Ein Keller irgendwo in Roma

  • Die Wände der Kammer waren kalt und feucht, in der Nähe der Decke befand sich ein kleines Loch, aber nicht groß genug, um einen Blick nach draußen zu werfen. In dem Raum roch es nach getrockneten Blut und menschlichen Exkrementen. Am Boden konnte man einen kleinen Schatten ausmachen, der über den Boden huschte. Die Kammern des Staatsgefängnisses schienen Luxus gegen dieses 'Loch' zu sein.

  • Gestank schlug ihm entgegen, als er die hintere Kammer betrat. Dem Gestankt nach war hier ein Mensch längere Zeit festgehalten worden. Er meinte auf dem Boden etwas auszumachen, was ein blutgetränkter Fetzen oder Verband sein konnte. Auch Ratten schien es hier zu geben. Noch einmal kochte Wut in ihm hoch, daß man hier einen der ihren festgehalten hatte.


    Er verließ die Kammer schnell wieder. Hier im Keller schien nichts mehr zu holen zu sein. Er warf einen letzten forschenden Blick durch den Keller.


    Dann folgte er den Milites nach draußen und sog erstmal begierig die frische Luft ein.


    "Wenn Metellus mit den anderen wiederkehrt, dann schauen wir uns die Anwohner und gegebenenfalls Geschätftsinhaber näher an!"


    Seine Gedanken arbeiteten schon wieder wild. Wieso hatten die Männer Marcellus gefangengehalten und gefoltert? Einen mißliebigen Zeugen brachte man normalerweise einfach um, wozu also das Risiko eingehen, daß er befreit wurde oder fliehen konnte? Er würde sich nochmal mit dem Probatus unterhalten müssen. Sollten sie heute keinen Verdächtigen finden, dann würde er auf jeden Fall einige Milites in zivil hier postieren. - Möglicherweise wäre das auch angebracht, wenn sie einen Verdächtigen festnehmen konnten.

  • Etwas überrascht bemerkte Minor, daß sein Verwandter immer noch im Hof stand. Ein anderer Miles mußte seinen irritierten Blick bemerkt haben und sagte.
    "Der Miles Ferrius Metellus müßte gleich zurück sein, Princeps."
    Minor hätte sich beinahe mit der Hand vor die Stirn geschlagen, wie konnte er auch nur so sorglos mit den Cognomina umgehen. :)
    In der Tat verriet der Klang genagelter Caligae die Ankunft der übrigen Milites. Nachdem ein Teil zur Bewachung des Hofes und der direkten Umgebung abgestellt war, erhielt der Rest die Anweisung die komplette Nachbarschaft zu befragen. Da schoss auch schon ein düster dreinblickender Mann auf den Princeps zu. Minor wandte sich ihm zu und fragte ihn.


    "Wie kann ich dir helfen, Civis?"

  • Der Mann sah nicht aus wie ein Römer. Seine Hautfarbe und seine Kleidung verrieten, dass er aus den südlichen Provinzen stammen musste. Sein rechtes Bein lahmte.


    "Ich bin mir sicher das du das kannst! Aber sollte die Frage nicht eher lauten, wie ich die helfen kann, Legat?"


    Der Mann zuckte seine Hand unter seiner Kleidung hervor, die er dem Princeps geöffnet entgegen hielt.

  • Leise und eindringlich entgegnete er seinem Gegenüber.
    "Wenn du etwas zu sagen hast, dann solltest du nicht lange zögern. Es geht hier um die Verschleppung eines Kameraden und auf den kleinsten Wink von mir hin, lassen die Männer auch dich das gerne spüren. Wenn du mir aber jetzt und ohne Umschweife wertvolle Hinweise gibst, soll das dein Schaden nicht sein."


    Wie zur Bestätigung holte er seinen Geldbeutel hervor und ließ die Münzen darin klimpern. Schließlich warf er dem Mann ein As zu.


    "So viel zu meinem guten Willen. Richtiges Geld gibt es nur gegen richtige Information."

  • Der Mann nahm das Geldstück in seine Hand. Prüfend steckte er es zwischen seine Zähne. Es war nicht viel, aber er erhoffte sich noch so manche Münze. Römer konnten sehr spendabel sein, wenn man etwas hatte, was sie wollten.


    "Nun von eurem Kameraden weiß ich nichts, Legat!"


    entgegnete er, um sich aus der Sache herauszureden. Das wenigste was er gebrauchen konnte, waren rachsüchtige Soldaten.


    "Aber der alte Strabo, dem dieses Grundstück gehört, den habe ich letztens in einer neuen Tunika gesehen, aber keine stinknormale. Hübsch verziehrt war sie. So eine hätte ich auch gerne..."


    Wieder streckte er die Hand aus und zwinkerte dem Miles zu.

  • Blitzschnell hatte Minor zwei Milites herangewinkt, die sich drohend hinter ihm aufbauten.


    "Du bist dir ganz sicher, daß du nichts über unseren Kameraden weisst?"


    Aber den alten Strabo würden sie natürlich noch unter die Lupe nehmen.


    "Soso, und was macht der so geschäftlich? Und wo finden wir den?"


    Der finstere Gesichtsausdruck der Milites sprach eine eindeutige Sprache: Überzeugende, zügige Antworten oder Prügel. Andererseits hielt der Princeps seinen Geldbeutel immer noch gut sichtbar.

  • Der Mann fühlte sich bedrängt und wurde nervös.


    "Aber aber Legat! Wir beide sind doch Geschäftsmänner! Aber da ich dich mag, werde ich dir gerne noch etwas erzählen!"


    Der Mann lächelte nervös und starrte dann auf den Geldbeutel.


    "Strabo ist Tischler, aber seine Hände eignen sich schon lange nicht mehr zur sauberen Bearbeitung des Holzes. Seit dem verbringt er seine Zeit in einer Tabernae...!"


    Der Mann wusste auch welche, doch wieso sollte er seinen Trumpf jetzt schon ausspielen? Erwartungsvoll schaute er den Soldaten an.

  • Minor merkte ohne Schwierigkeiten, wie der Mann nervös wurde.


    "Das hört sich doch schon besser an."


    Er drückte dem Mann einige kleine Münzen in die Hand, schließlich sollte der ja noch hungrig nach mehr bleiben.


    "Und du kannst uns doch sicher genau sagen, wo sich diese Taberna befindet gute Mann."


    Minor bemühte sich um einen weniger finsteren Gesichtsausdruck.

  • Der Mann wirkte etwas zögerlich. Wenn er jetzt diese Information preisgeben würde, dann hätte er alles verspielt. Allerdings sahen die Miles nicht sehr geduldig aus.


    "Ja, ich kenne die Taberna! Hat einen ausgezeichneten Wein, leider nicht für jeden zu haben!"


    Er zwinkerte dem Miles zu und schaute auf seine offene Hand. Er machte allerdings nur eine kurze Redepause, denn was nützte ihm das Geld, wenn er zusammengeschlagen in einer Ecke liegen würde. Er kannte sogenannte 'Gesetzesvertreter'.


    "Sie ist gleich die Strasse runter am Tiber. 'Zum dicken Gallier'!"


    Er blickte den Miles erwartungsvoll an.

  • Minor überlegte kurz, wie er mit dem Mann verfahren sollte. Aber wer wusste schon ob er seine Informationen nicht noch einmal gebrauchen könnte. Er öffnete seinen Geldbeutel erneut und reichte dem Mann einige größere Münzen, so daß er sich bei ihrem nächsten Zusammentreffen noch erinnern würde.


    "Hier guter Mann auch du sollst dir einen guten Tropfen gönnen. Ich weiß gute Informationen zu schätzen."


    Auch Minor wartete auf die Reaktion des Mannes; vielleicht fiel ihm ja noch eine weitere Information ein, die er zu Geld machen wollte.


    Er würde ein paar Wachen hier zurücklassen und mit dem Rest der Taberne einen Besuch abstatten, auf der Suche nach diesem Strabo.

  • Die Augen des Mannes blitzten auf. Mit so viel hatte er nicht gerechnet. Hastig griff er zu, bevor der Miles es sich vielleicht anders überlegen würde. Dann drehte er sich um und ging ein Stück. Er blieb stehen und drehte sich erneut um.


    "Eins noch, Legat! Strabos Frau sieht es nicht gerne, wenn er in der Taberna rumhengt!"


    Der Mann zwinkerte ihn noch einmal zu und verschwand dann in einer Gasse.

  • Zitat

    Original von Tiberius Helvetius Marcellus
    "Eins noch, Legat! Strabos Frau sieht es nicht gerne, wenn er in der Taberna rumhengt!"


    Er überlegte einen Moment, wie genau er die Aussage interpretieren sollte. Dann teilte er die Milites ein, die weiterhin ein Auge auf den Hof und den Keller haben und weitere Befragungen durchführen sollten. Mit den restlichen Milites folgte er der Wegbeschreibung des Mannes zum Tiber und zum 'Dicken Gallier'. Dort angekommen winkte er zwei Milites ihn in die Taberna zu begleiten und ließ die anderen draussen warten.

  • Keine Ahnung, wieso diese Taverne 'Zum dicken Galllier' hieß. Der Wirt sah gar nicht nach Gallier aus und er war nicht dick, sondern fett. Auf seinem Gesicht zeigten sich Falten. Er sah besorgt aus. Schaute man sich in der Taverne um, wusste man auch warum. Dort wo sich einst Tische und Stühle befunden hatten, lag nur noch Kleinholz rum. Auf dem Boden lagen einige Tonscherben in einer Lache. Dennoch hielt dieses Chaos einige Männer nicht davon ab, sich in einer Ecke auf ein paar Resten zu setzen und ihren Wein zu genießen, während der Wirt am aufräumen war. Als er die Männer in die Taverne kommen sah, ging er schleunigst auf diese zu.


    "Wir haben geschlossen meine Herren!"


    Der Wirt stemmte die Arme in die Hüften und baute sich vor der Türe auf.

  • Der Wirt schien nicht sehr erpicht auf ihren Besuch zu sein, aber das war sein Problem. Ein kurzer Blick ins Innere sagte ihm, daß hier im harmlosesten Fall ein ausschweifendes Gelage mit anschließender Prügelei stattgefunden hatte. Wahrscheinlich war allerdings eine weniger harmlose Erklärung. Kühl blickte Minor ihn an.


    "Wir hatten nicht vor hier etwas zu trinken. Aber es wäre unklug von dir Mitgliedern der Cohortes Urbanae den Zutritt verwehren zu wollen. Du hast jetzt zwei Möglichkeiten: Wenn du dich entschließt nicht zu kooperieren, werden wir deinen Laden erstmal einer genauen Kontrolle unterziehen, ob er den Gesetzen bis auf den letzen I-Punkt entspricht. Und bei dem Zustand gibt es bestimmt jede Menge Gründe ihn zu schließen."


    Er machte eine fast kurze Pause, um das Gesagte sacken zu lassen.


    "Du könntest uns aber auch ein paar kurze Fragen beantworten und dich wieder deinem Geschäft widmen."


    Edit: Tippfehler

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