Officium | MTD et Hamilikar

  • Man führte mich in einen Raum des Hauses der offensichtlich als Arbeitszimmer genutzt wurde.
    Regale mit Pergamentrollen gefüllt standen an den Wänden.
    Ein Arbeitstisch sowie zwei Sitzgelegenheiten ergänzte die spartanische Einrichtung. Zwischen den beiden Hockern stand der Herr des Hauses.



    "Einer der sich auf das Wesentliche beschränkte" dachte der Punier.
    Der Sklave stellte mich vor und verließ den Raum.



    "Ich Grüße dich Manius Tiberius Durus"


    gespannt wartete ich auf die Reaktion des Mannes vor mir.


    Ein hagerer 30-40 Jährige, mittlerer Größe.
    "Eher unauffällig" dachte Hamilikar, bis er dem Römer in die Augen sah.
    stechend aristokratisch. Wohl keine unbedeutende Figur im römischen Spiel.

  • Durus musterte den Fremdling, der ein wenig größer war als er selbst. Die leicht dunkle Tönung der Haut ließ darauf schließen, dass es sich um einen Vertreter der Völker des Ostens oder des Südens handelte. Seinen Namen hatte er ja unglücklicherweise verschwiegen.


    "Salve,...wie war noch gleich dein Name?"


    fragte er deshalb.


    "Du möchtest als mein Verwalter arbeiten?"

  • Hamilkar schloss kurz die Augen.
    Hatte er den Verstand verloren?
    Er verhielt sich wie ein Eseltreiber.


    "Hamilikar, Hamilikar aus Kartha...hmm eigentlich aus Utica."


    Diese Geschichte gehörte hier nicht her.


    "Ich bin erst seit kurzem in Rom und suche eine passende Anstellung. Wie ich hörte sucht ihr einen Verwalter."


    Vergeblich wartete er das man ihm einen Platz anbot. Soweit ging die Gastfreundschaft der römischen Nobilitas, dieser Mann hatte sicher einen Konsul unter seinen Vorfahren, nicht.


    "Ich war als Verwalter auf Landgütern in Utica beschäftigt."


    Hamilikar sprach langsam und betont.



    "Welche Art von Verwalter sucht ihr, Herr"

  • Hamilikar...ein Punier also. Dieser Name verhieß nichts gutes für einen Römer - aber Carthago war war unterworfen - somit war der Name nicht ganz so schlimm - zumindest solange sein Sohn nicht Hannibal hieß!


    Mit einer Handbewegung bedeutete er dem Bewerber, sich zu setzen.


    "Utica, soso. Dann kennst du dich mit der Landwirtschaft aus? Ich suche nämlich einen Vilicus für meine Villa in Misenum. Ich baue dort Obst und Getreide an."


    Nun notierte er den Namen und fuhr fort.


    "Was für Güter hast du bisher betreut?"

  • Ah.. Misenum, keine unbedeutende Ortschaft in Italien, der große Kriegshafen der römischen Flotte lag dort.
    Schon eine Sehenswürdigkeit...allerdings nicht so großartig wie der karthagische Kriegshafen.
    Der wurde aber auch schon vor 250 Jahre, von eben jenen Römern, zerstört.
    Zwar wurde Karthago knapp hundert Jahre später wieder aufgebaut und römische Kolonie, der Hafen jedoch war nahezu verschüttet. Die mächtigen Flotten seiner Vaterstadt würden nie wieder die Meere befahren. Für immer dahin.


    Aber er hatte für den Römer eine positive Nachricht.


    "Vor allem Getreide Herr, in endlosen Reihen, Getreide für all die Münder in Rom"



    Hamilikar betrachtete den Römer genauer.
    Er glaubte nicht das dieser Mann Vorurteile wegen seine Abstammung hatte, oder doch?

  • Durus nickte. Getreideanbau kannte er also.


    "Hast du eine Empfehlung vorzuweisen? Oder von welcher Größe war das Landgut, Hamilikar?"


    Ein wenig mehr wollte er schon wissen, auch wenn er eigentlich damit rechnete, den Mann einstellen zu können - die Zeit drängte schließlich!

  • Hamilikar überlegte nicht lang.


    "Das Gut, das unter meiner Verwaltung lag, hatte 500 iugera. Es gehört zu einer Gruppe von verschieden landwirtschaftlichen Betrieben, die einem römischen Bankhaus in Utica und Leptis Magna gehören.“


    Sein Blick blieb an der Tabula in der Hand des Römers hängen.


    "Meine Verwalterstelle wurde von dem Konsortium aufgekündigt, der Neffe eines der Besitzer trat an meine Stelle. Es zog mich aus der Provinz Africa proconsularis nach Rom"

  • Keine Empfehlung also. Nunja, das hieß nichts. Bankhäuser - was interessierte die schon die Fähigkeit eines Verwalters?


    "Gut, das dürfte durchaus für meine Zwecke reichen. Dann biete ich Dir die Stelle direkt an. Du kannst sofort anfangen, wenn du willst."


    Er notierte sich noch etwas, dann fiel ihm etwas ein.


    "Ach ja, die Konditionen! Ich dachte an eine Bezahlung von 50 Sesterzen pro Woche - vorerst. Wenn du dich bewährst, erhältst du Prämien - beispielsweise könnte ich mir durchaus vorstellen, dich am Gewinn des Gutes zu beteiligen. Vorerst möchte ich aber deine Arbeit sehen, da du mir kein Empfehlungsschreiben vorweisen kannst. Nicht, dass ich dir nicht trauen würde - nur möchte ich eben sicher gehen.


    Wohnen kannst du auf meinem Gut, Verpflegung und Ausstattung ist natürlich frei. Bist du einverstanden?"


    Durus hielt Hamilikar die Hand hin, um den Vertrag mit einem Handschlag zu besiegeln.

  • Hamilikar überlegte kurz.
    50 Sz nicht viel für die Arbeit.
    Aber er hatte keine Unterkunft, sein Geldbeutel wurde jeden Tag schmaler, er brauchte einen Anfang.
    "Schönes Geschäft" dachte er, seine Ahnen würden ihm zürnen.
    Ein Karthager der nicht handelt, wo gab es das schon?


    Er ergriff die Hand, die erste römische die sich im entgegen streckte.


    "Einverstanden"
    Er schaute dem Römer noch einmal tief in die Augen.

  • "Bene."


    bemerkte Durus und lächelte. Dann klingelte er mit einem Glöckchen und ein Sklave erschien.


    "Setze eine Arbeitsvertrag für den Vilicus auf. 50 Sesterzen Grundgehalt."


    Der Sklave nickte und verschwand wieder.


    "Wie sieht es eigentlich sonst aus bei dir? Hast du schon Fuß gefasst? Gar einen Patron gefunden?"


    fragte er beiläufig, bis der Sklave fertig war. Er sah es gerne, wenn seine Angestellten zugleich Klienten waren - das erlaubte ihm ein tieferes Vertrauen.

  • "Dein Vetrauen ehrt mich. Ich werde dich nach Kräften unterstützen. Aber ich verlange von meinen Klienten auch Loyalität. Möchtest du also mein Klient werden?"


    In diesem Augenblick klopfte es und der Sklave erschien, in der Hand ein Dokument. Durus betrachtete es kurz, dann nickte er und setzte seine Unterschrift, sowie das Siegel darunter. Daraufhin schob er es Hamilikar hin.


    ARBEITSVERTRAG


    zwischen
    MANIUS TIBERIUS DURUS
    und
    HAMILIKAR AUS KARTHAGO



    Hiermit wird verkündet, dass Hamilikar aus Karthago seinem Dienstherrn seine Dienste als Vilicus der Villa Tiberia Miseno zur Verfügung stellt.


    Im Gegenzug wird er mit einem wöchentlichen Gehalt von 50 Sesterzen, freier Wohnung und Verpflegung entlohnt.


    Bei Nichterscheinen des Arbeitnehmers zum Dienst ist der Arbeitgeber berechtigt, das Gehalt einzubehalten und den Arbeitnehmer zu einer Verdienstausfallszahlung des einfachen Wochengehaltes anhalten.


    Das Verhältnis kann mit einer zweiwöchigen Frist von beiden Vertragsparteien ohne Angabe von Gründen beendet werden.




    Arbeitgeber:
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    Arbeitnehmer:





    "Unterschreibe."


    fügte er dann hinzu und reichte seinem neuen Vilicus eine Feder und Tinte.

  • Durus nickte zufrieden und reichte den Vertrag an den Sklaven zurück. Dieser würde ihn in das Archiv der Villa schaffen, wo er zu den anderen Verträgen kommen würde.


    "Dann hoffe ich auf gute Zusammenarbeit. Ist es dir möglich, sofort nach Misenum aufzubrechen?
    Du musst wissen, dass mein alter Vilicus unvermittelt in die Unterwelt geholt wurde und das Haus jetzt ohne Leitung dasteht. Er starb wohl an Altersschwäche, denn bereits mein Vater ließ ihn frei. Aber keine Angst - das ist das erste Mal, dass einer meiner Vilici im Amt stirbt. Sonst funktioniert der Betrieb zuverlässig und einwandfrei."


    erzählte Durus ein wenig. Dabei dachte er an die goldenen Weizenfelder und die Allee, die zum Hauptgebäude führte - es war wirklich Zeit, wieder einmal auf seinem Landgut vorbeizusehen!

  • "Noch Morgen werde ich aufbrechen."


    Hamilikar wusste das er wohl der erste Verwalter karthagischer Herkunft auf einem römischen Landgut in Italien war. Wenn das der gute alte Cato wüsste...er musste schmunzeln.

  • "Sehr gut. Ich werde dir ein Schreiben für Caius, den Vilicus interim mitgeben, das dich ausweist. Nicht, dass sie dich als Betrüger davonjagen!"


    Durus lächelte bei der Vorstellung, sein Vilicus würde von den Ackersklaven verjagt werden.
    Rasch nahm er eine saubere Tabula.


    Der Träger dieser Tafel ist


    Hamilikar aus Karthago.


    Ich habe ihn zum neuen Vilicus der Villa Rustica Tiberia Miseno bestimmt.


    M' Tiberius Durus


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    "Verliere sie nicht und lass sie dir nicht stehlen - das könnte fatale Folgen haben!"


    erklärte er und reichte Hamilikar die Tabula, in deren Wachs er sein Siegel gepresst hatte.

  • Hamilikar nahm die Tafel entgegen. Er schaute kurz auf die Wachsschicht und steckte sie ein.




    " Ich Danke dir Domine. Sobald ich mich mit den Gegebenheiten Vertraut gemacht habe werde ich dir einen Bericht zukommen lassen"

  • "Sehr gut. Du kannst heute Nacht gerne mein Gast sein, wenn du keine Bleibe hier in Rom hast."


    bot Durus an und legte die Notiztafel beiseite. Sie würde später in eine Akte umgewandelt werden und dann gelöscht.

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