Das war wieder einmal typisch, dachte sich Camryn. Der Herr wollte verreisen und alles organisieren, und die ganze Arbeit bieb an ihr hängen. Sie hatte also die Einkaufslisten für sage und schreibe drei Patrizier und fünfzehn Sklaven erstellt erstellt. Sie hatte sich um eine Reisekutsche und zwei Karren - einen für die Sklaven, einen für Gepäck und Proviant - gekümmert. Sie hatte die Kleidung ausgesucht, gepackt und anschließend sogar noch beim verladen geholfen. Und nun hielt sie eine Liste und einen Griffel in der Hand und stand auf dem kleinen Straßenstück zwischen der villa aurelia und der villa claudia, um alles und jeden zu erfassen und abzuhaken. Der einzige Trost an dieser Reise würde sein, dass sie mitkommen würde. Vielleicht hatte es ja den ein oder anderen Kelten nach Germanien verschlagen, der ihr etwas über zu Hause berichten könnte. Camryn seufzte.
"Obst- und Gemüsekiste?" "Ist da." Ein Haken. "Räucherwurst?" "Gerade verladen." Abgehakt. "Was ist mit dem Brot?" "Das wird gerade noch gebracht. Trautwini, mach mal dalli." Camryn verfolgte den keuchenden Sklaven kritischen Blickes und machte in genau jenem Moment einen Haken, in dem die Kiste auf den Karren gesetzt wurde. "Wein und Wasser?" "Ist glaube noch drinnen." "Na dann schafft das Zeug mal raus, der Herr wird sicher nicht erfreut sein, wenn das wichtigste fehlt", scherzte Camryn grimmig und malte zwei Ausrufungszeichen vor den Wein. Jemand brachte einen hölzernen Käifg, in dem vier Hühner saßen. Camryn hob eine Braue. "Was wird denn das, wenn es fertig ist?" fragte sie den schmal gebauten Sklaven. "Äh, Eier. Die können wir ja nicht für drei Wochen im Voraus mitnehmen. Und wenn sie nicht mehr legen können, essen wir sie auf." Er grinste dümmlich und Camryn schüttelte den Kopf. "Hast du dir mal überlegt wie es aussieht, wenn man mit Hühner umherreist? Als Patrizier? Weg damit. Für das Ansehen verzichtet man auch auf frische Eier." Der Sklave zog eine Schnute und wandte sich schweren Herzens wieder um. Die Hühner gackerten glücklich, froh darüber, nicht in Germanien frieren zu müssen.
Eine gute halbe Stunde und die andere Hälfte des nun beladenen Karrens später fehlten nurmehr einige wenige Haken. Camryn hakte erneut eine Position auf der Liste ab, als ihr Herr eintraf, gekleidet in eine kostbare Reisetunica und mit einem Überwurf aus Fell auf den Schultern. Höchst seltsam, ihn wieder einmal ohne toga zu sehen. Nun fehlten nur noch die Haken hinter Aurelia Helena, Claudia Deandra, Drakontios, Assindius und Aintzane. Sich selbst hakte Camryn ebenfalls ab, denn sie war schließlich schon da, ebenso wie dieser Griesgram Livius Pyrrus. Der saß sogar schon auf dem Wagen und murrte vor sich hin.