Sie waren soeben aus dem Park auf die Straße getreten. Noch immer befanden sie sich am Rande der Stadt, sodass die Wege nicht allzu besucht waren. Dennoch war es nun ihre Aufgabe, in jeder Situation den Schein zu waren. Albina schritt voran.
Auf dem Weg in die Villa Tibera
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Zwar schien der Zauber vorerst ein Ende zu haben, dennoch war Verres sehr glücklich und konnte es noch kaum fassen, was im Park geschehen war. Noch immer schien er wie im Taumel, ganz anders als seine Albina, die irgendwie viel erwachsener und sicherer mit allem um ging, als er.
Und dennoch war ihm gewiss, dass er nun wieder die Rolle des Sklaven einnehmen musste. Und so folgte er Albina. Doch Sklave sein bedeutete für ihn nicht, zwei Meter hinter seinem Herren oder seiner Herrin herlaufen zu müssen, es sei denn, dies wurde verlangt. Außerdem war er schliesslich ihr Leibwächter und so holte er auf und schritt nun neben ihr, während er sich um sah, um jegliche Gefahr gleich zu erkennen.
»Ich werde es durchstehen, Albina, glaube mir. Nichts lieber als das!« sagte er dann leise und schenkte ihr ein charmantes Lächeln. EIn wenig aufgeregt, was kommen würde, war er schon und dann sah er sich kurz um, sah kaum einen Passanten und hielt vor Albina inne. Schnell beugte er sich zu ihr, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und stellte sich schnell wieder neben sie.
»Das musste einfach sein, entschuldige ...« grinste er. Viel lieber hätte er sie natürlich zum Abschied viel leidenschaftlicher geküsst. -
Albina konnte ihn in diesem Zusammhang einfach nicht verstehen. Auch wenn er sonst rebellisch sein mochte, so sollte er doch immerhin in diesem Moment vernünftiger sein und in angemessenem Abstand hinter ihr schreiten. Ja, sie wollte seine Nähe auch, und dennoch erkannte sie die Gefahren der Situation anscheinend besser und hatte kaum Verständnis für dieses Risiko.
Er sprach mit ihr auf viel zu intime Weise in der Öffentlichkeit und alleine sein Lächeln geziemte sich nicht. Und dann...
Das konnte sie beim besten Willen nicht fassen.Sie in aller Öffentlichkeit zu küssen...
Unter all der Anspannung und der Angst die sie untergründig mit sich trug, tat sie etwas, das sie sonst nie im Leben getan hätte. Sie holte aus und erteilte ihm eine Ohrfeige.
"KLATSCH!!"
Schon den Bruchteil einer Sekunde später bereute sie es. Aber nun war es Geschehen.
Ganz leise , sodass es wirklich nur er hören konnte , sagte sie dann "Verzeih! Aber du musst aufwachen. Denk doch einmal nach. Unser beider Leben steht auf dem Spiel." -
Alles hatte er erwartet, doch nicht das. Eine leise Zurechtweisung vielleicht, aber keine Ohrfeige. Und er stand dann auch wie angewurzelt da und starrte Albina fassungslos an. Doch schnell wurde seine Mimik ernst und fast ausdruckslos.
DAS hatte wirklich gesessen. In Verres Kopf überschlugen sich die Gedanken.Erst sehr langsam ward er zurück in seiner trostlosen Welt und für einen Moment glaubte er, alles nur geträumt zu haben. Doch spätestens jetzt war ihm klar, in welch brenzlichen Situation er sie beide, aber vor allem Albina gebracht hatte. Und so nickte er nur stumm, als sie sich entschuldigte. Aber er sagte nichts mehr und sie konnte sehen, das in ihm Stürme walten mussten. Aber sie sah an seinem Verhalten auch, dass er sich unterordnete. Ob aus Vernunft, oder aus Enttäuschung, war nicht zu erkennen.
»Verzeiht, Herrin!« murmelte er nur und dann trat er einige Meter hinter sie.Natürlich war es dumm von ihm gewesen. Er wusste es. Aber er ... nein ... kein Aber. Das Leben war eben kein Zuckerschlecken und nun würde er mit ihr zurückgehen, musste das mit diesem Mann klären und dann wohl eine unbegrenzte Zeit abwarten, bis er wieder irgendwann einmal mit ihr alleine sein konnte. Wenn nicht etwas Schreckliches dazwischen kam.
Was wohl würde kommen? War es nicht eigentlich auf Dauer zum Scheitern verurteilt? Verres wollte nicht daran denken. Und so seufzte er leicht und seine Laune war wieder ein wenig von Zweifeln geplagt.
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Sie hatte es nicht mit Absicht getan und es tat ihr wirklich leid. Seine Reaktion, ein einfach Nicken und sein Blick, an dem sie erkannte, was ihr Ohrfeige in ihm auslöste, machten sie traurig. Gerade noch waren sie in dem Park. Sie nur eine Frau und er nur ein Mann und beide einander verfallen. Jetzt standen sie sich gegenüber, die Herrin, die dem Sklaven eine Ohrfeige erteilt hatte.
Doch es tat seine Wirkung, er ordnete sich unter. Aus welcher Motivation konnte Albina nicht erkennen. Doch sie hoffte es wäre Vernunft. Das "Herrin", dass er ihr dann entgegenbrachte traf sie mitten ins Herz. Es war sicher das Richtige und dennoch bedeutete dieses Wort so viel mehr.Er schritt zurück, und hielt dann den angemessenen Abstand ein.
Sie schritt vor ihm her und jeder Schritt kam ihr wie eine unglaubliche Anstrengung vor. Sie spürte seine Blicke im Rücken, doch konnte sich nicht umdrehen. Steh es durch, sagte sie sich selbst. Sie biß die Zähne zusammen und lief vorwärts.Als die beiden schon fast an der Ecke waren bog sie kurz in eine kleine Seitengasse ein, wo keine Menschenseele zu sehen war. Als ihr Verres dann gegenüberstand fragte sie ihn "Nun gut, wir sind gleich da. Was machen wir nun?"
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Schweigsam folgte Verres Albina und er wirkte tatsächlich ein wenig eingeschnappt und war es am Anfang auch wirklich, hasste er es doch, gerade von ihr so eine Ohrfeige zu bekommen. Es war nicht der geringe Schmerz, er hasste nur solche Demütigungen für solche, wie er fand, Kleinigkeiten. Denn er hatte auch von Sklaven gehört, die ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu ihren Herren hatten, aber vielleicht schickte sich dies wirklich nicht so bei Frauen, zumindest nicht zu so jungen.
Und so trabte er ihr nach, zuerst ein wenig mit hängenden Schultern, doch diese strafften sich auf dem Weg der Villa mehr und mehr. Und irgendwann lief er auch neben er her, denn das musste ja nun wirklich nicht sein, wie ein dummer Hund ihr hinterher zu laufen. Und wie sollte er sie da auch vor einem eventuellen Angriff von vorne schützen oder einem Taschendieb im Gedrängel.Und als er so neben ihr ging, natürlich nicht Schulter an Schulter, da konnte sie die letzten Meter sehen, wie er leicht verschmitzt schmunzelte, denn Verres war kein Kind von Traurigkeit.
Schliesslich sprach sie ihn dann an einer Strassenecke an und spätestens jetzt konnte sie sehen, dass er schmunzelte und ihr somit verzieh.
Da im Moment niemand weit und breit war, beugte er sich nicht zu nah zu ihr und sprach: »Noch so eine Ohrfeige, meine Liebe und ich versohle dir in aller Öffentlichkeit den Hintern!« Seine Worte klangen schon so, dass er es damit ernst meinte, dass er so etwas nicht noch einmal wollte, denn seiner Meinung nach hätte sie auch anders reagieren können. Es war doch nur ein Kuss auf die Stirn.
Nach dem er ernst gesprochen hatte, wollte er ihr aber auch zeigen, dass er das natürlich nicht ganz ernst meinte, ihr eben nur zu verstehen geben wollte, dass sie es doch selber war, die nicht mit allen Konventionen so einverstanden war und das Römische Gehabe nicht sehr schätze.Dann aber ging er erst einmal ernsthaft auf ihre Frage ein: »Es gibt zwei Möglichkeiten: Der Mann ist nur ein Bote und gibt etwas ab und geht wieder. In diesem Fall wäre es am Besten, wenn er uns gar nicht zu Gesicht bekommt: Sprich: Heute werde ich nicht an der Tür stehen. Gesetz aber dem Fall, er kommt und bleibt länger in der Villa, wird er spätestens irgendwann einen von uns zu Gesicht bekommen. Und dann müssen wir handeln.« Verres legte eine überlegte Miene auf, fuhr dann aber klar denkend weiter fort: »Wir wissen nicht, wen er von uns zu erst zu Gesicht bekommt, daher müssen unsere Geschichten gleich sein. Wir müssen mit ihm reden und ihn, so leid es mit tut, wenn es nicht anders geht unter Druck setzen. Er sah aus wie ein Sklave. Aber selbst wenn nicht: Wir müssen ihm klar machen, dass er dicht halten muss. Wenn nicht, bezichtigen wir ihm, dass er dir sehr unsittlich zu nahe gekommen war, als ... «
Verrres überlegte noch mal. Und ging alles im Geiste noch einmal durch. Dann sprach er leise: » Angenommen: Der Mann erzählt, dass er uns küssend im Park vorgefunden hätte. Dies streiten wir empört ab und sagen, auch unabhängig von einander, dass es nicht stimmt und er sich das nur ausdenkt, weil er dich unsittlich genähert hatte, als ... ich hinter einem Busch austreten musste ... Dann kam ich dann dazu und wies den Mann entscheidend zurecht ... jetzt st nur die Frage, was es doch für ein grosser Zufall ist, dass wir aus der Casa Tiberia kamen und er zufällig dahin wollte. Das ich ihn in die Irre mit dem Weg geführt hätte, könnten wir auch abstreiten ... «
Verres war nicht wirklich glücklich mit dem Plan und ihm wurde bewusst, dass es schwieriger war, als er gedacht hatte, obwohl er sich diesen Plan auf dem Nachhauseweg ausgedacht hatte.
»Mist, dass ist alles noch zu vage ...« -
Warum um alles in der Welt lächelte er bloß so verschmitzt? Irgendwie war er noch immer zu gut gelaunt. Doch sie wollte es ihm nicht übel nehmen, nur weil sie das nicht konnte. Zumindest schien er ihr veziehen zu haben.
Wie bitte was? Hatte sie richtig gehört? Ihr den Hintern versohlen? Ihre Augen schossen Blitze. DAS würde nicht einmal ihr Cousin wagen ohne es bitter zu bereuen und diese Drohung stand ihr auch ins Gesicht geschrieben.
Doch sie hatte keine Zeit darauf näher einzugehen. Es gab gerade durchaus wichtigeres. Gespannt folgte sie den Gedankengängen von Verres. Er hatte sich das bis jetzt ganz gut überlegt. Doch sie befürchtete, dass kein Plan Ernstfall wirklich sicher war."Ich weiß nicht, was das beste ist. Das du die Porta nicht öffnen solltest ist klar. Sobald sich herausstellt, dass er zu Villa gehört, muss derjenige, der ihm zu erst begegnet sofort mit ihm sprechen. Wir müssen versuchen im die Situation irgendwie plausibel machen oder auf sein Verständnis bauen. Notfalls müssen wir, wenn nicht anders möglich, halt bestechen." Ob das unbdingt half wusste sie allerdings nicht. Aber eigentlich wusste sie garnichts so wirklich. Sie mussten, egal wie gut etwaiger Plan auch wäre einfach hoffen.
"Wenn er meint uns dennoch verraten zu müssen, dann behaupten wir einfach er lügt. Wir wären ihm selbst begegnet als er etwas unzüchtiges tat, " wie das schon klang " und er hätte nur Angst wir würden ihn sonst verraten. Mein Cousin vertraut mir, und ich kann sehr gut Schauspielern. Wenn Quintus dir deine Geschichte ebenfalls geglaubt hat, so wird er sicher auch keine schlechte Meinung von dir haben. Darauf müssen wir für den Fall der Fälle halt bauen."
Das alles war der reine Wahnsinn. Was tat sie hier bloß? Was taten die beiden hier bloß? Albina hatte Angst. Doch noch mehr als um sich hatte sie Angst um Verres. Sie wusste nicht was sie tun sollte. Sie blickte sich kurz noch einmal in der Gasse um , um festzustellen, dass wirklich niemand da war. Dann trat sie noch näher an Verres heran und legte dann ihren Kopf auf seine Brust. Sie hörte sein Herz schlagen und dieser dumpfe aber bedeutende Ton gab ihr Kraft, wusste sie doch, dass es für sie schlug.
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Verres hatte nun auch Albinas Ausführen aufmerksam zugehört und nickte ab und an bestätigend. Er hatte sich vielleicht viel zu viele Gedanken gemacht, aber er bereute es nicht, schliesslich waren sie da wirklich in eine heikle Sache geraten. Was musste dieser Mann aber auch ausgerechnet in diesem Park vorbeikommen, Rom war doch nun wirklich nicht klein. Leicht gedankenverloren strich er sich mit den Fingern über seinen Bart am Kinn, als er plötzlich spürte, wie Albina sich ihm näherte und ihren Kopf an seine Brust legte. Augenblicklich klopfte sein Herz wieder heftiger und er legte sanft einen Arm um sie. Er fühlte angenehm ihre Nähe und drückte sie behutsam an sich. Es war vielleicht für die nächste Zeit das Letzte Mal, dass sie sich so nah sein konnten, doch statt dies zu sehnsüchtig zu bereuen, genoss er diese letzte Umarmung. Sie würden schon einen Weg finden ...
Dann sprach er mit sehr warmen Ton in seiner Stimme: »Du hast Recht, vielleicht ist er ja gar kein schlechter Kerl und wir sollten lieber vernünftig mit ihm reden. Sollte er uns dennoch verraten, werden wir sagen, dass er ein gemeiner Lügner ist.« Und dann schmunzelte Verres, obwohl er ziemlich angespannt war. »Hoffentlich verzeiht er mir, dass ich ihn den falschen Weg beschrieben habe. Das war vielleicht etwas kopflos von mir.«
Einmal strich er ihr noch über ihr weiches, seidenes Haar und sog ihren Duft ein. »Wir sollten uns dennoch beeilen, wer weiss, vielleicht hat er noch einmal nach dem Weg gefragt und kommt schneller hier her, als uns lieb ist.«
Sim-Off: Cato steht schon an der Tür
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Sie genoss diese zarte Berührung, war es doch vielleicht die letzte dieser Art für längere Zeit. Als Verres sprach hob Albina leicht den Kopf an.
"Nein, das war nicht kopflos. Es war die beste Reaktion die du in dieser Situation hättest zeigen können. Wir haben auf jeden Fall Zeit gewonnen."
Leider konnte sie bei seinen nächsten Worten auch nichts weiter tun als zustimmend nicken. Sie mussten gehen. Ganz kurz stellte sich Albina noch einmal auf ihre Zehenspitzen und küsste Verres zärtlich auf den Mund. Ein kurzer aber sehr liebevoller Kuss.
Dann wandte sie sich um. "Lass uns gehen."Schweren Mutes ob der Ungewissheit darüber, dass sie nicht wusste, was passieren würde, und welches Ende all dem von den Göttern bestimmt war,legte sie die letzten Meter auf dem Weg zur Villa Tiberia zurück. An der Porta noch einen kurzen Blick mit Verres tauschend betrat sie die Villa und steuerte zuallererst ihr Cubiculum an. Was danach geschehen würde konnte niemand voraussagen.
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»Danke ....« sagte Verres nur. Wohl fühlte er sich eh nicht, aber der wunderbare Gedanke an seine Albina gab ihm all dem Mut. Und er war sehr froh über ihren Kuss und küsste sie ebenfalls sehr leidenschaftlich. Dann trennten sie sich und in beiden Augen konnte man den Schmerz sehen, einen Schmerz, der beide betraf: Wann können wir uns wieder nahe sein?
»Wir werden es durchstehen, daran glaube ich.« sprach er dann sehr fest und schenkte ihr sein zauberhaftes Lächeln wie es nur ging.
Doch dann trennten sich ihre Wege und jeder nahm seinen Weg in die Villa Tiberia.
edit: Tippfehler
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