• Während sein Sklaven weiterhin die Stellung im Büro hielt und die Aufsicht führen würde, verließ Macer mit Annaeus Galba den Raum und lenkte seine Schritte in etwas ruhigere Gegenden.


    "Ein Tribunat sollte also in deinem Weg auftauchen? Da könnte es dir dann ja fast passieren, dass dein Onkel dein Vorgesetzter ist. Ein Tribunat bei der Flotte wäre als erster Militärposten nämlich nicht unüblich."


    Wobei die Frage wäre, ob Florus dann noch bei der Flotte war, denn bis zum ersten Tribunat würde noch eine Menge Zeit vergehen.


    "Dann müsstest du erst einmal schauen, dass du Ritter wirst. Bist du schon im Ordo Equester? Was macht dein Vater?"


    Hätte Macer nun seinen Begleitsklaven für öffentliche Auftritte dabei gehabt, der ihm bei seinem schlechten Personengedächtnis tatkräftig unterstützte, hätte er sich einen Teil der Fragen vermutlich sparen können. Aber der beaufsichtigte ja gerade das Aufsammeln der Schriftrollen im Büro.

  • Hier war es wirklich viel ruhiger wie in dem noch nicht fertig eingerichteten Büro. Galba schritt neben dem Curator her.


    Ja, ein Tribunat sollte schon auf meinem Weg auftauchen.Aber ich bezweifle doch etwas, dass sich die Wege von meinem Onkel und mir so schnell kreuzen werden.
    Galba lachte.
    Es dürfte doch einige Zeit bis zu meinem ersten Tribunat vergehen. Ich bin zwar sehr ehrgeizig, aber so schnell dürfte selbst ich nicht sein.


    Du fragst nach meinem Vater? Leider ist er schon vor einiger Zeit gestorben. Die Götter haben ihn viel zu früh zu sich gerufen.
    Im Ordo Equester bin ich leider auch noch nicht, es dürfte bestimmt schwer sein in den Ordo zu gelangen, oder nicht?


    Galba hatte Fragen über Fragen, aber er wollte auch nicht zu aufdringlich erscheinen.

  • "Oh, das tut mir leid", antwortete Macer, als er vom Tod von Annaeus' Vater erfuhr. Er konnte sich auch nicht erinnern, einmal mit Florus über dessen Bruder gesprochen zu haben.


    "Dass du nicht im Ordo bist und dein Vater nicht mehr lebt, macht es in der Tat schwieriger", setzte er das Gespräch dann möchlichst rasch sachlich fort. "Du wirst darauf warten müssen, selber vom Kaiser zum Ritter erhoben zu werden. Du brauchst dazu die richtigen Kontakte, gute Empfehlungen und gewisse finanzielle Möglichkeiten gehören auch dazu."


    Wenn man das so alles auf einmal aufzählte, hörte sich die Hürde wirklich enorm hoch an, wurde Macer klar. Einen Moment lang dachte er zurück, wie es bei ihm gewesen war und stellte dann fest, dass die Situation kein bisschen vergleichbar war. Vergleichbar war wohl nur, dass man ihm früher geholfen und ihn gefördert hatte und dass Annaeus Galba nun auch nach jemandem suchte, der ihm half und ihn förderte.


    "Besitzt du irgendwo Eigentum? Einen Betrieb oder verpachtetes Land?"

  • Das die Hürden, die sich nun vor ihm auftaten, so hoch sein würden hätte er nicht gedacht. Von diesen Aussichten war er kurz tief getroffen, aber das lies er sich nicht anmerken. Er war ein sehr ehrgeiziger Mann und er wusste, mit viel Einsatz konnte er auch diese Überwinden.
    Galba strich sich über sein Kinn.


    Das sind natürlich weniger schöne Aussichten! Ich bin aber sicher, dass ich diese Hürden auch meistern werde, wenn mir die Chance dazu gegeben wird.
    Leider sind meine finanziellen Mittel zur Zeit nicht die besten und ich besitze weder einen eigenen Betrieb noch verpachtetes Land


    Er wusste, dass das ein sehr schlechter Start für seine Karriere war und er versuchte seine Niedergeschlagenheit darüber zu überspielen.

  • "Rom bietet jedem eine Chance", meinte Macer aus Überzeugung. "Es hat nicht der Sklave die Chance, Kaiser zu werden, aber jeder wird seiner Karriere seinen Fähigkeiten entsprechend nachgehen können, wenn er sich anstrengt.


    Aber es wird natürlich nicht leicht für dich, das solltest du bedenken. Man braucht einen gewissen Besitz, um zum Ritter erhoben zu werden. Den müsstest du dir erstmal erarbeiten, denn ich bezweifle, dass ihn dir jemand schenken wird."


    Macer machte dabei keineswegs ein hoffnungslosses Gesicht, denn seltsame Wendungen konnten immer wieder passieren und so soll schon mancher unverhofft zu Reichtum gekommen sein. Arbeit war allerdings der bei weitem häufigere Weg.

  • Obwohl es nicht so einfach werden würde, wie Galba es sich erwünscht hatte, strahlte Macer einen Funken Optimismus aus. Das machte ihm neue Hoffnung.


    Ja, in der Tat leicht wird es wahrlich nicht, aber .... von neuem Optimismus beflügelt, ballte er eine Faust und schlug sich leicht gegen seine Brust ...das ist eine neue Herausforderung für mich, der ich mich stellen werde und ich bin sicher ich werde es schaffen. Sofern die Götter auf meiner Seite sind!


    Galba schaute dem Curator in die Augen


    Aber sag Purgitius Macer, was soll ich nun am besten als nächstes machen? Soll ich mich nach einer Anstellung umschauen oder soll ich mich lieber bei der Armee melden?

  • Den offen gezeigten Ehrgeiz des Mannes fand Macer gut, sofern er nicht nur gespielt war. Aber er sah keinen Grund, warum er ihm etwas vorspielen sollte.


    "Nein, zur Armee zu gehen wäre der falsche Weg. Deine Bildung ist zu gut, um dich 20 Jahre zu verpflichten und von einem Ende des Imperiums ans andere versetzt zu werden." Es kam nicht häufig vor, dass Macer, der immerhin selber gerne beim Militär gewesen war, eine solche Empfehlung gab.


    "Du musst dir einen Verwaltungsposten suchen. Nicht als anonymer Scriba irgendwo, das wäre zu gering, um größeres zu starten. Vielleicht als persönlicher Sekretär einer hochstehenden Person."


    Macer hielt sich selber nicht unbedingt für wichtig genug, als dass ein Posten bei ihmd er richtige Anfang gewesen wäre. Obwohl er natürlich einen Scriba gebrauchen konnte, denn damit hatte er in seiner Zeit als Aedil nur gute Erfahrungen gemacht. Einen Moment fragte er sich, was Milo wohl eigentlich derzeit machte. Dann fiel ihm ein, dass er beim Cultus Deorum gelandet war.


    "Auf diesem Wege könntest du eine Empfehlung an den Kaiserhof erhalten, oder in den Stab eines Statthalters. Und dann geht der Rest fast von selbst, könnte man sagen. Wenn du erstmal die nötigen Kontakte hast, wirst du schon auf die richtigen Posten gesetzt werden."


    Einen Moment lang dachte er auch darüber nach, die Möglichkeit aufzuführen, ein florierendes Geschäft zu starten und so zu Geld und Ansehen zu kommen, aber ohne jede Grundlage ging das kaum und so ganz sah der junge Mann auch nicht danach aus, als wenn das das Richtige für ihn wäre.

  • Galba lächelte den Curator an.


    Ich bin dir sehr dankbar für deine Ehrlichkeit und für die Hilfe, die Du mir bietest. Du meinst also ich sollte mir einen Verwaltungsposten suchen? Daran habe ich auch als erstes gedacht, in Rom dürfte es ja genügend hochstehende Personen geben, wenn ich mich nicht täusche. Aber ob diese natürlich gerade eine Sekretär suchen ist fraglich.
    Kannst Du mir sagen wo ich diese Persönlichkeiten am besten treffen könnte? Oder gibt es gar hier eine freie Stelle?


    Er konnte es kaum erwarten seine Fähigkeiten unter Beweis stellen zu können. Galba wollte es sich und auch seiner Familie beweisen, dass er für mehr berufen war.

  • "Was meinst du mit 'hier'?" Macer blieb stehen und schaute sich neugierig um. "Also hier eher nicht, aber falls du meintest, ob ich einen Scriba suche: ja, suche ich. Aber bevor du mich fragst, was du als persönlicher Sekretär des Curator Aquarum tun müsstest, muss ich dir sagen, dass ich das Amt auch erst seit heute bekleide und noch nicht einmal alles weiß, was ich selber tun muss.


    Was natürlich im Ernstfall kein Hinderungsgrund sein würde."


    Macer hatte jedoch auch keineswegs vergessen, dass das Empfehlungsschreiben auch an Consular Hungaricus gerichtet war.


    "Warst du eigentlich schon bei Vinicius Hungaricus? Er wäre eine solche Persönlichkeit, auch wenn er derzeit kein aktives Amt ausübt. Und er kennt noch viel mehr wichtige Personen.


    Im Normalfall trifft man diese in den Thermen, auf dem Forum oder bei den großen festen. Aber ganz ohne Kontakt und Empfehlung sollte man so jemanden vielleicht nicht ansprechen."

  • Galba folgte amüsiert den Blicken des Curators und musste lachen.


    Naja also nicht jetzt direkt hier, ich möchte ja kein Gärtner werden. Ich dachte da eher an eine eventuelle Anstellung in einem der Ämter in der Basilica Iulia. Wenn Du jemanden suchst, dann wäre ich natürlich gerne eine Hilfe für Dich. Ich denke, dass Du doch ebenfalls zu einen der hochgestellten Personen von Rom gehörst.


    Erst als Macer den Senator Hungaricus erwähnte, kam ihm dieser wieder in den Sinn. Den hatte er schon beinahe vergessen.


    Nein den Senator Vinicius Hungaricus habe ich noch nicht aufgesucht. Wenn Du natürlich der Meinung bist, dass er mir mehr Möglichkeiten bieten könnte, dann sollte ich zu ihm gehen. Aber wie Du schon sagst sollte man so eine Persönlichkeit nicht direkt ansprechen.


    Galba überlegte


    Könntest Du mir, sofern Du es mir anraten würdest, so eine Empfehlung ausstellen bzw. einen Kontakt herstellen?

  • "Der Brief, den du mir zeigtest, war an ihn genauso adressiert wie an mich. Was du damit bei mir erreicht hast, dürftest du auch bei ihm erreichen."


    Dabei fiel macer ein, dass er den Consular selber auch noch einmal aufsuchen müsste. Aber dabei ging es um ganz andere Dinge.


    "Ansonsten werde ich natürlich gerne deinen Namen an entsprechender Stelle nennen, wenn ich von offenen Stellen höre. Bald sind wieder Wahlen zum Cursus Honorum, der eine oder anderen neue Amtsträger braucht erfahrungsgemäß danach einen persönlichen Sekretär. Das Gehalt wäre übrigens Verhandlungssache. Ich hoffe, dass du da einigermaßen geschickt bist."


    Ganz eigennützig hätte es Macer natürlich auch egal sein können, wenn er kein guter Verhandler wäre und dann für wenig Geld bei ihm anfangen würde. Aber er wollte dem Mann ja helfen.


    "Wo kann man dich eigentlich finden, wenn ich dir eine Nachricht zukommen lassen möchte?"

  • Wenn Du das machen würdest, wäre ich Dir natürlich sehr dankbar. Um mein Verhandlungsgeschick musst du dir keine Sorgen machen, darin bin ich sehr geübt.


    Galba dachte nach, wann denn die nächsten Wahlen anstehen würden.


    Eins interessiert mich noch, wann genau sind denn die nächsten Wahlen zum Cursus Honorum? Damit ich das etwas planen kann.
    Zu Deiner Frage, wo man mich finden kann. Ich bewohne zur Zeit eine Mietwohnung am Tiberufer, wenn Du mir eine Nachricht zukommen lassen willst.


    Der Curator hatte ihm bisher wirklich sehr viel weiter geholfen.


    Dann sollte ich mich jetzt mal auf den Weg machen, vielleicht bekomme ich noch heraus wo ich den Senator Vinicius Hungaricus finden kann.
    Ich habe Dir bestimmt schon zuviel Deiner kostbaren Zeit gestohlen.

  • "Wahltermin sind die NON FEB DCCCLVII A.U.C. (5.2.2007/104 n.Chr.)", gab Macer prompt zur Auskunft. Anders als Personennamen und ähnliches konnte er sich Termine nämlich sehr gut merken.


    "Am Tiberufer gibt es mehrere Mietswohnungen, da müsstest du schon etwas genauer werden."


    Als er dann die Adresse erfahren hatte, erklärte er noch rasch, wie man die Casa Vinicia am einfachsten fand.


    "Dort wird man dir zumindest fast jederzeit sagen können, wo sich der Consular aufhält."

  • Ich danke Dir sehr für Deine Zeit, die Du mir entgegengebracht hast und für Deine hilfreichen Auskünfte.


    Galba versuchte sich das Datum zu merken.


    Also am NON FEB DCCCLVII A.U.C. (5.2.2007/104 n.Chr.) sind die Wahlen? Das ist ja nicht mehr so lange hin.


    Dann will ich Dich auch nicht länger aufhalten, ich werde mich noch in die Frumentationsliste eintragen lassen und dann werde ich mich auf den Weg in die Casa Vinicia machen.


    Er lächelte den Curator an und gab ihm zum Abschied die Hand.


    Vale bene, Purgitius Macer

  • Macer ergriff die Hand und erwiderte den Abschiedsgruß.


    "Vale bene, Annaeus Galba. Es war mir eine Freunde, deine Bekanntschaft gemacht zu haben. Wenn du noch einmal meine Hilfe benötigst, dann steht dir meine Tür offen."


    Er überlegte noch, ob er dem jungen Mann auftragen sollte, dem Consular seine Grüße auszurichten, unterließ es dann aber doch und verabschiedete sich endgültig. Rasch lenkte er seine Schritte wieder zurück in Richtung seines Büros und war gespannt, was inzwischen dort noch alles passiert wäre.

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