Peristylium | Albina und Claudia Epicharis

  • Endlich waren die zwei im Peristylium angekommen. Sogleich steuerte Albina auf eine der schönen im Schatten gelegenen Marmorbänke an, neben denen kleine Tische standen.
    "Setz dich doch bitte." lud Albina Epicharis zum Platz nehmen ein.
    Einen weiteren Blick auf Ikarus werfend, winkte sie ihn heran.
    "Bring Wein und Wasser. Und ein wenig Obst. Und beeil dich, mein Gast und ich sind durstig!"

  • Schon beim Hereinkommen hatte Epicharis Augen und Ohren offen gehalten und sich aufmerksam umgesehen. Hier wohnte also Tiberius Vitamalacus. Das war interessant, fand sie, denn man erblickte durchaus den ein oder anderen Gegenstand, der weiblichen Einfluss bedeutete. Vermutlich aber war dies der Verdienst der weiblichen Verwandten des Soldaten. Epicharis und Albina steuerten auf eine kleine Bank am Rande des Säulenganges zu, und als die Aufforderung hierzu kam, setzte sich die Claudierin auch sogleich und faltete die Hände.


    "Hübsch habt ihr es hier. Ich nehme an, du kümmerst dich um die Dekorationen und derlei Dinge? Dein Cousin hat vermutlich keine Muße dafür", fragte sie freundlich, während der Sklave schon hinfort eilte, um den Auftrag auszuführen.

  • Albina musste bei Epicharis Worten lachen.
    "Nein, meinen Cousin kann ich mir beim Dekorieren beim besten Willen nicht vorstellen. Ohnehin hat er eher einen Hang zum Schlichten. Daraus spricht sein soldatisches Wesen. Aber sein Geschmack ist dennoch besser, als man vermuten könnte." grinste sie noch immer.


    "Ich selbst bin allerdings erst seit ein paar Tagen in Rom. Von daher ist die Dekoration nicht mein Verdienst. Ich vermute, dass meine Cousine Claudia als älteste Frau der Familie wohl dafür die Verantwortung trägt."


    Sie wunderte sich ein wenig. War Claudia Epicharis noch nie in der Villa gewesen? Aber hatte sie nicht selbst gesagt, sie hatte ihren Cousin erst vor ein paar Tagen kennengelernt? Nunja, es war ja auch egal.


    Als der Sklave mit dem Wein und dem Obst wieder eingetroffen war und beiden ihren Wünschen entsprechend eingeschenkt hatte, setzte Albina zu einer weiteren Frage an.
    "Wie gesagt, ich bin erst seit kurzem in der Stadt und habe meine Jugend auf dem Land im Illyricum verbracht. Bist du hier in Rom aufgewachsen? Oder wie lange lebst du ansonsten schon hier, wenn ich fragen darf?"

  • Soldaten hatten mit Schlichtem auszukommen, das war richtig. Also machte es sinn, was Albina da sprach. Epicharis nickte und fragte sich, ob sie den Namen Tiberia Claudia schon einmal gehört hatte. Aus der Acta Diurna vermutlich, aber genau erinnern konnte sich die Claudierin nicht.
    "Dann beweist sie Geschmack", komplimentierte Epicharis und legte den Kopf schief, um eine Vase zu betrachten, die in der Nähe auf einem Sockel ruhte. Sie zeigte ein griechisches Motiv, das ihr bekannt vorkam und sie seltsamerweise an Tarraco erinnerte, vermutlich wegen der warmen Farben. Ihre Betrachtung wurde von dem Sklaven unterbrochen, der das Gewünschte brachte. Nun stand eine stattliche Schale frischen Obstes auf dem Tisch, dazu eine Karaffe mit verdünntem Wein und zwei eingeschenkte Becher. Epicharis griff nach ihrem und hoffte, der Wein möge sehr stark verdünnt sein. Normalerweise trank sie keinen Rebensaft, denn das schickte sich nicht für eine Frau, fand sie, und nebenbei bemerkt war Wein egal welcher Art einfach nur bitter. Dieser aber stellte sich als stark verdünnt heraus, sodass Epicharis den Becher nach dem ersten Schluck nicht gleich wieder fortstellte, sondern einen zweiten nahm. Dennoch mahnte sie sich, nicht zu viel davon zu trinken und lieber nach Wasser oder Saft zu fragen, ehe man ihr nachschenken konnte. Interessiert vernahm sie, dass Albina aus dem Illyricum stammte. Sie hatte viel darüber gelesen.


    "Oh, da war es sicher angenehm zu leben, nicht? Ich habe einiges über Dalmatia und Noricum gelesen, das Wetter soll dort wenig regenreich und recht sonnig sein, aber dennoch nicht zu warm. Stimmt das, oder ist es nur Werbung dafür, umzuziehen? Ich selbst bin eigentlich in Mantua aufgewachsen, habe aber schon immer sehr viel Zeit in Tarraco verbracht, bei meiner Tante. Während der letzten anderthalb Jahre war ich ebenfalls dort und habe sie gepflegt. Im Alter hat man es nicht leicht als Witwe, schon gar nicht, wenn man krank ist", sprach Epicharis und zupfte eine Traube vom Strunk.

  • "Nunja, bei uns zuhause regnet es wirklich recht wenig. Das Wetter bei uns ist meist sehr angenehm, das stimmt schon." Über so etwas hatte sich Albina bisweilen nie Gedanken gemacht.


    "Mantua?", ergänzte sei dann während sie einen Schluck aus dem gefüllten Becher nahm. "Ich kenne Mantua ebenfalls nur vom Hörensagen. Ich bin noch nie dort gewesen, aber da es ja nicht allzu weit von Rom entfernt liegt, habe ich vor es mir bei Gelegenheit auch einmal anzuschauen. Ist es dort so schön wie behauptet wird?"


    Albina betrachtete Epicharis während sie sprach. Sie war eine schöne junge Frau, ähnlich alt wie sie selbst, dachte sie. Vielleicht würde Albina ja in ihr eine Freundin gewinnen können.
    "Darf ich dich fragen, was dich zurück nach Rom gezogen hat?" fragte sie freundlich.

  • "In Manuta ist es ruhig, auch wenn das Kastell der Legio Prima direkt vor den Toren der Stadt liegt. Wir habe dort ein Landgut. Mein Vater dient in der Legion, weißt du, und derzeit sind nur eine meiner Schwestern und ich dort anzutreffen. Das heißt...wenn ich nicht gerade in Rom bin", sagte Epicharis und trank einen weiteren Schluck.


    "Derzeit pendle ich hin und her, da ein Großteil meiner Familie in Rom lebt - mein Onkel Vitulus beispielsweise, meine kleine Schwester Prisca und einige andere. Vater ist zeitlich sehr eingeschränkt, daher war das Pendeln die beste Lösung, wenn ich ihn auch einmal zu Gesicht bekommen möchte."


    Zwei weitere Trauben fanden ihren Weg zwischen Epicharis' Lippen.


    "Nach Italia bin ich gekommen, weil meine Tante verschied. Es gab somit nach der Bestattung nichts mehr zu tun für mich in Tarraco, also reiste ich nach Hause. Aber wieso kamst du nach Rom?" stellte sie die Gegenfrage.

  • "Deine Vater ist Soldat? Das könnte ich mir kaum vorstellen. Mein Vater war meist zu Hause und auch das ist nicht immer schön." musste sie grinsen. Wieder ernstwerdend setzte sie hinzu : "Aber ich kann dich verstehen. Andersherum ist es sicher auch nicht so angenehm."


    Albina blickte sich während Epicharis weitersprach im Perystil um. Sie war selbst ja gerade ein paar Tage hier in Rom. Aber ihr Cousin hatte ihr ein sehr schönes Cubiculum überlassen mit Blick auf eben dieses. Von hier unten wirkte es fast noch schön. Bewundernd musterte sie einen den Rosensträucher , der vereinzelt im Boden steckte. Wieso er gerade dort stand, wusste sie allerdings nicht.


    Wie offen sollte sie mit Epicharis sprechen, fragte sie sich. Vorerst wohl besser noch nicht vertraulicher als sich geziemte.
    "Nun, es war die Idee meiner Eltern. Sie sind um meiner Erziehung willen kurz nach meiner Geburt ins Illyricum gezogen. Da ich nun fast das Erwachsenenalter erreicht habe, waren sie der Meinung, es wäre an der Zeit mich in die Gesellschaft Roms einzuführen." Und mich zu verheiraten, dachte sie leicht bitter. Dennoch lächelte sie.
    "Für mich ist alles hier neu und es fasziniert mich, wie abwechslungsreich diese Stadt ist. Wenn ich nur an den lustigen Papageien von vorhin denke." Sie musste Kichern."Vermutlich weilt der Ärmste nicht einmal mehr unter uns. Ich hoffe dennoch, er war so weise, sich im rechten Moment davon zu machen."

  • "Nun, ich hätte ihn lieber in meiner Nähe gewusst als in einem Kastell, wo man in Friedenszeiten für den Krieg übt", sagte Epicharis und dachte daran, wie oft sie früher geweint hatte, weil Vesuvianus manchmal monatelang nicht nach Hause gekommen war. Sie hielt ihren Vater für einen strengen, aber gerechten Mann, der ihr niemals absichtlich schaden oder wie unglücklich machen würde. Im Gegenzug respektierte sie ihn so, wie er war und versuchte das beste daraus zu machen, was beileibe nicht immer einfach war. Dennoch hatte sie es bisher stets geschafft.


    Albinas Worte hörte sie mit wenig Verwunderung. In die Gesellschaft einführen... Epicharis wusste, dass damit die Knüpfung von nützlichen Bindungen gemeint war, oder kurz gesagt, die Ehe. Sie sah Albina nun als "Leidensgenossin" an, nicht mehr nur als flüchtige, wenn auch nette Bekanntschaft. Als die Tiberierin geendet hatte, nickte die Claudierin.


    "Oh ja, ich versteh gut, was du meinst. Für mich war es in Hispanien so. Die Lebensweise ist dort gänzlich anders als hier. Inzwischen habe ich mich wieder an den italischen Lebenswandel gewöhnt, auch wenn ich zugeben muss, dass es nicht einfach war. In Spanien scheint alles einfacher zu sein und leichter von der Hand zu gehen. Es ist unbeschreiblich. Ähnliches wirst du jetzt erleben, vermute ich."
    Sie nippte an ihrem Becher und dachte kurz an den Papagei. Epicharis war jemand, der stets versuchte, das Gute zu sehen.
    "Ach nein, ich denke, er zieht über den Soldaten seine Kreise und beschimpft sie munter weiter. Er machte auf mich einen gewitzten Eindruck."


    Eine weitere Traube verschwand in ihrem Mund, während sie Albina erneut musterte.
    "Und wie findest du die römische Gesellschaft?" fragte sie schmunzelnd und meinte damit natürlich die patrizische Männerwelt. Was auch sonst?

  • Bei Epicharis Worten über den Papageien musst Albina lächeln. Welch eine schöne Vorstellung das doch war. Sie würde gerne ein paar Momente mit dem Vogel tauschen und über die Leute offen beleidigend über die Stadt fliegen.


    Die römische Gesellschaft? Ihr Gegenüber konnte nur die Männer meinen, wie sie so grinste.
    "Nunja, ich bin da ehrlich. Bisher bist du die erste außerhalb meiner Familie die ich kennengelernt habe. Aber mein Cousin plant ein eventuell ein Fest zu geben, damit ich noch mehr Leute kennenlerne." Und natürlich auch potentielle Ehegatten, dachte sie erneut leicht verärgert.


    "Aber du könntest mir ja ein wenig über die "römische Gesellschaft" berichten." lächelte sie. Immerhin musste Epicharis schon mehr Männer hier in Rom kennen und Albina interessierte sich durchaus dafür.

  • Das kam Epicharis allzu bekannt vor. Sie lächelte und schüttelte mit wenig Verwunderung den Kopf.
    "Mein Vater plant das gleiche, in wenigen Tagen sogar schon. Ich würde dich ja gern einladen, doch kann ich dies nicht ohne das Einverständnis meines Vaters. Sonst kommen nur aufgesuchte Senatoren und Patrizier", fügte sie entschuldigend hinzu. Die Absicht, die hinter diesem Bankett stand, war nur allzu deutlich. Da dies auch Albina klar sein musste, entschloss sich Epicharis dazu, die Karten offen auf den Tisch zu legen und nicht mehr verschleiert zu sprechen.


    "Ich habe bisher auch kaum wenige Senatoren und Patrizier kennengelernt. Octavius Victor war einer davon, er schien mir ganz nett zu sein. Aber ich weiß nicht, welche Verbindung man für dich anstrebt. Man munkelt, dass die Tiberier sich nicht so sehr um standesgemäße Bindungen kümmern, doch ob das wahr ist, vermag ich nicht zu sagen", erklärte sie und versuchte dabei freundlich zu klingen, und nicht missbilligend oder gar herablassend. Das war die Sache einer jeden Familie, sie würde sich weder einmischen noch eine Wertung abgeben.

  • Epicharis schien mehr als nur eine nette Bekanntschaft auch ein ähnliches Schicksal wie Albina bevorzustehen.
    "Ach, das ist nett von dir. Aber ich denke, ich hätte ohnehin noch nicht wirklich die richtige Lust soviele neue Leute auf einmal kennenzulernen. Mein Cousin war so freundlich mir zunächst ein wenig Zeit zu geben um mich an Rom zu gewöhnen, bevor wir dieses Thema angehen." Und darüber war Albina sehr froh. Ihr war mehr als bewusst, dass selbst diese Zeit ihr kaum reichen würde, sich mit dem Gedanken abzufinden. Aber dennoch beruhigte es sie zur Zeit noch ein wenig.
    "Ich selbst bin mir noch nicht klar darüber, welche Verbindungen mein Cousin für mich in Betracht zieht. Wie haben darüber noch nicht so direkt gesprochen. " Sie dachte daran, dass ihr Cousin erst gestern von der anstehenden Verlobung erzählt hatte. Sie selbst war davon überrascht. Doch sie hatte ihm ihr Wort gegeben, dass für sich zu behalten und daher tat sie das auch.
    "Ich weiß nicht, ob man das so sagen kann. Aber wenn ich bedenke, dass meine Großcousine einen Plebejer geheiratet hat, so kann ich dir da sicher nicht widersprechen.Ich bin ehrlich. Ich selbst kann es nicht so recht verstehen. Das kann aber auch daran liegen, dass ich mich für Politik nicht interessiere und auch meine Eltern fiel Wert auf meine standesgemäße Erziehung gelegt haben."


    Sie dachte daran, dass die einzige Aufgabe der Frauen laut dieser Erziehung war, eine gute Ehefrau für den wie auch immer geratenen Ehemann zu sein. So war nuneinmal das Leben. Sie nahm sich noch einen Schluck des Weines und blickte dann wieder freundlich zu Epicharis.
    "Manchmal fürchte ich diesen Schritt, der anscheinend uns beiden bevorsteht."

  • "Dann wird dein Vetter einen Ehemann für dich wählen und nicht dein Vater?" fragte Epicharis ungläubig. Vermutlich war Albinas Vater jedoch auch tot, fiel es ihr siedendheiß ein. Dann war sie vermutlich in ein Fettnäpfchen getreten. Die Worte allerdings, die Albina über eventuelle Verbindungen mit Plebejern sprach, ließen sie sympathisch wie zuvor erscheinen. Es hätte Epicharis richtiggehend verwundert, wenn die Tiberierin eine derartige Verbindung gutgehießen hätte.


    "Politik und große Reden auf der Rostra oder im Senat sind etwas für Männer. Die Frauen walten im Verborgenen. Ehrlichgesagt würde mir ganz schwummerig werden, wenn ich vor so vielen Leuten meine Meinung kund geben und auch noch vertreten müsste", sagte Epicharis und lächelte unsicher.
    "Nein, das ist nichts für mich, wirklich nicht. Ich bin jedoch gespannt, ob ich mich jemals für die politischen Angelegenheiten des Imperiums interessieren werde. Wer weiß, vielleicht heirate ich einmal einen großen Politiker."


    An dieser Stelle folgte kein erheitertes Lachen, denn zu wahrscheinlich war diese Aussicht für die junge Frau in jenem Moment. Stattdessen zupfte sie nur weiter an den Trauben. Eine kurze Gesprächspause entstand, ehe Albina aussprach, was auch Epicharis bewegte. Sie sah die Tiberierin an und zeigte Verständnis und Zustimmung, einzig mit ihrem Blick.


    "Ich auch, Albina", gestand Epicharis. Besonders, wenn sie an die vielen alten Senatoren und Patrizier dachte, die zum Bankett geladen werden und potentielle Heiratskandidaten darstellen würden.

  • "Nunja, so lange ich in Rom bin obliegt meinem Cousin die Verantwortung für mich. Dennoch wird es eine Übereinkunft sicher nicht ohne das abschließende Einverständnis meines Vaters geben." sagte Albina.


    Epicharis Meinung zur Politik traf so völlig auf ihre eigene Ansicht davon zu, dass sie bei ihren Worten nur zustimmend nickte. Die beiden schienen wirklich das gleiche Schicksal zu teilen und daher verstand Albina auch das ernste Gesicht ihrer Gegenüber bei den Worten über eine womögliche Heirat mit einem Politiker. Die Aussage war zu nahe an einer womöglichen Realität um darüber scherzen zu können. Das Thema war , so pflichtbewusst die beiden in dieser Hinsicht auch sein mochten, dennoch deprimierend und drückte die Stimmung ungemein.
    "Nunja, "sagte Albina abschließend um das Gespräch vorerst auf andere Themen zu lenken," die Götter werden schon wissen, was sie mit uns vorhaben."
    Sie versuchte ihren Frohmut wieder zu erwecken und schaute erneut im Garten herum. Was konnte sie jetzt sagen, um die Unterhaltung weiter in Gang zu halten?Doch dann fiel ihr etwas ein, was sie wirklich interessierte.
    "Sag Epicharis, wie verbringt man in unserem Alter und Stand am besten seine Zeit in einer Stadt wie Rom?"

  • "Gewiss. Die Götter sind allwissend. Vermutlich werden sie mir ein Zeichen senden, wenn ich den Mann treffe, der mich einst heiraten wird", sinnierte Epicharis laut und folgte dann Albinas Blick in den Garten. Eine stattliche Zeder erhob sich unweit des Peristyls.


    "Naja, abgesehen vom Einkaufen?" fragte sie schmunzelnd und lachte dann auf.
    "Es gibt die Thermen und den Esquilin, auf dem es wirklich schön ist. Nur darf ich nie allein dorthin gehen, denn es sind schon einige Überfälle in der Umgebung geschehen. Ansonsten gibt es noch den kleinen Tierpark zu besichtigen, der liegt allerdings etwas außerhalb. Und auf den Trajansmärkten kann man Webgarn und Stickzeug kaufen, auch wenn ich zugebe, das mich das nie besonders gereizt hat."

  • "Oh..." sagte Albina,"einkaufen ist herrlich." und grinste so wie fast jede Frau bei diesen Worten.
    "Mein lieber Cousin hat mich bereits am ersten Tag auf die Märkte begleitet. Es gibt so unglaublich viele wunderschöne Sachen." Bei diesen Worten musste sie wieder an den Tag auf dem Markt denken... es war wirklich sehr schön gewesen.Doch diese Erinnerung würde wohl nie wieder ungetrübt von den Geschehnissen an dem daran anschließenden Abend aufkommen können. Aber nunja, auch daran wollte sie jetzt nicht denken.
    "So wie du es schilderst gibt es ja eine Menge angenehme Zeitvertreibe für Frauen wie uns." sagte sie fröhlich. "Weben und Sticken? Nunja... lernen mussten wir es ja alle. Aber ich glaube nicht, dass jemand der Alternativen hat freiwillig seine Zeit damit ausfüllt." lächelte sie frech. Sie selbst interessierte sich viel mehr für andere Dinge.
    "AUf dem Esquilin war ich bis jetzt noch nie, und in den Thermen auch nicht..." sinnierte sie."Dann gibt es wohl noch einiges zu entdecken. Wenn du Zeit und Muße hast könntest du mir ja vielleicht an einem anderen Tag mal etwas davon zeigen." schlug sie vor. Sie hatte die Ahnung, dass sie in Epicharis vielleicht eine gute Freundin und Vertraute finden konnte.

  • "Du bist angekommen und musstest dich gleich den Versuchen der Trajansmärkte stellen? Ach, das ist ja schrecklich!" rief Epicharis aus und lachte.
    "Ich verstehe dich sehr gut. Der Markt Tarracos war nichts, verglichen mit dem hiesigern. Sicherlich ist es mit jenen im Illyricum genauso. Sie sind klein und reichen aus, wenn man sich darauf beschränken muss, aber hier breitet sich eine wahre Flut an Waren vor dem Besucher aus! Man muss nicht nur zwischen den verschiedensten Tuniken wählen, sondern auch zwischen den verschiedenen Stoffarten!"


    Epicharis' Augen glänzten, als sie so sprach. Wahrlich, sie kaufte gern ein, liebte es regelrecht. Nur allein machte es nur halb so viel Spaß wie mit jemand anderem zusammen. Es wäre sicher spaßig, mit Deandra einkaufen zu gehen. Prisca war sehr in sich gekehrt und mochte den Markt nicht so. Zumindest glaubte das Epicharis. Und auch mit Albina wäre es gewiss lustig, einkaufen zu gehen. Begeistert und mit vom Wein geröteten Wangen nickte sie daher bezüglich des Vorschlags.


    "Sehr gern, Albina. Ich bin noch eine Weile in Rom, ehe ich wieder nach Mantua reise. Wenn du möchtest und es dein Vetter erlaubt, könntest du mich dort auch einmal besuchen kommen. Meine große Schwester, Deandra, lebt auch auf dem Landgut. Es hätte sicher niemand etwas dagegen und ich könnte dir Mantua zeigen. Was meinst du?"

  • "Ja, mir ging es bei dem ersten Besuch auf dem Markt ebenso wie dir. Es ist unglaublich beeindruckend. Mein Vetter hat mir als Willkommensgeschenk eine Kette gekauft, wie ich noch keine zweite so schöne gesehen habe. Die meisten Dinge hier überragen die bei uns auf dem Land um weiten." sagte sie verträumt, während sie einige der wundervollen und auch interessanten Dinge , die sie hier auf dem Markt gesehen hatte, noch einmal in ihre Gedächtnis rief.


    "Oh, gegen gemeinsame Unternehmungen in Rom wird Quintus sicher nichts einzuwenden habe, solange ich die obligatorischen Begleitsklaven mitnehme, an die ich mich noch ein wenig gewöhnen muss." sagte sie ehrlich.
    "Mantua klingt verlockend und ich würde deinem Angebot wirklich gerne folgen. Ich denke wir hätten eine Menge Spaß. Aber in dieser Hinsich weiß ich noch nicht, was mein Vetter dazu sagen wird. Ich werde ihn aber bei Gelegenheit fragen und hoffe er hat nichts dagegen." grinste sie Epicharis an. Ja, dachte sie, dass würde sicher lustig werden.

  • Als Willkommensgeschenk eine Kette? Er musste seine Cousine fürwahr lieben, dachte Epicharis bei sich, wenn er ihr einfach so eine Kette schenkte, ohne einen Grund zu haben. Die Claudierin nickte zustimmend bei Albinas Worten und aß eine weitere Traube.


    "Ja, die Begleitsklaven. Hattest du im Illyricum denn keine?"
    Epicharis mochte sich das gar nicht so recht vorstellen, denn als Patrizierin hatte sie praktisch schon als Säugling begleitsklaven gehabt. Das war vielleicht etwas übertrieben, sicherlich, aber kaum konnte sie auf den eigenen Füßen durch die Villa wackeln, hingen zwei Sklven an ihr wie Kletten. Und wenn sie raus gegangen war, verdoppelte sich ihre Zahl. Das hatte sich nicht recht geändert, denn immer noch begleiteten sie vier stattliche Sklaven, nun schon allein wegen der Sänfte, in der sie zumeist unterwegs war.


    "Ja, tu das. Ich würde mich wirklich freuen", entgegnete sie Albina, als diese das eventuelle Verbot durch ihren Cousin erwähnte. Epicharis fragte sich zwar, was es für einen Grund hierzu geben konnte, doch hatte sie Tiberius Vitamalacus schließlich selbst in Aktion erlebt und sagte daher nichts weiter zu seiner leicht besitzergreifenden Art.


    "Hast du eigentlich Geschwister?" fragte sie die Tiberierin, um vom Thema abzlenken.

  • "Doch, auch bei uns zuhause gab es Begleitsklaven." sagte sie überrascht. hatte sie sich so falsch ausgedrückt? Anscheinend. "Allerdings nicht vergleichbar dem Maße wie hier. Auf dem Gut meiner Eltern war dafür kaum die Notwendigkeit gegeben und ich "kannte" die Sklaven, die mich wenn dann begleiteten meist schon lange." Klärte sie das Missverständnis freundlich auf.


    Dann blickte sie die Claudierin an. Ja, dachte sie dabei, auch sie würde sie gerne in Mantua besuchen. Und wer weiß, vermutlich hätte Quintus auch garnichts dagegen. Albina nahm einen weiteren Schluck aus ihrem Becher und strich sich eine Strähne, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte, aus dem Gesicht.


    "Nein,ich habe keine Geschwister." antwortete Albina. "Leider, ich hätte ganz gerne welche gehabt."

  • "Ich kann mir nicht vorstellen, wie es im Illyricum ist", erzählte Epicharis, nachdem sie sich vergeblich vorgestellt hatte, wie Albina dort wohl gelebt haben mochte.
    "Möchtest du mir nicht etwas erzählen? Es würde mich sehr interessieren."


    Erneut trank sie einen Schluck und bemerkte dabei beinahe entsetzt, dass der Becher schon mehr als zur Hälfte geleert war. Vermutlich war die Weinmenge in ihrer Blutbahn Schuld daran, dass sie sich etwas mulmig fühlte. Sie war Alkohol eben einfach nicht gewohnt, trank zu Hause keinen und vermied es auch sonst. Epicharis stellte den Becher fort.


    "Ich habe zwei Schwestern, eine jüngere, eine ältere: Prisca und Deandra. Beide sind so, wie man sich eine Schwester wünschen würde, nur Prisca sehe ich recht selten, denn sie lebt hier in Rom und ist viel unterwegs."

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