Der Ianitor führte den Gast ins Atrium.
Bitte wartet hier, ich werde den Herrn sogleich verständigen. sagte er und ließ den Gast allein.
Der Ianitor führte den Gast ins Atrium.
Bitte wartet hier, ich werde den Herrn sogleich verständigen. sagte er und ließ den Gast allein.
Galba blieb im Atrium stehen, sah sich etwas um und wartete.
Hungi ließ den Gast ein wenig warten, denn er war gerade in seinem Büro, futterte einen kleinen Happen und war mit einer Schrift Labeos beschäftigt. Und bevor er nicht seine Gedanken dazu niedergeschrieben hatte, wollte er sicher nicht aus seinem Büro gehen. Sonst würde er sich wieder grün und blau ärgern, weil er garantiert seine Überlegungen vergessen würde. Und das Niederschreiben dauerte halt eine kleine Weile, wobei er aber eh nicht unnötig Zeit schindete.
Schließlich und endlich war er aber doch fertig und betrat das Atrium.
Salve, Annaeus. Man sagte mir, du möchtest mich sprechen?
Während Galba auf den Senator wartete, betrachte er ein wenig die Skulpturen, die im Atrium standen. Dann hörte er eine Tür aufgehen und der Senator stand vor ihm.
Salve, Senator Vinicius Hungaricus.
Begrüßte er ihn und stellte sich ihm dann nochmals persönlich vor.
Wie Du bestimmt schon weißt, ist mein Name Quintus Annaeus Galba. Mir wurde vom Praefectus Classis, Lucius Annaeus Florus und vom Curator Aquarum, Spurius Purgitius Macer gesagt, dass Du mir am besten helfen könntest.
Galba zog den Brief aus seiner Tunika und übergab ihn an den Senator
An die Herren Senatoren Vinicius Hungaricus und Purgitius Macer,
Lucius Annaeus Florus Praefectus Classis Misenensis vobis salutem petit,
Der Träger dieses Briefes ist einer meiner Neffen. Er hat eine äusserst umfassende Bildung genossen und ist lange im Imperium umhergereist. Nun ist er zu den römischen Tugenden und seiner Familie zurückgekehrt und möchte sich einer Karriere widmen.
Ich selbst bin hier bei der Classis gebunden und kann ihn nicht in die nötigen Orte und Gesellschaften einführen, damit er einen guten Einstieg machen kann. Euch, Herren Senatoren, ist dies jedoch möglich.
Daher bitte ich euch, hört euch die Wünsche meines Neffen an und beratet ihn so gut als es euch möglich ist.
Ich danke euch für diesen Freundschaftsdienst, Lucius Annaeus Florus
Vom Praefectus Classis und auch von Senator Purgitius Macer hergeschickt... ein wenig überrascht hob er seine rechte Augenbraue. Er nahm den Brief entgegen, den ihm der Annaer in die Hand gab, und begann zu lesen.
Etliche Momente später hob er den Kopf und sah den Annaer an. Du bist ein Neffe von Annaeus Florus? Ein guter Mann, wie geht es ihm in Misenum?
Mit der Hand bot Hungi seinem Gast einen Sitzplatz an und setzte sich ebenfalls, den Brief noch immer in der Hand, den Hauptteil des Briefes noch einmal durchlesend, wobei er bei einer Passage durchaus schmunzeln mußte.
Na denn, dann höre ich mir mal die Wünsche des Neffen an. Er legte, noch immer schmunzelnd, den Brief beiseite. Ich nehme mal an, daß sich diese Wünsche nicht auf den nächsten Hauskauf beziehen, sondern schon eher um Politik, nicht wahr?
Dankend nahm Galba den ihm angebotenen Sitzplatz an. Er fragte sich jedoch, wieso der Senator beim Lesen des Briefs so schmunzelte.
~Naja er wird seine Gründe dafür haben~ dachte er sich.
Abgesehen, das ein Kommen und ein Gehen in seinem Büro herrscht, geht es ihm sehr gut, wie ich feststellen konnte.
Sagte Galba lächelnd.
In der Tat ich komme natürlich nicht wegen einem Hauskauf, dazu fehlen mir derzeit noch die Mittel. Aber wenn es soweit sein sollte und Du dafür auch der richtige Ansprechpartner bist, werde ich auf Dich zurückkommen.
Wie Du schon richtig erkannt hast, sind meine Wünsche eher politischer Natur.
Ich bin hier in Rom, um mich jetzt meiner Karriere zu widmen. Deshalb war ich auch schon bei Senator Purgitius Macer, er hat mir deshalb geraten, dass ich einen Verwaltungsposten suchen soll. Doch leider konnte er mir keine zur Zeit freien Posten nennen, wo ich mich melden könnte. Er meinte aber, dass Du eher über zu besetzende Stellen bescheid wissen müsstest.
Er strich sich über sein Kinn und sah den Senator fragend an.
Wie schön. Richte ihm bei Gelegenheit meine Grüße aus. schloß Hungi das Kapitel Florus und hörte sich den Grund des Besuches seines Gastes an. Währenddessen kam ein Sklave, der dem Gast und dem Hausherrn verwässerten Wein einschenkte und an die beiden Herrschaften reichte. Ein Wink von Hungi und der Sklave nickte und trat ein paar Schritte zurück.
Ich hoffe, du wirst mich aber auch in Zukunft nicht mit einem Immobilienmakler verwechseln. Hungi lachte ein wenig über seinen eigenen Witz.
So, Senator Macer meint also, ich wüsste über freie Stellen Bescheid... hmm, dann weiß er mehr als ich selber. Er lachte wieder ein wenig. Aber er hat recht. In der Verwaltung zu beginnen ist nur selten eine schlechte Idee. Doch vorher müsste ich erst etwas über dich wissen. Wer sind deine Eltern, welchen Stand hast du inne, was hast du vorher gemacht und vor allem, was genau sind denn deine Ziele? Ein ziemlicher Fragenkatalog, wie Hungi selber fand, aber sonst konnte er ja schlecht dem jungen Mann etwas vorschlagen.
Ich werde ihm deine Grüße gerne bei der nächsten Gelegenheit ausrichten, beantwortete er die Bitte des Senators.
~Ahh endlich was gegen meine trockene Kehle~, dachte Galba sich und nahm sich ein Becher mit dem verwässerten Wein. Dankend trank er davon.
Über die Aussage von Vinicius Hungaricus musste er auch ein wenig lachen. Keine Sorge, ich werde Dich mit einem Immobilienmakler verwechseln.
Er hätte sich alles aufschreiben sollen, was er Purgitius Macer schon gesagt hatte, denn dieser stellte ihm zuvor schon die selben Fragen und dann hätte er dem Senator Vinicius Hungaricus das nur noch vorlegen müssen. Über diesen Gedankengang von ihm musste er wieder etwas lachen. Doch bevor er auf die Fragen antwortete, gönnte er sich nochmals einen Schluck.
Du willst mehr über mich wissen? Aber das ist ja selbstverständlich.
Mein Vater war Tiberius Annaeus Aeneas, er verstarb leider schon vor einiger Zeit. Meine Mutter habe ich nie kennengelernt, denn sie starb kurz nach meiner Geburt.
Ich gehöre auch noch keinem Ordo an, wenn es das ist was du wissen wolltest. Bis vor kurzem bin ich auf Reisen gewesen und habe die Provinzen unseres Imperiums besucht. Bisher wurde ich aber umfassend in der Mathematik, Rhetorik und da ich einen griechischen Lehrer hatte, auch in der griechsichen Philosophie unterrichtet. Nicht ganz so umfassende Kentnisse habe ich über das Römische Recht, was ich aber auch noch lernen will.
Ich kann reiten und den Umgang mit dem Gladius habe ich auf einen meiner Reisen von einem Veteranen gelernt.
Mein Ziel ist es zumindestens Senator zu werden, ein Tribunat sollte nach Möglichkeit auch auf dem Weg liegen, Galba überlegte ob das jetzt nicht zu überheblich klang und seine trockene Kehle verlangte nach einem weiteren Schluck Wein.
Der Name Tiberius Aeneas sagte Hungi gar nichts, aber er war auch nie wirklich groß interessiert gewesen in die Genealogie anderer Gentes.
Du gehörst nicht dem Ordo Senatorius an, möchtest aber Senator werden? Ein im Prinzip löbliches Ziel, doch muß ich dich darauf hinweisen, daß der Weg sehr lang sein kann.
Und sehr schwierig, aber er wollte dem jungen Mann nicht gleich alle Hoffnungen nehmen.
Daß dein Onkel mit einem Fuß im Senat steht, ist sicher förderlich, doch allein darauf vertrauen würde ich nicht unbedingt. Hungi verirrte sich ein wenig in seinen eigenen Gedankengängen, doch nur für ein paar Momente. Mathematik, Rhetorik und Philosophie... Sag, bist du eher mathematisch veranlagt oder eher rhetorisch?
Ja genau, ich möchte trotz aller Widrigkeiten die es gibt, Senator werden. Ich weiß, dass der Weg bis dahin sehr lang sein wird und bestimmt auch sehr schwierig.....Aber hmmm naja ich bin noch jung und bisher habe ich immer alles erreicht was ich wollte.
Galba macht sich mit dieser kämpferischen Aussage selber Mut.
Wenn Du mir die Auswahl gibst, zwischen mathematischer und rhetorischer Veranlagung, dann würde ich sagen, ich tendiere eher in die mathematische Richtung.
Ja, Mathematik beherrschte er sehr gut, er war der Rhetorik zwar auch nicht abgeneigt, aber seine mathematischen Kenntnisse waren eindeutig besser.
Galba dreht den Becher in seinen Händen und schaute hinein.
Lag es daran, dass er den ganzen Tag noch nicht viel getrunken hatte, oder schmeckte der Wein wirklich so gut? Er wusste es nicht und gönnte sich deshalb nochmals einen großen Schluck.
Hungi nickte. Er wußte selber noch von früher, wie wichtig es ist, Ziele zu haben.
In Ordnung. Solange du die Realität nicht verkennst... Er beendete den Satz nicht, brauchte es seines Erachtens auch nicht.
Wenn, dann eher mathematisch. Na, da fallen mir doch einige Betätigungsfelder ein, etwa als Rationalis am Kaiserpalast, allerdings habe ich keine Ahnung, ob derzeit eine Stelle ausgeschrieben ist. Sehr gut wäre es auch, nein, vielleicht noch besser, persönlicher Scriba eines Aedils zu sein oder von einem sonstigen hohen Beamten. So könntest du deine Qualifikationen aufzeigen und zugleich Kontakte knüpfen. Beziehungen machen viel aus in der Politik, aber das weißt du sicher schon.
Nein, die Realität verkenne ich gewiss nicht, denn ich weiß was ich will.
Er überlegt was Purgitius Macer schon zu ihm gesagt hat.
Senator Purgitius Macer hat auch schon gemeint, dass es das Beste wäre als ein Scriba eines Aedils anzufangen.
Galba kratzte sich am Kinn.
Hmm...Du weisst nicht zufällig darüber Bescheid, ob ein hoher Beamter oder Aedil zur Zeit ein Scriba sucht. Oder sollte ich besser bist zu den Wahlen zum Cursus Honorum warten?
Fragend schaute er den Senator an.
Hungi schmunzelte. Sehr gut, dann sind der Senator und ich einer Meinung.
Dann musste er aber auch überlegen, was besser wäre. Hmm... gute Frage. begann er. Die jetzige Amtsperiode des Cursus Honorum endet bald und ich habe keine Ahnung, ob nicht vielleicht einer der Beamten sich mit dem Gedanken trägt, in den Cursus Honorum einzusteigen oder weiter zu machen. Wenn du aber jetzt schon mit den Beamten sprichst und dich präsentierst und auch genommen wirst, wird er dich sicher mitnehmen.
Aufmerksam folgte Galba den Ausführungen des Senators und trank hin und wieder von seinem Wein.
Das hört sich schon mal vielversprechend an. Hmmm....kannst Du mir Namen nennen, bei denen es am besten wäre sich mal zu präsentieren? Oder soll ich mich ganz einfach bei jedem Beamten vorsprechen?
Er war sich nicht ganz sicher, wie er vorgehen sollte, schließlich wollte er nicht gleich am Anfang schon Fehler machen.
Bei jedem Beamten nicht unbedingt. antwortete Hungi zuerst, bevor er intensiv über die Möglichkeiten nachdachte.
Wer würde in Betracht kommen... der Praefectus Annonae zum Beispiel, der Curator Aquarum oder der Architectus Urbi. Die würden mir ad hoc einfallen. Was die zukünftigen Aedile betrifft, so kann ich dir naturgemäß erst dann Vorschläge unterbreiten, wenn ich weiß, wer überhaupt zu den Wahlen antritt.
Bis auf den Architectus Urbi waren es keine Unbekannten, die der Senator ihm vorschlug.
Bei dem Praefectus Annonae und dem Curator Aquarum hatte ich schon das Vergnügen mich vorzustellen, wenn auch in einer anderen Angelegenheit.
Hmmm... Galba überlegte. Nun ja....
...wenn ich es mir so überlege, dann wäre es wohl nicht das beste diese zwei nochmals aufzusuchen und sie nach einer Anstellung zu fragen.
Sollten sie zur Zeit niemanden benötigen, kann ich ja noch bis zu den Wahlen warten und dann die neuen Aedile befragen.
Hungi stutzte.
Du meinst, es wäre nicht das schlechteste, die beiden aufzusuchen und zu fragen? Vermutlich hatte sich der Annaeer versprochen.
Diese Vorgehensweise halte ich auch für die beste.
Der Wein zeigte also doch schon seine Wirkung.
Galba lachte über seinen Versprecher Natürlich meine ich, dass es nicht das schlechteste wäre, die beiden aufzusuchen.
Er stellte seinen Becher auf dem Tisch ab und schob ihn etwas von sich, damit er nicht noch mehr trinken würde.
Hungi schmunzelte. Gut, dann haben wir uns beide doch richtig verstanden. Amüsiert beobachtete er, wie der Annaeer den Wein abstellte und wohlwollend erkannte er, daß sein Gast nicht übermäßig dem Wein zusprach.
Sollten sie nach Referenzen fragen, so kannst du ihnen sagen, daß ich keine Bedenken sehe. Das weitere würde dann aber bei dir liegen.
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