Die Freude, die Verres zu empfinden schien, überwältigte Albina. Die Küsse mit denen er sie zärtlich übersähte waren ein wohltuender Balsam. All das machte sie unsagbar glücklich und als er sie auf einmal hochhob und herumwirbelte konnte sie nur mit Mühe ein leichtes aufkreischen unterdrücken. Während sie sich drehten, musste sie Lachen. Ein Lachen, wie es kaum eins zuvor sie erfüllt hatte. Liebe? Ja, das musste wohl Liebe sein.
Doch, und vielleicht kam es dort das erste Mal wirklich zum Tragen, waren die beiden sehr unterschiedlich. Und auch wenn man die Vorstellung der Gesellschaft außen vor ließ, kamen die beiden nunmal aus völlig unterschiedlichen Welten.
Seit je her war Albina dazu erzogen worden, ihre Handlungen und vor allem deren Auswirkungen zu bedenken. Und auch wenn ihre Gefühle dem auch zuwider liefen, konnte sie dies längst nicht einfach so abstellen, wie es Verres vielleicht vermochte.
"Verres...", sagte sie während er sie weiterhin drehte, "...Verres... lass mich runter." Als er nicht sofort darauf reagierte, wiederholte sie es, doch diesmal in einem ernsteren Tonfall, sodass er sie dann doch vor sich abstellte.
"So unglaublich dieses Glück auch sein mag," sagte sie ernst während sie ihr ihre tunika wieder zurechtrückte "haben wir dafür keine Zeit. Was ist , wenn der Sklave von eben zum Haushalte gehört? Was, wenn er meinem Cousin davon berichtet? Wir sind in Gefahr.Denk doch daran, was passieren könnte.Ich weiß nicht, welche Folgen das ganze haben würde, aber sie wären für dich sicher schlimmer als für mich. Ich will dieses Risiko nicht eingehen." blickte sie ihn an.
"Es ist, wie ich vorhin gesagt habe" wurde ihr Ton nun wieder zärtlicher," Ich will dich nicht verlieren. Und genau deshalb müssen wir nun vorsichtig sein."
Ein abgelegener kleiner Park am Rande der Stadt...
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Es war schon seltsam: Da kannten sie sich erst seit wenigen Stunden und hatten sich erst neulich das erste Mal gesehen, und dann war das dieses tiefe, aufrichtige und reine Gefühl, welches sie verband, ein Gefühl, was so viel Sorgen und Leid wett machte, ja, es schien fast so, als würde der Kummer klein und nichtig sein.
Dennoch gab er Albina natürlich Recht und nach ihrer zweiten Aufforderung liess er sie schliesslich herunter. Er kam sich wie ein kleiner Schuljunge vor, auch wenn er sich an seine eigene Schulzeit nicht erinnerte.
»Du hast Recht, Albina. Wir sollten so schnell wie möglich zurück und ausnutzen, dass wir vielleicht schneller da sind als dieser Mann, der sich hoffentlich gerade verläuft und wir somit Zeit gewinnen. Aber dann? Soll ich ihn an der Tür abfangen? Vielleicht bringt er ja auch nur eine Nachricht und verschwindet wieder. Dann wäre es besser, wenn er uns gar nicht erst zu Gesicht bekommt ... « Verres raufte sich leicht sorgenvoll die Haare. Und dann jedoch blickte er sie wieder warm an und sprach:
»Und bitte, verstehe mich. Ich besitze weder eine Vergangenheit, weder eine Familie, an die ich mich erinnere und nur die Erinnerung an die letzten Monate. Und die waren geprägt von Marter in meinem Kopf, weil ich immer wieder versuche, mich an etwas zu erinnern.
Und nun bist du da und all diese Sorgen treten einfach ein wenig in den Hintergrund. Verstehst du?«Er versuchte sie von unten herauf treu an zublicken, so gut das bei seiner Grösse ging.
»Dennoch, ja, wie sollten gehen.« Er verbeugte sich leicht, machte eine ausladende Handbewegung und sprach: »Bitte nach mir, edle Dame!« -
Nun, da er ihr zugehört und sie herabgesetzt hatte war auch auf sein Gesicht ein Ausdruck der Sorge getreten und Albina bemerkte traurig, dass er sich voller Sorgen beim Sprechen leicht die Haare raufte. Doch er hatte Recht, was wäre nun die beste Vorgehensweise? Sie wusste es nicht. Das einzige, was klar war, war die Tatsache das sie schnell zurück zur Villa mussten.
"Ja, ich verstehe dich. Doch dieses Glück können wir uns im Moment nicht leisten." sagte sie noch einmal zärtlich, hob ihre Hand und streifte noch einmal sanft seine Wange.
Oh, dieser Blick, diese Augen. Sie werden noch einmal mein Verhängnis sein, dachte Albina beglückt und Verängstigt zu gleich."Ja, lass uns gehen." sagte sie dann leise aber entschlossen. "Du weißt, was jetzt kommt. Steh es einfach durch." Spielte sie darauf an, dass sie sobald sie den Park verlassen hatten wieder Herrin und Sklave waren, zumindest nach Außen hin. Und wenn Albina etwas in ihrem Leben gelernt hatte, dann das Gesicht zu wahren.
So ließ sie ihre Hand wieder sinken, wandte sich um und blickte nicht noch einmal zurück. Sie musste das jetzt durchstehen. Ihr Sklave würde ihr folgen, dachte sie traurig. Sie traten den Weg zurück in die Realität an, zurück zur Villa Tiberia
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