Audienz für den Quaestor Consulum Lucius Claudius Marcellus


  • Der Magister Domus Augusti kam in Begleitung des Quaestor Consulum in die Aula Regia. Zu einem der stets bereit stehenden Palastdiener sagte er:
    “Teile dem Kaiser mit, dass Lucius Claudius Marcellus - der Quaestor Consulum - im Auftrag des Consuls Marcus Vinicius Lucianus um eine Audienz bittet.“
    Zu Claudius Marcellus gewandt, weil er vergessen hatte für welchen Consul der beiden Consuln der Quaestor tätig war: “Das ist doch richtig, du bist in Vinicius Lucianus' Auftrag hier, oder?“

  • Wenig später, nachdem diese Frage geklärt ist, betritt der Kaiser den Saal.


    "Sei gegrüßt, Quaestor."


    Diese Anrede passt zu mehreren Audienzen, Quaestoren sind derzeit häufige Gäste im Palast.


    "Was hast du mir vom Consul vorzutragen?"

  • Marcellus verneigte sich tiefer als er es sonst gewohnt war, als der Kaiser den Audienzsaal betrat und wartete ab, bis dieser ihn angesprochen hatte, ehe er selbst das Wort ergriff.


    "Sei gegrüßt mein Kaiser. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Ich werde mich bemühen, dich nicht lange aufzuhalten.


    Es geht um eine offene Anfechtungsklage, die von einem gewissen Ioshua Hraluch bei Gericht einbracht wurde. Er lässt dabei gegen das Edikt des Aedilis Curulis M. Tiberius Durus sowie einer dazu abgegebenen Erklärung des Consuls Vinicius Lucianus vorgehen, welche dieses Edikt gegen Ioshua Hraluch für rechtens erklärt.


    Nachdem der Consul wie gesagt bereits selbst eine Stellungnahme dazu abgegeben hat und somit nicht mehr erneut als neutraler Beurteiler dieses Falles fungieren kann, bittet er dich dies zu tun."

  • Der Blick des Kaisers strahlt alles andere als Begeisterung für diesen Fall aus.


    "Was wird dem Mann vorgeworfen und wie hoch ist die Strafzahlung?"

  • Marcellus zog aus einem mitgebrachten Lederumschlag, den er bisher in seiner Hand gehalten hatte, zwei Dokumente hervor. Es waren die Unterlagen, die er sich aus der Basilica Iulia besorgt hatte.


    EDICTUM AEDILIS CVRVLIS
    ANTE DIEM XVI KAL DEC DCCCLVI A.U.C.
    (16.11.2006/103 n.Chr.)


    Gegen den Peregrinus Ioshua Hraluch, Praebitor Caesaris seit PRIDIE NON IUL DCCCLVI A.U.C. (6.7.2006/103 n.Chr.), wird nach §4 Absatz 3 Lex Mercati eine Geldstrafe in Höhe von 622.46 Sesterzen verhängt. Die Angebote von Pferden für 250 Sesterzen und von Stutenmilch für 10 Sesterzen liegen unterhalb des Mindestpreises verstoßen damit gegen geltendes Gesetz. Der Anbieter hat das Angebot umgehend zu entfernen.


    Einsprüche gegen administrative Handlungen des Aedils sind an den amtierenden Consul zu richten.


    gez.
    Manius Tiberius Durus





    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    BESTÄTIGE ICH DAS
    EDICTUM AEDILIS CURULIS


    gegen


    Ioshua Hraluch


    und erkläre es für Recht!




    Marcus Vinicius Lucianus


    am ANTE DIEM V KAL DEC DCCCLVI A.U.C. (27.11.2006/103 n.Chr.)




    "Nun mein Kaiser! Es geht um eine Strafzahlung über 622.46 Sesterzen, da er seine Pferde für 250 Sesterzen und Stutenmilch für 10 Sesterzen angeboten hatte, das laut Aedilis Curules Tiberius Durus unter den erlaubten Mindestpreisen liegt. Ich habe hier die beiden Dokumente, falls du sie selbst einsehen möchtest."

  • Der Kaiser schüttelt den Kopf.


    "Was denkt sich der Mann? Er mag mein Hoflieferant sein, aber dass sein Einspruch wegen ein paar hundert Sesterzen deswegen bis zu mir getragen wird, muss noch lange nicht sein. Der Mann verdient genug. Einspruch abgelehnt. Und wenn er nicht bald zahlt, wird verdoppelt."

  • Der Patrizier nickte, als er die Antwort des Kaisers hörte und schloss seine Ledermappe wieder. Diese Angelegenheit hatte sich damit wohl erledigt und der Consul würde mit dessen Ausgang durchaus zufrieden sein.


    "So soll es sein mein Kaiser. Wird der Peregrini durch den Palast über deine weise Entscheidung unterrichtet?"

  • "Du hast mit mir gesprochen und kannst meine Entscheidung in der Sache mitteilen. Der Quaestor Principis könnte die Ablehnung ebenso abfassen."


    Die genaue formelle Ausführung ist dem Kaiser an dieser Stelle sichtlich egal.

  • Der Patrizer sah den Kaiser zuerst etwas unschlüssig an, da es nicht in seinem Ermessen stand eine derartige offizielle Kundmachung des Kaisers heraus zu geben. Aber er wollte den Kaiser natürlich nicht verärgern und beschloss, dies im Nachhinein mit dem Quaestor Pricipis oder Aelius Quarto zu besprechen. Also nickte er dem Kaiser nur zu.


    "Natürlich mein Kaiser. Ich werde mich darum kümmern, dass dieser Ioshua Hraluch deine Antwort erhält."


    Er lies eine kurze Pause ehe er ein weiteres Thema ansprach, das er vorbringen wollte.


    "Mein Kaiser! Ich würde auch gerne die Gelegenheit nutzen um dir ein eher privates Anliegen vorzubringen, wenn du es gestattest."

  • Der Einspruch gegen das Edikt ist für den Kaiser damit endgültig abgehandelt.


    "Sprich, wenn es sich um weniger lästige Dinge handelt."

  • "Es geht dabei um meine nächste Amtsperiode im Cursus Honorum. Ich habe dem Consul bereits mitgeteilt, dass ich eine Amtsverlängerung anstrebe und diese gerne direkt an meine derzeitige Amtszeit anhängen möchte. Daher würde ich dich um den Erlass der vorgeschriebenen Zwangspause bitten."


    Der Patrizier verneigte sich dabei ehrerbietend und wartete gespannt auf einen Entschluss des Kaisers.

  • "Du kannst mir reinen Gewissens versprechen, dass du in deiner noch laufenden Amtszeit nichts getan hast, was einem Bürger einen Grund geben würde, dich zu Recht anklagen zu wollen und dass du in den verbleibenden Tagen ebensolches auch nicht tun wirst?"


    Der Kaiser spricht mit Nachdruck und sein ernster Blick ruht auf dem Quaestor.

  • „Selbstverständlich mein Kaiser! Ich habe und werde mir auch nichts dergleichen zu schulden kommen lassen und nehme auch meine Aufgabe als Magistrat des Cursus Honorum und das damit verbundene Ansehen und Auftreten in der Öffentlichkeit sehr ernst. Ich hoffe dein Vertrauen in mich dadurch stärken zu können und bin mir sicher, dass mir auch der Consul einen einwandfreien Leumund bestätigen kann.“

  • "Ich werde mich auf dein Wort verlassen. Dir sei eine sofortige erneute Kandidatur gestattet."


    Der Kaiser erhebt sich.


    "Ich werde dir wohl nicht erklären müssen, was passieren würde, wenn ich mich in deinem Wort getäuscht sehe."

  • Marcellus schmunzelte leicht, als er die Worte des Imperators hörte. Natürlich war jedem Sterblichen bewusst was es für Folgen hätte, sein Wort gegenüber dem Kaiser des römischen Reiches zu brechen. Der Patrizier hatte jedenfalls nicht vor, dies auszutesten, sofern es sich vermeiden ließ.


    "Natürlich nicht! Ich danke dir für dein Vertrauen in mich, mein Kaiser. Wenn du erlaubst würde ich gern eine letzte Frage stellen, bevor ich damit aufhöre, dir deine Zeit zu rauben. Werde ich mich für meine nächste Amtsperiode einer weiteren Wahl unterziehen müssen, oder kann ich mit deiner Fürsprache beim meiner erneuten Amtsbestätigung rechnen?"

  • Es vergeht ein Moment der Stille, bevor der Kaiser seine Antwort formuliert hat.


    "Ich werde bei dieser Wahl darauf verzichten, explizit die von mir eingebrachten Kandidaten auf der Liste, welche dem Senat vorgelegt wird, zu markieren. Ohnehin meldetest du dich beim Consul. Ich kenne jedoch keinen Grund, aus dem der Senat dir die Wahl verweigern sollte."

  • "Sehrwohl mein Kaiser! Ich danke dir, für die aufgebrachte Zeit und werde mich nun zurückziehen, wenn du es erlaubst."


    Nicht ganz das, was Marcellus sich erwartet hatte, aber immerhin rechnete der Kaiser damit, dass er erneut vom Senat gewählt würde. Das allein war schon einiges Wert und zeigte, dass zumindest der Kaiser etwas vertrauen in ihn und seine Arbeit hatte. Der Patrizier machte eine tiefe und elegante Verbeugung und verharrte dann in dieser Stellung, bis der Kaiser antwortete.

  • Als der Kaiser sich entfernt hatte, sah Marcellus wieder auf und wandte sich an Aelius Quarto, der immer noch im Hintergrund stand und das Gespräch mitverfolgt hatte. Er richtete sich seine Toga kurz zu Recht, da sie durch die Verbeugungen etwas außer Form geraten war und sah sein gegenüber dann fragend an.


    "Nun Magister! Du hast den Wunsch des Kaisers bezüglich dieser Sache gehört. Wie sollen wir weiter vorgehen? Ich denke es wäre angebraucht, wenn ein Offizielles Schreiben aus dem Palast an diesen Peregrinii gerichtet wird. Schließlich handelt es sich um einen Hoflieferanten und eine Entscheidung unseres ehrwürdigen Kaisers."

  • “Wie der Imperator Caesar Augustus schon sagte, wäre es wohl angebracht, wenn der Quaestor Principis dem Manne die Entscheidung des Kaisers schriftlich mitteilt. Er ist momentan mit dem kaiserlichen Schriftverkehr betraut. Gehe zu ihm, du findest sein Officium in der Administratio und es trägt die Nummer XVII.“

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