Tablinium | QTV und Albina

  • Es gab keine Worte mehr, die noch nötig gewesen wären oder irgendeine Bedeutung gehabt hätte. Sie hatten miteinander gesprochen, das möglichste versucht und so waren die Dinge nunmal. Alles stand fest, so schwer es Albina auch noch fallen würde. Doch auch darüber hatten sie gesprochen.


    So nickte Albina nur auf Quintus Worte hin und sie betrachtete das Thema als vorerst beendet. Es war schon merkwürdig, welch einen Verlauf das Gespräch genommen hatte, dachte sie kurz.


    "Unseren Landsitz? Nein, den kenn ich nicht... Wo liegt er denn?" fragte sie und war froh einmal an etwas anderes zu denken als ihren Schmerz.


    "Und ja, sicher würde ich dich begleiten." Für sie war klar, dass sie ihren Cousin vorerst überall hin begleiten würde. Sie brauchte ihn, gestand sie sich ein. In der doch recht kurzen Zeit war er ihr viel mehr als ein Cousin wie ein Bruder geworden.


    Auf einmal spürte sie etwas an ihrem Bein und erschrak zunächst, sodass sie ihr Bein wegzog. Als sie dann merkte, dass es Taranis war entstand sogar der Hauch eines Lächelns auf ihrem Gesicht.
    Sie nahm den Kleinen hoch und setzte ihn auf ihrem Schoß.


    "Na, mein Kleiner... Scheinst ja schon wieder ganz schön aktiv zu sein."
    Dann schaute sie ihren Cousin an, und sie schienen beide froh über die Fortschritte zu sein, die er in den letzten Tagen gemacht hatte.

  • "Er liegt kurz vor den Toren der Stadt, in nördlicher Richtung, unweit der Via Flaminia," antwortete er, liess aber dabei weg, das dies der Ort gewesen war, an dem Nova bis zu ihrem Tod gelebt hatte. Es tat nicht not, erneut ein eher schmerzhaftes Thema auf den Tisch zu bringen.


    "Dort sind einige Pferde der Familie untergebracht, unteranderen auch Ajax, mein treuer Begeleiter aus Germanien. Hast du eigentlich reiten gelernt ?"


    Sicher, war es für junge Patrizierinnen nicht unbedingt üblich, reiten zu können, doch für ihn gehörte so etwas auch zur Erziehung, denn konnte man doch nie wissen, wann es nötig sein konnte.


    Und als dann der kleine Taranis auf ihrem Schoss sass und sich ein leichtes Lächeln auf ihrem Gesicht zu sehen war, freute er sich wirklich und auch der kleine Luchs schien fast zu spüren, das Albina trost nötig hatte.
    Denn Taranis schien sich nicht damit zufrieden zu geben zu wollen, einfach still auf dem Schoss zu sitzen. Stattdessen richtete er sich auf seinen Hinterpfoten auf, stützte sich mit den Vorderpfoten auf ihren Oberkörper ab und begann neugierig an Albina zu schnüffeln.


    "Das ist er wirklich, der kleine," kommentierte Tiberius Vitamalacus, "bald wird er wohl die ganze Villa unsicher machen."

  • "Reiten? Nein, das habe ich nie gelernt." sagte sie ehrlich. Zwar hatten Pferde mit ihrem teils sanften, teils wilden Wesen und ihrem feinen Gespür für Gefühle anderer immer sehr fasziniert, doch ihre Eltern hatten es für sie nicht als notwendig erachtet, reiten zu können.


    "Aber ich würde es sehr gerne." Dabei blickte sie ihren Cousin an und fragte sich, ob er es ihr vielleicht beibringen würde.


    Taranis schien wirklich munterer geworden zu sein, so wie er sich jetzt auf ihrem Schoß gebärdete. Und als er begann an ihr zu schnüffeln musste sie unwillkürlich kichern. Doch im selben Moment fragte sie sich, wie sie das in Anbetracht ihrer Lage tun konnte. Sie hatte kein Recht zu kichern, eigentlich war es für ihre Situation völlig unangemessen. Doch dabei wurde ihr eines deutlicher als zuvor: ihr Leben würde weitergehen. Sie würde garnicht anders können. Sie litt zwar und würde weiterhin mit Teilen ihres Herzens leiden. Aber das würde sie nicht daran hindern, in Gesellschaft an andere Dinge zu denken, über Witze anderer Menschen zu lachen oder vielleicht einfach wieder Momente zu genießen. Es kam ihr vor, als würde sie Verres und ihre Liebe damit verraten und doch würde es so sein, dachte sie mit einem schlechten Gewissen.


    "Ja, das wird er sicher." sagte sie dann aufgrund ihrer Gedanken wieder nüchterner.

  • Er hatte es fast geahnt, daws ihre Eltern reiten nicht ihrer Erziehung bedacht hatten, vielleicht waren seine Vorstellungen davon, was auch eine Römerin können musste zu unterschiedlich von dem, was die meisten anderen für nötig erachteten. Und auch wenn er das Thema Ehe so schnell nicht mehr zu sprache bringen würde,sollte sie doch erst mal wieder zu Ruhe kommen, sah er es doch für sinnvoll an, das eine Ehefrau ihren Mann auch zu entfernteren Posten begleiten sollte. Und auf einem abgelegeneren Landgut könnte ihr zumindest ein bisschen Ahnung von Pferden und Reiten zu haben nur nutzen.


    "Dann werde ich dafür sorgen, das du es lernst," antwortete er mit einen lächeln auf dem Gesicht. "Ich denke, wir werden ein Pferd für dich finden, das geeignet ist."


    Taranis schien ihr gut zu tun, zumindest konnte sie wieder kichern, auch wenn er das Gefühl hatte, das es ihr selbst noch selbtsam vorkam, in ihrer Situation zumindest etwas gute Laune zu haben. Doch er war sicher, das würde sich mit der Zeit immer mehr legen.


    "Ich frage mit, ob der Kleine hunger hat. Hättest du lust ihn zu füttern ?"

  • Albina hatte auf diese Aussage ihres Cousins gehofft. Das würde sie noch mehr als die Reise an sich Ablenkung von ihren Gedanken über Verres verschaffen. Und das war die einzige Möglichkeit die sie überhaupt sah um vielleicht irgendwann mal darüber hinweg zu kommen.


    "Das klingt gut." sagte sie dann. "Ich hoffe ich werde mich nicht zu dumm anstellen." Und diese Befürchtung hatte sie wirklich. Natürlich war sie nicht auf den Kopf gefallen, doch sie mochte es auch nicht, irgendwelche Dinge nicht zu können und stand neuen Sachen daher immer erstmal ein wenig skeptisch entgegen. Dennoch "freute" sie sich darauf, wenn man dieses Wort in ihrer Situation überhaupt benutzen konnte.


    Sie schaute dem Kleinen dabei zu wie er immer noch an ihr rumkarbbelte und konnte nicht anders, als Taranis unglaublich süß zu finden.
    "Füttern?" fragte sie und blickte wieder ihren Cousin an. "Nunja, ich kann es ja mal versuchen."

  • "Ich bin sicher du wirst es mit Bravur schaffen, reiten zu lernen," meinte er, während er sich erhob und zu der Schlafstatt des Luchse ging. Aufmerksam verfolgte Tanaris den Weg seines Herrchens, blieb aber auf Albinas schoss sitzen.


    "Du must ja nicht gleich am Equus October teilnehmen zu wollen."


    Er nahm eine kleine Schale mit Milch auf und vom Arbeitstisch einen Griffel, trug beides zurück zu dem Tisch an dem er und Albina sassen. Gerade als die Schale näher kam, wurde der kleine Luchs aktiver, liess diese nicht aus den augen, verfolgte wie Tiberius Vitamalacus diese auf den Tisch stellte und den Griffel Albina reihte. Taranis wusste zu genau, was jetzt kommen würde.


    "Er trink zwar schon alleine, aber ich glaube, er mag es immer noch sehr, gefüttert zu werden. Es ist ganz einfach, du muisst nur den Griffel in die Milch tauchen, vorsichtig hinaus ziehen und den Tropfen in sein Maul fallen lassen."


    Der Griffel zeugte schon davon, das er öfters diesem Zweck gedient hatte, unzählige Abdrücke von kleinen Zähnen liessen keinen anderen Schluss zu.

  • Albina hatte Quintus aufmerksam zugehört und nahm jetzt Griffel und Schale von ihm entgegen. Dann tauchte sie den Griffel in die Milch und ließ den Tropfen in Taranis kleines Maul, der erneut mit den Hinterpfoten auf ihrem Schoß und den Vorderpfoten auf ihren Brust dastand und sie anschaute.


    "Ich hoffe es einfach mal." kommtentierte sie kurz Quintus vorherige Worte zum Reiten lernen.


    "Sag, Quintus, was machen wir eigentlich mit dem kleinen wenn er größer wird?" fragte sie ernsthaft. "Wir werden ihn doch wohl kaum einfach durch die Villa streifen lassen können." Es wäre kaum möglich einen ausgewachsenen Luchs in der Villa frei herum laufen zu lassen, schon garnicht wenn Gäste da waren.

  • Er beobachtete wie es Taranis genoss, sich von Albina mit Milch füttern zu lassen. Grosse Gedanken darüber, was in Zukunft mit Taranis passieren würde, hatte er sich noch nicht gemacht. Aber so Abwegig fand er es nicht, den Kleinen auch später, wenn er ausgewachsen war, frei herum laufen zu lassen.


    "Ich wüsste nicht, was dagegen spricht... "


    Eingesperrt in irgendeinen Käfig, wie gross der auch immer sein mochte, so konnte er sich ihn nicht vorstellen, höchsten für kurze Zeit, wenn zu viele Gäste in der Villa wären.

  • So sehr Albina den kleinen Taranis auch bereits jetzt schon ins Herz geschlossen hatte, so frei in der Villa umherstreifend konnte sie ihn sich nicht vorstellen. Er war nunmal ein Raubtier.


    "Nunja,"sagte sie vage," du darfst nicht vergessen, dass er ein Raubtier ist. So süß er jetzt noch ist wird er trotzdem irgendwann recht groß und auch nicht ungefährlich sein." Bei ihren Worten blickte sie den Kleinen an, wie er weiterhin nach den Milchtropfen lechzte die sie ihm darbot.
    "Wir können höchstens hoffen, dass man ihn zähmen kann. Stell dir doch nur vor, was wäre, wenn wir Gäste in der Villa hätten und auf einmal schaut Taranis vorbei." Sie konnte sich das nicht recht vorstellen.

  • Einem Moment sah er den kleinen Taranis an. Albina hatte ja nicht unrecht, ein Luchs blieb immer ein Raubtier, aber er konnte auch nicht wirklich glauben, das Taranis für einen Besucher gefährelich werden könnte. Und auch wenn die kleinen Zähne, mit denen er an dem Holzgriffel kaute, in ein paar Wochen schmerzhafte Bisse verursachen könnte, die Gefahr lag eher für andere Wesen.


    "Er wird so schnell keinen Menschen angreifen," sagte er mit einem Kopfschütteln, "Raubtiere sind Jäger und greifen nur ihre Beute an. Und Menschen gehören eigentlich nicht zu der Beute von Luchsen."


    Er streckte seine Hände aus und der kleine Luchs regte sich ihm fast Augenblicklich entgegen. Dem kleinen Luchs schien es auf den Armen seines Besitzer zu gefallen, er blieb still liegen, den Kopf auf einen Arm gelegt und Albina aus den leicht geschlossenen Augen an.


    "Man hatte mir damals abgeraten, Luchse in der Tierhatz einzusetzen. Sie darauf abzurichten, das sie in der Arena auch Menschen jagen, erfordert einen riessigen Aufwand. Ich habe keinen zweifel daran, das Taranis ein friedlicher Geselle bleibt."


    Und wie um das zu unterstützen, gähnte Taranis bei diesen Worten.

  • Albina zweifelte zwar immer noch ein wenig , ob das ganze so gut gehen würde, wie Quintus sagte aber sie hoffte es auf jeden Fall.


    "Ich hoffe es." lächelte sie daher leicht und schaute Taranis an.
    Irgendwie war der Tag heute schon wieder viel zu viel Aufregung für sie gewesen und auf einmal spürte sie ihre Erschöpfung.


    "Entschuldige noch einmal meinen Auftritt von vorhin."sagte sie kurz.
    "Aber wenn es dich nicht stört würde ich mich dann gerne zurückziehen."


    Wann ihr Abschied mit Verres erfolgen würde, wie er verlaufen sollte und wie ihr Leben danach weitergehen würde... das Alles waren Dinge über die sie zunächst einmal nachdenken wollte. Und zwar in aller Ruhe.

  • Taranis fühlte sich auf dem Arm des Tiberiers sichtlich und auch hörbar wohl, den sein Schnurren musste auch Albina hören können.


    "Nur im Wirtschaftstrakt könnte er unangenehm werden, wenn dort lebende Tiere angeliefert werden."


    Vorsichtig strich er Taranis über den Kopf. Und als Albina daraum bat, sich zurückzuziehen, nickte er leicht und erhob sich selbst.


    "Ist schon gut, meine kleine Cousine. Zieh dich ruhig zurück."


    Er wusste, sie hatte es zur Zeit nicht leicht. Uns selbst wenn mancher vielleicht gesagt hätte, sie sei nicht unschuldig daran, für ihn galt es nur, seine kleine Cousine zu beschützen und für sie da zu sein.

  • Albina nickte bei Quintus Worten schlicht. Sie würden ohnehin abwarten müssen, wie sich Taranis entwickeln würde.


    Als sich Quintus erhob tat sie es ihm gleich. Sie legte ihm, wie es beinahe schon zu einer Gewohnheit war , noch kurz die Hand auf seinen Unterarm und versuchte zu lächeln.
    Dann wandte sie sich um und verließ das Tablinum.

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