[Officium] Curator Aquarum

  • Vestinus freute sich über die Zusage und hoffte die Probezeit zu bestehen.


    „Du wirst es nicht bereuen ehrenwerter Curator Aquarum.“


    Vestinus wollte gerade kehrt machen und gehen, als ihn die letzte Frage wie ein Fausthieb im Nacken traf. Er überlegte angestrengt und murmelte erst ganz leise eine Zahl, ehe er den Mut fand und schließlich: „Neun...*“ sagte.


    „Wo soll ich mich morgen einfinden? Hier im Büro?“

  • "Korrekt", bestätigte der Curator Aquarum die Zahl. "Und welches dieser Aquädukte ist das längste?" fragte er weiter, ohne auf die anderen Fragen einzugehen. Offenbar wollte er noch abprüfen, was sein neuer Mitarbeiter alles schon wusste und wie weit er noch eingearbeitet werden musste.

  • "So ist es", bestätigte der Curator Aquarum und schien nun zufrieden zu sein. An Grundwissen über die Versorgung der Stadt mangelte es dem neuen Mitarbeiter offenbar nicht.


    "Dann sehen wir uns morgen. Komm' wieder hierher. Wir gehen dann gemeinsam los."

  • Zitat

    Original von Narrator Italiae
    "So ist es", bestätigte der Curator Aquarum und schien nun zufrieden zu sein. An Grundwissen über die Versorgung der Stadt mangelte es dem neuen Mitarbeiter offenbar nicht.


    "Dann sehen wir uns morgen. Komm' wieder hierher. Wir gehen dann gemeinsam los."


    "Ja gut. Bis Morgen, Vale!"


    Vestinus verließ pfeifend das Gebäude.


    -------- Am nächsten Tag ------------


    Frisch rassiert stand Vestinus vor dem Büro und wartete auf seinen Vorgesetzten. Er konnte es kaum noch erwarten endlich los zu legen.

  • "Guten Morgen!", grüßte der Curator Aquarum aufgeräumt, als er auf seinen neuen Mitarbeiter traf. "Wie angekündigt teile ich dich der Abteilung für Aquädukte zu. Wir gehen gleich mal raus zu einer der Kontrollstuben im Stadtgebiet, da steht nämlich gleich ohnehin eine Besprechung auf dem Plan. Dann kann ich dich dort mit deinen neuen Kollegen bekannt machen. Oder hast du vorher noch Fragen oder Anliegen, die wir unter vier Augen klären müssen?"

  • „Guten Morgen, Curator Aquarum...“ grüßte Vestinus fast schon etwas überschwänglich und ging auf seinen Vorgesetzten zu. „Abteilung für Äquädukte... Kontrollstuben im Stadtgebiet...“ wiederholte er, als müsse er sich im Kopf Notizen machen. „Keine Fragen und keine Anliegen, Curator Aquarum.“ Vestinus freute sich bereits auf seinen ersten Arbeitstag und konnte es kaum erwarten, am Abend alles Centho zu erzählen. Obwohl dieser den Alltag eines Aquarius besser kannte als Vestinus selbst.

  • "Das ist gut. Dann komm' mal mit." Es ging nach Norden, die Via Lata entlang. "Aktuell stehen Maßnahmen an der Aqua Virgo an", erklärte der Curator das Ziel. "Eines der kürzeren Aquädukte. 18 Haupt- und Nebenverteiler, versorgt die Regionen VII, IX und einen Teil von Transtiberim", zählte er auf dem Weg die wichtigsten Fakten auf, bis sie das Baubüro erreichten.


  • An: Oberaufseher der Aquädukte Roms
    Von: Aquarius Iulius Vestinus



    Betreff: Schlechter werdende Wasserqualität der Aqua Anio Vetus.



    Ehrenwerter Curator Aquarum, bereits seit einer Woche häufen sich auf meinem Tisch die Berichte von der schlechter werdende Wasserqualität des Aqua Anio Vetus. Obwohl jene Leitung für ihr recht schlammiges Wasser bekannt ist, habe ich Untersuchungen angeordnet. An mehreren Stellen der Stadt wurden Proben entnommen, welche wesentlich mehr Ablagerung pro Gefäß hinterließen, als noch vor fünf Wochen. Da es die letzten Wochen kaum geregnet hat, können wir den Regen als Grund für die schlechte Qualität ausschließen. Die Stelle, welche die Verunreinigung zulässt, muss daher außerhalb vom Rom zu finden sein.


    Mit deiner Erlaubnis würde ich der Sache gerne nachgehen und bitte um einen zusätzlichen erfahrenen Bautrupp.


    P.S. Die schlechter werdende Wasserqualität bedroht laut Angaben des Zuständigen Auquarius Felix, weder die Gesundheit noch das Leben der Bürger.


    Vale,
    Aquarius Iulius Vestinus


    ANTE DIEM XIV KAL IUN DCCCLX A.U.C.

  • Es war nicht lange, nachdem ich in Rom eingetroffen und mich in der Casa Prudentia eingenistet, dass ich meine Schritte gen Basilica Iulia lenkte. Mit der Hilfe meines Stockes, den ich zu dem treuesten meiner treuen Eigentümer zählte, machte das leidige Bein auch keine Anstalten, sich ungezogen zu benehmen, und ich war nicht eingeschränkt in meinem Handeln oder meinen Worten durch Schmerz, der aus meinen Extremitäten schoss.


    Der Weg zum Officium des Curator Aquarum war schnell erfragt, und sowie ich die Türe zum Amt gefunden, verwendete ich auch die linke, also die nicht den Stock haltende, Hand, um anzuklopfen, in der frommen Hoffnung, der obriste Wasserbeauftragte wäre hier, um mir weiter zu helfen in meinen durchaus als karrieristisch zu bezeichnenden Bestrebungen.

  • Sowie mir das Eintreten in persona erlaubt ward, veranlasste ich durch einen gezielten Schubs die Türe dazu, aufzuschwingen, woraufhin ich eintrat – unspektakulär, es tut Not, dies zuzugeben, schließlich bewegte ich mich doch nur kraft meines Stockes vorwärts, jedoch mit ungebrochener Entschlossenheit.


    Salve, Curator. Mein Name ist Prudentius Spurinna. Ich würde gerne mich um eine Stelle als Aquarius bewerben.


    Simpel, schlicht und ergreifend, so hatten Worte eines wahren, sich selbst treu bleibenden Mannes im besten Alter zu sein.

  • "Salve, Prudentius Spurinna!", grüßte der Curator Aquarum zurück und musterte den Mann. Auf den ersten Blick musste er sagen, dass ihm dieser für einen Bewerber um eine Stelle recht alt vorkam. Auf einen Stock gestützt war hier noch keine herein gekommen. Nun war der Curator Aquarum selber auch nicht mehr der jüngste, so dass er sich kein abwertendes Urteil über das Alter erlauben konnte, aber bemerkenswert war die Tatsache in seinen Augen schon. "Nimm Platz! Was veranlasst dich zu der Annahme, dass die Aufgaben eines Aquarius gerade zu dir gut passen?" begann er das Gespräch dann wie üblich.

  • Mein Dank gilt dir.


    Ich erfasste einen Stuhl und ließ mich auf ihn hernieder, ohne indes den Stock loszulassen. Erst, als dies getan, lehnte ihn in an den Tisch hinan, als ob ich mich schon in rein räumlichem Ausmaß schon von ihm distanzieren wollte.


    Warum es zu mir passen würde? Wisse, Senator, ich habe in meinem Leben einiges an Möglichkeiten gehabt, mich mit dem hochlobenswerten Ingenieurswesen und der Architektur zu befassen. Bislang fehlte es mir an Gelegenheit, mein Wissen vermittelst eines Kurses der Schola Atheniensis unter Beweis zu stellen, jedoch bin ich mir sicher, jegliche Fragen, die du zu jener Materie an mich hast, ausreichend beantworten zu können.


    Ich unterdrückte ein Husten, welches seinen Weg sich aus meinem Organen herauzueilen versuchte.


    In meiner Heimat Cemenelum schon studierte ich die Aquädukte. Du wirst dich fragen, wieso ich, wenn ich schon immer mich für Aquädukte interessierte, einen diesbezüglichen Beruf nie früher ergriff? Nun, ich war immer mit etwas anderem beschäftigt – Lokalpolitik, Familie, meine Betriebe in Alpes Maritimae. Doch nun habe ich der Stadtpolitik abgeschworen, meine Betriebe veräußert... und meine Familie, das ist jene, die ich nun hier habe. Ich habe wieder Zeit und Muße. Und wie könnte ich sie besser einsetzen als zum Wohle Roms?


    Gewisslich sprach in einem solchen Ton nur einer, der überzeugt war von seinen Fähigkeiten – ich war dies. Neugierig schaute ich auf den Curator.

  • Die Geschichte des Mannes hörte sich an wie die Geschichte vieler Männer in seinem Alter. Der einzige Unterschied war, dass der Curator Aquarum bisher noch keine gehört hatte, die mit einer Anstellung als Aquarius geendet hätte. "Wohl wahr, sich für Rom einzusetzen ist immer ein gutes Ziel", stimmte er zu. "Das Amt eines Aquarius ist allerdings nicht gerade eines, dass ich einem erfahrenen Mann ans Herz legen würde, der seine Muße sinnvoll nutzen möchte. Ich kann mir schon vorstellen, dass du mir bei der Eintreibung der Wassergebühren eine große Hilfe sein könntest, aber das hat recht wenig mit Ingenieurskunst zu tun." Ein Mann in respektablem Alter, mit Erfahrung in Politik und Wirtschaft, war dafür dagegen in der Tat eine ziemlich gute Besetzung. Dass er andersherum einen Mann, der am Stock ging, bei der Wartung von Aquädukten nicht gebrauchen konnte, führte der Curator Aquarum dagegen aus Höflichkeit nicht direkt aus.

  • Ich ließ die Worte des hochlobebären Senatoren mir durch den Kopf gehen. Für Ingenieursaufgaben wollte er mich nicht heranziehen, er hielt mich jedoch für Verwaltungsaufgaben geeignet? Nun denn, es galt, jeden Strohhalm zu fassen, der einem hingereicht ward. Schließlich konnte ich noch immer später in die Ingenieurskunst einsteigen, wenn es sich denn ergab. Zuerst würde ich jedoch nur die Eintreibung von Wassergeld mir aufwälzen, was mich mitnichten störte.


    Als Lokalpolitiker in der Stadt Cemenelum war ich ja tätig, wobei ich auch mit Geld gehandhabt. Ich bin mir sicher, dass ich mit diesen Erfahrungen Wassergeld gut eintreiben kann, wie auch Verwaltungsaufträge erfüllen. Vielleicht hast du recht, Senator, und die Montagearbeiten sind für jüngere Männer. Nichtsdestotrotz, ich halte mich noch für recht rüstig. Mein Stock entstammt übrigens nicht meiner Gebrechlichkeit, vielmehr einem Jagdunfall vor drei Jahren.


    Dies aufzuklären wollte ich noch tun.


    Aber ich wäre gerne bereit, diesen Aufgabenbereich zu übernehmen.


    Vielleicht würde er tatsächlich mich zum Aquarius ernennen, was wohl das höchste Amt wäre, was ich jemals erreicht. Meine Frau Albinovana würde stolz sein auf mich, sodenn sie noch lebte.

  • "Waghalsige Montagearbeiten machen die Aquarii ohnehin nicht selber. Dafür beauftragen wir Unternehmer. Wir führen nur die Planungen aus und haben die Bauaufsicht inne", nutzte der Curator Aquarum die Gelegenheit, ein immer wieder gerne gesehenes Bild gerade zu rücken. "Aber wie dem auch sei, dein Aufgabenbereich ist ja nun wie gesagt ein anderer. Ich erwarte dich übermorgen früh, dann gebe ich dir eine Einweisung in deine Aufgaben und stelle dich deinen Kollegen vor."

  • Um so besser! Um so besser!


    Meine Stimme ließ ich erdröhnen, um meine Zustimmung ob dieser Situation auszudrücken. Und tatsächlich, es ward eingetreten das, was nie ich mir erwartet – ich war Aquarius. Der Curator stellte nicht einmal allzu forschende Fragen, gewisslich suchte man eher Aquarii, als dass sich Leute in massenhaften Mengen um einen frei gewordenen Posten bemühten.


    Sehr wohl. Übermorgen früh werde ich wieder hier sein. Ich danke! Vale!


    Aquarius, ich war Aquarius, Behüter des Wasserwesens! Oh Iuppiter, dem der Regenfall obliegt, bewahre das Wasserversorgungsnetz Roms, dessen Teil ich nun darstellte!


    ~~~~~~~


    2 Tage später war es, dass ich wieder zum Curator Aquarum kam, selbstredend wieder mit meinem getreuen und wohlehrwürdigen Stock. Ich hub an, anzuklopfen, und trat ein, als ich ein Herein zu erlauschen vermeinte. Markant ließ ich den Stock am Boden tocken, während ich schritt, ungebeugt von meinem Alter, nur von meinem vermaledeiten Unfall damals.


    Salve, Curator Aquarum. Hier bin ich, wie anbefohlen.

  • "Guten Morgen", grüßte der Curator aufgeräumt, als hätte er am Vortag einen sehr schönen Abend verbracht. "Dann wollen wir uns mal frisch ans Werk machen. Nimm Platz." Er schob noch ein paar Wachstafeln und andere Dinge ein bisschen auf dem Tisch hin und her, dann blickte er seinem neunen Mitarbeiter ins Gesicht. "Wassergeld - das wird dein neuer Aufgabenbereich sein. Was weißt du schon darüber?" erkundigte er sich, um nicht bei Romulus und Remus anfangen zu müssen, wenn der Mann schon Vorwissen hatte.

  • Herzlichen Dank, Curator.


    Vorsichtig tat ich, wie geheißen, und begab mich zum Stuhle, um mich niederzusetzen. Die gute Lauene merkte man dem Senator an, mir hingegen wohl ein gewisses Maß an Angespanntheit.


    Wassergeld.


    Was behauptete ich darob zu wissen? Kurz grübelte ich, ehedem ich zu einem Entscheid kam.


    Es ist nun so, dass die Höhe des Wassergeldes nicht nach der Menge des tatsächlich konsumierten Wassers abhängt, sondern einzig und alleine an der Größe des Anschlusses. Der Anschluss, das ist ein Flansch, der dergestalt vor einem Wasserzugang zu platzieren ist, dass er fest sitzt und nicht zu entfernen ist. Zudem ist der Flansch aus... war es Bronze? Ich denke schon. Ein hartes Metall, sodass es nicht zu zerstören sein kann.


    Ich nickte in mich hinein.


    Gewisslich muss regelmäßig ein Aquarius um die Häuser geschickt werden, zum Behuf der Eintreibung des Wassergeldes. Selbstredend ist der zu zahlende Betrag höher, je größer das Loch ist am Wasseranschluss ist – was sich ja auf die Menge des fließenden Wassers auswirkt.


    In unserer Wasser freizügig verschwendenden gesellschaft waren deshalb auch keine Hähne nötig, wiewohl man jene aus Einrichtungen kannte, die Überschwemmungen zu vermeiden suchten.

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