Atrium | Ein Familientreffen

  • Kaum nachdem Plautius gegangen war, hatte Tiberius Vitamalacus die Villa Tiberia verlassen. Nur Titus war ihm gefolgt, und nur Titus wusste, wer es war den er aufgesucht hatte. Dieses Treffen hatte auch nicht lange gedauert, doch es hatte ihm gut getan.
    So war er kurz darauf wieder die Villa Tiberia betreten, sich kurz in den Thermen der Villa erfrischt und dann neu eingekleidet.


    In der Zwischenzeit hatte er Anweisung erteilt, das jedes Familienmitglied sich im Attrium einfinden solle.

  • Die erste, die das Atrium betrat war Albina. Sie hatte sich im Peristyl befunden und über ihr Lage nachgedacht, als einer der Sklaven ihr die Nachricht ihres Cousins überbrachte. Alle Familienmitglieder ins Atrium? Wieso bloß, fragte sie sich. Es musste etwas vorgefallen sein und ein ungutes Gefühl machte sich in Albina breit. Sie spürte, dass etwas nicht stimmte. Doch wider erwarten, fürchtete sie nicht, dass es um sie und Verres ging. Hätte Quintus das herausgefunden, wäre er anders vorgegangen.
    Nach dem der Sklave gegangen war hatte sie nach Aesara schicken lassen. Diese sollte ihr dabei helfen sich für ein solches Treffen zurecht zu machen. Albina entschied sich für eine blaue Tunika. Sie war unter der Brust durch ein breites goldenes Band gebunden, was ihre makellose Figur betonte. Ihre Schultern waren bis auf eine goldene Kordel auf jeder ihrer Schultern um die Tunika zu halten frei. Aesara hatte ihre Haare geschickt in kleinen geflochtenen Zöpfen hochgesteckt und mit goldenen und blauen Bändern verziert. Doch eigentlich war all das nur die Umrahmung dessen, was ihr am wichtigesten gewesen war. Um ihren aufgrund der Hochsteckfrisur frei liegenden Hals hing eine Kette. Eine aus kleinen ineinander verschlungenen goldenen Kettchen bestehende Halskette die durch einen zu einer Sonne geschliffenen blauen Edelstein vollendet wurde.
    Es war die Kette, die Quintus ihr am Tag zuvor geschenkt hatte.


    So hergerichtet entging es selbst dem neutralsten Auge nicht, wie schön Albina war. Doch mehr als schön sein, wollte sie ihrem Cousin zeigen, dass sie ihm wirklich verziehen hatte.


    Ebenso hergerichtet betrat Albina das Atrium und sah sich um. Es war noch niemand anwesend, doch hatte sie keinen Zweifel daran, dass sie die Nachricht richtig verstanden hatte. So winkte sie einen Sklaven herbei.
    "Bring mir einen Becher verdünnten Wein!"


    Der Sklave verschwand und kam wieder, sie blickte sich um und schritt durch das Atrium. Wer würde wohl der erste sein, der erscheinen würde, fragte sie sich. Und da ihr ungutes Gefühl noch stärker anstelle schwächer war, so war sie sich mittlerweile sicher, dass etwas Schlimmes geschehen war. Mit leicht besorgtem Blick stand sie da und schaute auf die Tür.

  • Durus war gerade von der Basilica Iulia zur Villa gegangen, da seine Sänfte eine Panne gehabt hatte. So war er nach einem langen Arbeitstag ein wenig verschwitzt und genervt in der Villa angekommen, wo ein Sklave ihn ins Atrium bestellte. Quintus hatte schicken lassen...
    Er pellte sich aus seiner Toga und erkannte die einsame Albina, die wieder einmal bezaubernd aussah. Er ging auf sie zu.


    "Salve, Albina!"


    Dann packte er den Sklaven, der gerade Wein brachte, am Arm.


    "Wasser!"

  • Albina froh, als endlich Durus als erster eintraf. Er wirkte leich erschöpft und wenig gut gelaunt.
    "Salve Durus! Wie geht es dir? Du wirkst ein wenig ... nunja, erschöpft." lächelte sie ihn an.

  • Durus in seiner laticlavierten Tunika lächelte müde. Das Mädchen hatte ja keine Ahnung! Trotzdem beruhigte ihn die offene und fröhliche Art Albinas.


    "Ich komme direkt aus der Basilica Iulia. Heute ging es wieder drunter und drüber! Ein einflussreicher Händler hat sich gegen ein Edikt gesträubt und mir die Hölle heiß gemacht."


    erklärte er.


    "Aber weißt du, was Quintus will?"

  • Langsam schien Durus wieder zur Ruhe zu kommen, was Albina freute.
    "Nunja, es gibt eben Gründe , aus denen ich recht froh bin, dass Ämter eher eine Männerangelegenheit sind."schmunzelte sie freundlich. Sie mochte ihren Verwandten. Seine Art gefiel ihr, auch wenn sie noch nicht allzuviel miteinander zu tun gehabt hatten.


    "Nein, ich weiß leider auch nicht, warum Quintus uns hierher bestellt hat." Ihre bösen Vorahnung verschwieg sie lieber, waren sie doch auf nicht mehr als ihre eigenen Gefühle gegründet.
    "Aber es freut mich, da ich so in nur kurzer Zeit wieder die Gelegenheit erhalte, dich zu sehen. Unsere Unterhaltung wurde beim letzten Mal ja leider gestört." lächelte sie.


    "Du hattest mir von den Spielen berichtet. Quintus möchte mir heute die Straße der Tierhändler in der Nähe des flavischen Theaters zeigen und ich bin schon sehr gespannt."

  • Irgendwann kam auch Iuvenalis hin zu. Er kam gerade aus dem kaiserlichen Palast und wurde von einem Sklaven abgefangen der ihm in kauderwelsch zu sagen versuchte das ein Familientreffen angesetzt wurde. Da Iuvenalis kein Wort von dem Gesagten verstand, zog ihn der Sklave mehr oder weniger zu dem Raumr in dem das Treffen statt fand - das Atrium.


    Dort angekommen fand er schon Albina und Durus vor.


    Salve ihr Beiden! Um was geht`s, was ist passiert?

  • Ebenso wie beim letzten Treffen der Familie besaß Iuvenalis das perfekte Timing. Gerade als sich Albina Durus widmen wollte, trat er ein.


    "Salve Iuvenalis." sagte sie freundlich. Auch wenn sie ihm noch immer nicht den frühen Rückzug vom Familienessen verziehen hatte.
    "Wir beide wissen auch noch nicht, warum wir hier sind. Wir warten einfach ab. Mal sehen was Quintus uns mitzuteilen hat."

  • Durus fragte sich ernsthaft, was eine junge Patrizierin in der Straße der Tierhändler wollte, sagte aber nichts kritisches, sondern fragte


    "Möchtest du dir etwa ein Schoßhündchen kaufen?"


    In diesem Moment erschien Iuvenalis, den Durus mit einem freundlichen Nicken begrüßte.


    "Salve, Appius. Wie läuft's im Palast?"

  • Auch er nickte Durus zu.


    Danke der Nachfrage Manius. In letzter Zeit häufen Falschzustellungen. Also Private Post für Senator Quarto die in dem Briefkasten des Imperators und der Administrative landen. Wird langsam sehr lästig das Ganze.


    Er verzog sein Gesicht.

  • Die Frage nach dem Schoßhündchen ignorierte Albina einfach, schien sie ihr doch von dem Unverständnis ihres Cousins zu zeugen. War es denn so unvorstellbar, dass sie sich einfach die fremdartigen Tiere anschauen wollte. Nunja, die Aufmerksamkeit galt nun ohnehin Iuvenalis, so viel die ausbleibende Antwort garnicht weiter auf.


    "Welche Ursachen haben diese Falschzustellungen denn? Sind diese nicht zu beheben?" fragte Albina interessiert und verwundert.

  • Liebe Albina, wenn ich das wüßte... Glaube mir ich würde es sofort abstellen. Aber ich geh ein mal davon aus das es einfach nur Unvermögen ist. Anderst kann ich es mir gar nicht vorstellen.


    Antwortete der Alte immer noch leicht verägert.

  • "Nun, wenn das der Fall ist, Iuvenalis, dann brauchst du dir keine Vorwürfe machen. Und dich darüber zu erregen hilft dir leider auch nicht." lächelte sie ihn an und hoffte damit den Ärger, der ihm noch immer deutlich im Gesicht stand, zu vertreiben.


    "Weiß eigentlich einer von euch, wen wir noch zu erwarten haben? Außer Quintus, meine ich."

  • Claudia hasste es, wenn Quintus sich als grosser Befehlshaber aufspielte und so hatte sie den Sklaven, der sie aus ihren Zimmern holen wollte, mit sehr unfreundlichen Worten weggeschickt. Sie war sich sicher, dass dieser das sofort melden würde, denn er war ja ein Sklave und zu Gehorsam verpflichtet, doch war ihr das egal. Sie war Streits mit ihrem 'Bruder' nie aus dem Weg gegangen und so hatte sie nicht vor, ihm gegenüber jetzt klein bei zu geben.


    Da sie allerdings trotzdem ein gewisses Interesse an dem hatte, was er mitzuteilen hatte, ging sie, nachdem sie ihre vorherige Beschäftigung beendet hatte, in Richtung Atrium. Sie war sicher, dass er mittlerweile innerlich kochen würde, weil sie seine Anweisung missachtet und den Gehorsam verweigert hatte, doch war ihr auch dies recht egal.
    So betrat sie, lange Zeit nach den anderen das Atrium. Sie hatte nicht wirklich Lust mit irgendwem zu sprechen, denn in letzter Zeit wurde ihr die hiesige Familie immer mehr zuwider und sie sehnte sich nach Tarraco.
    Sie begrüsste alle Anwesenden mit einem offensichtlich als gekünstelt erkennbaren Lächeln und hielt zielstrebig auf die nächste Sitzgelegenheit zu, auf der sie dann auch Platz nahm. Dass ihr 'Bruder' noch nicht da war, verwunderte sie ein wenig, doch hatte er dafür sicherlich seine Gründe.

  • Durus nickte. Das lag sicher an diesen vertrottelten Prätorianer, die sich so furchtbar wichtig nahmen, aber doch nur kleine Soldaten waren, denen ihre wichtige Aufgabe zu Kopf stieg. Oder der Cursus Publicus mit diesem Avarus an der Spitze. Vielleicht hatte der wieder einen seiner germanischen Verwandten an den Kaiserhof geholt...


    "Nein, ich komme ja direkt aus der Basilica und Stesichoros sagte nur, ich solle hier erscheinen."


    In diesem Augenblick erschien Claudia und Durus begrüßte sie freundlich.


    "Salve, Claudia! Wie geht es Dir?"

  • Der Mann, auf den alle im Attrium warteten, wa garnicht weit entfernt gewesen, denn er hatte, nach dem er eine frische Tunika und Toga angezogen hatte, sich sogleich ins Lararium begeben. In diesem kleinen Raum hielt eine Weile Zwiesprache mit seinen Ahnen, bat seinen Grossvater Lupus im Elysium in Empfang zu nehmen und für ihn zu sorgen.


    Dann, als der Weihrauch herunter gebrannt war, drehte er sich um um und öffnete die Tür, die zum Attrium führte. Aufrecht und gewohnt militärisch steif, betrat er das Attrium. er trug die helle Toga mit dem Latclavius, die ihm Helena zu seiner Berufung in den Senat geschenkt hatte.


    Kurz sah er sich um, stellte fest das ausser Gracchus alle da waren. Selbst Claudia war erschienen, er hatte eigentlich fast damit gerechnet, das sie sich unter einem Vorwand hätte entschuldigen lassen.


    "Danke das ihr erscheinen seit," setzte er mit kühler, emotionsloser Stimme zu besprechen an, "leider ist er Anlass ein unerfreulicher : Heute morgen wurde ich vom Tod meines Sohnes Tiberius Lupus unterichtet. Er starb nach einer kurzen aber heftigen Krankheit im Valetudinarium der Legio Prima."

  • Endlich erschien Quintus und Durus unterbrach das Gespräch. Nun würde er erfahren, was los war.


    Als er es dann hörte, musste er erst einen Moment überlegen. Vor Jahren hatte er Lupus einmal getroffen. Aber das war Ewigkeiten her. Er war bei der Armee gewesen, aber dass er in der I gedient hatte, wusste Durus nicht mehr. War er Tribunus Laticlavius gewesen? Nein, ein Mannschaftsdienstgrad...aber welcher?


    "Mein ausdrückliches Beileid, Quintus."


    sagte Durus und trat auf Quintus zu. Ihn zu umarmen war ihm dann aber doch zu emotional.

  • Als hätte Albina mit ihren letzten Worten böse Geister beschworen kam doch Tatsache in diesem Moment ihre Cousine rein. Das Albina sich darüber freute, wäre mehr als gelogen und auch heute gab die Art die Claudia an den Tag legte ihr nicht den Anlass ihre Meinung über sie zu ändern. Was stimmte mit der Frau bloß nicht? naja, sie führte die Gedanken nicht weiter aus, da in diesem Moment auch Quintus das Attrium betrat.
    Sie hatte die bösen Vorahnungen gehabt und dennoch war sie bei Quintus Worten völlig perplex. Sie wusste nicht einmal , dass Quintus einen Sohn hatte. Und nun war dieser auch noch gestorben. Sie war einen Moment sprachlos. Sie blickte ihren Cousin an und war über dessen kühle Art verwundert. Doch sie hatte vergessen, dass er bisher nur wenn sie untereinander waren und ohne die Gesellschaft der anderen vertrauter mit ihr geworden war.
    Nachdem Durus sein Mitleid bekundet hatte, trat sie auf ihn zu.
    Ganz leicht legte sie ihre Hand auf seinen Arm, und sagte leise : "Quintus, das tut mir wirklich sehr leid. Ich wusste nicht einmal, dass du einen Sohn hast. Aber wenn er dir nur ansatzweise ähnlich war, war er sicher eine große Persönlichkeit und dein Verlust schmerzt auch mich."
    Für mehr war im Rahmen der Familie kein Platz, doch sie hoffte, dass er an ihrem Blick die Aufrichtigkeit ihrer Worte erkannte. Falls ihr Cousin trotz dieses Ereignisses mit ihr nachher die Tiermärkte besuchen wollen würde, dann würde sie in aller Ruhe noch einmal mit ihm sprechen.

  • Claudia hörte sich die unerfreuliche Nachricht an und war tatsächlich leicht betroffen, denn sie fand ihren Neffen durchaus sympatisch. Sie wartete ab, bis die anderen ihr Beileid bekundet hatten und fragte dann: "Hat man sich bei der Legio den Traditionen entsprechend um seinen Leichnam gekümmert?"


    Sicherlich würde dies auf die anderen kalt wirken, doch war es an dieser Stelle nicht an der Zeit für Gefühlsausbrüche, sondern es gab wichtige Dinge zu regeln.

  • Ein leichtes Nicken ist die einzige Regung auf die Beileidsbekundungen seiner Verwandten und auch wenn diese zu schätzen weis, besonders Albinas kleine Geste, liegt es ihm fern, das auch nur im geringsten zu zeigen.
    Als Claudia an Wort an hinrichtet, wird ihm bewusst, das in ihrer kühlen Nüchternheit seine Adoptivschwester ihm nicht unähnlich ist. Das sie derTod ihres Neffen nicht irgendwie berührt, glaubt er nicht, hatte er doch den Eindruck, das sie Lupus doch geschätz hat.


    "Der Leichenbestatter hat ihn entsprechend präpariert und ihn für den Transport nach Rom vorbereitet. Alle weiteren Bestattungsrituale erfolgen hier in Roma. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir dabei behilflich sein werdet."


    Das er um Hilfe bittet und nicht die Hilfe befiehlt, ist das einzige Zeichen das ihn der Tod seines Sohnes irgendwie berührt.

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