Abschluß der Grundausbildung

  • Die letzten Tage hatten Macer mit sehr viel Verwaltungsarbeit eingedeckt und auch seine Aufgaben in der Academia hatten ihn zusätzlich belastet, so dass er gar keine Zeit gefunden hatte, sich näher mit den Rekruten der letzten Zeit zu befassen. Schon mehrere Zwischenberichte stapelten sich auf seinem Tisch und die dezenten Hinweise der Centurionen, dass für einige Rekruten der Abschluß der Grundausbildung anstehen würde, wirden auch immer häufiger.


    Also nahm er sich die Berichte vor und begann zu lesen. Musterungen waren alle vorgenommen und alle Eintragungen vollständig. Aha, was ist das, ein Rekrut aus der Gens Claudia. Und Marcellus der alte Brummbär hat vorher nix gesagt... Und einmal Gens Iulia... Richtig prominent besetzt diese Ausbildungsgruppe.
    Ausrüstung wurde ausgegeben, Konditionstraining, Kampfausbildung und Formaldienst durchgeführt... Bis auf die üblichen Eingewöhnungsprobleme der Neulinge nichts bemerkenswertes... Eine Meldung über Straftraining für Cupitor - naja, die Gens Claudia war schon immer etwas starrköpfig...
    Nanu, da gibt's noch einen verschwundener Rekrut namens Lucius Caecilius Celer...

    Macer lies einen Schreiber kommen und ordnete eine genau Prüfung des Falles an. Sollte Celer schon länger verschwunden sein solle er als Probatus gestrichen werden.


    Nachdem er alle Berichte studiert hatte atmete Macer kurz durch. Er war mit allem recht zufrieden. Fehlt nur noch ein Außeneinsatz, dann werden wir wohl einige zu Legionären ernennen können, dachte er sich und schaute nach, welcher Centurio die Rekruten zu einem kurzen Trainingsmarsch mitnehmen könnte.


    Kurze Zeit später liefen einige Optiones durch die Kasernenblöcke und suchten ihre Rekruten auf, um ihnen mitzuteilen, dass sie am nächsten Morgen zu einem zweitägigen Übungsmarsch aufbrechen werden. Unter den dafür ausgewählten Rekruten waren auch Titianus, Cupitor, Priscus und Aventurinus.


    Sim-Off:

    Sorry, dass ihr ein bisschen warten musstet, hatte etwas Stress in den letzten Tagen. Aber jetzt geht's wieder. :) Jetzt machen wir hier noch ein bisschen Action und dann wird befördert...

  • Auch Priscus nahm seinen Platz in der Reihe ein und wartete auf die Befehle. Die Ausbildung war bisher schon anstrengend gewesen und die anstehende Übung würde bestimmt nicht leichter werden...

  • Der verantwortliche Centurio schritt die Reihe der Rekruten ab und setzte dann zu einer kurzen Rede an: "Männer, ihr habt in den letzten Tagen und Wochen die harte Ausbildung der Legion erlebt und gemeistert. Ihr habt eure Muskeln trainiert und den Umgang mit Pilum, Gladius und Scutum erlernt. Bevor ihr als Legionäre aufgenommen werdet, steht euch nun noch eine letzte Prüfung bevor. Morgen werden wir mit voller Marschausrüstung aufbrechen und eine kleine Wanderung machen. Abends werdet ihr ein Übungslager errichten und dort übernachten. Am nächsten Tag werdet ihr das Lager wieder abbauen und hierher zurück kehren.
    Geht nun in eure Stuben und bereitet euer Gepäck vor. Und wenn ich euch noch einen Tipp geben darf: nutzt die Nacht zum Schlafen, die nächsten Tage werden hart - wir werden mehr von euch verlangen als eine normale Tagesetappe!"


    Erregtes Gemurmel setzte ein, als der Centurio die Männer abtreten liess. Einige machten sich sofort auf den Weg in ihre Stuben, andere liessen sich von erfahrenen Legionären zeigen, wie die Tragtiere mit der Gemeinschaftsausrüstung zu beladen waren. Die Optiones erinnerten daran, dass die Getreiderationen für den Marsch noch heute ausgegeben würden und so kamen noch bis zum späten Abend immer wieder Probati zum Lagerhaus, um ihre Portion abzuholen und im Marschgepäck zu verstauen.

  • Cupitor geht mit seinem Kammeraden in sein Zimmer und packt seine Sachen ein.
    Es wird hart werden, meinst du nicht, Priscus? Aber wir haben beide die bisherigen Prüfungen gut überstanden, und so sehe ich mit Zuversicht auf den Morgigen Tag. Cupitor legt sich zu ruhe, und schläft, damit er ausgeruht dem nächsten Tag entgegen schauen kann.
    Pünktlich, wie immer wacht er auf, und bereitet sich vor.

  • Am frühen Morgen hatten die Centurionen, die die Übung leiteten die Rekruten und einige ältere Soldaten vor den Kasernenblöcken antreten lassen. Nach einem schnelle Frühstück mit ein paar Resten kaltem Getreidebrei vom Vortag, einer Handvoll Nüssen und einem Schluck aus der Feldflasche schulterten die Männer ihre Marschgepäcke und verliessen in Viererreihen das Lager.


    Schon nach kurzer Zeit, in der sie auf der breiten Straße Richtung Rom marschiert waren, verließen sie den ausgebauten Weg und wurden querfeldein weiter geführt. Das Wetter war wechselhaft, sonnige Passagen, die die Soldaten ins Schwitzen brachten wechselten sich mit Regenschauern und matschigen Trampelpfaden ab. Die Rekruten tropften endweder vom Regen oder von Schweiß...


    Offensichtlich hatten die Offiziere vor, die Truppe eine große Runde rund um Rom drehen zu lassen, dann nach einigen Meilen in südöstlicher Richtung bog man nach einer kurzen Rast nach Nordosten ab. Der Bogen war indes recht groß, am Horizont konnte man die Hauptstadt zwar immer recht gut erkennen, aber eine engere Umrundung hätte selbst ein ungeübter Wanderer in einem Tag geschafft.


    Erst sehr spät am Nachmittag, nach einer Marschleistung, die deutlich über einer normalen Tagesetappe lag, war der geplante Rastplatz erreicht. Die erfahrenen Legionäre, die den Marsch im Gegensatz zu den Rekruten ohne größeres Stöhnen absolviert hatten übernahmen die Vermessung des Platzes. Dann machten sich die Rekruten unter den wachsamen Augen ihrer Vorgesetzten daran, die Gräben auszuheben und die Wälle aufzuschütten. Immer wieder prüften die Offiziere mit Meßlatten, ob die vorgegebenen Maße für die Verschanzung auch überall eingehalten wurden.


    Nachdem im Innenraum alle Zelte standen kamen die Rekruten endlich auch zur Ruhe, setzten sich um die Lagerfeuer, stillten ihren Durst mit einem kräftigen Schluck aus der Feldflasche und füllten ihre Mägen mit frisch zubereiteten Getreidebrei oder ein paar Stücken Soldatenbrot aus ihrem Gepäck. Erst als die Wachen eingeteilt waren konnten sie sich in ihre Zelt begeben, wo viele auf der Stelle einschliefen. Der nächste Tag würde sie mindesten genauso fordern...

  • Priscus war am Abend nach den anstrengenden Tag wie ein Stein in sein Nachtlager gefallen und sofort tief eingeschlafen. Er war für die dritte Nachtwache eingeteilt worden und musste seinen Schlaf daher zwar nicht unterbrechen, aber unmöglich früh aufstehen. Es war noch dunkel, als ihn die Kameraden weckten und den Wachwechsel durchführten. Das erste Licht des Tages bei Sonnenaufgang an einem klaren Himmel entschädigte ein wenig für die kurze Nacht, aber es versprach auch ein heißer Tag zu werden.


    Nachdem zum Wecken geblasen worden war gab es wieder nur ein kleines Frühstück und schon machten sich die Soldaten daran, das Lager abzubauen und ihre Ausrüstung zusammenzupacken. "Warum haben die denn heute schon wieder so eine Eile? Mir tun die Beine noch von gestern weh..." raunzte Priscus einem Kameraden zu.

  • Am zweiten Tag waren die Rekruten wieder genauso gefordert wie am ersten. Der Weg führte über einige Hügel östlich von Rom und das ständige Auf und Ab zehrte genauso an den Kräften der Soldaten wie die Hitze, die bis zum Mittag immer stärker wurde. Nur selten spendeten Bäume etwas Schatten. "Euch ist es wohl warm, was?" erlaubten sich die Offiziere auch noch Scherze, über die eigentlich kaum jemand nach lachen wollte. Auch die erfahreneren Legionäre, die die Übung mitmachten bekamen im Laufe des Tages einen etwas verbisseneren Gesichtsausdruck.


    Am Nachmittag, als man die Hügelkette wieder verlassen hatte und schon wieder in westlicher Richtung unterwegs war stand den Rekruten dann noch eine "kleine Überraschung" bevor. "Weil ihr alle so tapfer geschwitzt habt, bekommt ihr vor der Rückkehr ins Lager noch die Gelegenheit, euch abzukühlen - ihr werdet diesen kleinen Fluss hier vor uns durchqueren müssen! Sorgt dafür, dass die Ausrüstung trocken bleibt, dann habt ihr nachher weniger zu putzen..." Die Freude der Soldaten über die unerwarteten Wasserspiele hielt sich verständlicher Weise in Grenzen.


    Die Offiziere erklärten schnell, wie sie vorzugehen hatten und schon bald wateten die ersten Probati durch die flachen Stellen des Flusses und trugen ihren Schild mit der Ausrüstung darin über dem Kopf. Andere bildeten im Wasser eine Menschenkette, um die schwerere Ausrüstung sicher von einem Ufer zum anderen durchzureichen, während die Tragtiere ohne Last vorsichtig durch den Fluß geführt wurden.

  • Am Abend erreichte die Gruppe wieder das Lager der Legion. Erschöpft legten sie die Marschgepäcke an ihren Kasernenblöcken ab und nahmen dann im Innenhof der Principa Aufstellung, da Legat Macer sie noch persönlich in Augenschein nehmen wollte. Langsam schritt er an den Soldaten entlag, blickte in ihre Gesichter, hörte den einen oder anderen noch schwer atmen und fühlte die Stimmung der Rekruten.


    "Wie ich sehe, seid ihr alle wohlbehalten wieder zurückgekehrt. Das ist erfreulich und Zeugnis eurer guten Leistung. Ihr habt gezeigt was ihr könnt und gleichzeitig noch Neues gelernt. Das ist es, was wir von den Männern der Legion erwarten.
    Ich werde jetzt noch die Berichte eurer Vorgesetzten bekommen, und dann wird für einige von euch die Grundausbildung erfolgreich beendet sein."

  • Nachdem Macer alle Berichte der Offiziere erhalten hatte ließ er die nötigen Dokumente für vier Beförderungen ausstellen:


    IM NAMEN DES IMPERIUM ROMANUM
    UND
    DES KAISERS VON ROM


    ERNENNE ICH DIE:


    PROABTI
    Marcus Claudius Cupitor
    Gaius Tallius Priscus
    Tiberius Iulius Titianus
    Quintus Caecilius Aventurinus


    BEI: LEGIO I TRAIANA


    MIT WIRKUNG VOM


    ANTE DIEM IV ID IUL DCCCLIV A.U.C. (12.7.2004/101 n.Chr.)


    ZU


    LEGIONARII


    BEI: LEGIO I TRAIANA



    DER LEGATUS LEGIONIS



    ROMA, ANTE DIEM IV ID IUL DCCCLIV A.U.C.

  • Nur einen Tag später betrat ein Centurio in Begleitung eines zivilen Beamten das Büro des Legatus und bat um ein vertrauliches Gespräch.


    Als die Männer das Büro einige Zeit später wieder verliessen, rief Macer einen der Schreiber aus dem Vorzimmer herein und übergab ihm einen ganzen Stapel von Papyrusblättern und Wachstafeln mit kurzen Vermerken. "Sorge dafür, dass dies schnellstmöglich den zuständigen Dienststellen zugeleitet wird. Die Ernennung von Quintus Caecilius Aventurinus zum Legionarius unserer Legion ist hiermit annuliert."

  • Eigentlich wollte ich ja kneifen, wollte mich in Rom herumdrücken um irgendeine Gelegenheit zu finden die Gunst meiner Factio zurückzugewinnen. Aber auch das hatte ich verspielt. Ich konnte nicht weiter. Wollte auch nicht. Deswegen hatte ich Macer geschrieben. Die Wahrheit. Wenigstens einmal. Nun fühlte ich mich befreit, konnte gehen wohin ich wollte, falls er nicht die Praetorianer auf mich hetzte.
    Ich glaubte das aber nicht. Eher war er enttäuscht von mir.
    Genauso wie ich es war...........

  • Legat Macer hatte das Schreiben des Probatus mit leicht zusammengekniffenen Augen und gerunzelter Stirn gelesen. Eigentlich hatte er seine Leute, die sich um sowas kümmern - bei aller Sorge für seine Jungs konnte er ja nun mal nicht jeden persönlich an die Hand nehmen. Aber es war wie es war, ein paar zivile Behörden hingen auch mit drin und so musste er den Fall wohl selber erledigen. "Also gut", murmelte er und griff zur Rohrfeder, "dann erledigen wir das mal." Mit ein paar raschen Einträgen waren die nötigen Dokumente erstellt und einer der Schreiber der Legion durfte sich mal wieder daran machen, Kopien zu erstellen und die Weiterleitung an die nötigen Dienststellen zu veranlassen. "Damit ist die Sache wenigstens hinter uns. Aventurinus ist wieder Zivilist und alles weitere obliegt nicht mehr unserer Zustädngikeit."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!