[Grundausbildung] Probatus Quintus Octavius Vocula

  • Crispus nickte.


    "Sehr gut, kommen wir zum nächsten: Der Standard-Infanterietaktik."


    Er ging wieder in die Ecke mit den Tafeln und holte gleich zwei hervor, die er übereinanderlegte.



    DIE ANNÄHERUNGSPHASE


    [Blockierte Grafik: http://img352.imageshack.us/img352/6599/annherungsphaseof8.gif]



    "In dieser Form nähert sich die Centuria in der Feldschlacht an. Wie man sehen kann, folgt das gesamte Manipel seinem Signum, das vom Cornicen akustisch unterstützt wird. Der Centurio geht neben seiner Centuria, Optio und Tesserarius halten die Truppe von hinten zusammen.
    Die Centuriae lassen zur Seite immer so viel Platz, dass eine Centurie dazwischen Platz hat."


    Er hob die Tafel wieder hinunter, sodass die darunterliegende zum Vorschein kam:



    "Kommt das Signal zum Angriff, füllt die hintere Centuria den rechten Zwischenraum zur nächsten. Der Verbindungsraum wird vom Centurio gehalten, hinter den sich Signifer und Cornicen scharen.
    Auf Befehl des Centurio kann in einer weniger starken Kampfphase die vorderste Reihe ausgetauscht werden."


    Nachdem er all das mit dem vitis auf dem Schaubild gezeigt hatte, nahm er wieder etwas Abstand von der Tafel.


    "Was hier im Kleinen geschieht, passiert auch im Großen: Die Cohortes marschieren auf Lücke auf. Haben wir es mit einer schweren Infanterie als Gegner zu tun, werden die Reihen vor Angriff geschlossen, ist es eine Barbarenhorde, die ohnehin schneller ist als wir, bildet jede Cohors eine kleine Schildfestung im Meer des Feindes.


    Zwischen den Zwischenräumen können außerdem Auxiliares operieren und sich blitzschnell zurückziehen.


    Noch Fragen?"

  • Das konnte ich eigentlich ganz gut nachvollziehen. Auf der Tafel sah das zumindest ganz einfach aus. Und irgendwie machte es auch Sinn. Nur eine Sache war mir noch etwas unklar. Allerdings traute ich mich nicht, mich zu melden und in Kauf zu nehmen, erneut unangenehm aufzufallen. Dann entschloss ich mich aber doch, nachzufragen. Sicherlich würde der Centurio einem Fragenden nicht böse sein und vielleicht konnte ich Pluspunkte gewinnen, nach der Aktion von vorhin. Also meldete ich mich.

  • Ich stand auf und sagte:


    "Warum rückt die hintere Centurie der Manipel erst bei der Schlacht nach vorne und nicht schon beim Anmarsch? Und auf der zweiten Tafel finde ich nur das Signum und den Cornicen von der ersten Centure?"


    und fügte natürlich noch hinzu:


    "Centurio Petronius."


    Sim-Off:

    Letzteres kann aber auch ein Problem der graphischen Darstellung auf meinem Bildschirm sein. Auf jeden Fall sehe ich alles doppelt bzw. im zweiten Bild 1 1/2 fach.

  • "Das ist sehr einfach, Probatus: Eine Reihe, die 60 Mann lang ist, lässt sich sehr schwer manövrieren, bei den schmaleren und unterbrochenen Fronten gelingt dies wesentlich leichter.


    Und zum Signum: Ich vergaß zu sagen, dass pro Manipel nur ein Signum und ein Cornicen existiert - das ist für unsere Centuria zwar unerheblich, da wir die erste Centuria in unserem Manipel sind, aber dennoch ein merkenswerter Umstand!"


    Er begutachtete noch einmal die letzte Tafel.


    "Und tatsächlich ist ein Signifer samt Cornicen auf dieser Tafel vergessen worden - gut erkannt!"


    Zur Belohnung würde er den schlechten Scherz von vorhin vergessen, beschloss Crispus bei sich.

  • Ich setzte mich wieder hin und freute mich, dass ich gefragt hatte. Fragen kostet nichts und sicher hatte die Frage einen guten Eindruck auf dem Centurio gemacht. :]


    Dann wartete ich, was wohl als nächstes kommen würde...

  • "Gut, das war genug für heute! Merkt euch alles! Abite!"


    befahl Crispus und entließ die Probati. Er selbst verschränkte die Arme hinter dem Rücken und wartete, bis alles gegangen waren, dann setzte er sich auf die Bank und betrachtete die Tafel...

  • Auch am kommenden Morgen war der Centurio auf dem Exerzierplatz und rief seine Männer zusammen.


    "Probati, venite!"


    Als die Männer erschienen waren, begrüßte er sie gar nicht lange, sondern kommandierte sofort die Aufwärmübungen.


    "Zwei Runden zum Wachwerden! Pergite cursim!"


    Dem schlauen Probatus fielen zwei Legionäre auf, die lange Holzpila mit sich führten, jedoch nichts sagten. Auch der Optio stand daneben, bereit, die Probati auf ihrem Lauf zu treiben, während der Centurio nicht so aussah, als wollte er jetzt zwei Runden um den Exerzierplatz drehen.

  • Mittlerweile hatte ich mich an die frühmorgendlichen Appelle gewöhnt. Mein ganzer Tagesablauf war jetzt gleichgeschaltet mit dem der gesamten Legion: Morgens früh raus auf den Exerzierplatz, dann Üben und Schuften, Üben und Schuften und am Abend erschöpft aufs Bett fallen. Langsam war ich sogar so weit, den Morgen zu genießen.


    Die Sonne schien und ein angenehmer, kühler Wind zog durch die frische Frühlingsluft. Ich strahlte.


    Kaum war ich auf dem Exerzierplatz angekommen und stand in meiner Reihe, da ging es auch schon los. Zwei Runden und natürlich bemerkte ich die Leute mit den Paddeln. Ich schmunzelte in mich hinein. Die Paddel würden mich sicher nicht erreichen.


    So lief ich los, zügig aber nicht zu schnell. Immer darauf bedacht, in der Reihe zu bleiben, nicht zurück zu fallen und keinen zu überholen. So schaffte ich die zwei Runden ohne weitere Schwierigkeiten. Am Ende des Laufes war ich zwar immer noch abgehetzt und schweißverklebt und meine atemlose Lunge stach, aber gleichzeitig umschloss mich ein warmes Gefühl des Wohlseins.

  • Auch Optio Artorius hatte ein Gefühl des Wohlseins. Wie immer ging er seiner allmorgendlichen Routine nach und scheuchte die faulen Rekruten nach vorne. Zu jammern wagte sich keiner. Auch eine Truppe Probati wurde eben immer schlauer!


    Wie ein hungriger Wolf lief Reatinus hinter den hechelnden angehenden Legionären. "Wenn auch nur irgendjemand zu langsam ist, möge ihm Jupiter gnädig sein, denn ich bin es nicht!"

  • Als die Runde schließlich beendet war, ging der Centurio gemütlich zu der Truppe, die teils recht angestrengt, teils jedoch bereits eher aufgewärmt als am Ende wirkte. Offensichtlich zeigte die harte Ausbildung bereits Wirkung.


    "Probati, heute werdet ihr endlich mit der Waffe in der Hand kämpfen. Nach dem Waffenlauf kommt jetzt der Speerwurf. Ihr werdet damit zwar nicht die Olympischen Spiele gewinnen, aber für den nächsten Barbarensturm wird es hoffentlich reichen.


    Jeder nimmt sich einen!"


    Die Legionäre verteilten nun die Übungspila, die jedoch doppelt so schwer wie die Originale waren.
    "Das Pilum besitzt einen langen Schaft aus Metall - der verbiegt beim Aufprall, so kann er schwerer herausgezogen werden. Hier bei uns wird es nicht allzusehr auf die Zielgenauigkeit ankommen, sehr wohl jedoch auf die Weite. Also..."


    "In aciem venite!"

  • Auch ich erhiet ein Pilum und stellte mich brav in die Reihe. Bisher hatte ich nur einmal einen griechischen Athlethen beim Speerwerfen gesehen. Ich war also gespannt darauf, selbst die Kunst des Speerwerfens zu lernen.

  • Als die Männer ausgerüstet waren, begann Crispus mit der Erklärung, während er es selbst mit einem echten Pilum demonstrierte.


    "Ihr nehmt das Pilum unterhalb der Verbreiterung - mit der rechten Hand natürlich - und holt aus. Beim werfen müsst ihr darauf achten, knapp unter diesem Winkel..."


    Der Centurio hielt sein Pilum etwa in einem 42°-Winkel.


    "...abzuwerfen. Dafür habt ihr drei Schritten Anlauf - nicht mehr!"


    Er machte zwei schnelle Anlaufschritte und schleuderte den Speer in die Lüfte. Er flog, flog und flog und kam irgendwann auf, wobei der Metallschaft dafür sorgte, dass das Gebilde ein wenig federte.


    "Nun ist es wichtig, dass alle etwa gleich schnell anlaufen. Also versucht es..."


    "Tollite pila!" (Bereitmachen zum Pilum-Wurf!)


    Er wartete, bis die Männer ihre Pila in Wurfposition gebracht hatten.


    "Mittite!" (Feuer!)

  • Ich nahm das Pilum so wie der Centurio es gezeigt hatte. Gar nicht so einfach. Das Ding war schwer zu halten und zu balancieren, nicht so wie ein Stein oder so. Aber ich schaffte es trotzdem irgendwie, loszulaufen und den Speer abzufeuern. Elegant sah die Wurfbahn aber auf keinen Fall aus. Ich stellte mich wieder zurück in die Reihe und wartete auf den nächsten Versuch.

  • Mit verschränkten Armen verfolgte der Centurio den Wurf. Das war wohl nichts!


    "Alle wieder holen. Achtet darauf, den Winkel beim Abwurf einzuhalten - im Anlauf verpasst man das manchmal!"


    Er wartete, bis alle ihr Pilum wieder geholt hatten.


    "Tollite pila!"


    "Mittite!"


    ging es dann von neuem.

  • Ich trottete zu meinem Speer, der zum Glück nicht allzu weit gekommen war, hob ihn auf und ging zurück in die Reihe.


    Ich versuchte, noch mehr als beim ersten Versuch, Gefühl für den Speer zu bekommen und beachtete die Anweisungen des Centurio noch genauer.


    Dann setzte ich an, nahm drei Schritte Anlauf und schleuderte das Ding in die Luft. Und tatsächlich flog es schon um einiges besser, als beim ersten Mal.


    Zufrieden stellte ich mich wieder in die Reihe. Das Pilum flog zwar nicht so gut wie beim Centurio aber immerhin.

  • Crispus verzog das Gesicht, als einige Pila kaum weiter flogen als zuvor, manche nicht einmal so weit.


    "Ihr sollt das Pilum nicht einfach auf dem Boden werfen! Nochmal!"


    Wieder wartete er, bis die Pila geholt waren, dann zog er eine Linie in einigen Metern Entfernung von den Probati.


    "Ihr werft jetzt so lange, bis ihr diese Linie mit dem gesamten Pilum überwerft!"


    Schnell ging er zur Seite, um nicht getroffen zu werden.


    "Tollite pila!"


    "Mittite!"


    wiederholte sich das Prozedere...

  • Und noch ein Versuch! Ich schritt wieder vor, zog meinem Pilum aus dem Boden, ging zurück in die Reihe, stellte mich auf, nahm Anlauf und warf!


    Diesmal richtig!


    Der Speer zischte wie ein Pfeil nach vorne und ging weit hinter der Linie des Centurios zu Boden, wo er im Sand stecken blieb. Wäre ein germanischer Krieger dort gestanden, er wäre jetzt schön aufgespießt worden.

  • Die Vorstellung gefiel dem Centurio zwar schon viel besser, dennoch - Übung machte bekanntlich den Meister!


    "Nochmal!"


    Nachdem die Pila wieder zurückgeholt waren, gab er den neuen Befehl.


    "Jeder wirft fünfmal und passt dabei auf, dass er niemanden erwischt!"


    "Tollite pila!"


    "Mittite!"


    Die Männer warfen und holten die Pila zurück.


    "Tollite pila!"


    "Mittite!"


    Wieder das gleiche...


    "Tollite pila!"


    "Mittite!"


    Und ein weiteres Mal rannten die Probati...


    "Tollite pila!"


    "Mittite!"


    Und noch einmal...


    "Tollite pila!"


    "Mittite!"

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