Abends auf dem Forum

  • Es war schon später Nachmittag, als mich mein Weg über das Forum führte. Nach Antipaters Besprechung war mir nicht danach sofort wieder in die Casa Iulia zurück zu kehren. Dort hätte ich mit Sicherheit über meine Wut auf Graecus getobt und diesen Zorn auf Tertia, Milius oder sonst einen Sklaven ausgelassen. Unter den unzähligen Bürgen war das nicht möglich. Meine Spaziergänge führte nicht mehr wie früher auf den Quirinal, dort konnte ich einfach keine Ruhe mehr finden, ich neigte nun mehr dazu, das ich das Flattern meiner Tunika spürte, wenn Menschen an mir vorbeigingen, anstatt das es auf den Wind zurückführen war, der auf dem Quirinal herrschte.

  • Er hatte heute schon ein wenig früher Dienstschluß machen können. Er mußte einfach mal wieder raus aus der Castra und hatte sich deshalb für einen Gang zum Forum Romanum entschieden. Langsam schlenderte er über das Forum und fing hier und da Gesprächsfetzen auf. Es schienen sich einige Leute hier eingefunden zu haben, um nach der Arbeit noch ein wenig Klatsch und Tratsch auszutauschen oder wohl auch, um vielleicht noch eine Einladung für den Abend abzustauben.


    Unschlüssig blieb er stehen und überlegte an welches Ende des Forums er sich nun durchschlagen sollte. Eine Kleinigkeit essen wäre sicher auch nicht verkehrt.

  • Der Aufenthalt bei Antipater hatte einen winzigen aber für mich wichtigen Vorteil, es konnte mich kein Milius nach Hause begleiten. Ich brauchte nicht seine unverwechselbaren Schritte so dicht hinter mir hören. Waren es Kopfschmerzen, an denen ich jetzt leiden musste? Und zeigten sich diese nur um mir eine Lehre zu sein, das ich meinen Vater nichts von meiner Reise erzählen würde. Vielleicht sollte ich es doch, denn eine Antwort von ihm würde mich nicht mehr erreichen können. Mein Kopf pochte auf einmal und ich legte eine Hand auf meine Stirn. Es war ein Risiko für einen Moment die Augen zu schließen, so war es auch schwer dabei gerade zu gehen, doch der Weg vor mir schien frei und so wagte ich es. Eben als ich sie öffnen wollte berührte ich einen fremden Arm doch ein wenig unsanfter, da meine Hand wieder den Weg zur Stirn gesucht hatte.

  • Metellus hatte sich gerade entschieden, in welche Richtung er nun seinen Weg fortsetzen wollte, als er einen leichten Schlag am Arm spürte. Reflexartig drehte er sich zur Seite und griff nach dem Arm, da er einen Taschendieb vermutet hatte.


    Zu seinem großen Ensetzen einerseits und zu seiner großen Freude andererseits stellte er fest, daß der vermeintliche Taschendieb gar keiner war, sondern Iulia Livilla.
    Ein wenig verlegen ließ er ihren Arm wieder los und entschuldigte sich.


    "Iulia Livilal? Ähm, entschuldige bitte, ich habe bloß einen leichten Schlag verspürt und dachte, jemand versucht mir mein Geld zu stehlen."

  • Obwohl ich die Berührung registriert hatte, wäre sie sofort wieder in Vergessenheit geraten, sollten keine Beschwerden darauf folgen. Rechnete ich mit einer spöttischen Bemerkung, doch als ich bemerkte, das sich derjenige meinen Arm packte und fest daran zog, schreckte ich hörbar auf. Sollte es also doch zu einer längen Auseinandersetzung kommen, das brauchte ich jetzt sicherlich nicht.


    So wandte ich mich sofort zu dem Fremden und der Schrecken stand mir immer noch ins Gesicht geschrieben, auch als ich Metellus erkannte. „Caecilius Metellus!“Entgegnete ich ihm flüsternd. Nur langsam beruhigte ich mich wieder und wusste ich auch nicht ob unsere Begegnung mich erfreuen sollte oder nicht, hatten wir uns das letzte Mal zornig getrennt. „Denkst du nicht ich hätte viel mehr Angst bekommen sollen? Aber die Kraft in deinen Armen erklärt sich ja von selbst.“ Beruhigend schloss ich meine Augen und suchte nach den richtigen Worten, für einen Moment waren die Kopfschmerzen verschwunden, doch nun meldeten sie sich aufs Neue. „Es ist die meinige Schuld, doch ist es nicht ein weiteres Mal, das du mich als kriminell verdächtigst?“

  • Er sah, daß ihr der Schrecken wohl immer noch in den Gliedern saß. Immer noch etwas verlegen antwortete er.


    "Entschuldige nochmals, daß ich dich erschreckt habe. Das war einfach ein Reflex kein konkreter Verdacht gegen dich."


    Nun wußte er nicht so genau, was er weiterhin sagen sollte, ihr letztes Gespräch hatte kein erfreuliches Ende gehabt. Er hoffte, daß dieses nicht in ähnlichen Bahnen verlaufen würde.


    Er überlegte, ob er es riskieren konnte, sie zu einem kleinen Imbiß einzuladen als kleine Entschuldigung oder ob das unpassend wäre.

  • Langsam gefiel mir der Gedanke von Metellus immer verdächtig aufzufallen und obwohl mich eben noch ein gewisser Zorn beherrschte, schien er sich nun aufzulösen. „Eigentlich müsstest du mich nun abführen, denn wer weiß vielleicht hatte ich das auch in der Tat vor?" bemerkte ich scherzend, dass ich es erst gar nicht fassen konnte, das meine Stimmung sich so schnell geändert hatte.


    Vielleicht aber wartete er auf die entscheidende Antwort, ob wir uns sofort wieder trennen würden oder nicht. Und auch in ihm schien im Moment nichts gegen mich zu sein, als mir auffiel wie vorsichtig er antwortete und verlegen er doch immer noch war. Ein nachdenklicher Blick fiel auf seine Uniform bis ich meine Worte fortsetzte.


    „Ich nehme an du hast bereits Dienstschluss und da führt dich den Weg zum Forum? Das kommt selten vor nehme ich an, denn ich habe dich hier abends noch nie erblickt. Sonst hätte ich dich schon längst darum gebeten, mich vielleicht ein Stück zu begleiten."

  • Erleichtert registrierte Metellus, daß Iulia Livilla sich schnell vom ersten Schreck erholt hatte und das ganze mit Humor nahm.


    Auch er griff den scherzenden Ton auf:


    "Dann sollte ich dich vorsichtshalber begleiten, damit du nicht unschuldige Bürger ausraubst." ;)


    Auf ihre Frage hin antwortete er:


    "Ja, ich habe heute recht zeitig Dienstschluß gehabt und mußte einfach mal was anderes sehen, als immer nur das Lager und meine Kameraden - und Akten. Häufig kommt das allerdings nicht vor, aber ich würde dich gerne ein Stück begleiten, wenn du das wünscht."


    Sein Gesichtsausdruck machte deutlich, daß er damit nicht nur ihrem Wunsch nachkommen würde.


    "Vielleicht erlaubst du mir ja, dich zu einem kleinen Imbiß einzuladen, als Wiedergutmachung für den Schreck, den ich dir eben vielleicht eingejagt habe."

  • Er hatte wahrlich keinen Groll mehr auf mich und so war es ein eigenartiges Gefühl, ihn dabei zu beobachten wie ich ihm, mit meiner Gesellschaft, eine Freude machen konnte. Ich konnte nicht gewiss sagen, dass er meine Gesellschaft nun genoss, da ich eine Frau war oder eben Iulia Livilla. So kamen wieder einmal Gedanken zurück von denen ich dachte das sie verloren und vergessen gewesen wären.


    „Quintus Caecilius, die CU hat eigenartige Methoden verdächtige Bürger zu beschatten. In dem man sie zu etwas einlädt. Doch möchte einwilligen, vielleicht wird dein Vorschlag sogar einmal übernommen.“


    Freundlich, höflich, aber immer noch nicht so frei wie bei Constantius sprach ich mit dem Caecilier, doch sah ich keinerlei Gründe sein Angebot abzulehnen. Leider war immernoch so streng und verschlossen zu ihm, das ich ihn nicht einmal nach seinem Befinden fragte und das Gespräch lieber auf meinen Cousin lenkte.


    „Wie geht es denn Solinus? Wurde er bestraft? Ich hoffe man war nicht zu milde zu ihm. Wie kann man nur so tief sinken? Es ist mir sogar unangenehm darüber zu sprechen, weshalb er die Casa Iulia aufsuchte.“

  • Er fuhr in dem leichten Ton fort.


    "Nun, wenn ich dich zu einem Imbiß einlade, kannst du ja nicht gleichzeitig irgendwelchen verdächtigen Tätigkeiten nachkommen. Es freut mich, daß du einwilligst. Allerdings hege ich da so meine Zweifel, ob dieses Vorgehen verallgemeinert angewendet werden kann."


    Sein Gesichtsausdruck wurde ernster, als sie auf Solinus zu sprechen kam.


    "Ja, Solinus wurde bestraft. Sein Ausbilder hat eine angemessene Strafe verhängt. Diese hat er allerdings verbüsst und befindet sich wieder in der Ausbildung."


    Er überlegte, ob er erwähnen durfte, das Solinus Ausbildung bereits kurz vor dem Ende stand. Vielleicht war es das beste Solinus die Kunde von der Beförderung persönlich überbringen zu lassen, die Gelegenheit durfte er ihm nicht nehmen.


    "Wenn dir sein Handeln unangenehm ist, brauchen wir es nicht näher zu erörtern, " bot er an.


    Da er nicht ganz schlüssig war, welche Möglichkeit angemessener war, fragte er.


    "Würdest du es vorziehen, in einer kleinen Taverna einzukehren? Oder lieber an einen Stand zu gehen und anschließend einen Platz im Freien zu suchen?"

  • Ich gab mich mit Caecilius Antwort zufrieden, obwohl ich überaus gerne Einzelheiten über Solinus Bestrafung erfahren hätte. Es fiel mir überhaupt sehr häufig auf, das mein Cousin oft sehr unüberlegt handelte, doch Metellus davon zu erzählen wollte ich auch nicht, denn musste ich mir zugestehen, das ich Solinus kaum kannte.


    „Er konnte nur von Glück sprechen, das ich in der Casa anwesend war und nicht Seneca. Er hätte ihn wohl mit Absicht eingesperrt, so das er zur Castra nicht mehr zurückkehren könnte, auch wenn er es wollte. Aber er ist sicherlich damit bestraft genug, das es seine Laufbahn behindert, wirklich eine Schande."


    Manchmal dachte ich darüber nach, was ich wohl an Solinus Stelle getan hätte. Ob ich auch unabgemeldet die Casa Iulia aufgesucht hätte? Wahrscheinlich nicht, denn den Grund den er angegeben hatte, war der Strafe die drauf folgte, kaum wert.


    „Ich würde mich bei dieser Entscheidung gerne nach dir richten. Obwohl ich erst dem Vorschlag zustimmen wollte eine Taverna aufzusuchen, wäre ich überaus neugierig dir an einen Platz zu folgen, den du bevorzugst, immerhin müsste ich dann nicht meine Geheimnisse lüften."

  • Metellus Gesicht wurde abermals sehr ernst, als die Sprache wieder auf Solinus kam.


    "Da kann ich dir nur recht geben. Der Gedanke, daß Solinus dem Tribun, der ja immerhin Kommandeur der ersten Cohorte ist, bei diesem unerlaubten Ausgang zu begegnen... Er wäre vermutlich nicht so glimpflich davongekommen."


    Er schüttelte nochmal den Kopf beim Gedanken an diesen Vorfall. Dan wandte er sich wieder angenehmeren Gedanken zu. :D


    "Gut, also ein Stand. Ich fürchte allerdings, ich hatte noch nicht genug Möglichkeiten, um einen rechten Lieblingsplatz zu finden. Daher würde ich vorschlagen, daß wir uns gleich einfach nach einem halbwegs ruhigen Platz umsehen, wenn wir das Essen haben."


    Er begann langsam in die Richtung zu gehen, in der er einen vielversprechenden Stand gesehen hatte.


    "Wären dir Brot mit Käse, ein paar Trauben und etwas Wein recht? Oder lieber etwas anderes?"

  • Ungewollt dachte ich, während der Caecilier sprach, an meinen Onkel. Es war schon eine zeitlang her als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Vielleicht sollte ich ihn das nächste Mal sogar auf Solinus Fehler ansprechen, doch verwarf ich diese Idee sofort wieder, denn erstens wusste er vielleicht schon davon und zweitens ging es mich überhaupt nichts an. Außerdem war er es ein angenehmes Gefühl Solinus zappeln zu lassen, denn konnte er sich nicht sicher sein, ob ich meinen Onkel davon erzählte oder nicht.


    So sehr in den Gedanken versunken, bemerkte ich es erst gar nicht das wir die Richtung änderten. Doch glaubte ich ihm seine Aussage nicht so ganz, das er keinen Ort hatte, denn er gerne und vor allem alleine aufsuchte. Aber genauso wahrscheinlich war es, dass er nicht gelogen hatte, aufgrund der langen Ausganssperre.


    „Oh nein, das wäre mir sogar sehr recht. Ich habe dich lange nicht mehr gesehen, Metellus. Doch möchte ich nicht verheimlichen, dass ich unser letztes Treffen nicht vergessen habe und vor allem nicht den unangenehme Abschied der darauf folgte. Gerne würde ich dich fragen, was du in der Zeit der Ausgangssperre erlebt und erlernt hast. Aber vielleicht möchtest du es nicht, dass auch ich noch dich über deine Laufbahn bei der CU ausfrage. Kenne ich dich aber leider nur als Soldat, als der du mich jetzt auch begeleitest."

  • Langsam näherten sie sich dem Stand, den Metellus ansteuerte. Nur ungern dachte er an ihr letztes Treffen zurück, beantwortete aber gerne ihre Fragen.


    "Auch ich habe unser letztes Treffen nicht vergessen und freue mich um so mehr über dieses. Die Zeit der Ausgangssperre bestand zunächst aus vielen Übungseinheiten, Wachen und Patrouillen. - Und einiger Langeweile und Streitigkeiten, wie sie auftreten, wenn man so viele Milites lange in der Castra zusammenpfercht. Dann jedoch wurde meinem Kameraden Sedulus und mir die Möglichkeit gegeben Ermittlungen recht selbständig durchzuführen. Der zuständige Princeps Prior hat uns relativ freie Hand gelassen und sich nur darauf beschränkt uns gegebenenfalls auf Fehler aufmerksam zu machen."


    Er hielt einen Moment inne und überlegte, ob sie wohl mit einer SO ausführlichen Erzählung gerechnet hatte oder ob sie schon zu Tode gelangweilt war. Er beschloß sich kürzer zu fassen.


    "Im Laufe der Ermittlungen fanden wir Zusammenhänge zwischen verschiedenen Fällen und konnten die Verantwortlichen in einer großen Razzia dingfest machen."


    Er blickte sie fragend und mit leicht ironischem Grinsen an.


    "Entschuldige, aber wenn ich einmal anfange zu erzählen... Das wäre jetzt die Möglichkeit elegant das Thema zu wechseln."

  • Es kam mir so vor als hätte ich meine Frage vollkommen falsch formuliert. Doch konnte ich ihm auch nicht böse sein, denn ich hätte mich nur korrekt bei ihm ausdrücken müssen. Wie ich mir gedacht hatte, war er in der Zeit während seiner Ausgangsperre sehr beschäftigt gewesen und hatte dabei sogar noch mehr Verantwortung übertragen bekommen. Genau zu diesem Zeitpunkt fiel mir wieder ein, wie ich das nur vergessen konnte, das auch ich mit Verantwortung in Berührung kam, mit sehr großer sogar. Ich war mir nicht mehr sicher ob er von meiner Beschäftigung wusste, da wir eigentlich nur von ihm sprachen. Doch wollte ich ihm auch nicht sofort davon erzählen, für einen Monat Roma verlassen zu müssen und sich dabei einer Gefahr auszusetzen.


    „Nein, bitte, erzähl doch weiter. Fälle welcher Art? Mord? Diebstahl? Kamen Bürger dabei zu schaden? Ich spreche da natürlich vom körperlichen." Einen kurzen Moment schwieg ich. „Metellus es tut mir Leid. Ich glaube du kannst dieses Gefrage gar nicht mehr hören. Was ist eigentlich dein Ziel? Auf welches arbeitest du hin? Gibt es etwas was du einmal besitzen möchtest, das jetzt für dich unmöglich wäre? Ein Kindheitstraum! Oder ist es ein Geheimnis?"


    Ein eigenartiges Thema war es sicherlich zu dem ich jetzt wechselte. Wahrscheinlich viel zu persönlich, so das ich sicherlich keine richtige Antwort erwarten musste. Oder aber weil mir eben nichts bessers eingefallen war, denn ich war bei ihm immer noch sehr zurückhaltend. Doch wollte ich seine Erklärung noch hören, bevor wir den Stand erreichen.

  • "Schutzgelderpressung und Mord an einem Bürger. Allerdings sind wohl auch einige andere in diesem Zusammenhang verprügelt worden. Eigentlich ein wenig erfreuliches Thema."


    Er musste grinsen.


    "Vielleicht kannst du meine allzu ausführliche Antwort nicht mehr hören. - Nach meinem Ziel fragst du? Nun, das nächste wäre irgendwann zum Centurio befördert zu werden. Aber wenn du damit ein Kindheitstraum meinst - nun, welcher Junge träumt nicht davon einmal Feldherr ein eigenen Legion zu sein? ;)"


    Und später natürlich eine eigene Familie, etwas das er derzeit tatsächlich noch nicht haben konnte.
    Er lenkte seine Gedanken, von seinen Wünschen und Plänen weg und fragte sich, was Livilla wohl für Pläne hatte.


    "Aber wir reden die ganze Zeit nur über mich. :D Wie sieht es eigentlich bei dir aus, wenn ich fragen darf? Gehst du einer Arbeit nach?"


    Nötig hatte sie das bestimmt nicht, aber er konnte sich nicht so recht vorstellen, daß sie den ganzen Tag nur zuhause hockte.


    Mittlerweile hatten sie den Stand fast erreicht und er hatte unwillkürlich angehalten.

  • „Centurio…verstehe! Du kannst dir sicherlich vorstellen wie gut dieser Wunsch in das Bild meiner Familie passt. Fast jeder von ihnen hat den militärischen Zweig gewählt, sie lassen die Frauen wohl gerne alleine zurück. Werde nur kein Feldherr, die sind einsam und haben nur eine Frau für die Öffentlichkeit." Meine Worte klangen zwar ironisch, doch zugleich auch streng.


    Es kam mir nur Recht, das wir den Stand erreicht hatten, so musste ich ihm nicht gleich ganz ausführlich über meine Beschäftigung erzählen. Und dabei vielleicht sogar auf meine zukünftige Abreise hinweisen. So blickte ich auffallend freundlich in das Gesicht des Händlers, als würde ich ihm danken, das sein Stand genau hier und jetzt an dieser Stelle platziert war. Dennoch bevor wir uns ihm widmen konnten war ich ihm eine Antwort schuldig, auch wenn sie nur kurz war.


    „Ich bin Scriba Personalis des Sextus Antipater. Kennst du ihn näher?" fragte ich nebenbei, ganz unauffällig und hoffte das er sich nun auf etwas anderes konzentieren würde. Doch vielleicht wusste er etwas über den Pompeier, was mir nicht bekannt war.

  • Metellus nickte, auch in der Gens Caecilia entschied sich fast jedes männliche Mitglied für eine militärische Laufbahn.
    "Die Gefahr, daß ich einst als Feldherr ende ist nicht sehr groß. Dazu muß man in der Regel schon als Tribun einsteigen. Aber eine Heirat wird mir trotzdem erst nach Ablauf der regulären Dienstzeit gestattet sein."


    Sie hatten den Stand endgültig erreicht, aber er wartete noch auf Livillas Antwort auf seine letzte Frage, bevor er sich an den Händler wandte.


    Er horchte auf, als sie von Antipater als ihrem Arbeitgeber sprach. Das war doch dieser komische Kauz, der mit seinen aufreizend gekleideten Sklavinnen in der Castra umhergeirrt war und ihn später, wie einen Dienstboten umherschicken wollte.
    "Wenn ich mich recht entsinne, kam er in die Castra, wegen einer Unterredung mit dem Praefectus Urbi. Es ging um irgendeine östliche Religion..."
    Er versuchte seinen Gesichtsausdruck möglichst neutral zu halten, aber so ganz beruhigend fand er den Gedanken nicht, daß Livilla gerade für diesen Mann arbeitete.
    "Ich habe ihn nur kurz zum Officium des Praefectus Urbi geleitet. - Wenn du erlaubst, werde ich gerade das Essen kaufen."


    Er wandte sich an den Händler und innerhalb kürzester Zeit war er mit Brot mit Käse, Trauben und Wein versorgt. Schmunzelnd überlegte er, ob die Uniform der CU ihm nicht ein wenig höflichere und raschere Bedienung verschafft hatten.


    "Ich glaube, jetzt brauchen wir nur noch einen geeigneten Platz."

  • Nachdenklich blickte ich in die Leere als Metellus mit dem Händler beschäftigt war. Ihm war Antipater also auch schon aufgefallen und so schwer war das ja bei diesem Pompeier nicht, der für alles eine Lösung zu haben schien. Ich konnte mich mit Metellus Informationen nicht zufrieden stellen und blickte ihn erneut fragend an, als wir den Stand wieder verließen.


    „Ja, es ist mir bekannt das er sich für den Cultus der Göttin Ishtar stark macht. Kannst du mir sagen wo zu er die Castra aufgesucht hat? Was könnte er vom Praefetus Urbi gewollt haben? Außerdem wundert mich deine Reaktion, kaum jemanden bleibt so gelassen wie du wenn er von Antipater spricht, denn bei ihm glaubt man er würde alles bekommen was er wollte." Eigentlich war es nicht sehr höflich in so direkte Fragen zu stellen, doch wollte ich einfach mehr erfahren und eigentlich war es mir schon fast peinlich, das ich, seine Scriba Personalis, nichts davon wusste. Zudem klagen meine Schlussworte so ernst, das es Metellus nun sicherlich zu denken gab und ich musste es einfach sehen, wie er darauf reagieren würde. Nun wäre es angebracht gewesen, mich für seine Einladung zu bedanken, doch wollte ich es nicht riskieren, jetzt vielleicht das Thema zu wechseln.


    Wir gingen einfach geradeaus entfernten uns immer weiter vom Stand des Händlers, ich hatte im Moment kein Interesse die Richtung zu bestimmen, denn ich konzentrierte mich vollkommen auf den Caecilier.

  • Metellus hatte sich in Richtung einer Ecke aufgemacht, die ihm halbwegs leer erschien und Livilla folgte ihm, schien aber gedanklich immer noch beim Thema Antipater zu sein.
    "Ich weiß nur, daß er den Praefectus Urbi zu sprechen wünschte und vermute aus der Situation heraus, daß es um diesen Cultus ging."
    Er hob seine Hände in denen er Wein und Essen trug, auch wenn sich seine folgende Aussage sicher nicht allein darauf bezog.
    "Nun, ich wollte mich eigentlich auf Erfreulicheres konzentrieren."
    Er hielt einen Moment inne bevor er sie direkt anschaute und ihr offen antwortete.
    "Gelassen war ich bei unserem Zusammentreffen sicher nicht. Um ehrlich zu sein, ich bin vielleicht etwas altmodisch, aber mir ist dieser Cultus ein wenig suspekt. Wenn spärlich bekleidete Sklavinnen Priesterinnen sind und auch ihr Herr sich nicht angemessen zu verhalten weiß, dann..."
    Metellus hatte sich nun schon fast in Rage geredet und brach unvermittelt ab, als ihm irgendeine Stimme in seinem Kopf sagte, daß er gerade fröhlich gegen Livillas Arbeitgeber wetterte. Dann erst drang ihr letzter Halbsatz richtig in sein Bewußtsein und seine Gedanken sprangen geradezu von einer möglichen Schlußfolgerung zur nächsten, allesamt unangemessen. Er fing seine Gedanken schleunigst wieder ein und schalt sich einen Dummkopf, daß er so etwas überhaupt denken konnte. 8)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!