Der Volkstribun erhebt sich...

  • Wohl wahr, du kannst es versuchen, doch ob es dir gelingt, ist eine andere Frage. ;) antwortete Hungi.


    Verzeih mir, werter Volkstribun, aber ich kann deiner Argumentation nicht folgen. Warum ist das eine keine wirkliche Arbeit, das andere aber schon? Ich muß in allen Fällen meinen Sklaven die Arbeit anbefehlen. Ob die aussieht, daß jemand rumstampft, den Esel führt oder auch nur die Aufsicht führt über meine Weinfässer. Mindestens im letzten Fall benötige ich Fachkenntnis und wenns nur um die richtige Lagerung des Weins geht. Und weil ich mich erst vor einiger Zeit mit dem Olivenanbau und deren Pressung beschäftigt habe, weiß ich, daß auch letzteres nicht einfach so passiert, in dem man das "Gemüse" quetscht. Aber ich werde jetzt sicher keinen landwirtschaftlichen Vortrag halten.


    Abwartend schaute Hungi zum Volkstribun.

  • "Ich muß zugeben ich bin kein Bauer sondern Soldat, wenn Leute wie du, die sich damit beschäftigt haben meinen Olivenpressen sei mehr als das Auspressens eines "Gemüse" dann werde ich mich wohl diesem Rat beugen.
    Sollte es bei beiden Sachen so sein, dann würden beide auch unter "Handwerk" fallen und somit nach der momentanen Vorlage verboten sein.
    Da man in der Politik nicht ohne Kompromisse weiterkommt wollte ich Wein und Oliven als Ausnahme gelten lassen. Nun ist die Frage ob man nun alle Handwerksbetriebe erlaubt, welche mit der Landwirtschaft zu tun haben oder eben nicht."


    Er schaute zu den Senatoren. Er konnte es nicht leiden sein Gesetzesvorschlag ausgehölt zu sehen aber er hatte eh nicht erwartet damit so durchzukommen. Nun lag es (und dies tat es ja sowieso) an den Senatoren was sie aus dem Gesetz machten

  • Wieder ertönt die kräftige Stimme des Tiberius Vitamalacus. Er hatte der Diskussion bisher Aufmerksam verfolgt, interessiert den Wortwechsel zwischen Volkstribun und Hungaricus zugehört.


    "Auch wenn ich in Gefahr laufe, als Soldat einen landwirtsschaftlichen Vortrag zu halten, möchte ich zum Weinbau ein paar Worte verlieren. Seit den frühen Tagen der Republik haben meine Ahnen auf ihren Besitzungen Wein angebaut und stets auf ihren Gütern die Trauben zu Wein veredelt. Niemals kam einer meiner Ahnen auf die Idee, dieses Weinkeltern als Handwerk zu erachten. Vielmehr erachte ich Weinbau und -keltern als eine Einheit. Denn für einen guten Wein ist es unerlässlich, das es ein Mann ist, welcher für die Hege- und Pflege der Weinstöcke, die Ernte und das anschliessende Keltern verantwortlich ist. Und wer sich einmal mit einem Kelterer unterhalten hat, wird schnell von der Idee loskommen, das dies ein Handwerksbetrieb ist, redet er doch vornehmlich von der Erde der Weinstöcke, Wetter, Sonneneinstrahlung und vom Zeitpunkt der Ernte der Trauben."


    Soviel sollte es zu diesem Thema sein, er konnte sich zwar Vorstellen, das es sich bei dem Ölpressen ähnlich verhielt, aber ihm fehlten dazu die Kenntnisse.


    "Doch es ändert nichts daran, das ich, auch wenn ich den Inhalt dieses Entwurfes für richtig erachte, die Ergänzung des Gesetzestextes für unnötig erachte. Es handelt sich dabei doch um die Einhaltung der guten Sitten und über diese zu wachen, die regimen morum, ist eine der ureigentlichen Aufgaben des Censors. Schreiben wir diese Aufgabe in das Gesetz, übertragen wir letzlich diesen Teil der Sittenaufsicht auf die Aedile."


    "Die Sittenaufsicht hingegen ist eine höchst komplexe Aufgabe und die Meinung, was den guten Sitten entspricht wandelt sich mit den Zeiten, ist immer einer gewissen Interpretation unterlaufen. Ich erinnere mich einmal die, für mich abwegige, These gehört zu haben, das letztendlich auch der Bergbau sein eine Art Landwirtschaft."


    "Die Behebung gewisser Mischstände was die Einhaltung der Sotten geht, ist und bleibt die Aufgabe des Censors. Und mit Verlaub, so gross ist die Anzahl der Senatoren in der Tat nicht, das es dem Imperator nicht möglich sein sollte, deren Umtriebe zu überprüfen. Und über die Umtriebe der Kinder der Senatoren haben sowieso ihre Väter zu wachen."

  • "Das Gesetz für sich ist nicht nur ein Gesetz zur Überwachung der Sitten, sondern hat auch einen großen wirtschaftlichen Faktor. Es ist also nicht nur Sache des Censors.
    Davon abgesehen halte ich ein Zahl von gut 600 Senatoren für eine ziemlich große als daß jemand sie aalle darauf überwachen kann, welche Betriebe sie führen.
    Auch ist alles den Zeiten unterworfen, wäre es nicht so bräuchten wir keinen Senat, denn nue Gesetze ja Diskussionen wären absolut überflüssig."

  • Tiberius Vitamalacus schüttelte leicht den Kopf.


    "Werter Volkstribun, da es die gutten Sitten sind, welche einem Senator oder auch einem Patrizier untersagen, anders als durch die Früchte unser Mutter Erde seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, liegt die Überprüfung seit jeher in den Händen des Censors."


    "Die Zahl von 600 Senatoren mag dir gross erscheinen, doch ist sie im vergleich zur Gesamtzahl aller wirtschaftlich aktiven Römer doch recht gering. Und die Überprüfung derer Tätigkeiten obliegt gerade mal zwei Aedilen. Wobei wir auch nicht vergessen müssen, das der Censor jederzeit die Aedile zur Mitarbeit heranziehen kann."


    "Und wenn es einem Bürger erscheint, das ein Senator unsittlichen Geschäften nachgeht, kann er doch jederzeit an den Volkstribun herantreten und seine Klage vortragen."


    "Es bleibt für mich dabei das dieser Gesetzevorstoss unnötig ist, weil sein Ziel bereits in den Sitten und Traditionen unser Ahnen geregelt ist."


  • Irgendwie fragte sich Appius was der Mann für ein Weltbild hatte:" Wenn sich alle an alles halten würden was sich "Tradition" nennt, bräuchten wir, wie ich schon mehrmals wiederholte, keine Gesetze. Es ist nunmal Fakt, daß es Menschen gibt die nicht nach diesen Traditionen hadeln und wirtschaften. Und da ich eher ein Realist als ein Idealist bin halte ich solch ein Gesetz sehr wohl für notwendig. Es zwingt dich ja keiner dafür zu stimmen nicht wahr Senator."


    Wahrscheinlich war es sowieso kein Anfall von Idealismus sondern die Angst Betriebe zu verlieren was diesen Senator trieb.

  • Mißbilligend über den Ton des Volkstribuns verfinsterte sich Hungis Gesicht ein wenig.


    Werter Volkstribun, begann er scharf, es riecht stark nach Arroganz, wenn du einem Senator ins Gesicht sagst, daß er eh nicht für den Gesetzesentwurf stimmen braucht.


    Ob Hungi dem Patron des Volkstribuns einmal sagen soll, daß dieser dem Terentier die Feinheiten der Politik beibringen sollte? Er verschob die Beantwortung dieser Frage auf später.


    Wenn ich es richtig sehe, hapert es vor allem an der Frage der veredelten Produkte. Ich sage bewußt "vor allem", da es auch Senatoren gibt, die dem Gesetzesentwurf vollkommen ablehnend gegenüberstehen.


    Ein landwirtschaftliches Gut, eine Frucht ist in den meisten Fällen sofort verzehrbar. Meines Wissens nach muß nur die Olive ohnehin nachbearbeitet werden, um überhaupt für den Menschen genießbar zu sein, aber das ist nicht die Kernfrage. Diese ist eher, ob die Verarbeitung, die specificatio, zu einem höherwertigen Produkt auch für die landwirtschaftlichen Güter gilt.


    Meine Meinung ist die folgende: Prinzipiell soll der Senator sich auf seine Wurzeln besinnen und seine Einkünfte aus seinen landwirtschaftlichen Gütern beziehen, sofern er nicht in einem Arbeitsverhältnis zum Staat, zum Senat oder zum Kaiser steht. Insofern gebe ich dem Volkstribun also recht. Ich persönlich bin aber der Meinung, daß die veredelten Produkte, wie Senator Tiberius diese Bezeichnung völlig richtig eingebracht hat, nicht dem Handwerk unterliegen. Allein beim Brot lasse ich eine Ausnahme gelten, denn in diesem Falle benötigt der Handwerker, namentlich der Bäcker, Zusatzprodukte, um dieses Grundnahrungsmittel in der für uns bekannten Form verkaufen zu können.


    Sim-Off:

    Sollte aber jemand historische Belege finden, der meinen Worten widerspricht, lasse ich gerne mit mir reden. :)

  • Er mußte grinsen, was bei ihm alles als Arroganz galt fand er belustigend:" Nein das hatte nichts mit Arroganz zu tun Senator auch wenn es scheinbar so verstanden wurde."


    Ob er erklären solle, daß er einfach keine Lust mehr gehabt hatte sich immer das Gleiche von diesem Senator anzuhören ?!Und ihn deshalb abgewürgt hatte. Nein wohl eher nicht dann wäre er wieder frech. Was anderes nein dann wäre er irgendwas anderes. Da man es den Senatoren eh nicht recht machen konnte außer man war einer von ihnen oder sagte gar nichts :D, sagte er erstmal gar nichts dazu.


    Zum anderen zuckte er mit den Schultern. Ihm war das mehr oder minder recht.


    Sim-Off:

    man könnte es ja unhistorisch machen aber das wäre wohl böse:D

  • Nocheinmal ergriff Tiberius Vitamalacus das Wort.


    "Zunächst einmal möchte ich mich beim Volkstribun bedanken, das er nicht über meine Stimme bestimmen will," begann er recht in einem recht sarkatischem Tonfall. "Desweiteren, werter Volkstribun, auch wenn ich gewisse Ideale habe, bin ich bei weitem kein Idealist. Auch unseren Ahnen waren immer stets Realisten und gerade deshalb wurde das Amt des Censors auch mit der Regimen Morum beauftragt, mit der Befugnis auch Männer aus dem Senat zu entfernen."


    Er blickte sich noch einmal im Saal um.


    "In meinen Augen wäre die Ergänzung des Gesetzes nur eine doppelte Gesetzgebung. Desweiteren frage ich mich, warum sich der Entwurf des Volkstribuns auf die Senatoren und ihre Kinder beschränkt ? Denn auch für den Stand der Patrizier gelten die selben Verhaltensvorschriften."

  • Macer war ganz froh darüber, dass Senator Hungaricus das Wort ergriff, als es um die Mängel der Formulierung ging und dass er dabei alle Punkte ansprach, die auch Macer gestört hatten. Dass sein Klient auch in dieser Debatte dasselbe tölpelhafte Verhalten an den Tag legte, wie schon in vergangenen Sitzung, missfiel ihm dagegen sichtlich.


    "Cyprianus, du brauchst dich nicht zu wundern, dass du oder dein Verhalten missverstanden wird, wenn du nicht endlich an deinem Umgangston arbeitest."


    Weitere Zurechtweisungen ersparte er seinem Klienten in der Öffentlichkeit, auch wenn er sicher noch einiges zu sagen gehabt hätte. Stattdessen wandte er sich wieder an den gesamten Senat.


    "Die Einrichtung des Censors, der über die Sitten wacht, ist zweifellos eine wichtige und nützliche Einrichtung mit weitreichenden Befugnissen. Dennoch halte ich es nicht für sinnvoll, unter Hinweis auf die allgemeinen Befugnisse dieses Amtes auf konkrete Regelungen zu verzichten.


    Es wäre ja nicht das erste Mal, dass sich der Senat zu konkreten Dingen des Wirtschaftslebens in Form eines Gesetzes äußern würde."


    Hier kam Macer seine Vergangenheit als Aedil zu Hilfe, durch die er auch ältere Gesetze zu diesem Thema kannte.


    "Sonst hätte man ja auch die Lex Claudia de nave senatorem nicht gebraucht oder eine Festlegung eines Zinssatzes für den Geldverleih. Dass Geldgeschäfte eine fragwürdige Einnahmequelle und Wucher eine ehrlose Tat ist, ist durch die Sitten bereits gedeckt und trotzdem hat sich der Senat einst dazu entschieden, dazu eine Festlegung zu treffen."

  • Vielleicht sollte er mal erklären, daß Politik nicht immer nur in netten Tönen vonstatten ging aber nungut und wundern tat er sich nicht höchstens darüber, daß man so verwundert über rauhe Töne war;). Er wandte sich nocheinmal an den für ihn fremden Senator:"Wo du die Patrizier erwähnst und es scheinbar ja auch dein Wunsch ist. Ich persöhnlich würde mich auch dafür ausprechen Patrizier mitrein zu nehmen."
    Sehr nobel von diesem Senator Patrizier darauf hinzuweisen. Ein echter Volksfreund eben :D

  • Während die Debatte weiter ging und nicht gerade wenige Senatoren ihren Beitrag leisteten, begann Senator Avarus sich im Flüsterton mit seinem Nachbarn zu unterhalten. Immerhin schien dieser die Meinung des volksnahen Tribuns zu teilen. Nach etlichem Hin und Her fügte Germanicus Avarus eine denkbar einfache Lösung an, die ihm den Freiwillen eines jeden hier anwesenden Senators bestätigte und ihm die Grundlage lieferte, das es mit den Traditionen gerechtfertigt sein müßte, wenn ja wenn eben:


    "... ich weiß aber auch garnicht, was das Theater soll..." drückte er sich leise und doch unverständlich deutlich seinem Nachbarn gegenüber aus. "...selbst unser Imperator fördert und veredelt Metalle. Wie sollen wir uns maßregeln lassen, wenn der höchste Sittenwächter uns ein Beispiel ist." Jene Frage zu beantworten, fiel auch jenem Nachbarn nicht leicht und das Gespräch endete damit, das man sich dem Kernübel im Saal wieder zuwand.



    [SIZE=7]Es kann ja sein, jemand hat etwas mitbekommen.[/SIZE]




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  • Macer hatte seinen Redebeitrag gerade beendet, da fiel ihm etwas ein, was er dem neuen Kollegen Vitamalacus noch erwidern wollte, aber im Ärger über den Ton seines Klienten vergessen hatte.


    "Bergbau als eine Art Landwirtschaft zu sehen, ist sicher eine ulkige These. Aber zumindest in diesem Punkt scheint unser Kaiser schon genau das zu tun, was du vorschlugst, indem er durch die exklusive Vergabe von Minenrechten über die Staatskasse den Zugang zu diesem Erwerbszweig kontrolliert.


    Ich würde den Bergbau daher aus der Diskussion und dem Gesetz ausklammern. Bergbau ist sozusagen weder Landwirtschaft noch Handwerk, sondern eben Bergbau und als solcher eine Domäne des Kaisers, für die er Lizenzen vergibt."


    Dass auf anderen Bänken des Senates über dieses Thema gerade leise debattiert wurde, konnte er leider nicht mitbekommen, sonst hätte er sich den Beitrag vielleicht auch sparen können.

  • Furianus saß da und beobachtete. Bei den ersten Programmpunkten lauschte er nur, sammelte Erfahrungen und Eindrücke. Schließlich stellte er fest, dass der Senat seinen Vorstellungen und den Erzählungen, den Eindrücken in Schriften so gar nicht entsprach. Reden wurden nicht oder nur mit wenig Geschick gehalten, hitzige Diskussionen entfachten nicht einmal. Eine Rede hatte er, und da gab er sich selbst die Schuld, nicht vorbereitet. Er noch nicht so ganz über die Punkte des heutigen Tages informiert gewesen und konnte sich nicht schon vorher eine Meinung bilden. Vielleicht war er nicht der einzige und viele Senatoren hatten einfach keine Meinung, bevor sie durch die Tür die Halle betraten. In Erzählungen hatte man ihm immer gesagt, dass sich die Senatoren schon Tage zuvor auf Senatsdebatten vorbereitet hatten, ihre langen Reden schrieben und sie immer wieder bis zum "Auftritt" verfeinerten. So war das immer gewesen...


    Aber nun gehörte er zu denen, die noch frisch und unerfahren hatten, sich also nicht so schnell eine Meinung bildeten. Zwar war aus seiner doch konservativen Richtung schon eine gewisse Meinungsbildung vorgegeben, aber er war noch zu unerfahren.
    Gänzlich enthalten konnte er sich hier dennoch nicht und befand, dass es vielleicht von Vorteil wäre einem Cicero ähnlich an die Moral zu apellieren. Neutral konnte er da zwar nicht mehr bleiben, doch Meinungen wurden schon immer schnell in eine andere Richtung gerissen und man schämte sich auch nie dafür, besonders nicht im Senat.


    "Senatores, ich gebe hier und heute mein Debüt, indem ich das erste Mal das Wort im Senat ergreife und so soll man mich korrigieren, falls meine Worte des passiven Beobachters dem Senat und seinen Mitgliedern nicht gerecht werden.
    Der Senat zeichnet sich durch Männer aus, die erstmals politisch aktiv, treu zu unserem Kaiser und stolz auf unsere Ahnen, auf unser Reich sind und sich mit ihrer Anteilnahme dazu verpflichten Rom zu dienen, die Zukunft zu gestalten und etwaige Konsequenzen und die Schuld aus diesen zu tragen bereit sind. Eine große Bürde, wenn man die Vorstellung entwickelt, dass spätere Generationen über uns richten könnten – dies nicht immer positiv ausfallen könnte.


    Unsere Ahnen ehren wir auch heute in unseren Häusern, wie jeder Römer auch, ihre Weisheiten und Ratschläge befolgen wir, ihrem Geist und ihrer starken Hand danken wir. Und so frage ich mich, warum der Lex Claudia so wenig Beachtung in unserer Zeit gezeugt wird. Haben wir uns von den Sitten und Gebräuchen unserer Ahnen so weit entfernt, dass wir nicht in der Lage sind ihnen weiterhin zu folgen? Oder ist es der Mangel an Land, in dem größten Reich der Welt, welcher uns dazu treibt? Nein, so ist es nicht, werte Senatoren.


    Da ich euch - und ich wiederhole, dass man mich korrigieren sollte, falls dies nicht auf die Mitglieder dieses Gremiums zutrifft - auch Weitsichtigkeit zuspreche, bedenkt, was ihr nach dem Überqueren des Styx den Ahnen vorzutragen habt. Werdet ihr sagen, dass ihr einen Schneider besessen habt, eine Tischlerei oder ein Sägewerk, ihr Senatoren, die besten Männer Roms? Werdet ihr dies einem Cicero, einem Caesar oder Pompeius sagen?
    Wie werden die Ahnen über uns richten? Wie hoch werden folgende Generationen unser Verhalten schätzen?


    Wir, die einen Census von 1.000.000 Sesterzen jährlich aufbringen, haben wir etwa keine Mittel? Sind hier etwa Epikureer im Saal, die sich um ihre Einkünfte fürchten? Es würde mich doch sehr wundern, zumal die Epikureer die Politik meiden und sich um die Mehrung ihres Vermögens schon genug sorgen.


    Wir sind keine Karthager oder Athener, die sich durch den Seehandel auszeichnen, wir sind auch keine Spartaner, die nur durch Unterdrückung Anderer überleben. Wir sind Römer, ein Volk, welches schon seit der Gründung der ewigen Stadt durch die Arbeit mit dem Land auszeichnete, ein Volk mit Traditionen. Diese Traditionen sollten erhalten bleiben, denn wir nahmen das Erbe unserer Vorväter an, ihr Leben und ihre Kultur sollten wir nicht verschmähen.
    Besonders nicht wir, die Senatoren."


    Nach der kleinen Belehrung und Weisung setzte er sich wieder auf seinen Platz und lauschte.

  • Er blieb sitzen, nutzte aber die Pause für einen Einwurf.


    "Die Senatssitzungen mit Ausprägung einer neuen Stimme für das Imperium, den Kaiser, ja sogar dem Volk fand ich in den letzten Jahren immer intressanter. Bisweil schafft es jeder Neusenator dem Senat zu erklären, warum sie hier sitzen und welche Ehre sie dabei vertreten. Ist es eure Aroganz die euch dazu treibt oder fühlt ihr euch als junge Bürger Roms dazu befehligt den alten senilen Herren mal wieder auf die rechte Bahn zu helfen?


    In deinen Worten finde ich natürlich viele Wahrheiten, sie sind ein Universum voller Tugenden und Richtlinien. Sie sprechen das, was für uns alltäglich und Standard ist. Nur eine Frage wirft sich dabei für mich auf:


    'Was wirst du an der Pforte sagen, der du den perfektesten aller Handwerksbetriebe besitzt? Wirst du Scheere und Kamm vorher verstecken oder eine weitere lange Rede voller Liebstreicheleien und Worte die Sinne bezirzen verströhmen um von deinen Fehlungen abzulenken? Doch überlege, wie du die Silluetten von vier Sklaven verbringen willst...' "


    Sein Blick war zuerst gehässig geworden, um sich in sobald ein betretenes Starren zu verwandeln. Etwas was neue Senatoren eben noch nicht perfektioniert hatten, war die Eigenvorsorge und das dazu gehörende Klientel, welches Nachforschungen in jeder Gosse anzustellen befähigt war.





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  • Wie mit dem Tod, so rechnete Furianus mit der frevelhaften Stimme des Avarus.


    "Ich spreche mir in diesem Falle einen gewissen Grad an Weitsichtigkeit selbst zu und habe schon längst veranlasst, dass ich von dieser Sünde befreit werde.
    Vielleicht findest du ja Gefallen an dieser Einnahmequelle, Senator Avarus, denn ob du nun vier, fünf, mehr oder auch weniger Betriebe hast, ist nicht von Bedeutung.
    Dass du Tugenden, Anstand und die römische Identität diskreditierst, wirst du vor den Ahnen wohl zuerst verantworten müssen, Avarus. Handwerkliche Betriebe erscheinen im Vergleich dazu wohl die kleineren Faktoren zu sein, an denen du von den Ahnen und späteren Generationen gemessen, gewertet und gerichtet wirst."


    Auch er stand nicht auf, denn warum sollte er sich von einem mit der Nota Censoria beschmutzten Mann groß rechtfertigen? Dass dieser kein Repräsentant der römischen Tugenden war, das war wohl allen Anwesenden klar.

  • "Ah so ist das also. Nun dann hast du erst mit dem Eintritt in den Senat eine gewisse gesellschaftliche Stufe erreicht. Das wundert mich nunmehr?! Ansich habe ich den Stand und die Reden jener Männer, die sich als Elite Roms sehen und von uns schlicht und ergreifend Patrizier genannt werden, anders in Erinnerung. Fakt bleibt, das Deine Worte Deinen Taten voraus eilen. Nicht ich bin es, sondern du, der uns hier etwas vorgaukelt."


    Wendet sich wieder an den gesamten Senat zu.


    "Ich stehe zu meinen Worten und auch zu meinen Betrieben, die ich weiterhin nicht als Handwerk ansehe. Denn Brot ist kein Mittel um handwerklich zu werden, es ist eine Notwendigkeit, die dem römischen Volk hilft zu überleben. Ähnlich sehe ich es mit dem Holz, zumal das Ernten von Getreide nach euren Worten ehrliche Arbeit ist, das Schlagen von Holz aber nicht... sehr myteriös, diese Erklärung. Um schließlich bei den architektonischen Werken zu enden. Das hat vielleicht einen Hauch von Handwerk in sich. Doch sehe ich es mit beiden Augen als Kunst an. Als dringend benötigtes Mittel Rom das zu erhalten, was es in vielen Jahren geschaffen hat. Wir bedenken, das es uns der höchste aller Staatsmänner vormacht. Wir, ja wir folgen, nicht blind, aber wir folgen dem. So ist es gerecht und im Sinne des Imperiums."


    Etwas entglitten war ihm das Thema eben schon, aber diese Drängeleien im Zuge des Ansprechens im Senat zu diesem Thema, hatten die Worte des Volkstribuns in mehreren Anläufen gerade ihn kritisiert. So sah auch der Senator Avarus es als nötig an eine Erklärung abzugeben. Immerhin war er Magister, damit Doctorischer Dienstherr der Architecten des Landes. Nicht wenig hatte er zudem für Volk und Kaiser errichtet. Wer kam da und wollte Kunst zerstören?




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  • "Dass du, Senator Avarus, gerne beurteilst und uns Patrizier, wie auch allle anderen Römer, so sehr liebst, das hast du in deiner Rede auf der Rostra unter Beweis gestellt.
    Dass meine Worte nur meinen Taten folgen, dies habe ich dir doch gerade eben erklärt."


    Dass der Kaiser nicht der höchste aller Staatsmänner, sondern in seiner Stellung anders betrachtet werden musste, das ersparte er dem Avarus. Der Kaiser war nunmal der Kaiser und hatte seine Eigenheiten, seine Rechte und Befugnisse.


    "Diese Kunst, Senator, legen wir doch lieber in die Hände der Männer, die sich Ingenieure und Architekten nennen und damit auch ihr Brot verdienen.
    Wir sollten unsere Identität nicht verlieren, sie nicht zusätzlich durch Ausschweifungen entgegen den Sitten und Gesetzen unserer Vorväter verleumden."

  • "Wenn ich kurz die Änderungen zusammenfassen dürfte: Also Aufzählung raus aus dem Gesetz, weiterverarbeitende Betriebe rein. Ob nun mit oder ohne Bäckerei konnte ich noch nicht feststellen. Desweiteren Patrizier auch mit rein oder sollen diese außen vor bleiben?"


    Den Germanicer ignorierte er. Bei ihm war wohl demnächst noch das Rechnen und Geldverleihen eien Kunst

  • Tzhö...hahahohohihi...hähä" Avarus mußte eben einfach, wenn auch nur kurz in ein Gelächter fallen. Die Worte des Volkstribuns hatte er dabei völlig überhört.


    "Das sprichst gerade du heraus, Flavius Furianus? Ich frage mich manchmal, ob du uns nicht alle für senil verkaufen willst. Du gibst hier den idealen Römer vor, erzählst uns von Tugenden und den Ahnen, willst uns belehren und tadelst. Doch solltest du dich mal hinter den eigenen Ohren kratzen, fällt dir vielleicht ein weiterer wichtiger Aspekt ein, der dein kleines Glashaus mit einem Windhauch zusammen fallen läßt. Bist nicht du es der das Ansehen von Adel und elitären Kreisen mit deinem Tun verärgerst, bist nicht du es, der sich auf ritterlichem Posten in Geldadelsgefüge empor windet in der Hoffnung Macht mit Sesterz zu erlangen? Sprich nicht hier von unrömischen Senatoren, wenn du selbst den alten Weissagungen und Sitten entgegen lebst und handelst!"


    Seine Worte waren ungewöhnlich laut geworden und auch gestanden war er nun wieder. Doch er blickte sich um, winkte ab, setzte sich nicht und fügte noch kurz mehr zu sich selbst an:


    "Was neue Senatoren sich heutzutage alles einbildeten. Rauswerfen sollte man sie... im hohem Bogen."


    Bevor er erbost die Verhandlung für einen Moment verließ. Abkühlung brachte es hinsichtlich nicht, wenn er weiter diese Fratze sehen mußte. So begab er sich hinaus, drehte seine Schritte nach links und folgte dem Gang ins Freie. Dort angekommen, atmete er einige Male tief durch... bevor er sich auf den Rückweg machte.





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