„Mach die Augen zu!“ flüsterte Hannibal als er mit Nadia vor der Tür im obersten Stockwerk ankam. Es war schon ein kleiner Marsch vom Lupanar bis zu der Insula gewesen, da diese am Rande der Subura lag. Zwischen vielen anderen hohen Häusern lag diese Wohninsel gelegen, ihre weiße Fassade bezeugte jedoch, dass sie erst vor kurzem neu gekalkt wurde. Durch einen breiten Durchgang ging es in den Innenhof, hölzerne Treppengeländer führten in die oberen Stockwerke, wo zahlreiche Römer und Römerinnen wohnten. Unten war ein breiter Tisch aufgebaut, neben einem Brunnen an dem man Wasser schöpfen konnte. Dahinter lag ein kleines Geschäft in der Insula, der Geruch nach frischem Brot zog in den Innenhof hinein. Hannibal hatte Nadia, immer noch ihre Hand haltend, die Treppen nach oben geführt und bis zu einer Tür. Über dem Türrahmen hang ein Strauss von Adonisröschen. Hannibal streckte die Hand aus und öffnete die Tür, führte Nadia vorsichtig hinein.
„So, jetzt kannst Du sie öffnen!“ Eine kleine Insulawohnung lag vor Nadias Augen. Zuerst ein Raum mit einem großen, dunkelbraunen Holztisch, sanfte beige Vorhänge wehten vor den beiden Fenstern zum Innenhof, welche man mit Fensterläden verschließen konnte. Auf dem Tisch stand eine Vase mit gelbem Lerchensporn. „Das ist Dein neues Reich, wenn es Dir gefällt. Hier kannst Du wohnen und alles, was Du hier siehst gehört Dir, Dir ganz alleine!“ Hannibal lächelte Nadia an, führte sie durch das erste Zimmer hindurch. An einer Tür blieb er stehen und deutete in einen Raum. „Die Küche!“ Ein wenig Licht fiel durch ein schmales Fenster, beleuchtete einen kleinen Ofen aus Ziegelsteinen gemacht, Holzschränke in denen tönernes und bunt bemaltes Geschirr stand, ebenso hing ein kupferner Kessel an der Wand und eine eiserne Pfanne.
„Und hier kannst Du schlafen!“ Er führte Nadia schnell weiter und in den hintersten Raum. Ein großes Fenster ließ das Sonnenlicht großzügig in den Raum hineinfallen und beleuchtete warm den dunklen Holzboden. Die Insula überragte das gegenüberliegende Haus um ein gutes Stück, bot ein Blick über einige Dächer und man konnte das Colosseum erahnen. Ein breiter Bettkasten, mit dunkelroten Stoffen bedeckt, stand an der hinteren Wand. Eine dunkle, eisenbeschlagene Holzkiste ruhte an am Fuße des Bettes, leicht geöffnet und gefüllt mit Tunicae und anderen Kleidern für eine Frau. „Gefällt es Dir, Nadia. Ich meine…also ich dachte, dass das im Lupanar einfach nicht die richtige Umgebung für Dich ist. Aber wenn es Dir nicht gefällt, dann finden wir schon etwas anderes für Dich…“ fügte Hannibal schnell an und sah abwartend zu Nadia.