Am späten Nachmittag überzeugte sich Epicharis noch einmal höchstselbst davon, dass das Triclinium zur Zufriedenheit aller hergerichtet worden war. Natürlich war es an sich nur ein Gast, er kommen würde, ein Aurelier, Deandras vormaliger Bruder, aber Epicharis beharrte darauf, dass trotzdem alles nett hergerichtet war. So fanden sich zahlreiche Blumenbuquets im Raum verteilt, die Liegen waren ordentlich gebürstet worden und für sie selbst und Deandra standen bequeme Korbsessel bereit. Epicharis wusste nicht recht, wie Deandra es halten würde mit dem Speisen, ob sie eine eher moderne Frau war, die sich, den Männern gleich, beim Essen auf eine Kline legte, oder ob sie die alte Sitte pflegte und sitzend aß. Epicharis selbst aß niemals im Liegen, das verbot ihr ihre Einstellung zur traditionellen Seite, und sie glaubte auch, dass Deandra dem ebenfalls entsprach, nur sicher konnte sie eben nicht sein.
Eine Sklavin wischte gerade noch die letzten Staubkörner von der Platte, auf die später am Abend das Essen aufgetragen werden sollte. Epicharis hatte sich für Pullum Lasertum entschieden, für Huhn mit Ingwer, dazu verschiedene Beilagen (unter anderem auch Moretum Alium und frisches Brot, Epicharis liebte diesen Aufstrich) und als Nachspeise konnte man wählen zischen Dulcia Domestica und Globi. Ganz sicher war es viel zu viel, aber dann würden sich die Sklaven freuen und ganz gewiss würden alle satt werden. Epicharis hatte mit dieser Aussicht schon den ganzen Tag lang nur Wasser getrunken und inzwischen einen ordentlichen Hunger entwickelt. Von der Obstschale, die eben gebracht wurde, stibitzte sie sich daher einen Pfirsich und aß ihn gut gelaunt auf dem Weg in den sonnenbeschienenen Garten, wo sie die Zeit verbrachte, bis es galt, sich frisch zu machen und schließlich auf den Gast und Deandra zu warten.