Cubiculum | Theodorus von Alexandria

  • Das ist das Cubiculum des Theodorus. Es ist ein kleiner Raum, sehr spartanisch eingerichtet. Das einzige Schmuckstück ist eine alte griechische Vase mit öbszönen Bildern, die er aber hinter dem Bücherregal versteckt hat, weil er sie einfach nicht loswird. Neben dem Bücherregal beherbergt das Zimmer ein Bett neben der Türe und einen Tisch und ein Schreibpult, beides zentral und direkt am Fenster aufgestellt, das so angebracht ist, dass es das Licht des Tages optimal einstrahlen lässt. Im Gegensatz zur Sparsamkeit der Einrichtung steht die krasse Unordnung: Jeder Winkel des Zimmers ist bedeckt mit diversen Papyri, Wachstafeln und Schriftrollen, leere und halbvolle Tintenbehälter, Schreibgriffel, verbrauchte Federn und leere Weinkrüge schieben sich in die freien Lücken.
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    Verschwörerisch grinsend schleicht sich Theodorus nach seinem letzten längeren Ausflug in der Stadt in sein Zimmer zurück. In seinem Tragebeutel befinden sich allerlei Schriftstücke und er kann es eigentlich gar nicht mehr erwarten, bis er endlich an seinem Schreibpult sitzt, um seine neuesten "Eroberungen" zu studieren.


    Zwar ist Theodorus nach seinen eigenen Maßstäben unterbezahlt und Rom nicht gerade eine Stätte der Gelehrsamkeit, doch mit Beziehungen und Geschick lässt sich doch so einiges auftreiben.


    Freudig schmeißt er sich auf sein Bett, macht es sich bequem und greift zielsicher eine Rolle aus seinem Beutel. Er rollt sie auf. In griechischer Schrift steht dort:


    Pneumatica
    von:
    Heron Mechanikos


    Schmunzelnd beginnt Theodorus seine Studien...

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

  • Ein paar Stunden später liegt Theodorus immer noch auf seinem Bett und ihm raucht der Kopf. Um ihn herum liegen jetzt auch schon einige Wachstafeln, vollgekritzelt mit Notizen und Skizzen, vieles bereits durchgestrichen und ausradiert. Sehr interessant, die Kunst der Mechanik, befindet er, aber noch blickt er da nicht wirklich durch. Er steht kurz auf, öffnet das Fenster und atmet in tiefen Zügen die frische Luft ein...


    (An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Aussage "frische Luft" angesichts der Verhältnisse der Großstadt wirklich Geschmackssache ist.)


    ...als ihn ein merkwürdiger und beunruhigender Gedanke beschleicht und aus der Fassung wirft. Schwindelnd wirft er sich wieder zurück auf sein Bett, ohne auf die Utensilien zu achten. Da liegt er eine Weile und starrt in Gedanken verloren auf die Decke. Die kalte Winterluft durchströmt das Zimmer und wirbelt einige Papyri auf, die durch das Zimmer tanzen...


    Dann fängt er sich wieder: "Unsinn!" brummelt er, wischt den unbequemen Gedanken fort und macht sich wieder an die Arbeit.


    Aber so ein Gedanke lässt sich nicht so einfach fortscheuchen, dazu noch aus dem Gehirn eines Wissenschaftlers. Und so kommt es, dass, während Theodorus sich weiter seinen Studien widmet, der Gedanke sich in der Hrinrinde festsetzt und auf einen Moment der Unachtsamkeit lauert, seine Zeit wird kommen...

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  • Nervös legt Theodorus die Pneumatica beseite. Er steht auf und holt aus seiner Kiste sein wichtigstes Gut: Eine Thora-Schriftrolle mit solidem und verzierten Holzgriff. Diese wuchtet er auf den Tisch, ohne auf das zu achten, was sowieso schon auf dem Tisch liegt. Es ist eine sehr gute Kopie, zweisprachig, auf der einen Seite der hebräische Originaltext, auf der anderen Seite die griechische Fassung, die Septuaginta.
    Eifrig beginnt er, darin zu lesen. Immer wieder überfliegt er die eine oder andere Stelle, rollt sich weiter zu einer anderen Stelle, vergleicht den Koiné-Text mit dem hebräischem Original und schreibt ab und an Notizen auf eine Wachstafel. Eine ziemlich lange Zeit des Lesens, Grübelns, Lesens und Grübelns verstreicht dabei. Er ist auf etwas gestoßen, was, das weiß er noch nicht, aber er ist sich da ganz sicher. Das wird alles nicht einfach werden...
    Nachdem er sich eine gewisse Zeit dem Studium der Heiligen Schrift gewidmet hat, schaut er auf seine Notizen. Es handelt sich dabei um eine Literaturzusammenfassung. Er geht sie nochmal eingehend durch.


    Die meisten brauchbaren Werke wird er hier in Rom wohl kaum finden. Also muss er sich wahrscheinlich mit Schriften aus dem Corpus des Aristoteles, die er hier natürlich nicht alle hat. Auch Fuscus hat sie sicher nicht alle in der Bibliothek rumliegen.
    Wird wohl alles darauf hinauslaufen, mal wieder die Thermenbibliothek zu besuchen, ein Gedanke, der Theodorus eigentlich nicht ungelegen kommt, was er sich natürlich nicht eingesteht, schließlich ist er ein Mann der Wissenschaft und keiner, der einfach mal schnell das kurze Vergnügen sucht! Entschlossen zieht er los. Sein Magen erinnert ihn dabei daran, dass er sich vielleicht vorher auch noch mit einer Kleinigkeit zum Essen eindecken sollte...


    /edit: Tabula raus, weil Programm Griechisch und Hebräisch nicht packt

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    Einmal editiert, zuletzt von Theodoros Alexandreus ()

  • Theodorus begibt sich wieder in sein Zimmer und beginnt, einen Leserbrief an die Acta zu schreiben:



    An: Redaktion der Acta Diurna
    Betrifft: Artikel "Ostia - Italia: Jüdische Sekte in Ostia erwacht zum Leben"



    Sehr geehrte Redaktion,


    obwohl ich die Acta stets für ein gutes und informatives Periodicum halte, das für seinen hohen Standard an Qualität und Neutralität bekannt ist, musste ich enttäuschend feststellen, dass einer eurer Autoren in der Ausgabe diesen Standard nicht gerecht wurde. Die Rede ist von dem Artikel "Ostia-Italia: Jüdische Sekte erwacht zum Leben". Dort wurden nämlich einige Halb- und Unwahrheiten in einen Ton verbreitet, dem es meiner Ansicht nach gänzlich an der notwendigen Neutralität mangelte und der darüber hinaus dazu beitragen könnte, den öffentlichen Frieden zu gefährden, indem er falsche Meinung über Leute verbreitet, die seit Jahrhunderten unter der weisen Schirmherrschaft des römischen Volkes leben, ihre Steuern zahlen und wie alle anderen nichts wollen, als in Ruhe und Frieden leben.
    Das römische Reich ist schon seit langer Zeit ein Ort, in dem unzählige Kulturen und Religionen miteinander leben, deren Miteinander sogar seit jeher von Rom garantiert wird und wir Juden sind da keine Ausnahme. Ich selbst z.B. bin lange Zeit meines Lebens am berühmten Museion in Alexandria tätig gewesen, habe griechische Kultur und Erziehung genossen und viele römische Freunde und der von euch angedeutete ehemalige Architectus Urbi kümmert sich schon seit langer Zeit um das Gebäude, ohne dass sein Römertum und seine Beachtung des mos maiorum jemals in Frage gestellt wurde. Die jüdische Religion ist nicht verboten und extremistische Auswüchse unseres Glaubens, wie die Zeloten oder die Christianersekte werden von den meisten von uns aufs schärfste abgelehnt und der Zugang ihrer Mitglieder zur Synagoge, wird ihnen, soweit sie sich als solche zu erkennen geben, verwehrt.


    Ferner ist es mein höchstes Anliegen, einige Dinge die jüdische Gemeinde und den hebräischen Kult betreffend klar zu stellen:


    Erstens halten wir Juden keine Opfer ab. Der Gottesdienst in der Synagoge dient einzig und allein dem Gebet des Gläubigen und dem Dialog mit Gott. Die Synagoge ist kein Tempel in eurem Sinne, sondern ein offener Versammlungsort der Gemeinde, an dem sich jeder beteiligen kann, egal ob Jude oder Römer. Wir haben nichts zu verbergen, im Gegenteil: Jeder, der sich mit unserer Religion auseinandersetzen will, ist herzlichst dazu eingeladen, einmal unserem Gottesdienst zu besuchen.


    Auch entwächst unserer kleinen Gemeinde keine Gefahr, dass Römer oder andere Menschen des Imperiums bekehrt oder von ihren eigenen Glauben abgehalten werden könnten. Wir Juden sehen unsere Religion als einen persönlichen Weg zu Gott, der nicht über den anderen Religionen steht. Wir wollen niemandem bekehren und davon abhalten, seine eigenen Sitten und Bräuche zu pflegen. Die Autoren des fraglichen Artikels hätten sich doch ruhig lieber einmal in einen unserer Gottesdienste hineinsetzen und sich selbst ein Bild von unserem Handeln machen können, anstatt sich beim Schreiben einfach ihren Vorurteilen hinzugeben.


    (Wird noch erweitert)

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