[Subura] Eine Insula am Rande des Viertels

  • „Mach die Augen zu!“ flüsterte Hannibal als er mit Nadia vor der Tür im obersten Stockwerk ankam. Es war schon ein kleiner Marsch vom Lupanar bis zu der Insula gewesen, da diese am Rande der Subura lag. Zwischen vielen anderen hohen Häusern lag diese Wohninsel gelegen, ihre weiße Fassade bezeugte jedoch, dass sie erst vor kurzem neu gekalkt wurde. Durch einen breiten Durchgang ging es in den Innenhof, hölzerne Treppengeländer führten in die oberen Stockwerke, wo zahlreiche Römer und Römerinnen wohnten. Unten war ein breiter Tisch aufgebaut, neben einem Brunnen an dem man Wasser schöpfen konnte. Dahinter lag ein kleines Geschäft in der Insula, der Geruch nach frischem Brot zog in den Innenhof hinein. Hannibal hatte Nadia, immer noch ihre Hand haltend, die Treppen nach oben geführt und bis zu einer Tür. Über dem Türrahmen hang ein Strauss von Adonisröschen. Hannibal streckte die Hand aus und öffnete die Tür, führte Nadia vorsichtig hinein.


    „So, jetzt kannst Du sie öffnen!“ Eine kleine Insulawohnung lag vor Nadias Augen. Zuerst ein Raum mit einem großen, dunkelbraunen Holztisch, sanfte beige Vorhänge wehten vor den beiden Fenstern zum Innenhof, welche man mit Fensterläden verschließen konnte. Auf dem Tisch stand eine Vase mit gelbem Lerchensporn. „Das ist Dein neues Reich, wenn es Dir gefällt. Hier kannst Du wohnen und alles, was Du hier siehst gehört Dir, Dir ganz alleine!“ Hannibal lächelte Nadia an, führte sie durch das erste Zimmer hindurch. An einer Tür blieb er stehen und deutete in einen Raum. „Die Küche!“ Ein wenig Licht fiel durch ein schmales Fenster, beleuchtete einen kleinen Ofen aus Ziegelsteinen gemacht, Holzschränke in denen tönernes und bunt bemaltes Geschirr stand, ebenso hing ein kupferner Kessel an der Wand und eine eiserne Pfanne.


    „Und hier kannst Du schlafen!“ Er führte Nadia schnell weiter und in den hintersten Raum. Ein großes Fenster ließ das Sonnenlicht großzügig in den Raum hineinfallen und beleuchtete warm den dunklen Holzboden. Die Insula überragte das gegenüberliegende Haus um ein gutes Stück, bot ein Blick über einige Dächer und man konnte das Colosseum erahnen. Ein breiter Bettkasten, mit dunkelroten Stoffen bedeckt, stand an der hinteren Wand. Eine dunkle, eisenbeschlagene Holzkiste ruhte an am Fuße des Bettes, leicht geöffnet und gefüllt mit Tunicae und anderen Kleidern für eine Frau. „Gefällt es Dir, Nadia. Ich meine…also ich dachte, dass das im Lupanar einfach nicht die richtige Umgebung für Dich ist. Aber wenn es Dir nicht gefällt, dann finden wir schon etwas anderes für Dich…“ fügte Hannibal schnell an und sah abwartend zu Nadia.

  • Nadia fragte sich schon die ganze Zeit was Hannibal vor hatte und sah ihn sehr erstaunt an, doch sie tat was er von ihr verlangte, denn schließlich vertraute sie ihm und so schloss sie ihre Augen, aber ließ seine Hand auf keinen Fall los. Sie wusste nichts, hatte einfach keine Ahnung um welche Überraschung es sich hier handeln könnte. Vorsichtig ließ sie sich von ihm führen und machte einen Schritt nach dem anderen, immer langsam machend, dass sie nicht stolpern würde, denn sie hielt sich ja daran und behielt ihre Augen geschlossen und so konnte sie auch nichts von der Umgebung mitbekommen. Sie konnte hören wie eine Tür geöffnet wurde, als sie einen kleinen Augenblick stehen bleiben mussten und dann wieder wie er sie weiter führte, sie nahm einmal an durch die Tür hindurch. Ihr klopfte das Herz immer noch ziemlich doll in ihrer Brust und sie war ziemlich aufgeregt deswegen und öffnete nach seiner Erlaubnis ihre Augen.


    Einen Moment mussten sie sich an das Licht wieder gewöhnen wie es nun einmal war wenn man die Augen geschlossen hatte. Nadia staunte nicht schlecht als sie die Wohnung sah und drehte sich einmal um sich selbst, vor allem als sie von ihm hörte,dass sie hier wohnen sollte. Sie sollte hier leben, alleine? Kurz durchzuckten sie Gedanken und Ängste die sie aber schnell wieder versuchte zu beseitigen. "Das alles für mich? Von dir? Aber....wie?"


    Nadia war einfach sprachlos und sah sich alles genau an. Es war in ihren Augen einfach nur wunderschön und sie spürte ein paar Tränen in ihren Augen aufsteigen und konnte nicht sagen wie glücklich er sie damit grade machte. Sie folgte ihn in den anderen Raum und strahlte einfach nur. "Ob es mir gefällt?" fragte sie ihn verdutzt "Sicher tut es das, es ist wunderschön Hannibal, danke, ich danke dir....." ....und schon fiel sie ihm einfach in seine Arme und drückte ihn fest an sich so glücklich war sie gewesen, dann blickte sie nach oben, hob dazu ihren Kopf an und schaute ihm in seine Augen. "Danke, es ist wirklich die schönste Überraschung," flüsterte sie ihm zu und beließ ihre Hände auf seinem Rücken.

  • Erleichtert schloss Hannibal Nadia in seine Arme und strich ihr mit der flachen Hand sanft über den Rücken. Bis zu dem Moment war er nicht sicher, ob das Ganze nicht eine unsinnige Idee war. Wenngleich ihm sowohl Decius und auch Fabus das Gegenteil bezeugten. Auch Decius’ Frau, sie vermochte Hannibal mit ihrer energischen Art stets einzuschüchtern, schien die Idee nicht als dumm zu erachten. Auf jeden Fall hatten ihm die Drei beim Einrichten dieser Räumlichkeiten geholfen. Lächelnd sah er sie an, erwiderte den Blick. Langsam strich er ihr eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihr Duft stieg an seine Nase, ihr Körper lag betörend in seinen Armen und ihr Gesicht leuchtete wunderschön. Innig sah er Nadia an. Hannibal beugte sich ganz langsam runter, um sie zu küssen. Nein! knallte es durch seinen Geist, wie der Hieb einer Peitsche. Hannibal bewegte sich wieder zurück, atmete tief ein und löste sich von ihr, strich ihr fahrig über die Wange.


    „Schön, dass es Dir gefällt.“, murmelte er leise. Mühsam wandte er sich ab, schloss die Augen. Es war besser so. Er war nicht gut für eine Frau, nicht für Nadia. Ganz genau wusste Hannibal zu was er im Moment tiefer Enttäuschung fähig war, er wollte es nie bei Nadia dazu kommen lassen. Hannibal ging auf die Truhe zu und strich mit seinen Fingerspitzen über das eingeölte dunkle Holz, spürte die glatte Oberfläche an seiner Haut. „Hier kannst Du ganz normal, wie viele andere Römerinnen leben…und Dein…Helvetius Cato kann auch hierher kommen!“ Die letzten Worte bekam Hannibal nur mühsam zusammen. Nadia glücklich zu sehen, freute ihn aus tiefstem Herzen. Und doch konnte er die Stiche der Eifersucht in ihm nur schwer ertragen. Doch sollte dieser Cato Nadia unglücklich machen, Hannibal würde ihn überall hin verfolgen, um sein wertloses Leben zu beenden. Hannibal lächelte andeutungsweise. „Unten gibt es auch eine Bäckerei…“ fügte Hannibal Sinnloserweise hinzu, schließlich war der Duft nicht zu übersehen gewesen.

  • Es war als hätte jemand diesen Moment angehalten und sie konnte nur in seine Augen blicken, ja sie versank in ihnen und wollte grade nirgend wo anders sein als hier an diesem Platz. Immer wieder seine leichten Berührungen zu spüren ließ ihre Nackenhäärchen sich aufstellen und es war ein wohliges Gefühl. Sie war sich nicht sicher ob es gut war was sie fühlte und es erinnerte sie daran als sie beide in der Gasse gestanden hatte und sie an der Wand gelehnt hatte und er vor ihr. Nur war es jetzt anders, so anders und sie sehnte sich nach etwas was sie sich nicht traute in Worte zu fassen. Ihre Hände lagen weiterhin auf seinen Rücken und bewegten sich sanft, sie hoffte es so sehr, dass er es machen würde, doch er tat es nicht was ihr einen Stich ins Herz versetzte. Da stand sie auf einmal und ließ ihre Hände neben ihren Körper sinken und schaute ihm nach wie er auf die Truhe zuging. "Danke," flüsterte sie einfach nur und musste schlucken, denn sie spürte, dass etwas mit ihm nicht stimmte und als er dann noch von Cato anfing zu reden und vor allem wie er redete musste sich Nadia ebenfalls von ihm abwenden und ging an das Fenster um hinauszusehen. Eine Träne rann ihr die Wange hinunter und sie wusste nicht was sie dazu sagen sollte. Sie wusste im Moment eh nichts, hatte keine Ahnung was los war, aber sie hatte diese Frage in ihrem Kopf, die Frage nach den Gefühlen die Hannibal für sie hatte oder eben nicht hatte und sie wusste nicht ob sie diese stellen sollte, denn sie hatte Angst vor der Antwort.


    Unten liefen viele Leute vorbei aber diese sah Nadia gar nicht, nein sie spürte einfach nur die Nähe von Hannibal und sehnte sich danach. Sie wusste einfach nicht mehr was mit ihr los war, alles hatte sich so sehr verändert. Sie war eine Flüchtige, hatte nicht mehr wirklich ein Leben und würde einem freien Bürger auch kein Leben bieten können und dann..... sie seufzte leise und lehnte ihre Stirn an die Wand neben dem Fenster an.

  • Um sich abzulenken, strich Hannibal durch die Tunicae, schob sie in die Truhe hinein und schloss sie, setzt sich darauf und atmete tief ein. Sein Blick folgte Nadia zum Fenster, stumm musterte er ihren Rücken, die sich abzeichnenden Schulterblätter unter ihrem Gewand, ihre sanften Rundungen und Hannibal lächelte andeutungsweise. Es war schon gut, dass er diese Insulawohnung für Nadia angemietet hatte, in letzter Zeit hatte er immer öfter Ärger mit dem Besitzer des Lupanar und er wollte Nadia dort nicht hineingezogen wissen. Mal abgesehen davon, dass Nadia dort nicht hineingehörte. Einen Moment verharrte Hannibal auf der Kiste, stand dann jedoch wieder auf und trat von hinten an Nadia heran, legte ihr sanft die Hände auf die Schultern. Er beugte sich ein wenig über ihre Schultern und sah auf das Getümmel zu den Füßen der Insula hinab, streifte mit seinem Blick die Dächer der anderen Häuser und das entfernt liegende Colosseum.


    Mit seinen Fingerspitzen kraulte Hannibal unwillkürlich zärtlich ihren Nacken und erst dann nahm er die feine Tränenspur auf ihrem Gesicht wahr. Eine Falte erschien zwischen Hannibals Augenbrauen. „Nadia, was ist los?“ fragte er sie leise. Dass es Tränen der Rührung waren, schien Hannibal etwas abwegig zu sein, also schien sie dennoch unglücklich zu sein. Natürlich war vieles in letzter Zeit nicht einfach gewesen, doch…Cato! Es musste an ihm liegen. Vielleicht hatte er doch sein wahres Gesicht, Hannibal glaubte im Grunde immer noch nicht, dass jener Mann gut genug für Nadia war, offenbart. „Wolltest Du mir etwas sagen, als Du vorhin im Lupanar vor meiner Tür gestanden hast? Ist etwas passiert?“ Hannibal hob seine Hand und strich ihr behutsam die Tränenspur von der Wange.

  • Es war nur ein Hauch von einem Seufzer der ihre Lippen verließ, als seine Hände sich auf ihre Schultern legten, aber dieser Seufzer war trotzdem da. Diese Nähe von ihm und die Wärme seiner Hände drang tief in sie und schien sie vollkommen auszufüllen. Sie hätte jetzt nicht sagen können was sie fühlte und auch nicht was sie wollte, oder vielleicht hätte sie das doch sagen können, aber traute sich nur nicht, wahrscheinlich traf genau das sogar zu, dass sie sich einfach nur nicht traute. Sie schluckte denn seine Finger bewegten sich und sie spürte diese feine Gänsehaut in ihrem Nacken. Ganz langsam, fast wie in Zeitlupe drehte sich Nadia zu ihm. Sie war sich nicht sicher was sie sagen sollte, doch sie hätte es sich gewünscht, hätte sich gewünscht, dass sie endlich Worte fand um sie ihm zu sagen.


    Ihre Augen schlossen sich, als seine Finger ihre Tränen wegwischte und dann ergriff sie einfach seine Hand und behielt sie an ihrer Wange liegend. "Mir liegt so vieles auf dem Herzen doch ich weiß nicht wo ich anfangen soll," flüsterte sie und drückte seine Hand etwas fester. "Bitte nimm mich in den Arm und lass mich nicht mehr so schnell los," bat sie ihn und fiel ihm fast in die Arme bevor er noch etwas sagen konnte. "Ich habe eine Frage an Dich," flüsterte sie in den Stoff seiner Tunika "Was.........was...empfindest du für mich?" Sie konnte nicht glauben, dass sie ihm nun wirklich diese Frage gestellt hatte aber sie hatte es wohl doch und musste nun auf die Antwort warten, während die elend langen Sekunden verstrichen.

  • Ehe es sich Hannibal versah, lag Nadia schon in seinen Armen. Ihr Duft stieg ihm erneut intensiv in seine Nase, raubte ihm jeden Atemzug. Behutsam legte er seine Arme um sie und umschlang sie fest, legte seine Wange an ihre weichen blonden Locken. Ihre Frage ließ ihn abermals in seinem Atem stocken. Starr sah er aus dem Fenster und auf den blassblauen Himmel, der von bleigrauen einzelnen Wolkenschlieren geziert wurde. Was er für sie empfand? „Ich…“ Meist war Hannibal in solchen Angelegenheiten nicht mit Worten verlegen, doch hier wusste er nicht so recht, wie er sich am Besten ausdrücken sollte. Die nicht eingesogenen Atemzüge verlängerten sich zu vielen schnellen Herzschlägen. „Ich liebe Dich, Nadia…“ gab er schließlich Preis. Doch noch im selben Augenblick zuckten Bilder vor seinem inneren Auge entlang.


    Viele Jahre war es her, er noch ein sehr junger Mann und in Baiae. Romana war ihr Name, seine erste große Liebe. Zartbraun wie das weiche Fell eines Rehkitzes umspielte ihr Haar ihre ausdrucksstarken und doch lieblichen Gesichtszüge. Wundervolle Grübchen bildeten sich auf ihren Wangen, wenn sie lachte und sie lachte oft und gerne. Etwas, was er an ihr so sehr geliebt hatte. Aber es war auch ihre leichtfertige Art mit dem Leben umzugehen, was ihn immer wieder in Weißglut versetzt hatte. Besonders ihre Liebeleien mit anderen Männern ließ die Eifersucht in ihm immer höher brodeln und als er sie dann eng umschlungen mit einem Römer angetroffen hatte, da passierte es…das erste Mal. Ungläubig starrte sie gen Sternenhimmel, das Blut sammelte sich um sie herum, verklebte ihr wunderschönes braunes Haar…sie und der Römer waren die ersten Menschen, die Hannibal getötet hatte.


    „…wie ein Bruder.“ fügte Hannibal schnell an. „Du bist mir so kostbar wie eine Schwester, liebe Nadia. Ich würde alles für Dich tun. Alles!“ murmelte er leise, strich ihr zärtlich durch ihre Haare, küsste sie unbrüderlich am Scheitel und löste sich von ihr, denn länger könnte er diese Lüge nicht aufrechterhalten, wenn er sie so spüren würde. Hannibal senkte den Blick und sah auf den dunklen Holzboden hinab, konnte Nadia nicht in die Augen sehen. Aber wie sehr und wie oft hatte er doch den Tod von Romana bereut. Er wusste, dass sie es nicht verdient hatte, nicht wie all jene Menschen, Männer und Frauen, die er danach in Plutos Reich gesandt hatte. Nein, sie hatte es nicht verdient. Und er durfte es nicht zulassen, dass die Wut eines Tages auch bei Nadia die Überhand gewinnen würde. Lieber wollte er sie stumm und in der Ferne lieben, aber sie voll des Lebens betrachten können.

  • Nadia wollte nicht, dass er sie noch einmal los ließ. Sie wollte in seinen Armen bleiben und wenn es nötig wäre auch in seinen Armen sterben. Es dauerte quälend lange bis er anfing zu sprechen und dann konnte sie diese Worte hören, Worte die sie sich von ihm ersehnt hatte. Doch so schnell wie sich etwas in ihrem Herzen aufgebaut hatte zerbrach es auch wieder wie ein kleiner Sandturm. Sie dachte sie verhörte sich, aber er hatte wirklich nur gesagt als Schwester. Sie hatte ihre Augen geschlossen denn nun würde sie es nicht ertragen ihn anzusehen, ihm in seine dunklen Augen zu blicken und dann auch noch etwas zu sagen. Sie fühlte eine innerliche Leere und es wurde immer schlimmer, langsam begann sie sich wieder wie damals im Garten zu fühlen wo sie nicht mehr wollte und konnte, denn hier schien es nicht besser, auch hier waren ihr die Hände gebunden und alles war ihr genommen was sie liebte.


    Nachdem er von ihr abgelassen hatte und sie immer noch den Kuss spürte, seine Berührungen drehte sie sich wieder zu dem Fenster und sah durch einen Tränenschleier nach draussen. Ihr fehlten die Worte die sie zu ihm sagen konnte, fühlte sie bei ihm doch schon lange etwas ganz anderes, etwas was sie nur bei Cato gefühlt hatte, aber es hatte sich so viel getan und sie hasste es, sie hasste diese ganzen Veränderungen die ihr Leben von Tag zu Tag heimsuchten. Sicher sagte Hannibal das, denn er wusste bestimmt was sie fühlte, aber er wusste doch auch von Cato.


    "Küss mich Hannibal, bitte!" sagte sie als sie sich nach seinen Worten doch wieder zu ihm drehte und in seine Augen sah. Ihre blauen Augen leuchteten durch einen Schleier aus Tränen und sie wunderte sich, dass sie den Mut aufbrachte diese Worte auszusprechen, doch sie hatte es getan und würde sie nicht zurücknehmen. Sie sah ihm direkt in die Augen wobei ihr Blick einfach nur bittend war. "Bitte!"

  • Es hatte ihn schon große Selbstbeherrschung gekostet, die Lüge auszusprechen. Und dieser lang geübter Stoizismus bröckelte immer mehr. Er wollet Nadia nicht schaden, wollte nicht in den alten Teufelskreis geraten. Der Kreis seiner wirren und verhängnisvollen Gedanken, wenn es um den Menschen ging, den er liebte. Langsam hob Hannibal seine Hände und legte sie auf Nadias Wangen, sah sie lange und schweigend an. Er beugte sich nach vorne und küsste sie sanft auf die Stirn, schloss die Augen und ließ sich von ihrem Duft verzaubern. Unwillkürlich wanderten seine Lippen weiter, streiften behutsam ihre Augenbrauen, strichen an ihrer sanft geschwungenen Nase entlang. Sein Atem ging gepresst. Hör auf!, schoss ihm als Gedanke durch den Kopf. Sein Gesicht schwebte dicht vor Nadias und sein Atem streifte warm über Nadias Haut.


    Er schien sich nicht bewegt zu haben, doch mit einem Mal küsste Hannibal Nadia auf den Mund, seine Arme schlangen sich fest um Nadia und er zog sie an sich. Eine Hand legte sich an ihren Nacken und kraulte ihr durch die Haare, während sein Kuss forscher und leidenschaftlicher wurde. Nein, Schluss! Doch seine innere Stimme wurde immer leise, von den Fluten des Begehrens hinweggespült und sie verstummte schließlich. Und im selben Moment hob Hannibal Nadia hoch und trug sie auf seinen Armen, weiter küssend, zu ihrem neuen Bett. Dort angekommen ließ er sie ganz sanft und behutsam auf die weichen Decken hinunter sinken, beugte sich über sie und strich ihr gefühlvoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Schwer atmend küsste er sie nochmalig auf die Lippen, dann auf ihre Wangen und fuhr voll des Verlangens über ihren weichen Hals entlang.


    Erst als er aufsah und in Nadias wunderschönen blauen Augen sah, konnte die drängende Stimme in ihm wieder Gehör zu finden. Nadias Gesichtszüge schienen vor seinen Augen zu verschwimmen, wieder sah er Romanas Antlitz und schließlich abermals Nadias Angesicht. Mit seinen Fingerspitzen fuhr Hannibal über Nadias Kinn und sah sie ernst an. „Nadia, Du kennst mich doch…“ murmelte er verhalten und gepresst. „Willst Du das wirklich? Ich bin kein guter Mensch, nicht gut genug für Dich…“ Kaum jemand wusste so viel von seiner Vergangenheit und seinen Taten wie Nadia, aus einem unerfindlichen Grunde hatte er ihr alles schon vor vielen, vielen Monaten erzählt. Am Fluss.

  • Nadia hörte wie das Blut in ihren Ohren rauschte, hörte wie ihr Herz immer schneller in ihrer Brust schlug als sie ihm in die Augen sah und spürte wie sich die Haare auf ihren Armen langsam aber sicher aufrichteten. Alles was sie sich wünschte, jetzt, hier, in diesem Moment konnte nur er ihr geben und das war nur zu deutlich in ihren Augen und an ihrer Stimme zu erkennen. Die Wärme seiner Hände brannte sich auf ihre Wangen ein und sie schienen mit einem mal noch roter zu werden als sie es schon waren. Das Kribbeln in ihrem Bauch schien zu einem kleinen Sturm anzuwachsen, ein Sturm der ihren ganzen Körper einfach nur einnahm und sie nichts dagegen machen konnte und wollte.


    Ihr Herz schlug immer schneller als sie spürte was er tat, als er sie küsste und seine Lippen ganz langsam immer weiter zu ihren wanderten und sie den Kuss genießen und erwidern konnte. Vorsichtig legten sich ihre Hände an seine Seiten und griffen etwas zu um sich zu halten, denn hin und wieder bekam sie das Gefühl gleich den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ihre ganze Leidenschaft die sie für ihn empfand steckte sie in diesen Kuss und sah ein wenig überrascht auf als er sie auf seine Arme hob und dann zu dem Bett trug. Schnell hatte sie ihre Hände um seinen Hals gelegt um sich zu halten und sie schaffte es einfach nicht ihren Blick von ihm zu wenden.


    Tief atmete sie ein und aus und sah ihn an wie er sich über sie beugte und sie in seinen Augen zu versinken drohte. Auch diesen Kuss begegnete sie mit voller Leidenschaft und teilte seine Lippen sanft mit ihrer Zunge und strich an seinem Nacken entlang nur mit ihren Fingerspitzen. "Ich kenne dich und es stört mich nicht," flüsterte sie ihm zu und auch sprachen ihre Augen wieder diese Sprache. "Ich will es," hauchte sie ihm entgegen und hob ihren Kopf leicht an um seine Lippen erneut mit ihren berühren zu können.

  • Ob sie ihn wirklich kannte? Hannibal, schwer atmend, bezweifelte das. Von seinen Abgründen zu erzählen war bei weitem nicht so schlimm als sie zu erleben und Hannibal kannte all die Untiefen zur Genüge. Und seine Sorge Nadia dort mit hinab zu reißen war immer noch genauso groß wie noch vor wenigen Momenten, doch für den Augenblick wurden alle Bedenken hinweg gerissen. Hannibal wusste um die Schwäche seines Geistes und seines Fleisches, spürte die wachsende Begierde in sich. Sein Atem erzitterte als er Nadias Worte vernahm und er beugte sich vor, um sie brennend zu küssen. Der Stoff raschelte leise unter ihrem Gewicht und warf wilde Falten um ihre beiden Körper, den Windwogen durch eine blühende Mohnwiese gleichend. Hannibal löste sich lächelnd ein Wenig von Nadia und strich ihr durch die lichtblonden Haare, betrachtete ihre zarten Gesichtszüge und den Kontrast ihrer hellen Haare auf dem dunkleren Gespinst. Verzückt setzte Hannibal die Berührungen mit seinem Lippen fort und presste sich fester gegen Nadias Körper, strich mit seiner Hand an ihrer Taille hinab und zog den Stoff ihrer Tunica höher, berührte sie mit seinen Händen an ihrer weichen Haut und wanderte hitzig höher. „Nadia, Du bist so wunderschön.“, murmelte Hannibal leise. Leidenschaftlich wälzte sich Hannibal gänzlich über Nadia, sein stoßweiser Atem verriet eindeutig, wonach er begehrte und er drängte sich mit seinem Verlangen an sie.


    ~~Doch nur die Götter, die kleine Maus, die aus dem Loch hinter den Wandplanken hervorspähte, und die beiden Handlungsträger dieser Geschichte werden mehr von dem nächsten Augenblick erfahren. Der geneigte und aufmerksame Leser wird wohl erahnen können, was in der folgenden Zeit hier geschah. Oder auch nicht. Doch sehen wir erst später wieder in diese kleine Insula, die Sonne war mittlerweile höher gestiegen, das rege Treiben um die Insula nicht abgebrochen.~~


    Auf seinem Ellbogen abgestützt lag Hannibal neben Nadia und lächelte sie an, spielte mit einer Hand durch ihre goldenen Haare und fuhr mit seinem Handrücken zart über ihre Wange, ließ langsam und träge seine Hand an ihrer Haut hinabwandern und liebkoste mit seinen Lippen ihr Gesicht zart. Ob es nicht doch ein Fehler war, wollte Hannibal nicht mehr überdenken. Es war schon sehr, sehr lange her gewesen, dass er dermaßen glücklich war, wie in jenem Moment. In den letzten zehn Jahren hatte sich Hannibal oft zurück gehalten, wenn es um die Menschen ging, die er liebte. Und bei Nadia hatte er sich eigentlich versprochen gehabt, niemals mehr als eine Freund oder so etwas wie ein Bruder zu sein, doch war alles anders gekommen. Dennoch, als er sie so wunderschön vor sich liegen sah, da versprach er sich eines: Niemals würde er ihr etwas antun können, egal was sie tat, egal was vorfallen würde. Niemals. Doch ein kleiner Teil von ihm selbst wusste, wenn der Moment kam, dann würde er nicht mehr denken können. Es war wie ein Ungeheuer in ihm verborgen, das die Kontrolle übernehmen konnte. Seine lächelnden Lippen zuckten kurz bei dieser Überlegung und er küsste Nadia am Mundwinkel. „Ich liebe Dich, Nadia, tue es doch schon so lange. Aber…“ Es fiel ihm schwer das zu zugeben, was er schon lange wusste und stets hinter seinen hären Reden verbarg. „Ich bin doch ein schlechter Mensch, Nadia. Eine Gefahr für Dich…“

  • Sie hätte lügen müssen wenn sie gesagt hätte, dass sie sich das nicht schon gewünscht hatte als sie ihn kennengelernt hatte. Nadia hatte sich schon immer zu Hannibal hingezogen gefühlt und vielleicht lag es sogar daran, dass er schon immer etwas gefährliches ausstrahlte und sie davon angezogen wurde. In ihrem Inneren wusste sie, dass Hannibal niemals etwas ihr antun würde, nicht einmal wenn sie etwas schlimmes anstellen würde. Zwar konnte man sich bei Hannibal nie sicher sein was in seinem Kopf los war, aber Nadias Herz sagte es ihr einfach, es schien als konnte sie über ihn gar nicht anders denken als so wie sie es schon immer von ihm tat. Schon damals am Fluß hatte sie es hingenommen als er ihr erzählte, dass er getötet hatte, es war schlimm aber auf der anderen Seite war es ihr dann doch egal gewesen weil sie wusste, dass sie das gleiche Schicksal mit den anderen nicht teilen würde.


    Sie genoss seine Zärtlichkeiten und küsste ihn immer wieder und wieder. Es schien als wäre es das letzte mal, dass sie beide hier zusammen waren oder vielleicht eher als wäre es das erste mal von vielen weiteren die noch kommen würden und doch wollte man alles auskosten was man bekommen konnte. Ihre Hände, ihre zierlichen Finger, erkundeten seinen Rücken und strichen an Narben entlang die sie spüren konnte und an denen die man nicht ertasten und vielleicht mit bloßem Auge nicht einmal sehen konnte. Seine Haut war so warm und männlich und sie nahm alles einfach in sich auf und ließ sich von ihm in eine wundervolle Welt entführen aus der sie am liebsten nicht mehr zurückkommen wollte.


    Es tat unendlich gut in seinen Armen zu liegen und sie hatte ihre Augen geschlossen und spürte wie die warme Sonne durch eines der Fenster schien und die Strahlen sich in ihren goldblonden Haaren verfingen. Sie fühlte sich von seinen starken Armen geborgen und wollte diesen Platz auch so schnell nicht verlassen. Nadia hoffte, dass er noch lange bleiben würde, sie so schnell nicht mehr alleine ließ und alles überhaupt gut werden würde.
    Als sie ihre Augen öffnete konnte sie direkt in seine Blicken und schenkte ihm ein Lächeln und einen zarten Kuss auf seine Lippen.


    Als er ihr noch einmal seine Liebe gestand spürte sie die Wärme durch ihren ganzen Körper schleichen und sich ausbreiten. Es waren Worte die sie glücklich machten aber auch gleichzeitig Angst mit sich führen. Ihr Finger wanderte auf seine Lippen und blieben dort liegen. Sie wollte nicht, dass er so etwas sagte und schüttelte sanft ihren Kopf. "Du bist kein schlechter Mensch. Ich liebe dich Hannibal, ich wollte es nur nie wahr haben, aber schon seit damals liebe ich dich," flüsterte sie ihm zu und ließ ihren Finger wo er war. "Und du bist keine Gefahr für mich, denn du beschützt mich. Die Gefahr ist mein ständiger Begleiter seit dem Tag als ich Rom betreten habe Hannibal. Eigentlich seit dem ich den Flaviern diene, sie sind in gewisser Weise eine Gefahr, das habe ich an meinem eigenen Leib erfahren. Du bist keine Gefahr bitte rede dir so etwas nicht ein und schicke mich nicht fort, solltest du das vor haben. Ich würde niemals gehen!" Das war eine Angst die Nadia schon die ganze Zeit hatte, dass er sie einfach wegschicken würde, denn das wollte sie nicht.

  • Der Mund unter Nadias Finger wölbten sich zu einem sanften Lächeln, das sich bis zu dem besorgten und schuldbewussten Ausdruck in Hannibals Augen ausbreitete und diesen vertrieb, ersetzt durch einen warmen Glanz. Zärtlich umschloss Hannibal mit seinen Lippen den Finger von Nadia und spielte zärtlich an ihm, knabberte daran und entließ ihn erst einige Momente später. Während Hannibal ihr mit seinen Fingerspitzen über die bloße Schulter strich und sanft am Schlüsselbein verharren ließ, war er doch arg im Zweifeln, ob er wahrlich nicht doch ein schlechter Mensch war. Ein Guter war er mit Sicherheit nicht. Aber all diese lästigen Zweifel wollte er lieber zur Seite schieben und so vergrub er seine Nase in Nadias goldenen Haaren, sog ihren delikaten Duft in sich ein. „Du bist so wunderschön, Nadia. Ein goldener Schatz, der mir von den Göttern gesandt wurde. Aber vielleicht hat das auch einen tiefen Sinn. Ich glaube, Du machst mich zu einem besseren Menschen als ich es sonst jemals sein könnte.“


    Der Erinnerung von vor wenigen Stunden, in der Sklavenunterkunft, zog vor seinen Augen hinweg. Beinahe hätte Hannibal wohl selbiges getan, wie Sica oder Sciurus. Es passierte all zu schnell, wenn man Sklave bei den Flaviern war und Hannibal hätte früher mit Sicherheit noch gezögert gehabt, seiner Wut freien Lauf zu lassen. Doch dann kam ihm in der Unterkunft Nadia in den Sinn und er konnte nicht mehr so handeln, wie er wollte. „Weißt Du, ich habe für meinen Herren eine Sklavin gekauft. Sie hätte mich fast dazu getrieben, sie wollte schon am ersten Tag fliehen, sie einzusperren. Aber ich konnte nicht…wegen Dir.“ Langsam küsste Hannibal Nadia am Scheitel und an den Schläfen entlang, suchte mit seinen Lippen nach den Ihren und küsste sie liebevoll. Seufzend strich er ihr eine Strähne aus der Stirn. „Ich werde immer an Dich denken, wenn die Wut mich überkommt und dann ist sie verflogen. Wie in der Sklavenunterkunft!“


    In dem Moment bildete sich Hannibal ein, dass das tatsächlich möglich war. Dass er dauerhaft ein Anderer werden könnte und negierte vollends, dass die meisten aus seiner Linie früher oder später ganz dem Wahn verfallen war. Bei seinem Vater war das nicht anders als bei seinen älterem Bruder oder seinem Onkel. Auch bei Salambo würde sich das mit Sicherheit noch zeigen. Trotzdem lächelte Hannibal und schwelgte sich in dieser doch schönen Vorstellung. „Ich werde Dich nicht wegschicken, Liebste. Aber es ist gut, dass Du nicht mehr bei den Flaviern bist. Aber, Nadia, hat Dich Furianus eigentlich frei gelassen? Oder kam es nicht mehr dazu…“ Hannibal war durchaus gehörig verwirrt durch die Lage um Nadia. "Ansonsten könnte ich meinen Herren darum bitten, dass er da etwas tut..."

  • Ein ganz leises Seufzen ertönte bei der sanften und leichten Berührung von Hannibal. Wie hatte sie nur so lange neben ihm sein können ohne sich wirklich ihren Gefühlen endlich hinzugeben oder hatte sie das nicht schon viel früher gewollt? Doch das hatte sie, eigentlich schon von Anfang an als sie ihn gesehen hatte, hatte sie sich zu ihm hingezogen gefühlt auch wenn sie damals noch diese unerklärliche Angst hatte und dann kam Cato und was war nun? Sie wusste es nicht, aber sie wollte bei Hannibal bleiben, denn nur er konnte sie wirklich vor allem anderen beschützen. Seine Worte nun rührten sie und ihre Finger strichen sachte über seine Lippen hinweg zu seinem Kinn. "Aber ich mache doch gar nichts, wie soll ich dich zu einem besseren Menschen machen? Ich wünschte ich wäre schon damals einfach an deiner Seite geblieben und es wäre dann vielleicht nicht so viel schief gegangen wie jetzt." Ein klein wenig Verzweiflung lag in ihren Augen. Wie lange hatte sie Furianus nicht mehr gesehen? Es war eine halbe Ewigkeit her und sie hatte ihm so viel Schande bereitet und sicher hasste er sie über alles und würde sie töten wenn er sie in die Finger bekam.


    Ganz sanft erwiderte sie den Druck seiner Lippen auf ihren und atmete seinen unverkennlichen Duft ein. Er berauschte sie ja halb und sie wusste, dass sie von ihm nicht mehr weg wollte, einfach bei ihm bleiben. Es machte sie einen Moment traurig als sie das mit der Sklavin hörte, denn es erinnerte sie an ihr eigenes Leben was erst so schlimm geworden war als sie hier her nach Rom gekommen war, denn davor war alles einfach anders gewesen und natürlich besser. "Ich kann diese Sklavin verstehen auch wenn ich ihre Umstände nicht kenne, aber lass ihr Zeit sich einzugewöhnen auch wenn sie sich am Anfang wehren wird. Lass nicht zu, dass ihr das passiert was mir passierte, du weißt wie es in der Villa zugeht, das hat keiner verdient und für eine ganz neue ist es schwer." Nadia kannte die Frau nicht, aber dennoch wollte sie nicht, dass es ihr schlecht ergehen sollte.


    "Es freut mich, dass ich dir etwas helfen kann wenn ich nicht an deiner Seite bin und in Gedanken dafür neben dir stehe und du nichts unüberlegtes machst. Bitte versprich mir, dass du immer auf dich aufpassen wirst, ja?" Ein leichtes und doch strahlendes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen als sie ihn anlächelte und doch schwang Sorge in ihren Augen die sie aber versuchte zu verstecken. "Eigentlich müsste ich frei sein, aber ich habe das Dokument nicht. Da ich zu Crassus kam ist einiges durcheinander gekommen und nun kann ich mich nicht mehr bei den Flaviern blicken lassen oder? Und was meinst du was dein Herr machen kann? Ist das nicht der, der im Garten damals war? Ich erinner mich an ihn aber nur vage." Nadia wusste selber nicht genau ob sie nun frei war oder nicht, es verwirrte sie nicht weniger als ihn. Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und ließ ihre Fingerspitzen nach hinten zu seinem Nacken wandern um ihn dort etwas zu streicheln.

  • Auf der Strasse polterte ein Handkarren vorbei, einige Frauen stritten sich laut keifend, was bis zum Fenster der Wohnung hinauf drang, ebenso zog der Duft von gebackenem Brot intensiv in die Räume, wurde nur von einer sachten Brise von draußen durchmischt, der das Odeur der Stadt, nicht nur in der angenehmster Note, hineintrug. Sanft bauschten sich die beigen Vorhänge auf als der Lufthauch durch die offenen Fensterläden strich und mal das Licht raubten oder wieder in den Raum hinein ließen. Leise lachend rollte sich Hannibal halb über Nadia, schlang seine Arme um ihre Taille und bedeckte ihr Gesicht mit liebevollen Küssen. „Du weißt es nicht?“ Zärtlich strich Hannibal mit seinen Lippen über Nadias Wange und küsste sie ausgiebig. „Du bist ein wunderbarer Mensch, strahlst hell in die Welt. Da werden sogar Menschen wie ich, die vieles Schlechtes in ihrem Leben getan haben, für einen Moment von diesem Licht erfüllt, was Du stets in Dir trägst.“ Hannibal sah Nadia ernst in die Augen, schüttelte aber gleich, im Angesicht nicht die passenden Worte zu finden, den Kopf. „Ach, das klingt jetzt vielleicht ein wenig kitschig. Ich meine das nicht als eine abgedroschene Phrase, meine wundervolle Nadia.“


    Seufzend lehnte sich Hannibal abermals zurück und drehte langsam eine blonde Haarsträhne von Nadia um seinen Finger. Eigentlich wollte er lieber nicht über die Situation in der Sklavenunterkunft nachdenken. Denn stolz auf das, was dort passiert war, das war er gewiss nicht. Aber als Sklave bei den Flaviern musste man gewisse Dinge tun, die einem auch zuwider waren. Doch die Worte von Nadia, ihre Bitte, trafen durchaus auf fruchtbaren Boden. Langsam nickte er und atmete tief ein. „Du hast Recht. Es ist wohl sehr schwierig für sie. Aber sie ist ganz anders als Du. Mir scheint, sie schlägt eher nach Rutger…aber den kennst Du ja nicht.“ Hannibal presste seine Lippen aufeinander. „Ein anderer Sklave aus Germanien. Er hat die Tochter meines Herrn entführt, sie wäre fast dabei umgekommen und leidet immer noch unter dieser Schandtat des Sklaven. Und nun harrt der Germane sehr wahrscheinlich dem Kreuz entgegen. Nortruna, die neue Sklavin, sollte schnell einsehen, wohin so ein Verhalten führt. Aber…ach…es tut mir leid. Das ist jetzt alles völlig unwichtig.“


    Sinnend betrachtete Hannibal Nadia, bedachte sie mit allerlei Liebkosungen und roch an ihrem Haar und an ihrem Hals. Ihre Worte hatten ihm ein breites Schmunzeln ins Gesicht getrieben. „Natürlich pass ich auf mich auf. Gänzlich eigennützig. Aber auf Dich müssen wir Beide viel mehr achten. Gute Menschen ziehen die Schlechten nämlich leider an. Und wegen Deinem Herrn…“ Hannibal sah sie an und dachte einen Augenblick über die ganze verzwickte Situation nach und auch über ihre Frage bezüglich Aristides. „Im Garten? Bist Du Dir sicher? Er hat mir davon aber nicht erzählt. Er dient in der Legio in Mantua. Ich werde in einigen Tagen zu ihm reisen müssen und vielleicht kann ich ihn dazu überreden, Dich von Furianus abzukaufen. Wenn Furianus noch darauf beharren sollte, Dir nicht die Freiheit gegeben zu haben. Was meinst Du? Sollen wir das versuchen?“ Hannibal lächelte, fuhr dabei mit seinen Fingerspitzen an ihrem Kinn entlang.

  • Jeder Bereich den er mit seinen Lippen berührte, den er küsste, wo sein warmer Atem sie traf begann auf der Stelle zu bizzeln. Sie genoss diese Zweisankeit einfach über alles als würde es nichts anderes ausser sie beide geben und als wären alle Probleme die sie ja eigentlich hatten aus der Welt. Es waren einfach schöne Augenblicke einfach alles zu vergessen und an nichts zu denken, sondern sich einfach auf den Liebsten zu konzentrieren, eigentlich den einzigen wo Nadia wusste, dass sie sich auf ihn verlassen konnte. Er würde sie nicht fallen lassen wie es in ihrem Leben schon oft der Fall gewesen war, nein er würde das nicht machen, denn das spürte sie tief in ihrem Herzen und in ihrer Seele, dass er sich das niemals verzeihen würde, vielleicht war da aber doch noch ein kleines Fünkchen Angst, dass er aber doch etwas machen könnte, doch das ließ sie nicht aufkeimen.


    "Deine Worte sind auf keinen Fall kitschig. Ich mag sie und wenn du willst kannst du solche Worte so oft sagen wie du nur willst. Gut es mag viel schlechtes dabei gewesen sein was du getan hast, aber ich bin mir sicher, dass auch sehr viel gutes dabei gewesen war. Du hast mir das Leben gerettet und das war etwas gutes und du hast es mir nicht nur einmal gerettet."


    Nadialächelte ihn warm an, denn sie war ihm so unsagbar dankbar, dass sie das niemals in Worte fassen konnte. Nadia schluckte als sie von dieser Entführung hörte denn das war doch das dreisteste was ein Sklave machen konnte nur um seine Freiheit zu erlangen. Zwar hatte sie auch schon vieles auf ich genommen, aber nie wäre sie auf den Gedanken gekommen sich eine Geisel zu suchen und es schien ein Wunder, dass dieser Rutger noch am leben war und sie wunderte sich selber darüber. "Rede nur weiter Hannibal ich höre dir so lange zu wie du möchtest. Erzähle mir mehr, vielleicht kann ich ja ein wenig zu einer kleinen Lösung beitragen, schließlich bin ich auch eine Sklavin die schon einmal abgehauen ist." Zu gut erinnerte sie sich an ihre erste Flucht wo sie zusammen mit Ganymed in einer Insula war bis die Vigilen kamen. Gedanken die sie nicht mehr denken wollte.


    Liebevoll war ihr Blick als sie ihm wieder in die Augen sah die sie wirklich anziehend fand und in ihnen versank. "Auf mich mehr achten? Ja vielleicht. Was passiert wenn Sica oder Scirurus mich wieder treffen. Ich denke ich werde sie noch einmal sehen oder? Es ist doch in dieser Gegend eigentlich unvermeidbar auf sie zu treffen und wenn ich ehrlich bin würde ich, wenn ich abgebrüht wäre versuchen die beiden hochgehen zu lassen, als Rache für meine lange Pein."Trotz des Grols war ihre Stimme so sanft wie immer geblieben als sie von ihnen erzählte.


    "Doch ich bin mir sicher. Er war ein großer Mann, braune Haare und Augen und nett. Er hielt mich im Arm bis Furianus kam und geglaubt hatte er wolle mir etwas tun dabei hatte er mich vor dem Schlimmstn bewahrt." Auch hier dachte sie nicht gerne zurück aber manchmal war es unvermeidbar. "Ich würde es gerne versuchen Hannibal, aber meinst du nicht, dass Furianus versuchen könnte mich töten zu wollen wenn er erfährt wo ich bin? Ich habe soviel angestellt. Dennoch würde ich es versuchen und ich würde auch deinem Herrn dienen, schließlich wollte ich vorher nie die Freiheit haben." Sanft zog sie ihn etwas näher zu sich und küsste ihn zärtlich. Sie war so froh ihn bei sich zu haben.

  • ~Mir scheint den Göttern gleich der Mann, der dir gegenüber seinen Sitz hat und ganz nahe dich süß reden hört...~


    Unvermutet drangen die Worte in Hannibals Geist, als er Nadias Worten lauschte, ihr zärtlich mit seinen Fingerkuppen über die warme und samtige Haut entlang glitt, und immer wieder die Momente des Lauschens für Zärtlichkeiten nutzte, sie an der Grube am Hals küsste, mit seinem, durch den Bart kitzelnden, Kinn an ihrer Schulter entlang fuhr und sie mit seinen Lippen am Halsansatz liebkoste. Sinnend betrachtete er ihr Profil und ihre zart geschwungene Kinnlinie.“Du bist eine kluge Frau, Nadia. Ich bin mir sicher, Du wärest auch in der Lage gewesen, Dich selber stets zu retten.“ schwächte Hannibal ihre ersten Worte ab, sah sie ernsthaft und doch dabei lächelnd an. In einiger Entfernung, im Innenhof der Insula keimte Kinderlärm auf, ein Mädchen plärrte laut, ein Junge keifte wütend zurück. Während sich Hannibal wieder zur Seite rollte, ließ er einen Finger an Nadias Bauch entlang gleiten und umkreiste ihren Bauchnabel, seufzte leise und zuckte mit der Schulter. „Ich glaube, ich habe mir ins eigene Fleisch geschnitten mit dem Kauf der Germanin. Es war auch eine törichte Idee, ich weiß noch nicht mal, ob sie meinem Herren überhaupt Gefallen wird. Weißt Du, er hat ein Faible für dunkelhäutige Sklavinnen.“ Und darum war Hannibal sehr froh, denn er war sich sicher, Aristides würde ihm bestimmt mit Nadia nicht in die Quere kommen oder gar sie für sich selber beanspruchen, und Hannibal das Verhältnis zu Nadia verbieten. Nein, die Gefahr bestand weniger und sonst hätte Hannibal niemals den Vorschlag gemacht, seinen Herrn in die ganze Angelegenheit zu involvieren. „Aber ich bring sie erst mal zu Aristides. Dann kann er schließlich entscheiden, was mit ihr passieren und ob sie bestraft werden soll.“ Hannibal wusste, dass er es sich damit einfach machte, aber eigentlich war es auch nicht seine Aufgabe. Er war weder der Vilicus, noch war er der Besitzer der Sklavin.


    Doch damit wollte er das Thema abschließen, denn viel mehr interessierte ihn Nadia und ihre Zukunft, und alles was um Nadia herum war. Schließlich war er gerade in jenem Moment erfüllt von ihr, wollte sie nur nahe an sich spüren, sie nie wieder los lassen und jeden Augenblick mit ihr verbringen, was er durchaus sich schon lange gewünscht, aber sich verboten hatte. Sprich, er war einfach verliebt in sie, wenn das nicht noch ein zu zahmer Ausdruck für seine innige Liebe und seine große Verehrung für sie war. So spiegelten sich in seinen Augen, dem Tor zu seiner Seele, welches er schon aus gewissen Notwendigkeiten heraus anderen Menschen gegenüber verschlossen hielt, seine Empfindungen wieder. Dennoch weckten ihre Worte mehr Besorgnis in ihm und er schüttelte schnell den Kopf. „Nadia, ich halte das auch für eine sehr riskante Rache. Sciurus und Sica sind nicht nur in den Kanälen oder in der Villa sehr gefährlich. Nein, sie haben sich hier in der Subura eine zweite Existenz aufgebaut, wie mir scheint. Sie arbeiten, so wie ich das erfahren habe, für einen der gefährlichsten Männer hier und ihr Einfluss sollte nicht unterschätzt werden, dabei wissen ihre Herren wohl nichts davon, glaube ich zumindest bei Sciurus Herrn nicht.“ Es war nur eine Vermutung aus dem Wenigen, was Hannibal erfahren konnte, Sciurus hielt er für einen gefährlichen Widersacher in der Villa, was auch die Begegnung in der Sklavenunterkunft nur unterstrich. Aus dem Grund versuchte Hannibal schon seit einiger Zeit mehr über Sciurus zu erfahren, was sich als sehr, sehr schwierig erwiesen hatte. Es war, als ob er mit einem Griffel seinen Namen in Granit schreiben wollte, fast unmöglich. Dass er das Ganze überhaupt Nadia erzählte: damit sie sich keine Illusionen bezüglich der beiden Sklaven machte, aber auch, weil es sonst niemanden gäbe, dem Hannibal so sehr vertrauen würde. Noch nicht mal seinem eigenem Herrn würde er davon berichten. Aber ihr Verhältnis – zwischen ihm und Aristides- schien auch schon seit den Saturnalien mehr als zerrüttet zu sein.


    So lächelte er aber dennoch als sie so von seinem Herrn sprach und nickte. „Dann mag er es gewesen sein. Ich werde mich mit meinem Herrn darüber unterhalten und die Bedenken ihm auch vortragen, sollte er sich an Furianus wenden, werde ich mitunter ihm auch den Brief dazu schreiben, also werde ich auch Sorge dafür tragen können, dass Furianus nicht gleich erfährt, wo Du Dich aufhälst. Nun, in einer der nächsten Tage werde ich auch nach Mantua reisen müssen, wegen der Belange meines Herrn. Seine Mutter hat mich darauf angesetzt, dass er eine Claudia heiratet und ich soll da mit wirken, damit mein Herr es nicht in den Sand setzt. Dann werde ich ihn auch wegen Furianus fragen und ihn darum bitten, dass er sich darum kümmert.“ Dann doch etwas nachdenklich, vielleicht besorgt, strich er Nadia zärtlich über die Wange. „Aber würdest Du denn in die Villa Flavia zurück kehren wollen?“ Außerdem kam ihm dabei noch ein anderer Gedanke. „Möchtest Du vielleicht nach Mantua mitkommen?“

  • Das Leuchten in ihre Augen wollte einfach nicht erlischen und es würde es auch nicht, denn se fühlte sich so wohl wie lange nicht mehr in den Armen eines Mannes. In der letzten Zeit war so viel vorgefallen, dass sie alles andere einfach vergessen wollte und nur für diesen Moment leben wollte, in den Armen des Mannes den sie schon länger begehrte es aber nie gesagt hatte da es da noch so vieles andere gab. Sie hätte schon damals wissen müssen, dass sie andere Männer nie würde lieben können!
    Nadia war sich seiner Worte nicht sicher,denn sie wusste sie wäre des Todes gewesen wenn er nicht gewesen wäre. Auch glaubte sie nicht, dass sie dort noch viel Gegenwehr gezeigt hätte, vielleicht hätte sie es sogar zugelassen und sich töten lassen, aber da Hannibal da war und er sie gerettet hatte, hatte sie es nicht zulassen können.
    "Nur weil er dunkelhäutige bevorzugt heißt es aber noch lange nicht, dass er diese nicht annehmen wird, denn er muss sie ja nicht ins Bett schleifen sondern kann sie für andere Dinge einsetzen. Ich möchte aber lieber keine Auführungen geben welche Dinge das wären aber ich habe schon so einiges gesehen."



    "Aber wenn keiner den beiden Sklaven das Handwerk legt was werden sie sich dann noch aufbauen? Was werden sie noch alles machen? Sie sind gefährlicher und tötlicher als das schärfste Messer und ich will nicht wissen wer von den Flaviern in die Dinge dieser beiden noch verstrickt ist,denn es kann mir doch kener sagen, dass es niemand weiß was die beiden machen. Sie sind grausam und verrückt!"


    Sie atmete tief ein und wieder aus und strich ihm dann sanft mit den Fingern am Nacken entlang. "Ich habe Angst vor der Villa Flavia, Angst vor dem was mich dort erwarten würde, aber ich würde dort hi zurückkehren, denn ich denke mir droht dort weniger Gefahr als hier draussen. Es ist nur ein Gefühl und ich kann mich täuschen, aber dort werden sie mir nicht so schnell etwas antun wie hier wenn sie mich erwischen, aber was ist mit den Flaviern?.......................Mantua?"


    Einen längeren Augenblick sah sie Hannibal einfach nur an. Sein Herr war auch ein Flavier aber vielleicht einer vor dem sie noch viel weniger zu erwarten hatte. "Ich würde überall hingehen wo du auch hingehst. Also komme ich gerne mit denn ich möchte nicht alleine sein."

  • Sanft strichen Hannibals Finger an Nadias Gesichtskonturen entlang und er betrachtete sie nachdenklich. Hannibal wusste um die Abgründe der Flavier, jeder von ihnen trug etwas in sich, was einem schlafenden Vulkan ähnelte. Lag es vielleicht an ihren Vorfahren oder den Willen wieder die Macht an sich zu reißen, die sie einst als Familie des Kaisers in den Händen hielten? Hannibal hatte die Zeit der flavischen Kaiser noch erlebt, wie sein Herr und er wusste, manche der Flavier trauerten dem durchaus noch nach, wie auch die Mutter seines Herren. Und vielleicht färbte dies nicht nur auf ihren Enkelsohn ab, sondern war ein Zug, den die Flavier im Allgemeinen in sich trugen. Und in so einem Blut lagen nun mal auch die dunklen Seiten, die Machtgier mit sich brachten. Natürlich ließ Hannibal in seinen Überlegungen außen vor, dass er nicht minder wahnsinnig war, wie manche Flavier, sogar noch mehr, durch die Generationen an Sklavenvermischung aus seiner Linie waren unschöne Züge an ihm hängen geblieben.


    Doch in jenem Augenblick schien er lammfromm und einfach nur liebevoll zu sein. Wenn er glücklich war, dann war er es auch. „Mein Herr ist recht gutmütig. Ich mache mir mehr Sorgen, dass die Sklavin ihn ziemlich leicht hereinlegen und übertölpeln wird. Weißt Du, er ist zwar ein Flavier, aber nicht sonderlich schnell im Denken. Dafür jedoch eigentlich nicht der schlimmste Herr. Er lässt mir recht viele Freiheiten, was auch daran liegt, dass wir gemeinsam aufgewachsen sind. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich schlimme Dinge einfallen lassen könnte. Er hat einfach andere Schwächen, unnötige Grausamkeit gehört nicht dazu.“


    Hannibal beugte sich vor und hauchte Nadia einen Kuss auf die Nasenspitze, die so keck und dabei so Form vollendet schön wirkte, wie der Rest an Nadia, wie Hannibal befand. Er bewunderte sie für ihren Mut und ihre Aufrichtigkeit, dennoch glaubte er nicht daran, dass man Sciurus und Sica so einfach das „Handwerk legen“ könnte. Dafür waren beide zu klug und durchtrieben, hatten ihre Herren genug um ihren Finger gewickelt, Hannibals Stellung schien jedoch mehr als wankelmütig in den letzten Wochen zu sein. Er lächelte trotzdem und nickte. „Du hast schon Recht. Und ich bin mir sicher, eines Tages werde ich Gracchus oder Felix durchaus noch subtil vermitteln können, was für Aasgeier und Schmarotzer sie sich da angelacht haben. Beide treiben mehr oder minder ihr eigenes Ding in der Subura und ich kann mir denken, die beiden Flavier von all dem nichts wissen.“ Auch das war mehr eine Vermutung, die Ungeheuerlichkeit, Gracchus wäre wohl ein Drahtzieher hinter allen möglichen Strippen der suburischen Verbrechen, war einfach zu groß und zu unfassbar. Außerdem machte Gracchus auf Hannibal, so gebildet dieser schien, einen sehr zerstreuten Eindruck oft. Bei Felix wiederum war sich Hannibal nicht ganz so sicher.


    Hannibal stützte sich rechts von Nadia auf seinem Ellbogen auf und hob seine Augenbraue in die Höhe. Mit der Villa hatte Nadia Recht, doch zuerst galt es mögliche rechtliche Gefahren abzuwenden, die zu einem tragischen Weg an das Kreuz führen würden. „Du musst erst mal keine Angst haben. Noch kommst Du ja nicht zurück. Zuerst bleibst Du hier und wir sehen erst mal, was wir in der Hinsicht Deines Herren tun können. Denn vorher ist es wohl auch nicht ratsam, wenn Du mit in die Villa kommst. Sciurus würde sich hämisch die Hände reiben, in der Aussicht Dich für Furianus bestrafen zu dürfen.“ Es war nicht zu leugnen: Hannibal haßte die Kröte, wie er Sciurus in Gedanken mit jenem Namen bedachte. Hannibal erwiderte den Blick und dachte gar nicht mehr an Sciurus, Widrigkeiten im Leben und was sonst noch auf sie zukommen könnte, denn in jenem Augenblick war er einfach nur glücklich, wie selten in seinem Leben. Sanft legte er seine Hände auf Nadias Wangen und küsste sie innig. „Venus hat mir ein großes Geschenk gesandt, meine Schöne.“, stellte Hannibal fest und zog Nadia eng in seine Arme.


    Und so ging auch jener Nachmittag in trauter Zweisamkeit zu Ende. Denn schon bald sollten sie aufbrechen. In Richtung Mantua oder in andere Geschichten, die noch folgen werden…

  • „Seit wie vielen Tagen?“ Die Tür zur Insulawohnung in der Subura schwang auf. Eine Taube flatterte hastig vom Fenstersims des Schlafzimmers davon als sich ein Schatten durch die Wohnung zu bewegen schien. Hannibal trat in die kleine Wohnung, die doch vor einigen Wochen erst her gerichtet worden war. Seine Augen streiften die Gegenstände, eine Schüssel, in denen noch goldenes Weizen lag, eine Öllampe, die darauf wartete, dem Bewohner jener Wohnung in der nächtlichen Schwärze zu leuchten und ein Schemel, der am Eingang bereit stand, damit man sich leichter die Schuhe binden konnte. Ein Junge, kaum noch ein Kind, aber auch kein Mann, trat hinter Hannibal in die Wohnung. „Seit fast einer Woche, also bestimmt schon acht Abende…ich glaub morgen wäre es dann eine Ganze.“ Eine steile Falte erschien zwischen Hannibals Augenbrauen und er setzte seinen Weg durch die kleinen, aber sauberen Räumlichkeiten fort. Seine Finger strichen behutsam über den Vorhang, der die Küche vom Schlafraum trennte. Die Fensterläden standen einige Hand breit offen und das Sonnenlicht des warmen Sommertages fiel auf die dunklen Bodendielen. Doch von Nadia war dort auch nichts zu sehen. Einen Augenblick hatte Hannibal noch gehofft, dass Nadia in dem Raum stand, ihr Haar von den goldenen Strahlen der Sonne angeleuchtet und nicht verschwunden, wie sein kleiner Handlanger, den er eigentlich damit beauftragt hatte, auf Nadia acht zu geben, es behauptet hatte. Doch das Bett lag ruhig und friedlich vor seinen Füßen, die Truhe mit den Kleidern verschlossen und nichts deutete von einer Frau, die die Räume mit Leben zu füllen vermochte.


    Hannibal trat an das Fenster und öffnete die Fensterläden. „Und was soll das heißen, Du hast sie aus den Augen verloren…?“, fragte Hannibal leise und sah über die Dächer der Subura hinweg auf den Kapitol, der die Stadt zu überragen schien wie eine große Krone. „Ich…nun, sie war plötzlich weg, zwischen einigen Männern entschwunden und dann…ja, hab ich sie nicht mehr gesehen. Wie verschluckt…ich dachte ja erst, sie würde hier her zurückkehren, aber das war nicht der Fall. Einfach weg. Keiner hat sie mehr gesehen…ich…da…ich denke, da steckt Nerva dahinter.“ Hannibal wandte sich um und sah den Jungen kalt an. „Du sollst nicht denken, Ignus, nur beobachten und wachen…ach, verschwinde.“ Ignus sah geknickt auf den Boden und verschwand schnell aus der Wohnung. Hannibal trat an das Bett heran und sank langsam auf die dunkelrote Decke hinab. Seine Hände strichen über das weiche Lacken, worauf er noch vor kaum mehr als zwei Wochen mit Nadia gelegen hatte. Tiefe Sorge und Kummer zeichneten sich nun auf seinem Antlitz ab, da der Junge fort war und Hannibal nicht mehr kaltherzig wirken musste. Schweigend und starr saß Hannibal lange Zeit auf dem Bett und sah aus dem Fenster hinaus, dachte über alles nach, was das Verschwinden von Nadia bewirken konnte. In seinen Gedanken formte er eine Liste von Männern, die Nadia schaden wollten und vermochten.


    Nerva- weil er erfahren hat, dass Nadia ihm wichtig war.
    Sciurus und Sica- Beide, um Nadia doch als ‚Störfaktor’ zu beseitigen. Wobei Sica wohl immer noch fern von Rom war.
    Der Vogelmann- ähnlicher Grund wie Nerva, wenn auch wohl weniger plausibel
    Furianus- um die Schande einer entflohenen Sklavin zu unterbinden
    Crassus- selbe Motivation wie Furianus


    Erst als Hannibal all die Namen in seinem Kopf durchgegangen war, wobei er die letzten beiden Männer schon fast ausschloss und es erst mit den anderen Kandidaten versuchen wollte, kam ihm noch ein Weiterer, Cato. Grimmig stand Hannibal auf, ging zu den Fenstern und schloss die Fensterläden. Dunkelheit und Zwielicht verbargen den Gefühlsaufruhr, Sorge gemischt mit Zorn über jenen, der ihm Nadia nehmen wollte und es versucht. Hannibal drehte sich um und ging auf die Tür zu. Natürlich würde er niemals den Gedanken zu lassen, dass Nadia etwas passiert sein könnte, nein, das war ausgeschlossen. Hinter Hannibal schloss sich wieder die Tür und kurze Zeit später waren nur noch schwere Schritte zu hören…

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