Atrium - Avarus zu Besuch

  • Der Ianitor führte den Senator ins Atrium, in welchem gerade Sklaven am arbeiten waren, den Brunnen zu säubern und ihn wieder zum laufen zu bringen. Da keiner in diesem Hause mehr einen Kälteeinbruch erwartete, hatte sich der Hausherr entschlossen, den Frühjahrsputz dieses Jahr ein wenig vorzuziehen.


    Bitte wartet hier. Ich verständige den Herrn sogleich.

  • Es dauerte zwar ein wenig, bis Hungi fertig war, aber schließlich und endlich trat der Hausherr ins Atrium.


    Avarus, sei gegrüßt. Er überlegte, wann der Germanicer das letzte Mal ihn besuchte, doch ad hoc wollte es ihm nicht einfallen. Wie geht es dir?

  • "Danke der Nachfrage, wirklich gut. Auch wenn die letzte Erholphase schon ein Weilchen zurück liegt." Auch er begrüßte Hungaricus als jener den Raum betrat und schloss eine Gegenfrage an: "Deine Gesundheit und die deiner Frau ist hoffentlich ebenfalls zum Besten bestellt?"

  • Tatsächlich. Uns geht es gut... kurz überlegte er, ob er sich zurückhalten soll, aber was solls :D ... sieht man von den Beschwerden einer Schwangerschaft ab. Er grinste und klatschte in die Hand. Die Sklaven schauten auf und mit einer Handbewegung gebot er ihnen, sich zurück zu ziehen. Es dauerte zwar ein wenig, aber die Sklaven waren dann bis auf zwei verschwunden, welche sich aber um die Belange der Herrschaften kümmern sollten. Hungi wies auf ein paar Sitzplätze.


    Aber setz dich doch.

  • "Danke, sehr gern."


    Setzt sich bequem, aber nicht lähmelnd, hin.


    "Du hast meine Einladung zum Conventus erhalten und kannst erscheinen?"


    Führte er den allgemeinen Teil weiter. Hoffte dabei Hungaricus würde es ihm nicht übel nehmen, die eigentliche Sache noch ein wenig heraus zu verschieben.

  • Avarus hatte also nicht den Hinweis überrissen, oder er wollte nicht. Ein wenig gekränkt deswegen setzte sich Hungi, seinem Gast gegenüber.


    Tatsächlich, habe ich. Ich habe den Termin schon vorgemerkt und werde selbstverständlich kommen.


    Ein Sklave erschien mit einem Tablett, auf dem zwei Kannen und zwei Becher zu sehen waren. Leichtfüßig (es war offensichtlich nicht Ursus) umging er die Herrschaften zu einem kleinen Beistelltisch, wo er das Tablett abstellte und die Becher mit Wasser und Wein füllte. Elegant bot er erst dem Gast den Becher an, dann dem Hausherrn.

  • "Fein, ich hoffe die Reform der Schule wird dabei einen erheblichen Fortschritt machen. Vielleicht kann man sie im selben Zug abschließen um ihr nicht zuviel Bürokratie aufzuhalsen."


    Blickt kurz zur Seite, ein Bild im Augenwinkel hatte in ihm Gefallen gefunden. Mit einem Lächeln in den Mundwinkeln kehrt er zurück. Wird aber gleich wieder ernst.


    "Doch ich komme eigentlich auch wegen einem anderen Thema. Heut Morgen im Senat hast du es erfahren. Ich kandidiere... Vor zwei Tagen war ich desswegen beim Imperator und naja er gab mir eine Aufgabe mit auf den Weg. Es geht um die Arbeit im Cursus Publicus. Ich hatte Hoffnung, dich für eine Vertretung gewinnen zu können. Doch nun da du bald Vater wirst, möchte ich dich nicht drängen. Auch wenn es mein Wunsch bleibt, das du mit deiner Erfahrung, bei einer positiven Wahl meinerseits zum Consulat den Posten des LACP ausfüllst."


    Er konnte sich keinen besseren vorstellen und Hungaricus war ihm gegenüber immer als Freund aufgetreten. Doch nun schien alles so kippelig geworden zu sein. Mit einem Grinsen zeigte er, das es ihn sehr freute, das Hungaricus auch im gesetzten Alter noch dafür fähig war. :D

  • Hungi nickte nur zum Reformvorhaben der Schule und nahm den Becher, den ihm dargeboten wurde. Der kurze Blick Avarus zur Seite veranlasste ihn, sich selbst ein wenig umzusehen. Der Frühjahrsputz war sicher verfrüht, keine Frage, aber aufgrund des Wetters in diesem Winter auch eine sinnvolle Arbeitsbeschaffung für die Sklaven. Dabei streifte er auch die Bilder an den Wänden, die schon ein wenig am Verblassen waren und überlegte, ob vielleicht eine Umgestaltung angebracht wäre. Doch lange Zeit hatte er nicht darüber nachzudenken, denn schon richtete Avarus wieder das Wort an ihn.


    Ich soll dein Vertreter sein? wiederholte er wenig sinnig das Anliegen seines Gastes, die Bemerkung über seine baldige Vaterschaft nicht beachtend. Es war schon klar, daß jemand den Cursus Publicus übernehmen musste, das leuchtete ihm ein. Und er selber hatte ja schon Erfahrung mit dem Cursus Publicus, also war es eigentlich naheliegend, daß er Vertreter spielen soll.

  • Oh diese Unsicherheit, Hungi wurde alt, oder nahm Livia ihn so ... naja gedacht. :D


    "Wenn ich nicht der Meinung wäre, das du den Cursus Publicus lenken, navigieren, ja am Laufen halten könntest, wäre ich so ehrlich gewesen dich nicht zu fragen. Aber ich setze festes Vertrauen in deine Fähigkeiten und auch Iulianus tat dies, als ich ihm meine Vorschläge machte."


    Wenn nicht du, wer dann? Hungi schien es zu mögen, geliebstriezelt zu werden. 8)

  • Na das war eine Lobhudelei... sagenhaft.


    Ach, den Kaiser hast du auch schon gefragt? Ihn beschlich ein leises unbestimmbares Gefühl... Na gut, dann mach ichs halt. Ist ja nichts komplett neues. Adé, du faules Leben. Naja, so faul war er nicht, hatte er noch genug andere Pflichten.


    Gut. Ich machs. Wie zur Bestätigung sagte er diese Worte, sogar lächeln konnte er dabei.

  • "Fein... dem voraus sollte natürlich eine geglückte Wahl gehen. Eine Chance hast da damit noch. Wobei das nicht der Aufruf sein soll mich nicht zu wählen und auch deiner vielfältigen Schaar von Klienten zu sagen dies nicht zu tun."


    Wieder ein Grinsen. Avarus war gern hier in dieser Casa. zum Einen war es daheim immer so leer und zum Anderen gab es bei Senator Hungaricus wirklich feinen Wein.

  • Womit er genau dieses Thema ansprach...


    Versteh mich jetzt nicht falsch, Avarus. Ich habe selten etwas gegen dich gesagt und wenn, dann nur, weil wir einfach anderer Meinung waren. Aber glaubst du jetzt wirklich, daß du die Mehrheit des Senats hinter dir versammeln kannst? Jetzt schon?

  • "Ich bin ein gläubiger Mensch, Hungaricus. Ich glaube an das Volk voller Romer, denn ihre Stimme, ihren Glauben habe ich nie verletzt. Der Senat ist noch in der glücklichen Lage mehr vom Volk durchsetzt zu sein, als von Römern, deren Zeit längst verjährt ist. Ich setze darauf, das das Volk intelligent ist und sieht was ich leisten kann. Die Zeit verjährt nie. Es wird immer kleine Maden geben, die einen Spaten benutzen und versuchen ihre Unfähigkeit mit dem Blut anderer Männer zu verdecken. Ich bin ein Plebeier, ich steh immer wieder auf."


    Das Hungi das fragte, verunsicherte ihn ein wenig. Aber er hatte auch kein Problem damit eine Schlacht zu verlieren. Er war zwar nicht mehr der Jüngste, doch er war ein Stehaufmännchen. :D

  • Hungi war da ein wenig skeptischer.


    Mutig, Avarus. Und ich sage dir ehrlich, in deiner Haut mag ich nicht stecken. Du hast Feinde, gut, welcher Senator hat die nicht, aber dir schlägt der Widerstand so offen ins Gesicht, daß selbst der Rauswurf von Curio seinerzeit aus dem Senat dagegen verblasst. Sicher, im Senat sitzen viele Plebejer, und etliche unter ihnen werden auch deine Meinung vertreten, aber du hast so ziemlich alle Patrizier gegen dich und ich würde deren Einfluß nicht unterschätzen.

  • Wahrscheinlich hatte Hungi Recht und er, Avarus, hatte wirklich nicht mit derartig verbissener Gegenwehr gerechnet. Doch wenn sie heute exsistierte, würde sie sich auch in zehn Jahren noch genauso bieten.


    Er nutzte etwas Zeit um zu schweigen. Dachte dabei nach und sponn jene Gedanken im Geiste weiter. So würden sich jene die heute gepläfft haben auch Morgen blägen. So war es einerlei und heute fiel es nur auf ihn allein zurück, später auch auf seine Frau. So war es besser wie es jetzt war und was nicht würde sei verloren, aber nicht tiefgründig genug, um ihn von seinem Kurs abzubringen oder ihn entgültig zu verschlagen.


    Er stierte dabei auf den Tisch, nach jenen Gedanken hing er der Maserung nach und sponn Bildnisse zusammen, die mit ihr ähnlich waren...

  • Hungi unterbrach das Schweigen seines Gegenübers nicht. Er nutzte die Zeit, um seinerseits Überlegungen anzustellen. Ob gewollt oder nicht, Avarus hatte mit seiner Kandidatur eine politisch äußerst brisante Situation geschaffen, die seinesgleichen suchte. Der Kaiser war schon mal nicht gegen die Kandidatur, das war gut. Die Stimmung unter den Senatoren, besonders unter den patrizischen, war jedoch weit davon entfernt, optimistisch zu sein, das war schlecht. Ob Avarus das Volk hinter sich hatte, das war eine Komponente, die Hungi nicht wirklich einzuschätzen wusste, denn selbst wenn das Volk mit der neuen Änderung der Wahl zum Cursus Honorum nicht mehr aktiv mitbestimmen konnte, so ohne weiteres wegwischen konnte man das Volk nicht. Weiters beschäftigte ihn die Reaktion des Kaisers zur Wahl des Consuls. Wenn der Kaiser wünschte, daß Avarus gewählt werden soll und er wurde es nicht, dann mochte Hungi gar nicht ausdenken, wie es im Senat weitergehen mochte. Ein solcher Affront dem Kaiser gegenüber... in so einem Fall würde Hungi nicht in Rom bleiben wollen, doch er würde es müssen, denn er müsste dann seiner Pflicht als Princeps Senatus eine weitere Amtszeit lang nachkommen. Wenn jedoch der Kaiser eigentlich nicht wollte, daß Avarus gewählt werden solle und der Alte wollte die Reaktion des Senats testen, so wie der junge Flavier diese Möglichkeit andachte... nein, das konnte er sich nicht vorstellen, das wäre schon zu perfide. Ganz ausschließen konnte Hungi es aber auch nicht.


    Kurz gesagt, eine vertrackte Situation. Ohne Frage.


    Aber vielleicht bin ich auch zu pessimistisch, was deine Kandidatur angeht. brach Hungi das Schweigen. In diesem Moment fiel ihm ein, was einer seiner Lehrer zu ihm gesagt hatte: Ein Jurist muß pessimistisch sein, sonst ist er kein guter Jurist. Eine Erfahrung, die er auch als Praefectus Praetorio gemacht hat.

  • "Nein, nein..." oder doch? Hach der Hungi machte einen immer so unschlüssig. Avarus stützte sich auf dem Sitzbaren ab und streckte dabei den Rücken. "Lassen wir die entscheiden, die es dazu bald in der Hand haben. Es gibt wahrlich tiefere Sorgen in Rom, die baldigst gelöst werden sollten. Aber ich nehme mir auch jede Kritik an. So sie aus einem Munde kommt, aus welchen ich nicht Hohn oder Verachtung vermute."


    Er blickte sich um und fand, das ihre kleine Unterredung wohl dem Ende zuging. So trank er seinen Becher leer und fragte:


    "Ist dein Bruder im Haus?"

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