Im Atrium der Oryxa

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    'Nein ich mache nicht die Augen auf, nein jetzt noch nicht' dachte ich mir.
    Zu schön war das Bild vor meinen Augen, zu schön das Zwitschern der Vögel.
    Nur noch ein wenig wollte ich das geniessen, bevor mich der Alltag in meinem
    realen kleinen, grauen Atrium eingeholt hatte.


    Die Sklaven hatten zum Ientaculum gedeckt, Frühstück für zwei, denn ich wollte immer
    einen Gast empfangen können, nie jemandem die Tür weisen.


    Langsam öffnete ich die Augen...

  • Ein Sklave lies mich ein und führte mich in das Atrium. Es war klein, aber geschmackvoll eingerichtet. Der Tisch war gedeckt für zwei Personen. Messalina erwartete mich.


    Und ich war neugierig. Nicht oft bekam ich von einer schönen Frau eine Einladung zum Frühstück. Ich war wirklich neugierig. Die Einladung war ziemlich kurzfristig, aber mit ein paar guten Ausreden hatte ich mich von den Cohortes Urbanae absetzen können.
    Die Vorstellung den Morgen beim zweisamen Frühstück mit der hübschen Priesterin zu verbringen, war doch weitaus angenehmer als irgendwelche Patroulien oder Kontrollen auf dem Mark durchzuführen.
    Und ich hatte gehört, das ihre Schwester auch in Rom angekommen wäre. Vielleicht bekam ich sie auch noch zu Gesicht.
    Sollte sie doch ebenso ansehnlich sein wie Messalina.
    Was für Aussichten.


    Ich lächelte Messalina an.


    "Salve Messalina, was für ein schöner Morgen. Ich freue mich schon darauf, ihn in so angenehmer und liebreizender Gesellschaft zu verbringen. Vielen Dank für diese Einladung."

  • "Salve Catus, die Freunde ist auf meiner Seite, es ist schön Dich zu sehen!"
    'klang das jetzt gut?' dachte ich mir
    Ich wusste es nicht...
    'aber muss es das eigentlich?'
    "Gerade bei Deinem vollen Dienstplan! Du hast kaum Zeit für den Wahlkampf, dienst Rom auf den Straßen statt auf der Rostra..."
    Langsam wurde ich sicherer...
    "Nimm Platz und greif zu"
    Als mein Leibsklave hinzuspringen wollte, gab ich ihm ein Handzeichen.
    "Danke, wir brauchen euch zur Zeit nicht..."
    'das lass ich mir doch nicht nehmen...'
    Ich reichte Catus eine Handvoll Trauben
    "Aus der letzten Ernte Bona-Dea Salax, sie werden Dir munden"

  • Wie zufällig streiften meine Finger ihre Hand, als sie mir die Trauben reichte. Und meine Augen trafen die ihrigen.
    Für einen Moment wurde mir bewusst, das ich schon wieder dabei war mich auf ein gefährliches Spiel einzulassen. Hatte ich nicht schon genug am Hals. Leicht konnte das darin Enden, mir wieder einen neuen Namen zu suchen. Aber ich konnte die Finger nicht davon lassen. Ich spürte das Leben in mir.
    Dieses prickeln und funkeln. Ich wusste, das ich mich auf einem dünnen Grad bewegte.
    Aber das war alles später. Was jetzt zählte war der Augenblick.
    Und den wollte ich auskosten.


    Langsam führte ich die Trauben zum Munde.


    "Wirklich köstlich Messalina.
    Aber vergiss den Wahlkampf und Dienspläne. Hier bei dir, mit dir werden solche Sachen zu Nebensächlichkeiten.
    Es gibt weitaus Interessanteres."


    Meine Augen wanderten kurz über ihren wohlgeformten Körper.


    "Deine Reise nach Achaea.
    Die wunderbare Statue.
    Wie hast du dort empfunden ? Wie hat Achaea auf dich gewirkt ?
    Das würde mich wirklich brennend interessieren."


    Und es gab noch anderes, was mich brennend interessierte zu erkunden.
    Ich war wirklich wiedereinmal dabei eine riesen Dummheit zu begehen.
    Und ich genoss es.


    Mit einem tiefen Blick führte nahm ich eine weitere Traube aus ihrer Hand und führte sie zum Mund.

  • 'War das jetzt Zufall wie er mich berührte?'
    Noch konnte ich es nicht wissen...
    Beim ersten Mal nicht...
    Ich griff zu einer Traube,
    Catus griff zu einer Traube...
    unsere Finger berührten sich erneut, einen kurzen, endlos langen und so unendlich wundervollen Moment lang


    "In Archaja war ich zwar, doch eigentlich nur in Epiros,
    auf einer Reise in uralte Vergangenheit.
    Ich traf Prokustres und entwich ihm, traf Odysseus und log ihn an" unendlich lyrisch war mir zumute,
    doch lag das an der Reise oder dem jetzt?


    "Doch was ist mit Dir?"
    Als sich Catus zur Seite beugte sah ich einen leichten Schmerz in seinen Augen.
    'Was war es' dachte ich,
    die Schulter sah ich und legte meine Hand darauf...
    Niemals wollte ich Schmerz in diesen Augen dulden...
    Langsam führte ich eine Traube zu seinem Mund...

  • Eine unbekannte Furcht erfasste mich. Was war los ?
    Das war kein Spiel mehr für mich.
    Ich fuhr ein Stück zurück und starrte Messalina an.
    Was war das ?


    Ich war Catus.
    Ein Spieler, ein Abenteurer.
    Ich lebte im Jetzt.
    Keine Konsequenzen.
    Kein Gedanke an Morgen oder irgendwelche Folgen.
    Ich fand immer einen Weg.


    Ich starrte in diese unergründlichen Augen.
    Ich drohte mich zu verlieren.
    Warum ?
    Was war hier anders als so viele Male vorher ?
    Warum war meine Kehle trocken, mein Hals rauh.
    Und dieser süsse Schmerz.


    Ich band mich nicht.
    Ich hatte nie etwas zu verlieren gehabt.
    Ich war frei, ungebunden.


    Ich musste weg.
    Hier war alles aus dem Ruder gelaufen.
    Ich war in grosser Gefahr - aber einer ganz anderen wie ich gelaubt hatte.
    Ich konnte mit dieser Situation nicht umgehen.
    Meine Selbstsicherheit ...


    Ich wollte ihr etwas sagen, es erklären, wortreich und gewandt.
    Nur ein Stottern und Krächzen kam aus meiner Kehle.


    Meine Hand hielt ihre fest.


    Ich hatte Furcht, Verwirrung.
    Ich wusste nicht mehr was zu tun war.
    Was war passiert ?
    Was war los mit mir ?


    Ich konnte meine Augen nicht von ihr nehmen.
    Ich wollte fliehen, meine Beine versagten.


    Ich musste weg.
    Ich wollte bleiben.


    Ich zog sie zu mir heran. Ich nahm sie in meine Arme.
    Ich küsste sie.
    Lange.


    Ich riss mich los.
    So viel wollte ich sagen.
    Ich konnte nicht.
    Ich stand, sprang, auf.


    Ich starrte in ihre Augen.
    Ich bin Catus.
    Ich beherrsche die Situation.
    Ich habe die Kontrolle.
    Nichts hatte ich hier.
    Nur Verwirrung.
    Was war los mit mir ?


    "Messalina ... ich ... es ist ... ich habe nicht ... ich will ..."


    Sinnloses Gebrabbel verlies meinen Mund.


    "Messalina es ist ... ich weiss es nicht ... ich habe nicht damit gerechnet ... ich verstehe es nicht ... ich muss hier weg ... ich will bleiben ..."


    Apprupt drehte ich mich um und ging, rannte, hinaus.
    Was war hier los ?
    Ich rannte den Türsklaven fast über den Haufen, meine Füsse bewegten sich automatisch, ich registriete nichts von dem was um mich vorging.
    Was war mit mir los ?


    Ein aberwitziger Gedanke schoss mir durch den Kopf.
    Konnte es sein das ich verliebt war ?

  • Ich war wieder allein, doch was war passiert?
    Ich hatte ihn erschüttert, ich hatte ihn berührt.
    War ihm nahe gekommen, zu nahe? zu weit?
    Seine zärtlichen Lippen gingen mir nicht aus dem Sinn,
    die Worte des Horaz klangen mir durch und durch...


    Was war das? was war zu tun?
    'Ich kann nicht mehr spielen mich nicht mehr verstellen, muss alles sagen, muss alles fragen, nicht alles wissen doch alles verstehn....'
    Das Blut pulsierte in meinem Kopf, hämmerte mir seine Worte durch Herz und Gebein...
    "Messalina ... ich ... es ist ... ich habe nicht ... ich will ..."
    'Er will!'
    "Messalina es ist ... ich weiss es nicht ... ich habe nicht damit gerechnet ... ich verstehe es nicht ... ich muss hier weg ... ich will bleiben ..."
    'Er will?'


    Ich liess mir Pergament bringen und Griff zur Feder...


    fordernd starrte es mich an...

    ...Du bist Catus,
    versprich mir nichts,
    umwirb mich nicht mit Worten...


    Sollte ich alles wagen? Sollte ich? Konnte ich denn überhaupt anders?

    ...Du bist Catus,
    versprich mir nichts,
    umwirb mich nicht mit Worten...


    ...Ich bin Messalina,
    ich will dich festhalten, auf das du frei bist,
    ich will gehalten werden, denn ich bin Dein.


    Mit zitternden Händen legte ich mein Schicksal in die Hand eines Sklaven.
    "Überbringe es und warte nicht auf Antwort"
    Die Antwort würde ich auf seinem Weg erhalten.

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