Audienz für den Botschafter von Tylus


  • Der Magister Domus Augusti kam in Begleitung eines weiteren, ausländisch aussehenden Mannes in die Aula Regia. Zu einem der Palastdiener sagte er:
    “Teile dem Imperator Caesar Augustus mit, dass der Botschafter des Köngreichs Tylus hier ist. Er möchte ihm ein Schreiben seines Königs Tiberius Annius Otho I. überreichen.“

  • Wieder ist es ein eher protokollarischer Termin des politischen Alltags, der den Kaiser in die Aula Regia holt, um persönlich ein Schreiben entgegen zu nehmen.


    "Ich grüße dich und stellvertretend auch deinen König. Was schreibt man mir aus Tylus und was spricht man dort über Rom?"

  • Als der König eintrat verneigte sich der Botschafter tief. Hier galten schliesslich die Regeln Roms, so wie in Tylus die Regeln aus Tylus galten.


    Erhabener Imperator, Kaiser des mächtigen Imperium Romanum, ich grüsse euch im Namen eures Freundes, meines Königs.


    Diesen Brief habe ich von ihm aus Tylus erhalten und übergebe ihn euch ungeöffnet, wie es mein König wünschte.


    An meinen Freund, den Kaiser des mächtigen Imperium Romanum, salve!


    Beunruhigende Dinge wurden mir zugetragen aus Roma, mein Freund. So soll es neuerdings nicht nur einzelne Senatoren geben, welche leise eine Übernahme meines Reiches durch dich wünschen, sondern sie fordern dies, so wird mir berichtet, bereits lautstark im Senat und werden in der Öffentlichkeit durch den amtierenden Volkstribunen unterstützt. Diese Entwicklung und der noch immer nicht wirklich aktiv besetzte Posten eines Botschafters in Tylus erschrecken mich und veranlassen mich zum Schreiben dieses Briefes.


    Mein Freund, ich hoffe sehr, dass du in kurzer Zeit einen wirklich aktiven und fähigen Botschafter für dein Reich zu mir nach Tylus schicken kannst. Sollte es keinen solchen Mann geben, so wäre ich froh, wenn wir einen anderen Weg finden würden unsere andauernde Zusammenarbeit zu stärken und den Willen dazu auch in deinem Volk zu stärken.


    Ich hoffe, mein Botschafter wird dir mögliche Fragen zu deiner Zufriedenheit beantworten können und wünsche dir den Segen deiner Götter, dein Freund, Tiberius Annaeus Otho I, König von Tylus

  • Der Kaiser nimmt sowohl den Brief als auch die Begrüßung entgegen und studiert dann den Inhalt der Schriftrolle.


    "Tylus ist gut informiert, was in Rom in der Curia und auf dem Forum gesprochen wird. Ebenso gut sollte dein Land darüber informiert sein, was hier auf dem Palatin gesprochen wird. Es liegt nicht in meinem Interesse, Tylus meinem Imperium hinzu zu fügen, auch wenn das Volk gerne darüber debattiert.


    Das Volk möchte auch, dass ich Parthia unterwerfe und Germania bis zu den östlichen Flüssen erobere. Und doch kann ich nicht alles gleichzeitig tun."


    Der Kaiser legt die Schriftrolle beiseite, nimmt Platz und bietet seinem Gast ebenfalls einen an.


    "Ich nehme an, dass Tylus die Senatsdebatte um einen Botschafter nicht entgangen ist und die in diesem Brief geäußerte Bitte daher nicht aus Zufall gerade jetzt vorgetragen wird."


    Ein Seitenblick trifft den Magister Domus Augusti, den der Kaiser mit entsprechenden Erkundigungen beauftragt hatte.


    "Es wurde der Name von Helvetius Tacitus ins Spiel gebracht, dessen Ruf nach seiner Amtszeit als Aedil jedoch keineswegs unbeeinträchtigt ist."

  • Der Botschafter setzte sich auf die Einladung des Kaisers hin.


    Imperator, wir versuchen gut informiert zu sein, das ist wahr, und wir haben gute Bedienstete, welche ihre Arbeit sorgfältig erledigen und Reden mitschreiben, respektive Gerüchte und Diskussionen sammeln.


    Aus diesem Grund bin ich sehr erfreut zu hören, dass es nicht in eurem Interesse liegt, unser Land zu erobern.


    Wie gesagt, wir sind hoffentlich richtig informiert, auch über diese andere Debatte, welche ihr ansprecht und sicher spielte diese auch eine Rolle in der Korrespondenz, welche sich zwischen Tylus und mir in den letzten Monaten abgespielt hat. Doch auch der Besuch des Magister Domus Augusti bei mir und seine Informationen, respektive Ankündigungen, haben mich bewogen, diese Audienz zu suchen. Er wird dir mitgeteilt haben, dass ich genau diese Bedenken geäussert habe, als er mir jenen Namen nannte.

  • Der Magister Domus Augusti lauschte den Worten des Kaisers sowie denen des Botschafters ohne eine merkliche Reaktion.
    Dann jedoch meldete er sich doch zu Wort:
    “Wobei ich bezüglich des genannten Namens ausdrücklich darauf hingewiesen habe, dass er noch keineswegs als designierter Botschafter des Imperiums anzusehen ist.“


    Aelius Quarto wollte jeden Eindruck vermeiden, Tylus könne bei Personalentscheidungen des Kaisers mitbestimmen. Ebenso hieß es eine Situation zu vermeiden, in der eine offene Meinungsverschiedenheit zwischen den Ländern zutage treten konnte.

  • Das ist richtig, es wurde ein Name genannt, welcher aber noch lange nicht diese Position innehat.


    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass mein König in seinem Schreiben angedeutet haben könnte, er wolle in dieser Entscheidung mitreden.

  • “Das wollte ich auch gewiss nicht zum Ausdruck bringen, Botschafter. Du selbst sagtest mir bei unserem Gespräch in Ostia schließlich, dass Tylus jede Entscheidung des Imperator Caesar Augustus als gute Wahl annehmen würde, was von unserer Seite selbstverständlich als Beweis des tiefen Vertrauens zwischen Tylus und Rom aufgefasst wird.


    Dennoch ist es natürlich von Interesse, wie man im Praetorium Regni Tyli über die Person des ehemaligen Aedils denkt.“

  • Der Kaiser lächelt freundlich zu dem Disput der beiden Männer.


    "Meine Herrn, ihr braucht keine Rätsel zu raten. Der König von Tylus äußert sich in diesem Brief zu gar keinem konkreten Namen. Er bittet lediglich um einen aktiven und fähigen Botschafter.


    Die Bedenken gegen den eben genannten Kandidaten scheinen jedoch auf allen Seiten vorzuliegen. Sowohl von meiner, als auch der Seite des Senates und auch von Seiten Tylus'. Wir sind noch weit von einer Entscheidung entfernt.


    Gleichwohl bittet der König um eine Lösung, wobei er andere Wege als die Ernennung eines Botschafters ausdrücklich als denkbar bezeichnet."

  • Gut, ich bin froh, dass uns überhaupt die Chance gegeben wird, unsere Meinung zu äussern.


    Wie gesagt werden wir jede Entscheidung akzeptieren, doch würde es uns sicher interessieren, welche Gründe es denn gibt, die für den genannten Mann sprechen.


    Und, oh Imperator, natürlich auch, was wir gegen die Strömung im Volk, angeheizt durch die Reden des Volkstribunen, unternehmen können und sollen.

  • Die letzte Frage schieb der Kaiser rasch beiseite.


    "Das Volk sehnt sich nach Taten. Die letzten Spiele sind wohl schon wieder zu lange her, die Ereignisse in Hispania nicht einfach zu verstehen und an der germanischen Grenzen, an der es zuletzt rumorte, ist es ruhig. Früher oder später wird es ein anderes Thema finden."


    Dass dieses möglicherweise eine teilweise verschwundene Getreidelieferung war, will der Kaiser dem Botschafter allerdings nicht direkt sagen.


    "Die Gründe, die für einen Botschafter sprechen, werden dann mitgeteilt werden, wenn er ernannt ist. Wir werden niemand ohne eine solche ausdrückliche Empfehlung nach Tylus schicken."

  • "Keineswegs, denn noch schneller hättest du den Brief deines Königs kaum übergeben können."


    Trotzdem erhebt sich der Kaiser und beginnt mit der Verabschiedung. Er gibt dem Magister Domus Augusti ein Signal, dass er den Raum zwar wie üblich verlassen würde, den Magister aber trotzdem gleich hier noch kurz zu sprechen wünscht. Dann wendet er sich wieder an den Botschafter.


    "Ich nehme an, du wirst deinen König über dieses Gespräch unterrichten. Ich werde selber einen Brief aufsetzen, sobald ich Neues mitteilen kann."

  • Wenig später treffen der Magister Domus Augusti und der Kaiser zu einer Nachbesprechung zusammen.


    "Helvetius Tacitus können wir streichen. Der Senat konnte sich nicht zu ihm durchringen, ich hatte Bedenken und Tylus teilt diese Bedenken. Der Mann wäre demontiert, bevor er anfängt.


    Wir brauchen einen anderen Namen oder eine andere Lösung. Tylus schließt das nicht aus, aber ich weiß nicht, wie die aussehen soll."

  • “Ich bedaure es sehr, denn ich hätte bei ihm die Hoffnung gehabt, dass er gerade Aufgrund seiner jüngeren Vergangenheit bei dieser Aufgabe besonders engagiert zu Werke gegangen wäre. Aber du hast sicherlich Recht und die Reaktion des Botschafters sollten wir nicht ignorieren. Es ist schon schlimm genug, dass sich scheinbar einige Männer auf Kosten der römisch-tylusischen Beziehungen profilieren wollen. Ein denkbar schlechtes Thema!


    Wer wäre ansonsten als Botschafter in Tylus geeignet…?“


    Aelius Quarto kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. Ihm wollte auf die Schnelle niemand einfallen, der sich da wirklich aufdrängte.

  • "Ich weiß auch keinen Namen, der sich unbelastet ins Spiel bringen lässt.


    Hätte der Senat sich darauf einigen können, Helvetius Tacitus mit beschränken Aufgaben zu schicken, wäre es einfacher gewesen."

  • “Ja, dass stimmt und ich hatte mich auch dafür ausgesprochen. Leider fand dies keine Mehrheit. Ich glaube ein Grund dafür war, dass ein Teil der Senatoren der Auffassung war, der Senat würde damit etwas entscheiden, was außerhalb der ihm gewährten Befugnisse liegt.“

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