Der Sella Curulis – der kurulische Stuhl – ist ein Klappstuhl ohne Arm- und Rückenlehnen und mit x-förmig gekrümmten Beinen. Er ist das Amtszeichen der höheren Magistrate des Cursus Honorum und er wird nur während ihrer Amtshandlungen benutzt.
Dieser kurulische Stuhl steht in der großen Halle der Basilica Ulpia, wo Iudicium Maior und Iudicium Minor zu Gericht sitzen und wo auch der Praetor Peregrinus seinen Amtsgeschäften nachgeht.
Sella Curulis des Praetor Peregrinus
-
-
Es war nicht sonderlich weit vom Forum Romanum, wo Commodus seinen Eid geleistet hatte, hin zur Basilica Ulpia, die sich, mehr oder minder, majestätisch über das Forum Traiani erhob und so den Blick der dortigen Menschen auf den Templum Divi Traiani versperrte. Doch trotz der eigentlichen räumlichen Nähe dieser beiden Punkte, dauerte Commodus' Reise vom einen zum anderen ungewöhnlich lang.
Doch nun betrat der alte Mann, ausgerüstet mit einem neuen, kunstvoll verzierten, Gehstock, auf den er sich leicht abstützte, die heiligen Hallen der römischen Rechtssprechung. Begleitet wurde er von einigen Klienten, deren Zahl so gering war, da Commodus lediglich jene mitgenommen hatte, die als Advocati tätig waren. Direkt hinter ihm marschierten seine, ihm gesetzlich zustehenden, Liktoren, auch wenn er sie lieber durch seine eigenen, vertrauenswürdigen, Leibwächter ersetzt hätte.
Angemessenen Schrittes bewegte sich nun die kleine Schar auf den Ort zu, an dem Commodus nun ein Jahr lang Recht sprechen sollte und würde. Als sie den Stuhl erreicht hatten, erklomm Commodus das kleine Podium und stellte sich vor den Stuhl. Eine Weile betrachtete er ihn, den Stuhl auf dem vor ihm schon eine Weile niemand mehr gesessen hatte, und schwieg. Es ging ihm vieles durch den Kopf, auch seine letzte Amtszeit, die er nicht weit von hier entfernt auf einem anderen Stuhl in dieser Basilica verbracht hatte. Damals hatte er keine sonderlich gute Leistung erbracht, doch dieses Mal sollte alles anders werden, denn Commodus fühlte sich stark und war sicher, dass er hier vielleicht sogar etwas bewegen konnte.
Er nickte kurz und ein Sklave, der ebenfalls zu dem kleinen Tross gehörte, kam mit einem verpackten Bündel auf den Armen zu ihm. Commodus öffnete das Bündel, dass der Sklave ihm nun hinhielt und packte das darin befindliche Fell aus. Es war von einem dieser grossen afrikanischen Raubtiere, doch Commodus wusste nicht von welchem. Er hatte damit nie viel zu tun und hatte einen seiner Klienten damit beauftragt etwas angemessenes zu besorgen. Er betrachtete das gelbliche Fell mit den merkwürdigen schwarzen Flecken einen Moment lang und legte es dann über den Stuhl. Er wusste noch aus Erfahrung wie unbequem die Dinger sein konnten und so zögerte er erst einen Moment, bevor er sich hinsetzte.
Als dies dann geschehen war, liess er erst einmal alles schweigend auf sich wirken, während um ihn herum die Liktoren, Klienten, Scribae und Advocati ihre Positionen einnahmen. Nachdem er einmal durchgeatmet hatte sagte er dann: "Nun denn, lassen wir den Spass mal beginnen. Womit fangen wir an?" Er blickte zu einem der Scribae.
-
Der angesprochene Scriba trat vor und begann die Punkte vorzulesen, die auf der Tagesordnung standen. Während er also nun die Namen von Kläger, Beklagten und Delikten verlas, nickte Commodus hin und wieder und liess einen anderen Scriba einige Notizen machen.
Nachdem die Tagesordnung verlesen worden war, sagte Commodus: "Dann beginnen wir mit dem ersten Punkt."
Der Scriba nickte und erhob die Stimme: "Der Peregrinus Zehnprocentos bezichtigt den römischen Bürger Tullius Destructivus des Diebstahls. Beide sind heute zur ersten Anhörung erschienen. Beide verzichten auf die Nominierung eines Advocatus."
Commodus nickte und forderte die beiden Parteien auf vorzutreten.
"Der Kläger, Zehnprocentos, möge seinen Fall vortragen." sagte Commodus und machte sich bereit um die Worte des Peregrinus zu hören.
Der Peregrinus, ein älterer Grieche von offensichtlich beträchtlichem Reichtum (zu erkennen an seiner Kleidung und an der Schar Sklaven im Hintergrund) trat vor und richtete das Wort an den Praetor:
>Werter Praetor, ich danke dafür dass mein Fall so rasch verhandelt wird.
Vor einigen Tagen war ich auf dem Markt unterwegs um dort einigen Geschäften nachzugehen. Als ich gerade damit beschäftigt war ein Geschäft mit einem Geschäftspartner abzuschliessen, kam dieser Verbrecher vorbei, rempelte mich an und stahl mir meinen Geldbeutel. Als ich das bemerkte, lief er bereits davon und obwohl meine Sklaven ihn verfolgten, konnte er entkommen.<Commodus nickte und fragte: "Gibt es Zeugen dafür?"
>Der Markt war voller Menschen.<
"Das war nicht meine Frage. Ich wollte wissen, ob es jemanden gibt, der das gesehen hat und der das bezeugen kann?"
>Nun, meine Sklaven, die ihn auch verfolgt haben. Und natürlich mein Geschäftspartner.<
"Sklaven und ein Geschäftspartner also? Sehr objektiv erscheinen diese Zeugen nicht."
Obwohl der Peregrinus noch etwas sagen wollte, richtete Commodus das Wort an den Scriba: "Setz diesen Geschäftspartner auf die Zegenliste, vielleicht muss er später noch vernommen werden."Dann wandte er sich dem Angeklagten zu: "Tullius Destructivus, berichte mir deine Sicht."
Der Römer, ein kleiner und noch recht junger Mann, nickte und begann mit leicht zitternder Stimme:
>Was dieser Mann sagt ist nicht die Wahrheit, Praetor. Ich war an diesem Tag auf dem Markt und ... und ich habe ihn auch angerempelt, aber das war keine Absicht, es war ein Versehen, ich war unvorsichtig. Und dann ... dann als er mich deswegen anschrie lief ich weg und ... und seine Sklaven sind mir gefolgt. Und erwischt haben sie mich auch und zusammengeschlagen. Hier...<Er zeigte dem Praetor einige grosse blaue Flecken auf seinen Armen und am Kopf.
>Das waren seine Sklaven. Und völlig grundlos...<
Na das konnte ja noch heiter werden.
"Du behauptest also, dass nicht du ein Verbrechen begangen hast, sondern der Kläger? Gibt es Zeugen für deine Version?" fragte Commodus.
>Ja, genau so ist das. Aber leider habe ich keine Zeugen.< sagte der Römer und schaute dabei leicht betroffen.
-
"Keine Zeugen also. Das ist für dich wirklich keine vorteilhafte Situation." sagte Commodus an den jungen Römer gewandt. Er grübelte einen kurzen Moment und genoss dabei ein wenig das Schweigen und die Stille, die seinen Amtsraum erfüllten.
"Zehnprocentos, wieviel Geld befand sich in deinem Geldbeutel, als dieser junge Mann ihn dir angeblich gestohlen hat?" fragte er dann den alten Griechen.
>1000 Sesterzen.< sagte er selbstbewusst, während Commodus ihn skeptisch anschaute.
"1000 sagst du? Was hattest du zu kaufen beabsichtigt?"
>Ach, dies und das. Gute Weine, gutes Essen, einige Möbel.< sagte der Grieche und wurde leicht nervös.
"Welche dieser Waren verkauft der Geschäftspartner, mit dem du sprachst als dir dein Geldbeutel angeblich gestohlen wurde?"
>Er wurde mir gestohlen, nicht angeblich gestohlen.< sagte er empört und immer nervöser. Erst als er einen mehr als missbilligenden Blick des alten Praetors erntete beantwortete er die Frage.
>Er verkauft Pferde.<"Pferde? Ich dachte, du wolltest Wein, Nahrungsmittel und Möbel kaufen? Warum handelst du dann mit einem Pferdehändler?" Über die tatsächliche Möglichkeit eines Pferdehändlers auf den innerstädtischen Märkten sagte Commodus vorerst nichts.
>Öhm... Ich... Ich hatte nur mit ihm geredet, nicht gehandelt. Jawohl, nur mit ihm geredet. Wir sind alte Freunde.< sagte er und war am Ende des Satzes sogar so weit, dass er es selbst glaubte.
Commodus wandte sich an einen der Scribae: "Verlese doch bitte noch einmal die anfängliche Erklärung des Klägers. Besonders die Stelle über den Tathergang."
Der Scriba nickte und begann vorzulesen: "Vor einigen Tagen war ich auf dem Markt unterwegs um dort einigen Geschäften nachzugehen. Als ich gerade damit beschäftigt war ein Geschäft mit einem Geschäftspartner abzuschliessen, kam dieser Verbrecher vorbei, rempelte mich an und stahl mir meinen Geldbeutel...." Commodus unterbrach den Scriba mit einem kurzen Wink.
"Nun? Du selbst warst es, der anfangs sagte dass du ein Geschäft beendetest, als der junge Römer an dir vorbeikam. Oder etwa nicht?"
Der Grieche nickte zögerlich.
"Ich würde sagen, damit wäre das ganze dann jawohl erledigt, oder?"
Der Grieche nickte.
Commodus wandte sich an den jungen Römer: "Die Klage gegen dich wird fallengelassen, du kannst weiter als freier und ehrlicher Bürger hinausgehen. Und natürlich steht es dir frei deinerseits Anzeige wegen dieser Geschichte mit den Schlägern zu erstatten."
Der junge Mann nickte und schaute den alten Praetor dankbar an.
"Gegen diese Entscheidung darf natürlich binnen der üblichen Pflichten ein Einspruch eingelegt werden." sagte Commodus noch, bevor er sich wieder an den Scriba wandte: "Der Fall ist damit geschlossen. Man möge die nächste Anhörung ausrufen."
-
Nach den doch recht unterhaltsamen Dingen die er in den ersten Tagen erlebt hatte, ebbte die grosse Welle erstmal ab. So sass Commodus vor dem curulischen Stuhl auf einem zusätzlich aufgestellten Korbsessel an einem Schreibtisch und war mit Schreibkram beschäftigt.
-
Tiberius kam, von dem Scriba geführt, zum Officium des Praetor Peregrinus und klopfte an.
Poch Poch
-
Und mit einem kräftigen "Herein" wurde ihm geantwortet.
-
Tiberius betrat das Officium und grüßte den hiner seinem Schreibtisch sitzenden Praetor Peregrinus.
"Salve Praetor! Mein Name ist Tiberius Caecilius Metellus, ich möchte mich um eine Anstellung als persönlicher Sekretär bewerben." trug er kurz und bündig sein Anliegen vor.
-
Commodus hatte seine Schriftstücke auf die Seite gelegt und hörte sich das Anliegen des jungen Mannes an. Als dieser geendet hatte, war er in gewisser Weise sogar erfreut, hatte er doch erst vor wenigen Tagen einen entsprechenden Aushang auf den Märkten anbringen lassen.
Commodus winkte einen der Gerichtssklaven zu und dieser brachte einen zusätzlichen Korbsessel, den er vor dem Tisch aufstellte und der dann wieder verschwand.
"Bitte nimm doch Platz." sagte Commodus. "Du hast Glück, denn ich suche derzeit einen Privatsekretär. Hast du bereits Erfahrungen in diesem Beruf gesammelt?"
-
Tiberius setzte sich in den ihm angebotenem Korbsessel und runzelte die Stirn. Tatsächlich, da erinnerte er sich an ein Plakat an dem er vorbeigekommen war. Aber er hatte diesem keine allzugroße Beachtung geschenkt... was es doch für Zufälle gab...
Dann machte er sich allerdings daran die Fragen des Praetors zu beantworten.
"Nun, direkte Erfahrungen habe ich in diesem Beruf noch nicht sammeln können, allerdings habe ich den Cursus Iuris absolviert und denke, dass ich daher in rechtlichen Belangen gute Dienste werde leisten können. Ansonsten besuhcte ich bis vor einiger Zeit einige Schulen in Griechenland."
-
"Der Cursus Iuris ist definitiv schon mal eine gute Voraussetzung." sagte er. Natürlich wären ein oder zwei vorherige Anstellungen als Sekretär durchaus wünschenswert gewesen, doch musste man in dieser Stadt nehmen was man kriegen konnte.
"Wenn du in Griechenland ausgebildet wurdest, gehe ich davon aus, du beherrscht Latein und Griechisch in Sprache und Schrift?"
-
Tiberius quittierte die rage mit einem bestätigendem Nicken und sprach:
"So ist es, Praetor."
-
"Nun, dann sehe ich eigentlich keine Gründe die gegen eine mögliche Anstellung sprechen würden." sagte Commodus. Aber was nicht war, dass konnte ja noch kommen, schliesslich kam nun der interessante Teil des Gesprächs.
"Welcher Betrag schwebt dir selbst als Entlohnung vor?"
-
Als Tiberius die Worte des Praetors hörte hellte sich sein Gesicht auf, doch nun kamen sie wohl zum heiklen Punkt: Der Entlohnung.
"Ich dachte an 35 Sz. als Gehalt." antwortete er und war gespannt was der Praetor sagen würde.
-
"Hmm." machte Commodus und überlegte kurz. "Sagen wir 30 Sesterzen für den Anfang. Später, wenn du deine Arbeit gut machst, können wir das ganze dann anheben."
-
Tiberius dachte kurz nach, kam zu dem Schluss dass er damit zufrieden war und stimmte zu.
"Einverstanden. Wann soll ich beginnen?"
-
"Wann kannst du beginnen?" erwiderte Commodus.
-
"Wenn du wünschst, sofort." antwortete Tiberius.
-
"Sehr gut." sagte er und nickte. Er wandte sich an einen Sklaven, der am Rand des Raumes stand: "Bring mir die Liste, die du vorhin zu den Scribae bringen solltest." Der Sklave nickte und brachte ihm eine kleine Tabula. Commodus nahm sie entgegen und übergab sie Metellus.
[*]Aelia Adria
[*]Caius Iulius Seneca
[*]Flavia Calpurnia
[*]Gaius Caecilius Crassus
[*]Gaius Decimus Maior
[*]Gaius Octavius Victor
[*]Lucius Aelius Quarto
[*]Marcus Caecilius Decius
[*]Marcus Decimus Livianus
[*]Marcus Decimus Mattiacus
[*]Marcus Vinicius Lucianus
[*]Medicus Germanicus Avarus
[*]Tiberia Livia[*]Antonia Annaea Minervina
[*]Lucius Annaeus Florus
[*]Marcus Decimus Livianus
[*]Quintus Tiberius Vitamalacus"Dies wäre deine erste Aufgabe. Diese Damen und Herren sind dem Aufruf sich als Advocati und potentielle Pflichtverteidiger zu melden bisher nicht nachgekommen. Schreibe sie in meinem Namen an und fordere sie auf sich zu melden." sagte Commodus.
-
Tiberius nahm die Tafel in empfang, warf einen kurzen Blick drauf und nickte schließlich.
"Das werde ich tun. Erhalte ich ein eigenes Officium oder einen anderweitigen Arbeitsplatz?"
Bevor er mit dem Briefeschreiben beginnen konnte, musste er ja schließlich wissen wo er das tun konnte.
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!