Acta Diurna

  • Livianus hatte sich an diesem Tag ebenfalls auf die Rednerliste des Senats setzen lassen und erhob sich, als er an der Reihe war.


    „Ehrenwerte Senatoren!


    Ich bin mir sicher, die meisten von euch haben bereits die aktuelle Ausgabe der Acta gelesen und ich hoffe auch, euch sind dabei die Berichte aus unserer Provinz Hispania in Erinnerung geblieben.“


    Livianus machte eine kurze Pause und sah durch die Runde, um seine Senatskollegen etwas nachdenken zu lassen. Als er einige bestätigende Kopfnicken registrierte, setzte er seine Rede fort.


    „Keine Sorge! Ich werde heute nicht wieder eine erneute Debatte über die Provinz Hispania oder über die dort eingesetzte Regierung vom Zaun brechen. Ganz im Gegenteil!


    Ich möchte über die volksverhetzende und zu tiefst beleidigende Berichterstattung unserer Acta sprechen. Vornweg möchte ich sagen, dass ich bisher weder einen Groll noch irgendeine Art von Feindseligkeit gegen die Acta oder ihre Redakteure gehegt habe, aber das, was ich in der letzten Ausgabe lesen musste, hat meine Meinung über die Redaktion dieser Institution grundlegend verändert. Erlaubt mir, euch die Sätze noch einmal zu zitieren.“


    Livianus nahm einige Notizen zur Hand und begann diese vorzulesen.


    „Die Verschwörung breitet sich weiter in Hispania aus. Schon lange kann man den Eindruck gewinnen, dass in den Iberern das Potential zu Verrat und Missgunst liegt. Denn immer wieder bahnt sich die unheilvolle Abtrünnigkeit dieser Menschen an die Oberfläche ihres Denkens und Handelns. Und obwohl der gerechte Zorn unseres geliebten und weisen Kaisers den Verrätern von Hispania naht, die Praetorianer haben schon längstens die hispanisches Küste erreicht, wagen die Hispanier weiter sich gegen das große Imperium, den Princeps und den Senat zu erheben.“


    Er legte das Pergament wieder zur Seite.


    „Mit jedem weiteren Satz der in diesem Artikel folgt, stimme ich absolut überein. Darüber gibt es keine Diskussion! Dies möchte ich an dieser Stelle besonders betonen. Aber wie ihr eben selbst gehört habt, ist hier keineswegs heraus zu lesen, dass es sich beim Aufstand in Hispania nur um eine kleine Gruppe von Aufwieglern, Verschwörern und Aufständischen handelt, sondern hier ist, vor allem zu Beginn des Artikels, eindeutig die Rede vom iberischen Volk – von dem Hispaniern!


    Die Vorväter vieler hoch geachteter und kaisertreuer Familien unseres Reiches, wie zum Beispiel der Gens Decima, Iunia und Matinia - ja sogar die des Kaisers selbst, sind iberischen Ursprungs und werden durch diesen Artikel auf schändlichste Art und Weise beleidigt und verunglimpft. Einer ganzen Volksgruppe zu unterstellen, dass ihnen das Potential zu Verrat und Missgunst liegt ist ein Affront, den es meines Wissens nach, seit der Gründung der Acta nicht gegeben hat.


    Senatoren! Verzeiht mir bitte meine Befangenheit und meine Emotionalität in dieser Angelegenheit, aber so etwas kann ich einfach nicht akzeptieren. Hier geht es schließlich nicht um ein paar Flugblätter die verteilt werden. Hier geht es um das offizielle Mitteilungsblatt unseres Reiches, dass auch jedem Bürger frei zur Verfügung steht und von diesen auch mit großer Freude gelesen wird. Was ein solcher Volksverhetzender Bericht anrichten kann, brauche ich hier in diesem Gremium wohl nicht erklären.


    Ich fordere daher, dass die Redaktion und der Verfasser dieses Berichtes auf dem schnellsten Wege und nach den Gesetzen unseres Reiches zur Verantwortung gezogen werden und dass eine sofortige Gegendarstellung und Entschuldigung Seitens der Acta veröffentlicht wird.“


    Gespannt wartete Livianus auf erste Reaktionen.

  • Es war Aelius Quarto, der sich als Erster zu Wort meldete.


    “Ich kenne die Geschichte der Gentes Matinia, Decima und Iunia nicht so genau, aber die Wurzeln des Hauses Ulpia liegen in Italia, genauer gesagt in Umbria. Die Ahnen des Imperators Caesar Augustus siedelten sich erst vor rund 300 Jahren in Baetica an.“, bemerkte er schlau.

  • Er hatte den Artikel in der Acta gerade erst auf dem Weg in demn Senat gelesen und er war selbst erstaunt gewesen, welch ein Leserbrief da veröffentlich worden war und wie dieser eingeleitet worden war. Daher nickte er bei den Worten von Decimus Livianus nur zustimmend und meldete sich nach den Einwurf von Aelius Quarto kurz zu wort.


    "Senatoren. Ich kann den Worten von Senator Decimus Livinanus nur zustimmen. Allein die reine Veröffentlichung eines Leserbriefes dieser Art finde ich bedenklich, er gehört für mich nicht veröffentlich, sondern den Praetorianer überlassen. Doch gut, darüber vermag man andere Meinung sein."


    "Ihn allerdings mit solch einleitenden Worten zu veröffentlichen, in denen pauschal alle Bewohner einer Provinz als Abtrünnige und Verräter bezeichnet werden, ist etwas ganz anderes."


    "Einer Provinz zudem, welche seit langem, seit den gloreichen Tagen in denen Publius Cornelius Scipio Africanus die unsäglichen Karthager vertrieb, zu Rom gehört."

  • Die ersten Worte des Senators Decimus rissen Furianus unweigerlich aus seinen Gedanken.
    Doch er konnte beruhigt einen leichten Seufzer von sich geben, da weder er diesen Artikel verfasst hatte, noch in der Redaktion saß. Zwar erinnerte es ihn daran, dass er in letzter Zeit fast gar nicht dazu kam in der Redaktion zu erscheinen, doch womöglich war es ein günstiger Wink der Götter, um nicht zur Verantwortung gezogen zu werden.
    Doch er gehörte als Redakteur der Acta an und musste sich hier einfach äußern.


    "Ehrenwerte Senatoren,
    ich stimme vollkommen mit euch überein, dass dieser Artikel, diese überspitzten Worte, ein wenig zu viel des Guten waren.
    Doch einem solch harten Vorschreiten, einer Klage des Senates, kann ich nicht zustimmen.


    Betrachtet man die vergangenen Entwicklungen in Hispania, könnten diese zu solch einer objektiven Meinung durchaus verleiten. Womöglich hat sich der Redakteuer nicht gründlich genug informiert, vielleicht sind seine Informanten auch nicht zuverlässig, denn sowas kommt, und das weiß ich aus eigener Erfahrung, nicht selten vor - doch solch ein hartes Vorgehen entbehrt jeder Rücksicht.
    Schließlich ist die Acta Diurna die Zeitung unseres Kaisers, das sollte nicht vergessen werden.
    Mahnende, weisende Worte sollte der Senat gegenüber diesem Artikel einschlagen, keine Klagen."


    Dass er für die Acta Partei ergriff war dennoch nicht so selbstverständlich, wenn er sich nur an den von ihm und seinem teuren Freund Senator Curio verfassten Leserbrief bezüglich der Avarus-Rede erinnerte, der von der Redaktion - er war durchaus objektiv gehalten - nicht veröffentlicht wurde, da man keine Klage riskieren wollte. Aber Furianus hatte schon immer diese üble Eigenschaft nicht nachtragend zu sein.

  • Macer musste einen Augenblick grübeln, bis ihm aufging, dass Senator Decimus Livianus aus der Einleitung zu einem Leserbrief zitierte. Macer hatte bei der lektüre der Acta Diurna diesem Leserbrief weit mehr Aufmerksamkeit geschenkt als der zugehörigen Einleitung und war daher mit dem vorgetragenen Wortlaut und den rasch anschließenden Kommentaren etwas überfordert.


    "Ich habe meine Abschrift der Acta Diurna nicht zu Hand" murmelte er zunächst und organisierte sich aus seiner Sitznachbarschaft eine Ausgabe. Nach eingehendem Lesen des Textes meldete er sich ebenfalls zu Wort und schloß dabei an die Worte von Tiberius Vitamalacus an.


    "Ich bin mir nicht sicher, ob wir hier richtig verallgemeinern. Der Artikel spricht hier meines Erachtens nicht pauschal von allen Bewohnern der Provinz Hispania, sondern nur von den Iberern. Ich verstehe es so, als wenn hier vor allem der peregrine Teil der einheimischen Bevölkerung gemeint ist.


    In wie weit sich davon namhafte Gentes Roms betroffen fühlen müssen, kann ich freilich nicht beurteilen. Auch leisten in der Armee zahlreiche Hilfstruppen aus Asturien seit Jahren treue Dienste. Insofern ist diese Formulierung wohl wirklich nicht geschickt und stattdessen überzeichnend. Aber ich würde sie nicht als generelle Beleidigung aller Einwohner von Hispania betrachten."

  • Maximus brachten die Worte von Livianus ebenfalls zum nachdenken. Schon als er selbst die Acta las, konnte er bezüglich dieses "Leserbriefes" nur den Kopf schütteln.


    "Ich denke ebenfalls, betreffend dieser Einleitung, dass es sich hierbei um einen Formulierungsfehler handelt. Zumindest möchte ich den Redakteuren der Acta keine feindseligen Absichten gegenüber einigen hochgeschätzten Familien des Reiches unterstellen.


    Was mich persönlich aber am meisten empört ist die Tatsache, dass die Mitarbeiter der Zeitung offensichtlich so fahrlässig handeln und einen solchen Leserbrief überhaupt erst in die Ausgabe mit aufnehmen. Denn genau damit liefere ich dieser separatistischen Bewegung doch überhaupt erst eine Plattform, über die sie sich in der Öffentlichkeit verbreiten kann. So etwas ist unverantwortlich und sollte auf keinen Fall geduldet werden."

  • “Vielleicht aber, verehrter Senator Marcus Octavius Maximus, war es auch umgekehrt genau richtig, diesen Brief öffentlich zu machen. Das römische Volk sollte wissen, was für ein Wahn die Aufständischen in Hispania umtreibt. Unsere Lebensweise wird von dem oder den Verfassern als falsch bezeichnet. Der oder die Schreiber brüsten sich damit, dem Imperium Schaden zufügen zu wollen und nennt uns Römer ein verachtenswertes Volk. Gleichzeitig beklagt man sich, der von uns entsandte Proconsul Matinius Agrippa wäre ein schlechter Statthalter und man stellt Forderungen.
    Was glauben diese Leute denn? Das Rom auch nur einen Schritt zurückweichen wird? Das wir ob ihrer Drohungen nachgeben werden? Das uns ihre Beleidigungen einschüchtern?


    Wir sind Römer – wir weichen niemals zurück! Hispania ist unser aller Land, denn es ist ein alter Teil des Römischen Reiches, wir werden es niemals hergeben und wir werden auch niemals vergessen, wenn man uns schändlich beleidigt hat. Diese Leute, die diesen Brief verfasst haben, werden auf keine Gnade hoffen dürfen.


    Lasst das römische Volk davon wissen, es wird nur umso geschlossener und überzeugter gegen diese verachtenswerten Feinde zusammenstehen.


    DAS IST worüber wir hier reden sollten und nicht über diese einleitenden Worte in der Acta Diurna!
    In diesem Haus hier sehe ich keine Iberer, ebenso wenig Mamertiner, Umbrer, Falisker oder sonst einen Angehörigen irgendeines Stammes – ich sehe nur Römer. Nur das ist es, was zählt.“

  • Die bisherigen Wortmeldungen waren in Livianus Ohren eher kleine Geplänkel zwischen Senatoren die nicht einer Meinung waren, als eine wirklich sachliche Diskussion über den Ernst dieser Situation. Die letzte Wortmeldung jedoch, trieb einen Zorn in ihm hoch, was sich jedoch nur durch die leichte Rötung seines Kopfes und einigen herausgetretenen Adern an seiner Schläfe und einer gewissen Bitterkeit in seiner Stimme bemerkbar machte.


    „Senator Quarto! Deine Stellungnahme war eben eindeutig zu verstehen und zeigt, dass du genau wie die Redaktion der Acta, alle NICHTRÖMISCHEN Bürger dieser Provinz in einen Topf mit den Aufständischen wirfst und sie für dich nichts weiter als rechtloser und unterdrückter Abschaum sind.


    Es freut mich für dich, wenn du auf einen unendlich langen Stammbaum an tugendhaften und urrömischen Vorfahren blicken kannst, aber gehe nicht davon aus, dass dies bei jedem Römer der Fall ist. Ich und meine Brüder beispielsweise, sind erst in der zweiten Generation Römer, genauso wie mein Cousin Meridius und dessen Geschwister. Es waren unsere Väter, die durch ihren aufopfernden Dienst und ihren Einsatz im römsichen Reich, das Bürgerrecht verliehen bekamen. Davor waren sie Iberer!


    Iberer denen du und die Acta hier Potential zu Verrat und Missgunst unterstellst! Iberer bei denen sich immer wieder die unheilvolle Abtrünnigkeit an die Oberfläche ihres Denkens und Handelns anbahnt! Iberer die sich laut deinem Verständnis und dem der Acta ohnehin gerade gemeinsam gegen das römsiche Reich auflehnen und am besten von unseren Legionen vom Erdboden getilgt werden sollten!


    Vergiss dabei jedoch nie, dass auch ich heute einer dieser Iberer wäre, wenn mein Vater nicht das römische Bürgerrecht bekommen und an mich weitervererbt hätte. Ich hoffe du siehst die Tatsachen nun klarer Senator!“

  • "Werter Senator Spurius Macer, du magst recht haben, das die Beleidigung in den einleitenden Worten sich nicht auf alle Bewohner der Provinz bezog. Aber wie du auch ausgeführt hast, dienen in den Hilfstruppen zahlreiche Iberer. Und das tuen sie schon seit hunderten von Jahren. Unzählige von ihnen liessen ihr Blut und ihr Leben im Kampf für Rom, sei es in den Bügerkriegen, bei der Eroberung Galliens, Germaniens und Britaniens."


    "Und unzählige dieser tapferen Männer haben für ihre treuen Dienste das Bürgerrecht erhalten, begründeten römische Familien, iberischer Herkunft. Es sind Familien, welche nach unseren, römischen Idealen leben, Familien, deren verdienst es ist, das Hispania zu einer Urrömischen Provinz geworden ist. Und doch sind es oft Familien, die ihren Ursprung nicht vergessen haben."


    "Somit richten sich diese beleidigenden Worte nicht an eine Gruppe von Menschen ohne Bürgerrecht, sondern direkt gegen einen zumindest grossen Teil der römischen Bevölkerung Hispanias."


    "Senator Octavius Maximus, Senator Aelius Quarto, ich habe bereits in meinen ersten Worten gesagt, was ich von der Veröffentlichung dieses Leserbriefes halte. Dieses Schreiben gehört in die Hände der Praetorianer und, da kann ich Senator Aelius Quarto nur zustimmen, die Verbrecher und Verräter die dieses Schreiben verfasst haben, dürfen keine Gnade erwarten und das Kreuz ist fast noch zu gut für sie."


    "Und genau so wenig, wie der Proconsul sich auf die erpresserische Forderung der Verbrecher eingelassen hat, hätte sich in meinen Augen die Acta auf die Erpressung der Verbrecher einlassen sollen, die im letzten Absatz dieses schändlichen Traktats gestellt wird."

  • Aelius Quarto hörte die Worte von Tiberius Vitamalacus, nickte und entgegnete:
    “Darüber mag man streiten können, aber wir sollten nicht den Fehler begehen, die Redaktion der Acta deshalb auch nur ansatzweise zu verdächtigen, mit diesen Separatisten inhaltlich auch nur im Geringsten zu sympathisieren. Das die Veröffentlichung dieses Briefes eine nicht alltägliche Angelegenheit ist, dass wird doch daraus deutlich, dass die Acta sich zu einer Kommentierung genötigt sah.“


    Dann wandte er sich erneut dem Initiator dieser Debatte zu:
    “Senator Decimus Livianus, deine Worte will ich nicht unerwidert lassen.


    Ich unterstelle den Iberern überhaupt nichts und ich habe mit keinem Wort abfällig über dieses Volk oder über deine Ahnen gesprochen. Natürlich bin ich auf die Herkunft meiner Familie stolz und verehre meine Ahnen, so wie es wohl jeder anständige Bürger tut. Aber habe ich mich deshalb über die Männer unter uns gestellt, deren Vorfahren nicht aus Rom, vielleicht nicht einmal aus Latium oder gar nicht einmal aus Italia stammen? Nein, ganz im Gegenteil, ich sagte doch, dass wir alle Römer seien und dass es das ist, was uns eint.
    Derjenige, der auf diese Unterschiede pocht, dass bist du!


    Mir liegt es fern, einem von uns wegen seiner Herkunft irgendwelche Vorwürfe zu machen oder gar der Treulosigkeit zu verdächtigen. Aber wohlmöglich zeigst du uns heute dann doch, woher es kommt, dass Hispania trotz der langen Zeit römischer Herrschaft nicht zur Ruhe kommt.“

  • Es folgte eine abwertende Handbewegung in Quartos Richtung.


    „Ich bitte dich! Genauso gut könntest du die Frage stellen, warum wir uns in der Hauptstadt des römischen Reiches mit einer hohen Kriminalitätsrate konfrontiert sehen und man manche Stadtteile am besten gar nicht erst betreten sollte. Und dennoch würdest du nie auf die Idee kommen, die Bürger Roms als kriminelles Pack zu bezeichnen. Also wie kommst du auf darauf eine ganze Volksgruppe für einen Aufstand verantwortlich zu machen, die von einer vergleichsmäßig mickrigen Gruppe von Personen ausgeht.


    Auch wenn du nicht direkt abfällig oder verurteilend über die Iberer oder ihre Vorfahren gesprochen hast, so hat dies die Acta Sehrwohl getan und du hast sie eben mit deiner Rede darin bestätigt. Und auch deine letzte Frage zeigt wieder von deiner Einstellung zu diesem Thema und zu den Iberern.“

  • “Was sollen diese Verharmlosungen? Man kann doch die Kriminalität in einer großen Stadt wie Rom nicht mit dieser Revolte gegen das Imperium gleichsetzen. Das ist doch wohl etwas ganz anderes.
    Mir missfällt zutiefst, dass wir hier über eine Formulierung in der Acta Diurna diskutieren, während doch unsere ganze Empörung diesem unverfrorenen Brief gelten sollte.


    Welche Frage ich aber sehr wohl für berechtigt halte, ist die, weshalb es in Hispania immer wieder zu Aufständen gegen die gerechtfertigte und von den Göttern gewollte Herrschaft Roms gibt? Man komme mir jetzt nicht mit der Person des Proconsuls, diese Unruhen begannen bereits lange vor seiner Statthalterschaft. Vielleicht liegt es ja tatsächlich daran, dass sich die Einwohner dieser Provinz in erster Linie als Lusitaner, Cantabrier, Asturer oder – jawohl – Iberer sehen und nicht als Kinder Roms, wie es sein sollte.“

  • „Nun Senator! Vielleicht hätte ich auch kein Verständnis dafür, wenn ich selbst einem uralten und traditionsreichen römischen Geschlecht wie das der Aelia angehören und in einem eigenen Trakt des kaiserlichen Palastes wohnen würde. Ich kann dir aber versichern, dass das Leben in den Provinzen anders aussieht, als in deinem Palast. Und so wie du dir deiner römischen Wurzeln bewusst und darauf stolz bist, sind die Iberer, Lustianer, Cantabrier oder Asturer es auch auf die ihren.


    Lass dir eines gesagt sein Aelius Quarto..... wir können die Völker dieser Welt vielleicht unterwerfen, aber wir können ihnen nicht ihre Vergangenheit nehmen.“

  • "Senator Aelius Quarto, wenn du meinst, der Vergleich zwischen der Kriminalität in der Stadt Rom und jenen Umtrieben in Hispania wäre eine Verharmlosung, so frage ich mich, wann du das letzte Mal in der Subura unterwegs warst. Noch vor wenigen Tagen war ein junger Mann unter meinem Dach zu Gast, der nicht nur Zeuge eines Mordes auf offener Strasse wurde, sondern auch selbst Opfer der Verbrecher wurde."


    "Ich erlaube mir die Behauptung aufzustellen, das es sicherer ist, von Tarraco nach Carthago Nova zu reisen, als nur einmal die Subura in den Seitenstrassen zu durchqueren."


    "Deine Empörung über diesen Brief kann ich verstehen, aber in meinen Augen bringt es nichts über diesen Brief zu debattieren, denn was wissen wir schon über die Verfasser dieses Briefes ? Oder weiss einer von Euch etwas über diese ominösen `Elefanten`? "


    "Wer sagt uns denn, das dies nicht nur eine kleine Gruppe von Verbrechern ist, welche durch die Veröffentlichung eine Plattform bekommen hat, welche der tatsächlichen Bedeutung dieser Gruppe nicht gerecht wird. Vielleicht ist das Schicksal dieser Gruppe auch schon längst besiegelt. Dieser Brief hätte, statt Gegenstand der Veröffnetlichung oder einer Senatsdebatte zu werden, sofort den Praetorianaer und dem Proconsul von Hispania übergeben werden."


    "Und bevor irgendjemand, irgendeiner Gruppe die Schuld an der Rebellion in Corduba gibt, sollten wir doch genau bescheid wissen, was die Ursache für diese ist. Erst wenn die Hintermänner und -gründe bekannt sind, sollten wir uns daran machen die Schuldigen zu suchen. Wer sagt uns denn, das diese nicht aus ganz anderen Regionen des Imperiums kommen."


    "Was aber heute feststeht, sind die einleitenden Worte in der Acta, welche eindeutig eine grosse Gruppe der Bevölkerung des Imperiums beleidigen und als Verräter herabsetzen."

  • Hungi hatte jetzt lange genug zugehört.


    Meine Herren, bedenkt, in welcher Umgebung ihr euch befindet und mäßigt daher eure Wortwahl.


    Wie lange schon ist ganz Hispania Teil unseres Reiches und dabei vollständig befriedet? Seit den Kantabrischen Kriegen vor fast 150 Jahren, viele Generationen also. Eine lange Zeit, in welchem viele der Einwohner Hispanias das römische Bürgerrecht erwarben, oder friedlich in Koexistenz mit den Römern lebten.


    Eigentlich wollte er die Situation beruhigen, entschied sich dann aber doch für eine andere Vorgehensweise. Ich frage mich daher, warum seit einigen Jahren gerade in Hispania Revolten und Auflehnungen an der Tagesordnung stehen? Vielleicht mag mir jemand diese Frage beantworten.

  • Livianus wandte sich an Hungaricus, von dem er mehr erwartete hätte, als eine solch plumpe Frage.


    „Beantworte dir diese Frage selbst mit einem einfachen Vergleich beziehungsweise einer Überlegung. Was denkst du würde passieren, wenn wir alle unter Waffen stehenden Truppen aus Roma oder sogar aus ganz Italia abziehen? Ich spreche also auch von den Praetorianern und der Cohortes Urbanae. Denkst du wirklich es würde weiterhin so ruhig bleiben wie es im Moment der Fall ist? Ich kann es mir nicht vorstellen.“

  • Ach komm jetzt! Jetzt war Hungi schon sehr verärgert.


    Darf ich dich daran erinnern, daß es erst vor kurzem einen Aufstand gab in Hispania, zu einer Zeit, wo die Legio IX noch in Tarraco stationiert war? Also daran kann es jetzt wirklich nicht liegen!

  • „Stimmt! Und was ist passiert? Der Aufstand wurde niedergeschlagen! Was hat man allerdings danach getan? Anstatt weiterhin Truppenpräsents zu zeigen und die versprengten Reste dieses Aufstandes bis in alle Ecken der Provinz zu jagen, hat man die einzige Legio der Provinz abgezogen, sie auf Dauer nach Germanien verlegt und Hispania sich selbst überlassen. Und mit dieser Entscheidung war die neue Chance für einen Aufstand geboren. Schickt eine Legion und einen fähigen Legaten wieder auf Dauer nach Hispania und ich garantiere euch, dass es die nächsten 150 Jahre wieder ruhig sein wird.


    Nur eines sollte euch ebenfalls klar sein meine wehrten Kollegen. Berichte wie der eben verlesene sind vollkommen Kontraproduktiv und geben dem hispanischen Volk – egal ob romanisiert oder nicht – einen Eindruck davon, was der Rest des Imperiums über sie denkt. Denn die Acta spiegelt in vielen Augen die Meinung des Volkes wieder und kann dieses sogar bis zu einem gefährlichen Grad beeinflussen. Ich sehe es also nur als Bestätigung für die Aufständischen richtig gehandelt zu haben und bin überzeugt, dass sie durch diesen negativen Bericht noch mehr Einfluss auf die Bevölkerung Hispanias gewinnen werden.“

  • Commodus, der ja selbst eine ganze Weile in Hispania gelebt und auch dem Volk gedient hatte, sass an diesem Tag wie üblich auch in der Curia. Er verfolgte die Debatte bisher mit eher geringem Interesse, doch als Livianus begann die Entscheidungen des Kaisers zu kritisieren, erhöhte sich seine Aufmerksamkeit.


    "Vielleicht sollten wir dem Kaiser vorschlagen direkt die Praetorianer in Hispania zu stationeren." sagte er halblaut zu seinem Sitznachbarn.

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    „Stimmt! Und was ist passiert? Der Aufstand wurde niedergeschlagen! Was hat man allerdings danach getan? “


    Hungi hörte fasziniert zu. Eigentlich dachte er, daß Livianus dort dabei gewesen wäre.


    Wenn dein Cousin Decimus Meridius dem Senat keinen Schmarrn erzählt hat, dann hat er erstens veranlasst, Uttarae zu schleifen und eine Veteranensiedlung zu errichten. Zudem hat er, wenn ich mich richtig erinnere, Geiseln entgegengenommen.


    Und dort, an dieser Stelle... Hungi zeigte auf den Boden vor sich ... hat er dem Senat erklärt, daß Hispania befriedet ist! Hat er sich etwa geirrt? Da fiel Hungi noch eine Begebenheit ein. Und du genauso? Ich hoffe doch wohl nicht, daß ihr uns angelogen habt, was die Situation in Hispania anging.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!