[Grundausbildung] Probatus Quintus Octavius Vocula

  • Der Centurio blickte zufrieden in die Augen der Probati. Dieser Ausdruck der Zufriedenheit war jedoch kaum von seinem üblichen, neutralen Blick zu unterscheiden.


    "Ab in die Thermae! Abite!" (Wegtreten!)


    brüllte er und entließ sie damit. Er selbst nickte dem Optio zu und kehrte langsam ins Castellum zurück.

  • Am nächsten Morgen erschien Crispus wieder pünktlich auf dem Exerzierplatz und holte die Probati mit seiner gewaltigen Stimme herbei.


    "Probati, venite!"


    Es dauerte geraume Zeit, bis alle erschienen - ja, ja, der letzte Tag steckte ihnen noch in den Knochen. Noch waren sie nicht abgehärtet.


    "State!"

  • Das war also die glorreiche römische Armee: Schinderei am Morgen, Schinderei am Abend, Schinderei tief in der Nacht. Und wenn man was falsch machte, wurde die Schinderei noch verschärft. Diensteifrig stürmte ich also auf den Exerzierplatz und befolgte die Befehle. Ich stellte mich auf meine Position und sah, dass es einige gab, die immer noch Schwierigkeiten hatten, auf Kommando ihren Platz in der Reihe zu besetzten. Zackig salutierte ich:


    "Salve, Centurio Petronius!"

  • Auch Reatinus erschien wie immer auf den Exerzierplatz und stellte sich neben den Centurio. Er würde wohl bald dran sein, die Legionäre durch den Platz scheuchen zu dürfen, was ihn immer auf´s Neue erfreute.

  • Nachdem endlich alle erschienen waren, nickte der Centurio.


    "Eine Runde zum Warmwerden, dann geht's los."


    "Pergite cursim!"


    befahl er und scheuchte die Männer auch schon los. Ein kleiner Lauf am Morgen konnte auch Crispus nicht schaden - auch er war ein wenig müde, auch wenn er es niemals zugegeben hätte!

  • Kaum war man wach, da gings auch schon wieder los: Eine Runde um den Exerzierplatz, aber dieses Mal fiel ich nicht wieder auf die Schnelligkeitstour rein, nur um den Rest der Übungen mit rasselnder Lunge, Seitenstechen und Gummiartiger, schmerzender Muskulatur zu erleiden.
    Ich startete erst, nachdem mein Vordermann losgelaufen war und versuchte sofort, einen Rhytmus zu wahren, der es mir erlaubte, nicht gleich all meine Kraft auszugeben. Die Übung zielte nämlich eindeutig mehr auf Ausdauer als auf Schnelligkeit ab. So joggte ich den Campus recht locker ab und ließ es zu, dass ich ab und an von anderen Probati mit triumphierenden Gesichtszügen überholt wurde, die das Prinzip wohl noch nicht so ganz verstanden hatten und immer noch meinten, den Offizieren durch ihre Schnelligkeit etwas beweisen zu können.
    Aber der Letzte war ich auch nicht, denn der Großteil der Meute schien ebenfalls aus Lernfähigen zu bestehen und so gaben ungefähr drei Viertel von uns ein ganz ordentliches Bild ab und konnten am Ende den keuchenden Sprintern ihr triumphierendes Gesicht zurück werfen.

  • Crispus trieb die Männer natürlich an.


    "Los, schneller! Das ist nur eine Runde!"


    "Wollt ihr eine Extra-Runde oder was?


    und so weiter. Nach einigen Minuten waren sie wieder am Ausgangspunkt angekommen und die gewohnten Befehle ertönten.


    "In aciem venite!"


    "State!"


    Nun würden sie erfahren, was heute auf dem Programm stand.


    "Heute geht es weiter mit der körperlichen Ertüchtigung. Sicher haben viele von euch schonmal gerungen. Wir machen das auch. Aber nicht wie Kinder, sondern wie Soldaten. Im Ernstfall ist alles erlaubt."


    "Bildet Zweiergruppen und los gehts!"


    brüllte er, sodass man es wohl auf dem ganzen Exerzierplatz hören konnte.

  • Reatinus stand nur ruhig da und schaute sich die Probati an, wie sie sich umhertummelten. Die stärkeren und größeren in der Gruppe stritten sich darum, wer die kleineren als Partner haben durfte und binnen kurzer Zeit entstanden schon Diskussionen. Alle wollten gewinnen und triumphal sein, doch sie verstanden nicht, um was es wirklich ging - um die Übung. Mit einem Grinsen stand er da und erinnerte sich an seine Zeit als Probatus. Das waren noch Zeiten!


    Wenn es so ablaufen würde wie zu seiner Zeit, dann würden die Probati das gleich in den Griff kriegen...

  • Auch ich sah, wie sich die Reihen ordneten und wusste nicht so genau, wen ich mich anschließen sollte. Sicher, Raufereien hatte ich in meinen Leben schon genug hinter mir, aber diese fielen eigentlich immer in die Kategorie Kneipenschlägerei. Da ich hier bei der Armee war, so kombinierte ich, hieß "Ringen" wohl "diszipliniert Raufen", also ohne Sand ins Gesicht, Tonkrug übernm Kopf und Tritt in die Weichteile. Keine Ahnung wie man das anstellte.


    Sim-Off:

    Will wer, sonst simm ich allein Jemand?

  • Sim-Off:

    da sich niemand meldet und ich schon den Job als Ausbilder hab, würd ich sagen: Machs selbst - sonst isses auch mit Absprechen bissl komplex...außer natürlich, jemand will doch - dann soll er sich eben einmischen...


    Da die Männer ein wenig ratlos herumstanden, schubste Crispus einen der Probati auf seinen potentiellen Gegner.


    "Was ist los, habt ihr noch nie gerauft? Hab' ich hier etwa eine centuria voller Muttersöhnchen?"


    brüllte er und endlich begannen die ersten, sich auf ihre Gegner zu stürzen.

  • Sim-Off:

    oder soll ich mich deiner annehmen?


    Die Probati begannen damit, sich mit Ringergriffen zu traktieren und Crispus schubste einen, der bereits begann, das Gesicht seines Gegners zu malträtieren, zurück. Dabei lächelte er.


    "Gut, das ist eine Übung. Aber für den Ernstfall gut."


    Dann wurde seine Miene wieder eisern.


    "Es gibt ein paar Stellen, die sind sehr empfindlich. Der Hals, das Gemächt, der Kopf. Ein gezielter Tritt kann manchen Kampf beenden, bevor er begonnen hat. Wir machen das jetzt aber nicht, da ich Männer und keine Kastraten in meiner Centuria will! Passt auch sonst auf, aber zeigt keine falsche Scheu. Das ist schließlich eine Legion und nicht das Atrium Vestae!"


    Damit ließ er den wilden Probatus los, woraufhin dieser sich sofort aufmachte, erneut auf sein Gegenüber einzudreschen, diesmal jedoch nicht auf den Kopf.

  • Sim-Off:

    Sorry, dass ich mich so lang nicht mehr hab blicken lassen


    Ich schaute kurz, wie sich meine Mitprobati benahmen und erkannte schnell, dass von disziplinierem Schlägern überhaupt keine Rede sein konnte. Also ging ich einfach auf einen los und fing an, mich zu prügeln.


    Hey! Das machte sogar Spaß! Grinsend verpasste ich den Kerl einen ordentlichen Schlag in die Nieren. Dieser zögerte nicht lange und trat mir voll in den Bauch. Bald stürzten wir aufeinander zu und wälzten uns im nassen Sand, jeder den anderen mit den Fäusten bearbeitend...

  • "Was habe ich gesagt? Ordentlich zuschlagen, Pusille*!"


    feuerte der Centurio seinen Lieblingsprobatus Vocula an, als dieser mit seinem Raufkameraden auf dem Boden herumrollte. Dann ging er weiter und stieß hier und da mit seinem vitis dazwischen, um die Burschen richtig aufzupeitschen.


    Sim-Off:

    * Mickerling

  • Schweigend stand Reatinus da und beobachtete Vocula und den anderen Probatus, wie sie sich auf den Boden wälzten. Lachen konnte er nicht, denn er fand diese Form der Ausbildung relativ grausam. Aber das war... nunja, es war normal. Das musste er selbst durchlaufen und alle Legionäre würden es auch in Zukunft durchlaufen müssen. Er war sich sicher, dass es bald schon die ersten blutig geschlagenen Nasen und Münder geben würde. Die gab es eigentlich täglich in der Legion, aber bei der Ringübung alle auf einen Haufen.

  • Und auf die blutige Nase musste der Optio auch gar nicht lange warten, denn ich platzierte meine Faust schön ins Gesicht meines Kampfpartners, dass es sich gewaschen hatte. Der wiederum ließ sich nicht lumpen und stieß mir seinen mit Sand, Schweiß und neuerdings auch Blut verkrusteten Kopf mitten in die Magengrube, wodurch ich nach hinten kippte, was er schamlos ausnützte, um über mich herzufallen. Er schmiss sich auf mich und klopfte auf mich ein. Ich zog dann wiederum mein Bein, was mir einen harten Treffer in sein Allerheiligstes einbrachte. Jetzt war ich wieder an der Reihe.


    Dabei stellte ich mir die ganze Zeit vor, mein Gegner wäre der Centurio.


    Grinsen mussten wir aber beide bei dem Kampf und ich bemerkte zum ersten Mal, dass Prügeleien auch ohne Wein Spaß machen konnten und dazu, dass die Armee auch ihre guten Seiten hatte...

  • Nach einer schier unendlichen Dauer beschloss Crispus, dass eine Fortführung der Übung die Gesundheit seiner Probati gefährden würde, deshalb brüllte er ein.


    "In Aciem Venite!"


    "State!"


    Es dauerte eine ganze Weile, bis der prügelnde Haufen zur Ruhe kam und jetzt erkannte der Centurio, dass manche das Kopfschlageverbot offensichtlich überhört hatten.


    "Ich hatte gesagt, dass wir den Kopf heute außenvor lassen, das solltet ihr euch für die Germanen aufsparen, ihr Dummköpfe!
    Und jetzt aus meinen Augen!"


    Damit war das Training für heute beendet. Manche würden sicherlich den Medicus Ordinarius konsultieren müssen, die allermeisten allerdings zumindest ihre Tunika wechseln - diesen Schweißgestank hielt ja kein Schwein aus!


    So verließ Crispus den Exerzierplatz und bereitete sich geistig auf einen Abend in der Stadt vor...

  • Auch der nächste Morgen begann mit dem gnadenlosen Sonnenaufgang, der mit zunehmender Wärme immer früher war. Die Cornicen riefen zum Aufstehen und wenig später stand der Centurio auf dem Exerzierplatz.


    "Probati venite!"


    "State!"


    brüllte er wie gewohnt und kaum waren die Probati erschienen, ging es ans Exerzier-Aufwärmtraining.


    "Wir marschieren eine Runde um den Platz! Und zwar etwas plötzlich!"


    Der Centurio trat vor seine Truppe, der er mit einem


    "In agmine venite!"


    gleich in die richtige Marschordnung brachte, um sie auch schon loszuhetzen.


    "Pergite cursim! Aequatis passibus!"

  • Mal wieder ein toller Morgen. Bei der Armee sorgte man wirklich bestens dafür, dass alles sch****e ist. Zumindest hatten sie mich schon soweit gebracht, diesen ekligen germanischen Winter dem Frühling vorzuziehen, welcher mit noch weniger Schlaf und sengender Sonne auf den vom gestrigen Kampf geschwollenen und gedrückten Gliedern. Na gut, für die Schwielen war ich selbst verantwortlich, das musste ich zugeben. Aber der Muskelkater war doch Schuld der Armee. Gut, früher hatte ich jeden Morgen einen ganz anderen Kater, aber da schlief ich auch noch um diese Zeit und konnte ihn mir des Morgens mit einem Konterbier wegtrinken.


    Zumindest schien es heute etwas ruhiger zuzugehen. Marschieren! Die wohl dümmlichste aller Disziplinarformen, Sinn gleich null aber es macht einen schöneren Eindruck auf das am Straßenrand stehende Volk, wenn es des Kaisers Legionen bestaunte als die Horde ungehobelter Halbgermanen, die wir eigentlich durch Schinderei und Latrinendienst geworden waren. Ja, wirklich, mittlerweile konnte ich mich mit diesem rauhen Land ernsthaft identifizieren.


    Mittlerweile wusste ich, wie die Dinge liefen, also stand ich, korrekt gekleidet und ordentlich stehend pünktich auf dem Exerzierplatz und marschierte geordnet mit meinen Kameraden los.

  • Auch wenn die Probati es hassten - das sollten sie auch, denn dies war die Armee und kein Vergnügungspark - trieb der Centurio seine Männer um den Exerzierplatz. Zwischendrin begann er plötzlich


    "Vielleicht ein kleines Lied? Mitsingen!"


    "Ein weiter Weg, ein weiter Weg,
    und zwanzig Jahr sind um,
    da stand es in dem Scheunentor,
    mein Kind in Clusium.


    Die spanischen Mädchen sind honigsüß
    und die in Gallien wie Gold
    ihr sanften Vögel Thrakiens
    von Herzen war ich euch hold.
    Jedoch mein Kind in Clusium,
    das ich küsst und verließ in Clusium
    ich nie vergessen sollt.


    Ein weiter Weg, ein weiter Weg,
    und zwanzig Jahr sind um,
    doch immer steht nach dir mein Sinn,
    mein Kind in Clusium."


    sang Crispus das alte Legionärslied, das bereits Generationen vor ihm (nunja, allzuviele waren es auch nicht) gesungen hatten, vor. Einige der Probati kannten es bereits von ihren Vätern, da es ja Gang und Gäbe war, als Legionär seinen Sohn ebenfalls dorthin zu bringen. So klang es für den ersten Versuch garnicht mal so schlecht und da das Lied einen guten Marschrhythmus vorgab, fiel es so den Soldaten leichter, bei diesem flotten Tempo den Takt zu halten.


    Kaum war das Lied verstummt, als der Centurio sich wieder umdrehte.


    "So, Männer. Nach dieser kleinen Aufwärmübung fahren wir jetzt mit der Arbeit mit dem Scutum, der Lebensversicherung des Legionärs fort.


    Das Scutum schützt euch von der Schulter bis zu den Knieen. Man nennt es eine Schutzwaffe. Warum, werde ich euch gleich zeigen, wenn ihr die Übungs-Scuta aus der Horrea geholt habt!"


    erklärte er und gab dann ein lautes


    "Abite!"


    von sich. Da die Horrea inmitten des Lagers lag, würde es einige Zeit dauern, bis die Probati zurück waren. Also konnte Crispus getrost damit weitermachen, anderen Formationen beim Trainieren zu beobachten.

  • Nein, das Lied kannte ich nicht, denn bisher war noch nie jemand in meiner Familie auf die dumme Idee gekommen, zur Armee zu gehen, soweit ich mich erinnern konnte. Ich marschierte also mit, sagn und hatte dabei ein eigenes, kleines Liedchen im Kopf, das von homoerotischen Verhältnissen im Offiziersstab handelte.


    Nach der Runde um den Platz hörte ich den nächsten Befehl. Umgang mit dem Scutum? Hatte ich da richtig gehört? Nicht "Schinderei", "Plackerei" oder "sinnlos Probati fertig machen"?


    Heute musste der Centurio einen echt guten Tag haben. Ich beeilte mich, meine Ausrüstung zu holen- bevor der Centurio es sich noch anders überlegen würde...

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