Furianus saß in einer der hinteren Reihen, das Sitzen war höchst unbequem und von den anwesenden Männern schien nur der Volkstribun ein wenig mitzudenken.
Beteiligen wollte er sich keineswegs bei diesem Thema, denn er zog es bei militärischen Fragen vor sich nicht zu äußern, denn er war mit diesem Aspekt des Reiches nicht so recht vertraut. Was er jedoch wusste, das war die Geschichte Roms und deren Entwicklungen.
Entweder hatten alle Senatoren eine restriktive Sichtweise oder sie waren einfach naiv oder auch uninformiert. Ungebildet waren sie sicherlich nicht. Der Volkstribun schien jedoch ein Mann, wenn auch nicht mit großer Begabung zur Rhetorik gesegnet, mit Kenntnissen zu sein.
Wenn man nur mal einen kleinen Blick auf die Geschichte Roms werfen würde, dann wären die Anzeichen, die der Volkstribun zurecht andeutete, wohl begründet.
Nach der Militärreform des Marius wandelte sich die römische Gesellschaft nämlich in die Zivilen und das Militär. Wenn man noch dazu wusste, dass der Kommandant jeder Einheit auch zugleich der Patron seiner Männer war, so hatte die Gens Decima einen großen Einfluss, einen zu großen, wenn man es weiterspinnen wollte. Der Bürgerkrieg um Sulla, die Kriege zwischen Caesar und Pompeius, Octavian und Antonius, dies waren die Zeugnisse der neuen Gesellschaft.
Caesar war der beste Beweis dafür, denn er machte klar, dass man durch das Militär nun auch Politik betreiben konnte. Antonius setzte es fort, indem er mit Militärmacht Rom kontrollierte, Octavian ebenfalls, als er aus Griechenland nach Rom zog. Schon der alte Cicero hatte die neue Umstellung erkannt, wenn auch zu spät.
Macht war also zuerst bei der Legion zu suchen und wenn man daran dachte, was der Volkstribun durch die vielen Einflüsse der Gens zu verdeutlichen versuchte, so war die Gens Decima eine wirkliche Bedrohung. Sie hatte direkten Einfluss auf insgesamt drei Legionen und eine Ala, dann auf die Cohortes Urbanae und mit dem Klienten auch auf die Prätorianer und Classis. Meridius war sogar Statthalter Germaniens, was ihm zudem auch die Loyalität anderer Legaten zusichern konnte. Wenn man noch die vielen Veteranen bedachte, die auch nach dem Dienst das Klientelverhältnis zum Kommandanten wahrten, hatten sie noch mehr Männer und noch mehr Einfluss.
Doch dies konnte ihm egal sein, denn es war ihm gleich, ob der jetzige Imperator gestürzt oder doch noch das Glück haben würde, durch die Angst vor Macht und einem Bürgerkrieg oder das Zagen der Gens Decima, weiterhin regieren zu dürfen. Die Hauptsache war, dass die Gens Flavia auch an Einfluss gewann, sie bräuchten nur noch mehr Kommandeure, was er selbst bedeauerte nicht befolgt zu haben, als er noch die Chance für den Weg im Militär hatte.