiberius für das Sinnvollste. In diesem Fall war es die Wasserversorgung, die für Rom und alle anderen größen Städte des Imperium Romanum unabdinglich war.

  • Wo er etwas länger über seine eigene Frage nach dem Klienten nachdachte, wurde Macer auch klar, dass sie nicht sonderlich sinnvoll war. Imemrhin war der Mann ein Decimer und daher vermutlich mit Meridius verwandt, wenn auch eventuell über mehrere Ecken.


    "Nun, dann nimm' doch mal Platz", ordnete Macer das Gespräch erst einmal und deutete auf einen freien Platz auf der anderen Seite des Tisches. "Fangen wir von vorne an. Wo warst du denn bisher und was hast du dort gemacht?"

  • Tiberius bedankte sich höflich sich setzen zu dürfen und nahm dann Platz, ehe er sich Macer's Frage widmete.


    "Ich lebte in Griechenland, in Athen, bei meiner Mutter. Von meinem Vater wusste ich bis vor einigen Wochen nichts. Meine Mutter starb vor kurzem und so entschloss ich mich zusammen mit meiner Schwester nach Rom zu ziehen, um ein neues Leben zu beginnen."


    Crassus pausierte kurz, dies war jetzt der grobe Umriss seiner Geschichte. Nun würde er auf die Kleinigkeiten eingehen.


    "Wir lebten in gesitteten Verhältnissen, nicht arm und nicht reich. Da wir keinen Mann im Haus hatten, war ich dafür Ersatz und erledigte Aufgaben die mein Vater hätte erledigen müssen."


    Der junge Decimus ging nicht weiter darauf ein, schließlich konnte man sich ja denken, was für Aufgaben das waren.


    "Glücklicherweise blieb mir noch genug Zeit um mich anderen Dingen zu widmen. Ich studierte die Gesellschaftsordnung Rom's und befasste mich mit der Kultur. Umso erstaunter war ich natürlich, als ich erfuhr, dass ich gebürtiger Römer bin."


    Dies waren alles sicher nicht Dinge, die ihn gegenüber anderen für den Posten des Aquarius besonders empfohlen. Das wusste auch Tiberius. Und da er nicht gerne um den heißen Brei herumredete und Dinge schön redete, kam er schließlich zum Punkt.


    "Mit der Wasserversorgung selbst hatte ich bisher nur entfernt etwas zu tun. Ich wüsste nicht, was mich gegenüber anderen auf den ersten Blick besonders hervorheben könnte. Ich weiß lediglich, dass ich die Fähigkeiten und Möglichkeiten habe, Neues zu erlernen."


    Wahrlich, der Sohn des Verus war nicht auf den Kopf gefallen und so würde er mit ein wenig Hilfe diesen Posten sicherlich bewältigen können. Die Wasserversorgung war einer der wichtigsten Bestandteile Roms, aller großen Städte und so war sich Crassus seiner Verwantwortung bewusst, die er im Falle einer Annahme tragen würde.

  • Aufmerksam hörte Macer zu und machte sich dazu einige Gedanken. "Das hört sich nicht nach schlechten Voraussetzungen an. Eher danach, als wenn die Wasserversorgung nicht dein endgültiger Platz sein soll. Warum hast du dich für eine Bewerbung hier entschieden und was erwartest du für Aufgaben?" Falsche Erwartungen waren häufig der Grund für Enttäuschungen, gerade bei motivierten Männern. Und der Decimer erschien Macer durchaus ambitioniert.

  • Endgültigkeit war etwas, von dem Tiberius in seinen noch so jungen Jahren nicht allzu gerne Gebrauch machen würde.


    "Mich jetzt schon festzulegen, wäre ein Fehler. Das siehst du mir sicher nach, Curator Macer. Ich weiß nicht wohin mich die Zukunft führen wird, aber vorerst soll der Aquarius-Posten in Rom mein Weg sein."


    Crassus klang wie immer entschlossen. Er machte keine halbe Sachen, schon gleich gar nicht wenn es um seinen Lebensunterhalt ging.


    "Wie ich meines Wissens bereits erwähnte, machte mich Senator Meridius auf einen Posten in der Wasserversorgung aufmerksam. Ich denke es stellt eine gute und sinnvolle Aufgabe dar, für die Wasserversorgung hier in Rom zu sorgen. Schließlich wäre eine Metropole wie Rom ohne eine intakte Wasserversorgung gar nicht möglich, dann würden wir leben wie die wilden Barbarenstämme im tiefen Germanien."


    Der junge Decimus lächelte leicht und hoffte, dass er damit nicht etwas falsches gesagt hatte. So setzte er eher schnell wieder fort.


    "Ich denke ich werde mitunter dafür verantwortlich sein, dass die Bürger Rom's eine ordentliche und intakte Wasserversorgung genießen dürfen. So würde mich mein Weg wahrscheinlich zu den verschiedensten Haushälten führen."


    Damit hätte Tiberius wirklich kein Problem. Er ging gerne mit anderen Menschen um und scheute auch nicht die Öffentlichkeit.

  • Mit den Antworten konnte Macer mehr als zufrieden sein, denn der Bewerber machte eine entschlossenen und selbstbewussten Eindruck. Gleichzeitig war Macer schon ziemlich klar, dass der Mann nicht ewig bei der Wasserversorgung bleiben würde, sondern eine weitere Karriere anstrebte. Wenn man vorher wusste, auf was man sich einstellte, kam man später besser damit klar. "Nun, das klingt sehr überzeugend und wie ich sehe, hast du dich schon informiert. Ob du im Kundendienst eingesetzt wirst, wo du eng in Kontakt mit den Einwohnern kommst und das zu, Beispiel das Wassergeld eintreibst, kann ich nicht versprechen, denn die Aufgaben eines Aquarius sind vielfältiger. Wenn das für dich kein Hinderungsgrund ist, dann bist du mir als neuer Aquarius willkommen."

  • Tiberius lächelte, ein Hindernis stellte dies wirklich nicht da.


    "Nein Curator, das stellt in keinster Weise ein Hindernis oder dergleichen dar. Wie gesagt, ich lerne gerne dazu."


    Nachdem der junge Decimus als Aquarius anscheinend angenommen wurde, wollte er die Gunst der Stunde nutzen und gleich genaueres wissen.


    "Ich danke dir Curator. Achja, wie geht es jetzt weiter und was wird meine erste Aufgabe sein?"


    Vielleicht war diese Frage etwas voreilig und forsch, doch wollte er den Moment nutzen, wenn er schon mit seinen zukünftigen Vorgesetzten sprechen konnte. Zudem wollte er mit seiner neuen Arbeit möglichst schnell beginnen.

  • "Dann soll es so sein", stellte Macer fest. Die Cura Aquarum hatte damit einen neuen Mitarbeiter.


    "Was deine Aufgaben sind, klären wir am besten morgen. Dann ist dein erster Arbeitstag und ich habe bis dahin Zeit, ein wenig darüber nachzudenken." Immerhin konnte man nicht erwarten, dass er einen neuen Mitarbeiter aus dem Stand heraus in irgendeine Arbeit einführen konnte, ohne mit den zuständigen Fachleuten der Abteilungen zumindest kurz darüber gesprochen zu haben.

  • Macer war tatsächlich in seinem Büro und liess den Besucher eintreten. Freundlich blickte er den erst kürzlich eingestellten Aquarius an. "Salve, Decimus Crassus. Nimm' Platz. Du hast die ersten Arbeitstage gut überstanden?"

  • Tiberius trat ein, ebenfalls mit einem freundlichen Gesichtsausdruck.


    "Salve Curator! Ja, sehr wohl. Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit."


    Crassus wollte sofort auf den Punkt kommen und setzte deshalb umgehend fort.


    "Ich bin allerdings gekommen, da ich ein anderes Anliegen habe und hoffe bei dir Unterstützung zu finden. Es geht um das Wagenrennen, dass der Cursus Deorum in einigen Tagen organisiert. Jeder Bürger darf teilnehmen und es ist außerdem ein erhebliches Preisgeld ausgeschrieben. Ich möchte gerne am Rennen teilnehmen, allerdings fehlt mir ein Zweiergespann. Mir kam zu Ohren du wärest ein begeisterter Verfolger des Rennsports und ich hoffte bei dir Hilfe zu finden. Könntest du gegen Bezahlung ein Zweiergespann für mich organisieren? Meines Wissens findet das Rennen schon am 15. Oktober statt."

  • "Das Wagenrennen des Cultus Deorum, ja, ich hörte davon", antwortete Macer. Als Princeps Factionis der Russata und regelmäßigem Leser der Acta Diurna wäre es auch ziemlich peinlich gewesen, von dem Rennen noch nichts gehört zu haben. "Ich hatte auch für meine Factio Russata daran gedacht, aber leider haben wir keinen Fahrer, der jung genug ist. Unser jüngster Fahrer ist 23, das wäre zu alt. Aber es gäbe sicher eine Möglichkeit, einen jüngeren Fahrer irgendwo aufzutreiben." Wenn er sich gut schlug, würde die Russata diesen Fahrer dann vielleicht unter Vertrag nehmen können. Auf die Bezahlung ging er nicht weiter ein. Wenn er dem Decimer half, dann wegen des Rennens und nicht gegen Geld.

  • Tiberius konnte Macer zwar folgen, erwartete aber am Ende eine direktere Antwort auf seine Frage. Wollte der Curator wohl, dass der Decimus für die Russata fahren würde? Crassus war etwas verwirrt. Auch wenn er noch nicht lange in Rom war, hatte er bereits ein kleines etwas vom Rennsport und den Factiones aufschnappen können. Unter anderem kam ihm zu Ohren, dass die Factio Aurata die eigentliche Factio der Gens Decima war und ihr auch sein Vater, Decimus Verus, beiwohnte. Der Curator war ein wichtiger Mann und war doch sicherlich in solche Themen involviert? Oder nicht? Crassus konnte auf jeden Fall nicht nachvollziehen, auf was genau Spurius anspielte.


    "...Entschuldige Curator...aber, was genau willst du mir damit sagen?"

  • Eigentlich dachte Macer, dass er sich ziemlich deutlich ausgedrückt hatte. Immerhin hatte er nur wenige Sätze gesagt und den Rest erstmal unausgesprochen gedacht. "Nun, ich kann dir nicht sofort einen Fahrer zur Verfügung stellen, ohne selber einen suchen zu müssen. Alle Fahrer, auf die ich sofort Zugriff habe, sind zu alt. Aber wahrscheinlich habe ich bessere Kontakte in der Rennsportszene als du, so dass sich etwas arrangieren lassen sollte. Bis wann brauchst du eine Antwort?"

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